Made in Japan

Ibanez GB20 George Benson Signature von 1979

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Der Amerikaner George Benson (*1943) gehört ohne Frage zu den wichtigsten und versiertesten Jazz-Gitarristen überhaupt. Er ist Groove-&-Soul-Jazz-erfahren, ein großartiger Straight-Ahead-Player in beschleunigter Wes-Montgomery-Tradition und irgendwie ist er immer noch so eine Art Pop-Star, dank seines zweiten Talents als Sänger und Produzent diverser Kuschel-Jazz-Meisterwerke.

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Auf dem Umweg brachte er dann 1976 sogar ein Instrumental in die Charts: ,Breezin‘’. Diese Komposition von Bobby Womack wurde auch schon von Gabor Szabo auf ,High Contrasts‘ (1971) aufgenommen, und von John McLaughlin & Carlos Santana auf ,Love Devotion Surrender‘ (1973) ausgiebig zitiert. Mit ,On Broadway‘ legte Benson dann 1979 noch mal nach – der Song wurde auch durch den Bob-Fosse-Film „All That Jazz“ ein Hit. George Benson war ein kommerziell erfolgreicher Pop-Jazzer, den die ernsthaften Kollegen des Handschuhton-Genres, wegen seines enormen Talents, zähneknirschend auch als Gitarrenvirtuose akzeptieren mussten.

Zu diesem vielseitigen, spannenden Musiker und stilistisch flexiblen Pop-Phänomen passte eigentlich die Ende der 70er-Jahre im Umbruch befindliche Firma Ibanez perfekt. Die etablierte sich in dieser Zeit mit einer Reihe eigener Instrumente, nachdem sie sich zuvor einen großartigen Ruf mit Kopien von Gibson-, Fender- und Rickenbacker-Modellen erarbeitet hatte. Und so gehörte dann neben Steve Miller, Bob Weir von Grateful Dead und Paul Stanley von Kiss auch Gibson-User George Benson zu den Musikern, die gemeinsam mit dem japanischen Hersteller zeitgemäße Instrumente designten und diese dann bewarben. Und spielten!

 

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(Bild: Urbanek, Ibanez)

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Bensons Kooperation mit Ibanez begann Mitte der 70er-Jahre, angeblich hat er damals auch zeitweise Modelle der FA-Serie gespielt, deren Qualität viele Musiker überzeugte und an Gibsons Archtop-Imperium rüttelte, zumal der amerikanische Traditionshersteller damals in punkto Fertigungsqualität sehr schwächelte. Der Lack war nicht ab, schlimmer noch: Er wurde in diesen Jahren bei Gibson-Gitarren immer dicker.

Ibanez ging mit Benson einen neuen Weg und baute ihm die 1978 als GB10 veröffentlichte moderne Jazz-Gitarre: mit kleinerem Korpus als gewohnt, mit einem massiven Block im Inneren (der Feedback verhinderte), mit eigenem Tailpiece und zwei Mini-Humbucker-Pickups.

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(Bild: Urbanek, Ibanez)

Das war natürlich nichts für Traditionalisten, und kurze Zeit spä- ter folgte die GB20, eine auf den ersten Blick klassische Archtop im 17“-Format, mit einem Pickup, einem Lautstärkeregler, Feierabend. Einziges Zugeständnis an den Zeitgeist: die etwas geringere Korpusdicke gegenüber vergleichbaren Modellen wie der L-5. Die GB20 gab es in den Finishes Brown-Sunburst und Natural (GB20BS bzw. NT).

Auch hier könnte man Parallelen zu Bensons Karriere ziehen: Die GB10 wurde zum Verkaufs-Hit, so wie Bensons poppige Begattungs-Soundtracks. Die jazzige GB20, ein in relativ kleiner Stückzahl gefertigtes, rares Sammlermodell, war eine echte Alternative für die Jazz-Gitarren-Generation nach Wes Montgomery. Sie ist so selten, wie Benson-BeBop-Platten.

Es folgten noch etliche weitere Modelle – GB12, GB15, GB30, GB200 – aber keine Ibanez George Benson hat so einen Kultfaktor wie die klassische Schönheit GB20 – die raren FA500 und FA800-Archtops mal ausgenommen. Die GB20 und die FA800 werden inzwischen, je nach Zustand, für € 2.800 bis 3.500 gehandelt. Die hier zu sehende Gitarre von 1979 ist in absoluter Mint-Condition, also preislich am oberen Limit. Nur der Koffer ist äußerlich ziemlich verranzt – da hat jemand wohl viel gespielt und dabei sehr gut auf sein Instrument aufgepasst.

Neben dem soliden Ibanez-Archtop-Koffer gab es als Option auch noch ein Aluminum-Flightcase für die Benson-Modelle. Die GB20 war übrigens nur drei Jahre, bis 1981 im Angebot von Ibanez – entsprechend schwer ist es, heute so ein Modell aufzutreiben. Denn wer sie mal gespielt hat, gibt sie eventuell auch nie wieder her: Ein absolut edel aussehendes Instrument, mit klassischer Optik, aber einigen ergonomischen Vorteilen für den Spieler, dem die etwas schmalere Zarge, der angenehme D-Profil-Hals und die Medium Jumbo Frets entgegenkommen.

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Fichtendecke, AhornBoden und Zargen, alles in klassischem Brown-Sunburst (Bild: Urbanek, Ibanez)

Und dann dieser warme aber lebendige Ton, der traditionellen Humbucker-Sound mit akustischen Qualitäten vereint – großartig! Die GB20 klingt wirklich auch unverstärkt sehr gut, sodass die Sonne aufgeht, wenn man bei Aufnahmen das Mikrofon mal exakt zwischen dem Amp und dem Instrument platziert.

Natürlich gehört da ein echter George-Benson-Saitensatz von Thomastik drauf: Die Nickel-Flatwounds haben die Stärken .014-.055 – für sensible Naturen gibt es auch ein .012er-Set.

Fakten

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    (Bild: Urbanek, Ibanez)

    Marke: Ibanez

  • Modell: GB-20
  • Made in: Japan
  • Baujahr: 1979
  • Preis: ca. DM 2.500
  • Typ: Archtop
  • Korpus: 16 3/4″; Zargentiefe 3″
  • Hölzer: Fichtendecke, Ahornzarge und -boden
  • Steg: Palisander; einstellbar
  • Saitenhalter: vergoldeter Metallhalter mit Einstellmöglichkeit für den Saitendruck
  • Hals: dreilagiger Ahornhals, Ebenholzgriffbrett, 22 Bünde
  • Mensur: 24 3/4″
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Pickup: Ibanez-Mini-Humbucker, Floating-Typ
  • Gewicht: ca. 3,5 kg
  • Sammlerwert: ca. € 3.500
  • Kultfaktor: ************

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Da ist ein Fehler oben im Zext:
    GB10 hat keinen massiven Block!

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