Der Firmengründer

Interview: Gus G

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(Bild: Akis Douzlatzis)

Nach dem Vorbild seines Ozzy-Osbourne-Vorgängers/Nachfolgers Zakk Wylde hat nun also auch der griechische Ausnahmegitarrist Gus G. (mit bürgerlichem Namen: Kostas Karamitroudis) seine eigene Company gegründet: Blackfire Pickups. Seine ersten Modelle nennen sich ‚Proteus‘ und ‚The Titan‘ und sind seit einiger Zeit erstmals auch unabhängig von Jackson-Gitarren erhältlich. Demnächst will Gus seine Angebotspalette weiter vergrößern, in Planung sind neben dem ‚Speed Demon‘ weitere Stompboxes.

Wir haben den freundlichen Saitenvirtuosen zu seinen Visionen befragt, aber natürlich auch über wichtige Lektionen, die er in seiner Phase bei Ozzy Osbourne und als Kopf der Melodic-Metal-Formation Firewind (neues Album: ‚Welcome To The Empire‘) lernen konnte.

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Hallo Gus, wie geht es dir, nach einem dermaßen langen Shutdown?

Danke der Nachfrage, ich bin verhältnismäßig gut durch diese schwierige Zeit gekommen. Sechs Wochen lang konnte ich nichts machen, auch weil die komplette Firewind-Tour gecancelt wurde. Doch zum Glück normalisiert sich seither die Situation in Griechenland wieder. Ich habe die Zeit für Interviews bezüglich des neuen Firewind-Albums genutzt, aber auch, um an meinen neuen Produkten zu arbeiten. Wie du ja weißt, habe ich eine eigene Firma gegründet, mit der ich momentan auch an einem neuen Distortion-Pedal arbeite.

Was hat es mit deiner neuen Firma auf sich?

Neben meinen eigenen Blackfire-Pickups habe ich im letzten Jahr den „Speed Demon by Gus G.“ auf den Markt gebracht, eigentlich nur so zum Spaß. Es ist ein Booster in der Art eines Tube Screamers, den mir ein Freund in Athen gebaut hat. Ich habe ihn anfangs nur online verkauft, aber die Stückzahlen waren so ermutigend, dass mich unser Vertrieb gefragt hat, ob ich nicht einfach eine richtige kleine Firma dafür gründen möchte. Genau das habe ich getan, und nun arbeite ich, wie erwähnt, bereits an einem weiteren Produkt, einem Distortion-Pedal, das wie eine Art Preamp funktionieren wird.

Deine eigenen Blackfire-PUs sind schon seit geraumer Zeit in deinen Jackson-Gitarren verbaut, nicht wahr?

Ja, das ist richtig. Zunächst habe ich die Blackfire-Pickups in alle meine Gitarren verbauen lassen, aber als nächsten Schritt verkaufe ich sie nun auch als separate Produkte. Auf die Idee gekommen bin ich durch meinen Freund Rob Chapman, einem bekannten YouTuber aus England. Ich besuchte ihn in seinem Haus in Brighton und wir sprachen über die Blackfire-Pickups. Rob meinte: „Such dir doch einfach einen Fabrikanten und vertreibe die Tonabnehmer mit einer eigenen Firma.“ Er stellte mir den Kontakt zu einer Company in Asien her, und die baut für mich exakt nach meinen Vorstellungen. Die Pickups ähneln in ihrer Konzeption ein wenig denen von Seymour Duncan, die ich mit entwickelt habe. Meine beiden Blackfire-PUs heißen Proteus und The Titan.

Jeweils ein aktiver und ein passiver Tonabnehmer, richtig?

Exakt. Der Proteus ist der aktive Pickup, der Titan das passive Modell. Beide Tonabnehmer klingen sehr aggressiv, mit Fokus auf den Mitten, ohne dass es anstrengend wird. In meiner nagelneuen Jackson-San-Dimas-Signature, eine Art Strat-Modell, ist der passive Titan verbaut. Die Gitarre ist ja eher für Rocksongs gedacht, sehr Achtziger-mäßig (lacht), nicht so sehr Heavy Metal wie meine Star-Signature-Serie.

Die nagelneue Jackson Pro Series Signature Gus G. San Dimas.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit deinem asiatischen Hersteller konkret? Wie warst du in den Entwicklungsprozess der beiden Pickups involviert?

Nun, man muss dazu sagen, dass ich mich mit technischen Details nur sehr wenig auskenne. Ich weiß, was ich will und welcher Sound mir vorschwebt, aber wie man diesen mit technischen Tricks erreicht, weiß ich nicht. Insofern bin ich auf das Fachwissen der Techniker in Asien angewiesen, wenn ich ihnen Beispiele schicke, wie ich mir den Sound der Pickups vorstelle. Aber ich war total begeistert, als ich die ersten Prototypen in der Hand hielt. Bei Seymour Duncan dauerte es bis zu 20 Prototypen, bis sie wirklich meinen Vorstellungen entsprachen. Diesmal waren es gerade einmal fünf. Dabei klangen alle fünf Prototypen, die sie mir schickten, bereits unglaublich gut. Ich wollte etwas mit starker Midrange und einer ausgewogenen Balance, und alles was sie mir schickten, war bereits nahezu perfekt. Die Techniker hatten offensichtlich genau verstanden, wovon ich gesprochen hatte.

Jackson X Series Signature Gus G. Star in schwarz ...
... und weiß.

Inwiefern hat sich deine Vorliebe für bestimmte Gitarrentypen verändert? Immerhin scheinst du ja mit dem Strat-Outfit deiner Jackson San Dimas an deine früheste Jugend anzuknüpfen.

(lacht) Ja, könnte man so sagen. Meine allererste Gitarre als Jugendlicher war tatsächlich eine Fender Stratocaster aus der Classic-Floyd-Rose-Serie. Sie kostete damals umgerechnet 1200 Euro, für einen Neuling wie mich ein ganz schön großer Batzen Geld.

Hast du sie selbst bezahlt?

Nein, mein Vater sparte jahrelang dafür, weil er unbedingt wollte, dass ich von Beginn an wertige Instrumente spiele. Dafür wurde aber zunächst beim Amp mächtig gespart. (lacht)

Das heißt?

Mein erster Verstärker war grauenhaft. Ein kleiner Combo namens Elephant, der wirklich grottenschlecht klang, aber zumindest einen verzerrten Kanal hatte. Ich habe diese Firma später nie wieder irgendwo gesehen, es war sicherlich irgendein billiges Fernost-Modell für Kaufhäuser. Ich liebte den Amp dennoch, denn mit ihm konnte ich all die Black-Sabbath-Riffs spielen, die ich im Kopf hatte. Anschließend bekam ich einen Marshall Valvestate, das war natürlich eine ganz andere Liga.

Das Firewind-Pedalboard mit Boss Harmonist PS-6, Boss Delay DD-3, Boss Chorus CE-5, Morley Maverick Wah, Line 6 Relay G70 und T-Rex Fuel Tank. (Bild: Mineur)

Und deine ersten Effektgeräte?

Über viele Jahre hatte ich nur zwei: einen Boss Super Overdrive, den so ziemlich jeder spielte, und ein Cry Baby Wah. Danach wechselte ich zu Effektprozessoren. Zuerst hatte ich einen Korg A4, anschließend den Korg G3, den ich mir aber nur kaufte, weil ich eine coole Anzeige mit Dimebag Darrell gesehen hatte. Ich vermute aber, dass Dimebag das Teil nie selbst gespielt hat. (lacht) Anschließend legte ich mir einen ADA MP-1 zu, den seinerzeit auch Paul Gilbert spielte, aber auch der gefiel mir nicht sonderlich. Ich merkte, dass ich einen richtigen Röhrenamp brauche.

Die Blackstar-Blackfire-200-Gus-G.-Signature-Tops mit 4x12er-Boxen. (Bild: Mineur)

Wie viel von deinem eigenen Stil war schon vorhanden, als du 1998 Firewind gegründet hast?

Wenn ich mir heute das erste Firewind-Album anhöre, entdecke ich bereits viele Elemente meines Stils, aber natürlich auch so manches, was ich einfach von Anderen abgeschaut habe.

Von wem zum Beispiel?

Nun, in der Zeit zwischen meinem 14. und 19. Lebensjahr war ich riesiger Malmsteen-Fan. Aber ich mochte auch Black Sabbath, all die Sachen vom Varney/Shrapnel-Label, also Cacophony oder Racer X. Mein Hirn war damals wie ein Schwamm, der alles aufsog, unter anderem auch die Musik von Stevie Ray Vaughan oder Eric Johnson.

Malmsteen als wichtigster Katalysator für deine eigene Karriere?

Könnte man so sagen. Als ich mit 17 zum ersten Mal Malmsteen hörte, stand fest, dass ich diese Art zu spielen unbedingt selbst lernen möchte. Ich war wie besessen und erlaubte mir nicht mehr aus dem Zimmer zu gehen, bis ich bestimmte Passagen spielen konnte. Meine Eltern machten sich damals Sorgen, aber dann durfte ich an einer lokalen Musikschule vorspielen, die eine Kooperation mit dem Berklee College Of Music in Boston hatte und mir einen Zugang dorthin verschaffte. Ab diesem Zeitpunkt wussten meine Eltern, dass ich wirklich für die Musik geboren bin.

Wurden in Berklee auch die Grundlagen geschaffen, die dich dann viele Jahre später bis zu Ozzy Osbourne führten?

Ja und nein. Natürlich habe ich in Berklee eine Menge gelernt, aber die wichtigsten Lektionen eines Berufsmusikers habe ich erst bekommen, als ich schon bei Ozzy war.

Und zwar?

Zum Beispiel wie man sich wirklich professionell verhält. In all meinen vorherigen Bands herrschte immer eine, na sagen wir mal, griechische Mentalität. Wenn man für 14 Uhr verabredet war, kamen die ersten Musiker gegen 14:30 Uhr und der letzte trudelte um 17:30 Uhr ein. Bei Ozzy war klar: Wenn 14:00 Uhr angesagt wurde, dann war man immer schon zehn Minuten vor der verabredeten Zeit da. Denn nur wenn man ausreichend Zeit hat, um sich auf Dinge konzentriert vorzubereiten, kann man wirklich sein gesamtes Potential abrufen. Ohne diese Einstellung hat man im Profibereich nichts zu suchen.

(Bild: Mineur)

Eine harte Schule für dich bei Ozzy, oder?

Das Härteste bei Ozzy für mich war, dass ich meine Zurückhaltung auf der Bühne ablegen musste. Ich bin von Natur eher schüchtern und ordne mich in einer Band gerne unter. Bei Ozzy ging das nicht. Ozzy sagte: „Denk dir etwas für deinen Solo-Spot aus!“ Ich war zu Tode erschrocken. Ich fragte: „Können wir darauf nicht verzichten?“ Aber Ozzy bestand darauf: „Nein, alle meine bisherigen Gitarristen hatten einen Solo-Spot, also gilt das auch für dich!“

Hattest du Sorgen, als du damals das Angebot aus dem Ozzy-Camp bekamst?

Ja, natürlich war ich etwas unsicher, ob ich der Sache wirklich gewachsen bin. Andererseits dachte ich: Wenn jemand wie Ozzy mich fragt, ob ich in seiner Band spielen möchte, muss wohl etwas an dem Gerücht dran sein, dass ich ein recht guter Gitarrist bin. Ich hatte es in den Magazinen ja schon ständig lesen können, mochte aber selbst nicht so recht daran glauben. Mit Ozzys Anfrage war es quasi offiziell, dass ich gut Gitarre spielen kann. Was mir anfangs noch fehlte, war ein großes Ego auf der Bühne. Ich betone: AUF der Bühne, nicht HINTER der Bühne! Aber natürlich hatte ich Albträume, bevor ich das erste Mal einen Solo-Spot bei Ozzy spielen sollte.

Kam der Mut zu deiner Solo-Karriere auch durch dein Ozzy-Engagement?

Ich vermute, dass es da tatsächlich eine direkte Verbindung gibt. Ich musste irgendwann feststellen, dass mein Name größer ist als nur der eines Firewind-Gitarristen. Außerdem hatte ich Lust, mit ganz verschiedenen Sängern zu arbeiten, so entstand mein erstes Soloalbum. Aus dieser Soloscheibe wurde eine Touring-Band, dann kam das zweite, dann das dritte Album, und mittlerweile ist es ein eigenes Kapitel meiner beruflichen Laufbahn. Ich denke, dass nun als nächster Schritt ein Instrumentalalbum von mir folgen müsste. Wann das sein wird, weiß ich zwar noch nicht, aber ich denke, es ist an der Zeit, das anzugehen.

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2020)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Lustige Story,aber mal Hand auf‘s Herz,denn alles was n a c h Randy bei Ozzy als Gitarrist engagiert wurde,kam nicht einmal annähernd an Randy (R.I.P.) heran.Das ist einfach mal Fakt,Basta!
    Trotzalledem ist Gus G. vermutlich auch ein ganz guter Gitarrist.
    Es ist sowieso unmöglich Randy‘s damalige Spieltechnik zu kopieren,dies geht allemal schief.Randy war zweifellos der Burner schlechthin,er war sehr einzigartig und virtuos ohne Ende.Ozzy hat dies oft genug bestätigt.Randy zu kopieren ist ja auch nicht angesagt.Das mußte hier mal gesagt werden!
    Heute hat ja bekanntlich fast jeder Endorser irgendeine Signature Gitarre oder ein Bodentreterpedal im Programm,denn die Herstellerfirmen wollen schließlich alles gewinnbringend vermarkten,ist ja logisch.
    Es ändert jedoch absolut gar nichts an der unumstrittenen Tatsache,daß eine immens teure Signature Gitarre oder ein Pedal aufgrund des besonderen Outfits häufig immer besser klingt,als eine bezahlbare „normale“ 08/15 Gitarre vom „Hersteller XY“ .Ein Irrglaube.
    Es gibt aber leider noch immer naive Leute,die an solche albernen Märchen glauben,und dazu bereit sind Unsummen zu bezahlen.
    Als Beispiel sei hier einfach mal die neueste Kreation einer limitierten Breedlove Signature Akustikgitarre des bekannten amerikanischen Schauspielers und Gitarristen/Vokalisten Jeff Bridges genannt,die jetzt gut und gerne mal satte 3.800,-€uro kosten soll.Da scheiden sich die Geister.
    Alles toll und sehr individuell.Wer Freude daran hat,soll es sich leisten.
    Aber der Name des jeweiligen Promi-Stars macht die Gitarre eigentlich klanglich nicht besser,sondern eher „nur“ einzigartig,da streng limitierte Produkte meist einen gewissen Prestige Bonus besitzen,der beim evtl. Wiederverkauf nicht immer mit einer finanziellen Wertsteigerung verbunden sein muß.
    Hier sollte jeder persönlich abwägen,ob es sich letztendlich lohnt eine hochpreisige Signature Gitarre anzuschaffen,um sie vielleicht später mit herben Verlust zu veräußern.
    Aber manche Signature Instrumente sehen ja auch wirklich sehr ansprechend aus,dies ist einfach mal so.
    Einen schönen 2.Advent wünscht Haseppio ?

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