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Interview: Helloween – Michael Weikath, Kai Hansen & Sascha Gerstner

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(Bild: © Martin Häusler)

Helloween sind ein ganz besonderes Phänomen der deutschen Metal-Geschichte. Obwohl speziell in ihrer Anfangsphase mehrfach für tot erklärt, hält sich die 1984 in Hamburg gegründete Band seit nunmehr 37 Jahren an der Spitze der internationalen Metal-Szene, mit der Betonung auf „international“. Denn wie kaum eine andere Formation aus unseren Breitengraden füllen Helloween auch in Japan, Südamerika, USA und ganz Europa mühelos größte Hallen. Umjubelte Performances auf den größten Festivals unseres Planeten wie Wacken, Rock in Rio oder Monsters of Rock gehören ebenso zu ihrer Vita wie zahlreiche Gold- und Platinauszeichnungen und hohe Charts-Platzierungen ihrer Alben. Seit wenigen Tagen steht ihr neues Studiowerk ‚Helloween‘ in den Läden.

Die Geschichte Helloweens ist die sowohl großer Erfolge als auch schwerer Krisen. Auf den Tiefpunkten ihrer Karriere trennte sich die Band innerhalb weniger Jahre dreimal von wichtigen Mitgliedern. 1988 stieg Gitarrist und Songschreiber Kai Hansen nach internen Querelen aus und gründete seine eigene Formation Gamma Ray. 1993 wurde der in Ungnade gefallene Sänger Michael Kiske gefeuert und durch den Karlsruher Andreas „Andi“ Deris (ehemals Pink Cream 69) ersetzt.

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Kurz zuvor hatten Helloween einen schwierigen Rechtsstreit mit ihrer damaligen Plattenfirma ausfechten müssen: Das Berliner Label Noise Records akzeptierte einen Wechsel ihrer Schützlinge zum Branchenriesen EMI nicht und machte vermeintlich unklare Vertragsmodalitäten geltend, um das bereits komplett fertig produzierte Album ‚Pink Bubbles Go Ape‘ mit einer einstweiligen Verfügung zu blockieren und Helloween damit faktisch aus dem Verkehr zu ziehen. Als die Fronten endlich geklärt und Helloween wieder geschäftsfähig waren, vergaloppierte sich die Band mit dem für sie atypischen Werk ‚Chameleon‘ und feuerte anschließend Kiske.

Durch einen geschickten Schachzug ihres Bandchefs Michael Weikath gelang mit dem neuen Sänger Deris als charismatischen Sympathieträger und erstklassigen Songschreiber ein furioses Comeback, das mit den Werken ‚Master Of The Rings‘ (1994) und vor allem ‚Time Of The Oath‘ (1996) zwei überaus erfolgreiche Arbeitsnachweise umfasste und Helloween in erstaunlich kurzer Zeit wieder auf Kurs brachte.

Ein weiterer Eklat ereignete sich im Frühjahr 2000 während der Arbeiten am Album ‚The Dark Ride‘, das – dem Wunsch eines Teils der Band entsprechend – moderner und stiloffener klang, letztlich aber den Test der Fans nur bedingt bestand. Darüber hinaus beklagte Gitarrist und Gründungsmitglied Weikath öffentlich, man habe ihn gezielt aus dem Entstehungsprozess der Scheibe ausgeblendet. Die Folge: Im Anschluss an die ‚The Dark Ride‘-Tournee wurde Hansen-Nachfolger Roland Grapow und Schlagzeuger Uli Kusch gekündigt.

Die beiden gründeten daraufhin die Band Masterplan. Für Grapow kam 2003 der ehemalige Freedom-Call-Gitarrist Sascha Gerstner, mit ihm kehrte im Camp der Kürbismetaller wieder Ruhe ein. Bis … ja, bis 2015 hinter den Kulissen plötzlich das Gerücht die Runde machte, Helloween hätten sich auf eine Rückkehr von Hansen und Kiske verständigt und würden dies in Kürze unter dem schlagkräftigen Logo ‚Pumpkins United‘ bekanntgeben. Das in Karlsruhe ansässige Management, gewissermaßen Drahtzieher dieses cleveren und aufsehenerregenden Coups, leugnete den Plan anfangs zwar noch beharrlich, doch in Fachkreisen verbreitete sich die Meldung wie ein Lauffeuer.

Somit war die ab 2017 stattfindende Welttournee für die Journaille keine allzu große Überraschung mehr, für die Fans jedoch ein Spektakel der besonderen Art, mit Konzerten, die zu wahren Wallfahrten begeisterter Helloween-Jünger avancierten. Und während die südwestdeutsche Geschäftsführung noch die Mär vom reinen Live-Spektakel ohne Planungen für eine anschließende Albumveröffentlichung verkündete, wurden intern bereits konkrete Vorgespräche für weiterführende Studioaktivitäten geführt.

Das Ergebnis all dieser Geschehnisse liegt nun vor: Nach der EP ‚Pumpkins United‘ im Herbst 2017 als Appetizer der bevorstehenden Welttournee, dem Live-Album ‚United Alive‘ im Oktober 2019 und der Vorab-Single ‚Skyfall‘ im April 2021 folgt jetzt mit der schlicht ‚Helloween‘ genannten Platte das erste Studioalbum der siebenköpfigen Truppe, die derzeit aus drei Sängern (Deris, Kiske, Hansen) und ebenso vielen Gitarristen (Weikath, Gerstner, Hansen) plus Bassist Markus Großkopf und Schlagzeuger Daniel Löble besteht.

Wir haben uns mit den Gitarristen Michael Weikath, Sascha Gerstner und Kai Hansen über die neue, spannende Konstellation unterhalten und dabei auch gleich um ein paar Equipment-Empfehlungen für vermeintliche Nachahmer des Helloween-Sounds gebeten.


INTERVIEWS

Michael Weikath (Bild: © Martin Häusler)

MICHAEL WEIKATH: DER BANDGRÜNDER

Michael, nach diversen internen Querelen, seinerzeit vor allem mit den jetzt zurückgekehrten Bandmitgliedern, scheint bei euch aktuell alles eitel Sonnenschein zu sein. Wie erklärst du dir das?

Ehrlich gesagt, weiß ich es gar nicht so genau. Man hat sich mittlerweile einfach lieb gewonnen. Es stimmt, früher wurde mehr gefetzt als vertragen, dabei haben zum Beispiel Kai und ich mehr Ähnlichkeiten als Gegensätze, wie wir zurzeit immer wieder feststellen. Die neue Besetzung komplementiert sich einfach, und außerdem ist jeder von uns um vertrauensbildende Maßnahmen bemüht. Zum Beispiel nehme ich Michi einfach zwischendurch in den Arm, das freut ihn jedes Mal. Bei uns herrscht derzeit ein familiäres Feeling, da müsste man schon bösartig denken, um es nicht genießen zu können.

Erkennst du Fehler bei dir, die in der Vergangenheit für Ärger gesorgt haben?

Kleine Fehler haben wir doch alle, oder? Aber um mal etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern: Ich für meinen Teil war beim neuen Album besser als jemals zuvor vorbereitet. Nach der Vorproduktion in Hamburg habe ich alle meine Gitarrenparts auf iPhone aufgenommen und sie gezielt geübt. Früher dagegen war meine Haltung oft, dass zu viel Vorbereitung die Spontaneität tötet. Da gab es dann schon mal die Ansage: „Hey, Weikath, bereite dich mal besser auf die Scheiben vor, kostet immerhin Studiozeit und damit unser Geld!“ Mit meiner jetzigen Arbeitsweise schütze ich mich ja auch selbst, denn ehrlich gesagt: Es waren für mich durchaus furchtbare Momente, wenn im Studio die rote Lampe anging und ich verängstigt dasaß und meine Parts heraussuchen musste. So etwas ist peinlich und versaut die Stimmung.

Kann es eigentlich sein, dass die drei Nummern, die du zum neuen Album beigesteuert hast, gezielt auf Michael Kiskes Stimme und weniger auf die von Andi Deris ausgerichtet sind?

Eine interessante Beobachtung, die wohl nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Wenn ich früher, zu Zeiten der Alben ‚Keeper I‘ und ‚Keeper II‘, Songs komponiert habe, konnte Michi meine Gesangslinien eins zu eins übernehmen. Mit Andi Deris war das anschließend oft anders, da ich hinsichtlich der Gesangshöhe auch schon mal falsch lag. Als ich 2003 den Song ‚Nothing To Say‘ für das Album ‚Rabbit Don’t Come Easy’ komponierte, war meine Gesangsidee viel zu niedrig für seine Stimme. Früher hatte ich generell einige Schwierigkeiten einzuschätzen, in welcher Tonlage Andis Stimme am besten wirkt. Möglicherweise waren deshalb meine neuen Songs ‚Out For The Glory‘, ‚Robot King‘ und ‚Down In The Dumps‘ eher für Michis Stimme geeignet, obwohl ich immer auch Deris mit im Hinterkopf hatte.

Wo und mit welchem Equipment hast du deine Gitarren aufgenommen?

Eingespielt habe ich meine Parts auf Teneriffa mit meinem Kemper-Amp. Unser Produzent Charlie Bauerfeind und mein Bandkollege Sascha haben mir einige Amps geprofiled, darunter ein paar alte Marshalls, unter anderem einen Bluesbreaker, den ich von Produzent Franz Plasa gekauft habe. Aber auch einen Fender Sidekick, also einen Transistor-Amp, der besser klingt als mein alter Gallien Krueger, den ich zu ‚Keeper‘-Zeiten gespielt habe. An Gitarren sind meine schwarze Epiphone Les Paul aus den späten Neunzigern mit großer Kopfplatte und 59er-Häussel-Zebra-PAFs, eine schwarze Parker Fly Mojo von 1990 und eine Flying V, die mir Igor Vidojkovic aus Hildesheim gebaut hat, zum Einsatz gekommen. Die Effekte stammen fast alle aus einem Eventide H3000, man kann diese wunderbaren Echos beispielsweise im Intro von ‚Down In The Dumps‘ hören.

Parker Fly Mojo
Gibson Les Paul Cherry Sunburst 1958 Reissue
Telecaster, gebaut von Michael Beihardt Guitar Service Karlsruhe
Blaue V, gebaut von Igor Vidojkovic von VIV Guitars

Gibt es in der Helloween-Historie eigentlich einen roten Faden hinsichtlich der Produktionsweise? Oder hat sich im Laufe der Jahre die Studioarbeit für dich nicht nur aufgrund der Digitalisierung grundlegendend verändert?

Es hat sich sehr viel verändert, aber irgendwie haben sich diesmal auch ein paar Dinge aus unserer ganz frühen Phase wiederholt. Auf den zwei ersten Helloween-Alben haben Kai und ich sämtliche Gitarren eingespielt, ich auf der linken Seite im Sound-Spektrum, Kai auf der rechten Seite. Als wir dann anfingen mit Tommy Hansen zu arbeiten, hat jeder von uns nur noch Gitarren für die jeweils von ihm komponierten Songs eingespielt. Jetzt, auf dem neuen Album, ist es wieder wie damals: Alle drei Gitarristen haben sämtliche Gitarren auf sämtlichen Songs gespielt, so dass sich unser Produzent Charlie Bauerfeind anschließend beim Mix diejenigen Spuren heraussuchen konnte, die ihm am besten gefielen. Außerdem wurde bei uns ganz früher in der Reihenfolge Schlagzeug – Bass – Gitarren aufgenommen, mit der Gefahr, dass man am Ende feststellte, dass der Bass nicht 100%ig in tune war. Heute nehmen wir immer zu allererst Pilotgitarren auf, so dass für unseren Schlagzeuger Dani das Tempo und die Stimmung der Songs feststeht. Dann trommelt er seine Parts ein, wir Gitarristen kommen danach an die Reihe, und der Bass folgt erst anschließend.


EQUIPMENT

Blackstar HT Club 40 Black And Blue

„Vor kurzem habe ich mir diesen kleinen Combo zugelegt und mit ihm ein paar ältere Effektgeräte getestet. Das Teil macht wirklich tolle Sounds, mit viel Wärme und Zerre, ein Klang, wie man ihn sich von einem Marshall wünscht.“

Kemper Profiling Amp

„Ich schwöre auf den Kemper mit seinen unzähligen Möglichkeiten des Sound-Profilings. Im Studio und auf der Bühne ist er einfach perfekt, außerdem deutlich leichter zu transportieren als traditionelle Gitarrenverstärker.“

Fender Sidekick Combo

„Als Transistor-Combo hat der Fender Sidekick einen erstaunlich runden, homogenen Klang. Mit meinem Sidekick nehme ich vor allem Soli und Leadgitarren auf.“

Parker Fly Mojo

„Die Fly Mojo habe ich mal in einem Club über einen Fender Sidekick gespielt und war so begeistert, dass ich mir ein Exemplar anschließend über eBay zugelegt habe. Die Gitarre besteht zum Teil aus Carbon, mein Modell hat zwei Seymour-Duncan-Pickups, darunter einen Jeff-Beck-PU am Steg. Vor allem für Violinen-artige Sounds ist diese Gitarre großartig.“

MXR Distortion Plus

„Das MXR war über viele Jahre mein treuer Begleiter. Mit ihm lassen sich sogar bereits akzeptabel röhrende Amps noch mächtig pimpen. Ein Klassiker!“

Ibanez AD-9 Analog Delay

„Wer kennt nicht diese kleine rosafarbene Wunderkiste? Warme, analoge Sounds, leichte Bedienbarkeit, robustes Chassis, perfekt für den Einsatz auch auf langen Tourneen.“


Kai Hansen (Bild: © Martin Häusler)

KAI HANSEN: DER WIEDEREINSTEIGER

Kai, was ist für dich der größte Unterschied zwischen der heutigen Situation bei Helloween und deiner ersten Mitgliedschaft vor 30 Jahren? Mit welcher Zielsetzung habt ihr die Arbeiten an eurem neuen Album begonnen?

Mit keiner konkreten Zielsetzung, die gab es bei Helloween schon damals nicht. Vor Veröffentlichung der ‚Keeper‘-Scheiben haben wir als junge Band einfach das gemacht, was uns in den Kopf kam und für gut befunden wurde. Wir waren ja neu und konnten machen, was wir wollten. Dies ist jetzt nicht wesentlich anders, nur mit dem Unterschied, dass wir uns mehr Gedanken machen, was für Helloween cool und was nicht cool wäre. Letztendlich gilt für das neue Album aber nur der Anspruch: just killers, no fillers, also nicht das berühmtberüchtigte „Malen nach Zahlen“.

Wie viele Songs hast du zu eurem neuen Album beigesteuert?

Letztendlich nur einen, nämlich ‚Skyfall‘, die erste Single und zugleich auch der längste Track. Ich hatte noch eine Reihe weiterer Songs im Angebot, aber die waren möglicherweise nicht stark genug. Vielleicht klangen die übrigen Songs aber auch einfach zu sehr nach Kai Hansen und Gamma Ray, und sind deshalb hinten heruntergefallen.

Wie schafft man es überhaupt, bei gleich sechs Songschreibern einen einheitlichen Helloween-Sound zu gewährleisten?

Indem wir die Songs gemeinschaftlich im Proberaum auf Band-Sound eichen. Die Songs dürfen stilistisch ja ruhig unterschiedlich sein – siehe Queen, bei denen gab es von Jazz bis Metal ja auch alle möglichen Stilrichtungen. Man muss nur gewährleisten, dass sich jeder mit dem jeweiligen Song wohlfühlt und er „Helloweenlike“ klingt.

Wie einigt man sich im Streitfall? War es mitunter schwierig, einen Konsens zu finden?

Tja, wie haben wir das gemacht? Letztlich hatte der jeweilige Songschreiber einer Nummer immer das letzte Wort. Und dann gab es da ja noch unseren Produzenten Charlie Bauerfeind, der natürlich auch immer zu Rate gezogen wurde. Ich muss gestehen, dass es diesbezüglich mit mir nicht immer einfach ist. Ich werde mitunter durchaus radikal, wenn ich das Gefühl habe, dass es noch geiler ginge. Aber ich nöle dann nicht nur, sondern mache auch konkrete Vorschläge. Bei Gamma Ray funktioniert diese Methode sehr gut, bei Helloween ist es etwas mühsamer, denn die Band hat ja eine eigene Geschichte, auch ohne mich. Da musste ich mir das Vertrauen der anderen erst erarbeiten. Am Ende kamen allerdings immer tolle Ergebnisse heraus, da jeder merkte, wie produktiv es sein kann, auch mal anders zu denken.

Kannst du bitte mal beschreiben, wie und wo du deine Gitarren eingespielt hast?

Die Rhythmusgitarren wurden im Hamburger H.O.M.E-Studio und mit Dennis Ward als Engineer in den Chameleon Studios aufgenommen. Der Großteil davon mit meinem 50 Watt Marshall Plexi, der nachträglich mit einem Mastervolume-Regler ausgerüstet wurde, um Gain und Master getrennt voneinander regeln zu können. Dieser Marshall war übrigens auch schon auf ‚Keeper I‘ zu hören. Vor dem Amp lag ein Boss GE-10 Equalizer oder ein Maxon Tube Screamer, um etwas mehr „Säge“ und Sustain zu bekommen.

Boss GE-10 Equalizer
Banshee Kai Hansen Custom Treble Booster

Das alles lief durch eine Marshall-Box mit 75-Watt-Speaker, abgenommen mit drei Mikrofonen: einem Royer, einem Shure SM58 mit abgeschraubter Kappe und einem Shure SM57. Zusätzlich zum Marshall kam noch ein kleiner Peavey-Röhren-Amp zum Einsatz, der wahlweise auf ein, zwei und fünf Watt schaltbar ist und über eine Hughes-&-Kettner-Box abgenommen wurde. Als Gitarre war überwiegend meine pinkfarbene ESP Randy Rhoads im Einsatz, allerdings nicht wie früher mit EMG-81er- und -85er-Pickups, sondern mit Bare-Knuckle-Juggernaut-PUs, auf die ich momentan voll abfahre.

Hansens ESP Randy Rhoads & Marshall Plexi
Bare Knuckle Juggernaut Pickups

Die Soli habe ich fast vollständig bei mir zuhause aufgenommen, teilweise über einen Vox AC30, mit einem sogenannten Banshee Kai Hansen Custom Treble Booster, den ich mir habe bauen lassen, und einem Phaser. Der Treble Booster hat eine schaltbare Frequenz-Range und einen Gain-Regler, mit dem sich die Eingangsimpedanz absenken lässt, was gerade bei heißen Pickups sehr sinnvoll ist. Für die Soli sind auch eine Gretsch, eine Gibson ES, eine Stratocaster und eine Telecaster zum Einsatz gekommen, alles entweder über das Marshall- oder über das Vox-Setup.


EQUIPMENT

Bare Knuckle Juggernaut Pickups

„Der Juggernaut ist handgewickelt, hat einen großartigen Sound, sehr kraftvoll, aber trotzdem transparent und perkussiv, dabei nie glasig. Auch genial: Die Optik ist komplett frei wählbar.“

Peavey 6505 MH

„Ein geiles kleines Topteil mit großem Sound, vor allem in der Overdrive-Section. Der Peavey kam auch bei der aktuellen Produktion zum Einsatz.“

Blackstar HT-5

„Der HT-5 ist ein sehr guter, flexibler Combo, mit 1×12″-Speaker, der von Punk über Metal bis zu Reggae alles anbieten kann.“

Maxon OD-808

„Für mich ist der OD-808 der beste Tube Screamer für einen Vintage-Marshall-Sound und mehr. Er komprimiert nur dezent und verfälscht den Amp-Sound nicht.“

Neumann U 87 Ai Gesangsmikrofon

„Das Neumann ist transparent, hat fette Mitten und angenehme Höhen. Es braucht bei mir im Mix meistens nicht mal einen EQ, sondern es reicht ein Kompressor/ Limiter. Als günstigere Alternative kann ich das Thomann the t.bone SC1100 empfehlen.“

Boss GE-10 EQ

„Der Boss GE-10 war schon bei ‚Walls Of Jericho‘ und den ‚Keeper‘-Alben am Start. Ein tolles Vintage-Pedal und eine echte Macht vor jedem Marshall, vor allem vor älteren Modellen.“

Toontrack EZmix-Plugin

„Ich kann nur sagen: Andy Sneap Preset Pack, Preset: Teutonic Terror, mit einem sehr geilen Allround-Metal-Sound für Rhythmus, Soli und Overdubs.“

Waves Renaissance Axx

„Der Waves Renaissance Axx ist ein einfacher, geiler Kompressor, um jegliches Gitarrensignal rund zu machen und im Mix nach vorne zu bekommen.“

Banshee Custom Pedal

„Das Banshee Custom Pedal habe ich mit einem Elektronikgenie aus der Slowakei entwickelt. Im Prinzip ist es eine Kombination aus frequenzschaltbarem Treble Booster und einem Vintage-Phaser mit vielen Soundmöglichkeiten. Großartig vor allem für Soli, Overdubs und cleane Sounds, und außerdem Midi-fähig. Wird demnächst in Produktion gehen und dann auch offiziell zu kaufen sein. Stay tuned und checkt meine Facebook-Seite (kaihansenofficial) nach Updates.“

Royer Labs R 121 Bändchenmikrofon

„Für mich der Soundbringer vor jeder Gitarrenbox, am besten in Kombination mit einem Shure SM57. Günstige Alternative dazu wäre ein Thomann the t.bone RB 100.“


Sascha Gerstner (Bild: © Martin Häusler)

SASCHA GERSTNER: HELLOWEEN SEIT 2003

Sascha, als Helloween-Mitglied seit 2003 hat sich seit dem Wiedereinstieg von Kai Hansen und Michael Kiske sicherlich einiges grundlegend geändert, oder?

Natürlich hat sich innerhalb der Band vieles verändert, seit die beiden dazu gestoßen sind. Aber dies hat sich in der Zwischenzeit wirklich sehr gut eingespielt. Zunächst haben wir in der neuen Besetzung eine Tour absolviert, die ein absoluter Rausch für uns war, weil wir mit einer solch großartigen Resonanz überhaupt nicht gerechnet hatten. Das fing in Mexiko an und endete beim Rock in Rio. Nach dieser Tour waren die besten Voraussetzungen für ein neues Album gegeben. Wir sind jetzt eine noch größere Familie, bei der jeder seinen eigenen Platz hat. Durch Kai und Michi haben wir jetzt einfach noch mehr Energie in der Band.

Wie viele Songs hast du zur neuen Scheibe beigesteuert? Und wie würdest du sie stilistisch beschreiben?

Drei Songs stammen von mir, nämlich ‚Best Time‘ und ‚Angels‘, den ich gezielt für Michis Stimme geschrieben habe. Hinzu kommt mit ‚Golden Times‘ ein Bonustrack. Ich bin im Unterschied zu Kai oder Weiki ja nicht mit Helloween aufgewachsen, sondern erst später hineingerutscht. Meine Wurzeln liegen eher bei Toto, Chicago und Saga, aber auch bei Jazz Rock und Progressive Rock.

Kannst du mal beschreiben, wie du deine Gitarren aufgenommen hast, und mit welchem Equipment!

Für die Vorproduktion war ich in Hamburg im H.O.M.E-Studio von Franz Plasa, die finalen Gitarren habe ich dann in Fürth in den Streetlife Studios eingespielt, wo auch schon die Drums für die EP ‚Pumpkins United‘ aufgenommen wurden. Während Kai mit Dennis Ward gearbeitet hat, war ich mit Charlie Bauerfeind im Studio.

Charlie hat zu mir gesagt: „Spiel einfach so, als ob du der alleinige Gitarrist bei Helloween bist. Ich suche mir dann am Ende das raus, was am besten passt.“ Also habe ich sämtliche Rhythmus-, Lead-, Clean- und Effektparts gespielt, mit unterschiedlichen Amps für die unterschiedlichen Tunings der Nummern. Vieles stammt aus einem Marshall aus den späten Siebzigern plus Tube Screamer, was zusammen einen ziemlich britischen Sound ergibt. Hinzu kam mein neuer Blackstar HT-20 mit 2x12er-Box, die ich beide kurz vor den Aufnahmen bekommen habe. Darüber hinaus sind ein paar 2203er- und 2204er-Marshalls und ein Silver Jubilee zum Einsatz gekommen.

Herzstück in Sachen Effekte ist das Eventide H3000 …
… zusätzlich kam das Lexicon Model 200 zum Einsatz.

Herzstück meines Sounds war ein Eventide H3000, mit dem ich fast alle Effekte erzeugt habe, also Delays, Reverbs, Modulationen, Pitch Shifting und so weiter. Hinzu kam ein Lexicon Model 200 aus den Achtzigern und ein Warm Audio EQP Equalizer. An Gitarren habe ich alle Soli und fast alle Rhythmusparts mit meiner Dean Flying V gespielt, odereiner alten Ibanez Destroyer von 1982, meiner allerersten Gitarre, die ich damals meinem Onkel abgekauft habe. Für cleane Sounds sind auch eine Fender Tele und eine Music Man St. Vincent zum Einsatz gekommen. Die Soli habe ich übrigens durch einen EHX Nano Dr. Q gespielt, eigentlich ein Autofilter, aber bei mir klingt er wie ein festgestelltes WahWah-Pedal, so in der Art, wie Michael Schenker seinen Sound baut.

1982er Ibanez Destroyer
Ibanez TS808 Tube Screamer, Boss SD-1, EHX Nano Dr. Q
Sascha hat fast alle Soli und Rhytmusparts mit seiner Dean Flying V eingespielt.

EQUIPMENT

Blackstar HT20 + 2x12er Box

„Ein kleiner Amp-Head, den ich besonders gut im Clean-Channel finde. Clean und auch mit Boost komprimiert der Channel super gut. Erinnert mich etwas an einen Vox AC30.“

Eventide H3000

„Das Eventide ist nach wie vor ein für mich unerreichtes Multieffektgerät. Ich habe damit auf dem neuen Album sämtliche Pitch-, Chorus- und Delay-Effekte gemacht. Der 80er-Jahre-LoFiSound hat für mich einen ganz besonderen Charakter.“

Warm Audio EQP-WA Röhrenequalizer

„Der Warm EQ ist ein Pultec-Style-Röhrenequalizer, den ich immer in der Kette nach Amp, Box und Mikrofon hängen habe. Das Gerät klingt super musikalisch und ist ein richtiger „Reindreh-EQ“. Meistens booste ich damit Frequenzen bei 3kHz und bei 800Hz.“

EHX Nano Dr. Q

„Das Pedal ist eigentlich als Autofilter gedacht, ich benutze es jedoch als Mitten-Booster, indem ich die Sensitivität ganz runter drehe, so dass das Pedal wie ein festgestelltes Wah klingt. Macht einen „Mitten-Honk“, den ich für fast alle Soli einsetze.“

Ibanez TS808 Tube Screamer

„Ich habe über die Jahre unterschiedliche Tube Screamer gesammelt, TS9, TS10, Mini Tube Screamer. Aber der 808 ist immer noch mein Favorit, der bei mir immer vor dem Amp-Input ist. Selbst High-Gain-Amps stelle ich sehr old school „britisch“ ein, sprich: wenig Zerre am Amp und dann mit dem TS808 boosten.“

Lexicon Model 200 Digital Reverberator

„Ein 3HE-Hall-Monster von 1985, das für meine Ohren unerreicht klingt. Alles was sphärisch sein soll, ob Keyboards oder cleane Gitarrenparts, schicke ich da noch zusätzlich durch. Manchmal auch parallel für Soli, wenn sie mehr schweben sollen.“

Dean Guitars

„Als Dean-Endorser habe ich schon viele tolle Flying-V-Custom-Modelle bekommen, die permanent im Einsatz sind. Auf dem neuen Album habe ich häufig eine V mit Floyd Rose gespielt.“


(erschienen in Gitarre & Bass 07/2021)

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