Bekannt geworden durch seine eigene Band Brother Cane lernte Damon Johnson die bunteste Seite des Show-Business vor allem in seiner Zeit mit Alice Cooper, Sammy Hagar oder John Waite kennen. Zwischenzeitlich schrieb er Songs unter anderem für Stevie Nicks von Fleetwood Mac, die Damn Yankees, Carlos Santana und Queensryche. Ganz aktuell wandelt er als Mitglied der Gruppe Black Star Riders auf den Spuren von Phil Lynott und Thin Lizzy.
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Für den 52jährigen Amerikaner wird damit ein Traum wahr, denn als jahrelanger Fan der irischen Kult-Band kennt er deren Klassiker aus dem Effeff und darf jetzt als Komponist beweisen, dass in seinen amerikanischen Adern offensichtlich auch irisches (Musiker-) Blut fließt. Wir trafen den außerordentlich freundlichen Gitarristen bei einem Konzert der Black Star Riders in Köln, ließen uns sein Equipment zeigen und unterhielten uns dann über künstlerisches Erbe, Gitarrenvorlieben und Freundschaft.
Damon, kannst du kurz deine Geschichte mit den Black Star Riders zusammenfassen und erklären, wie der aktuelle Stand der Dinge ist?
Wie du sicherlich weißt wurde Black Star Riders aus der letzten Inkarnation von Thin Lizzy heraus geboren. 2011 bat mich Scott Gorham, bei Thin Lizzy einzusteigen. Kurze Zeit später äußerte er den Wunsch, auch neue Songs zu schreiben. Also fingen Scott, unser Sänger Ricky Warwick und ich an, einige Stücke zu komponieren. Wir entschieden, diese Songs unter einem anderen Namen als Thin Lizzy zu veröffentlichen, auch aus Respekt vor dem großartigen Phil Lynott und dem unglaublichen Erbe, das die Original-Band hinterlassen hat. Die Lizzy-Fans sind unglaublich leidenschaftlich, deswegen war dies die richtige Entscheidung. 2013 und 2015 kamen die ersten beiden Alben der Black Star Riders auf den Markt, im Februar 2017 folgte ,Heavy Fire`. Die Fans, vor allem auch die Thin Lizzy-Anhänger, haben uns toll unterstützt.
Wie ist es eigentlich für dich als vergleichsweise junger Gitarrist der Band? Ist es purer Spaß, eine wichtige Lektion oder eine riesige Herausforderung, als Sideman von Scott Gorham zu spielen?
Ich war immer schon ein riesiger Fan von Thin Lizzy. Nicht nur von ihrer Gitarrenarbeit, sondern von allem, den Songs, den Texten, den Arrangements. Ihre Musik war für mich in den zurückliegenden 25 Jahren ein wichtiger Wegbegleiter. Und als Scott mich dann fragte, ob ich in die Band einsteigen wolle, habe ich mich nicht nur riesig gefreut, sondern wusste auch, dass ich dafür der richtige Mann und der Sache gewachsen bin. Ich habe in meinem Leben so oft Thin-Lizzy-Stücke gespielt, dass ich jetzt, wenn Scott und ich zweistimmig solieren, quasi das gleiche Vibrato wie er habe und wir sehr homogen zusammenspielen. Scott weiß das und erwähnt es auch immer wieder. Aber natürlich ist es für mich auch eine wichtige Lektion. Ich lerne sehr viel von Scott und den anderen Band-Mitgliedern. Der Back-Katalog von Thin Lizzy ist reich gefüllt mit tollem Material, mit vielen unterschiedlichen Stilen und Richtungen. Es ist fast wie bei den Beatles: Auch Thin Lizzy decken einige unterschiedlichste Kategorien ab, was ich großartig finde.
Was ist für dich die offenkundigste Gemeinsamkeit von Black Star Riders und Thin Lizzy? Und was ist der signifikanteste Unterschied?
Eine sehr gute Frage! Ich denke, dass die Gemeinsamkeiten der beiden Bands ihr Geist und ihre Energie sind. Unbestritten ist, dass wir mit Ricky Warwick einen ungemein talentierten Frontman und Texter haben. Ricky stammt auch aus Irland, er wurde in Belfast geboren. Aufgrund ihrer Herkunft gibt es also Gemeinsamkeiten zwischen Ricky und Phil. Und auch als Songwriter haben sie ähnliche Vorbilder, seien es Bruce Springsteen, Bob Dylan, Van Morrison, zusätzlich zu den großen Komponisten, von denen Phil beeinflusst war. Der größte Unterschied ist, dass es sich bei Black Star Riders eher um eine amerikanische Band handelt. Vier der fünf Mitglieder sind Amerikaner. Übrigens inklusive Scott, auch wenn er 1975, als er zu Thin Lizzy stieß, in London lebte – denn ursprünglich stammt Scott aus Kalifornien. Die Nationalität der Band ist also der größte Unterschied. Außerdem klingen wir etwas heavier als Thin Lizzy. Jimmy DeGrasso und auch unser aktueller Schlagzeuger Chad Szeliga sind unglaublich kraftvolle Drummer. Versteh mich bitte nicht falsch: Brian Downey spielt auch sehr kraftvoll. Brian ist einer der besten Stilistiker in der Geschichte der Rock-Musik und sehr speziell. Die härteren Drums in Verbindung mit Ricky als Sänger und Texter machen Black Star Riders zu einer Band, die etwas heavier klingt als die originalen Thin Lizzy.
Stand fest, dass der zweite Gitarrist neben Scott Gorham nur ein Musiker mit einer Les Paul sein kann? War die Les Paul von Anfang an erste Wahl für dich?
Noch eine gute Frage! Die Les Paul war immer schon meine Gitarre. Ich stamme aus dem Süden der Vereinigten Staaten, aus Alabama. Alle Bands, mit denen ich aufwuchs und deren Fan ich war, spielten Les Pauls, seien es Gary Rossington von Lynyrd Skynyrd, Jimmy Page von Led Zeppelin, Joe Perry von Aerosmith. Das Gleiche gilt für die Musiker der Southern-Rock-Bands, also Duane Allman und Dickie Betts von den Allman Brothers, die Marshall Tucker Band oder auch die Atlanta Rhythm Section, von denen ich immer schon riesiger Fan war – übrigens mit Barry Bailey, einem der großartigsten Musiker aller Zeiten, der eine sagenhafte Les Paul Deluxe spielte. Deswegen war die Les Paul immer schon meine Gitarre. Meine erste kaufte ich im Alter von 17, ich habe die Gitarre immer noch. Auch als ich älter wurde, eine eigene Band hatte, einen Plattenvertrag unterschrieb und auf Tournee ging, spielte ich immer Les Paul. Scott Gorham freut das, und ich glaube, dass es ihm dabei half, sich für mich zu entscheiden. Ich war gerade bei Alice Cooper, als er mich damals spielen sah, ich hatte Les Pauls und SGs dabei, ausschließlich Gibson-Modelle. Für mich stellte sich die Frage nie, ob ich etwas anderes als Les Pauls spielen möchte.
Was hast du aus deinen früheren Bands lernen können? Was davon bringst du bei den Black Star Riders ein? Und was liegt in deiner musikalischen DNA?
Ich habe eine Menge von Alice Cooper lernen können, vor allem über die Performance und wie man eine tolle Show auf die Bühne bringt. Das Tempo einer Show, die Song-Liste eines Sets. Ich habe schon öfters gesagt, dass ich ohne Alice Cooper wohl nicht perfekt für Thin Lizzy vorbereitet gewesen wäre. Hinzu kommt, dass ich sehr stolz darauf bin, aus dem Süden der USA zu stammen und ein echter Southern-Gitarrist zu sein. Ich war immer ein großer Fan der wichtigsten Hard Rock-Bands wie Van Halen, Ozzy-Osbourne mit Randy Rhoads, Judas Priest, Iron Maiden. Aber ich denke, dass mein Spiel einen eigenen Ausdruck hat, beeinflusst vom Süden der USA mit seinen Spielweisen wie Blues, R&B oder Soul aus dem Muscle Shoals Studio. Es ist eine bunte Mischung, ein Schmelztiegel aus unterschiedlichen Stilen. Ich glaube, dass ich ein wenig davon mit in Black Star Riders hineintrage, nicht nur mit meinem Gitarrenspiel sondern auch mit meinem Songwriting. Zwischen Ricky und mir gibt es eine gute Chemie als Songschreiber, ich konnte unglaublich viel von ihm lernen. Wir beide machen diesen Job schon so lange, jeder ist unverwechselbar und hat einen eigenen Stil. Diese Mischung macht’s, wenn wir uns treffen.
Siehst du Black Star Riders als legitime Nachlassverwalter von Thin Lizzy oder als eigenständige neue Band?
Wenn du mir diese Frage vor fünf Jahren gestellt hättest, wäre die Antwort sicherlich gewesen, dass Black Star Riders das Erbe von Thin Lizzy weiterführen. Und da wir Scott in der Band haben, der eine wichtige Rolle in der Karriere von Thin Lizzy gespielt hat, ist diese enge Verknüpfung natürlich immer automatisch gegeben. Aber jetzt, da es bereits drei eigene Alben von Black Star Riders gibt, liegt die Sache anders. Die erste Veröffentlichung war noch mehr ein Thin-Lizzy-Album, aber ,The Killer Instinct‘ und ,Heavy Fire` sind definitiv Black-Star-Riders-Scheiben.
Und was sind deine liebsten Lizzy-Tracks?
Nummer eins ist ,Black Rose – Rosin Dubh‘ mit einem überragenden Gary Moore. Nummer zwei ist ,Romeo And The Lonely Girl‘ und Nummer drei ist ,The Boys Are Back In Town‘.
Danke, dass Ihr diese wirklich starke Band zum Thema macht – am Mittwoch, 31. Mai 2017, wieder live im “Hirsch”, Vogelweiherstraße, Nürnberg!