Heinz Rebellius: Western-Surf-Blues mit neapolitanischem Flair
von Matthias Mineur, Artikel aus dem Archiv
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Lass uns über das von dir auf ‚1990‘ verwendete Equipment sprechen!
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Sehr gerne. Im Prinzip sind drei Fender-type- und zwei Duesenberg-Gitarren die Basis. Von meinen Vintage-Fender-Gitarren habe ich mich schon längst getrennt und spiele stattdessen Telecaster-, Jazzmaster- und Stratocaster-Varianten meiner eigenen Marke Twangtone. Die Telecaster-Version ist einer Fender Blackguard Broadcaster nachempfunden, mit passend klingenden Pickups von Harry Häussel.
Die Jazzmaster hat eine Brücke von Halon und Palatine-Pickups, die wie bei einer Tele verschaltet sind.
Und die Strat-Variante ist einfach nur ein wildes Tier, die wie aus der Mülltonne gezogen aussieht und zwei Rübezahl-Pickups und einen aktiven Preamp an Bord hat.
Gelegentlich kommen noch eine Danelectro Baritone, eine Duesenberg Double Cat 12, eine No-Name Lapsteel und eine weitere Twangtone-Broadcaster-Version mit Handbender für Pedalsteel-Sounds zum Einsatz.
Was kannst du über die beiden Duesenberg-Gitarren erzählen?
Sie kommen ins Spiel, wenn es um Gretsch/Bigsby-typische und auch Humbucker-Sounds geht. Meine Starplayer III ist komplett von der Stange und liefert beste Clean- und Zerr-Sounds sowie das bekannte Duesenberg-Vibratosystem, dem kein anderes Top-Mount-System das Wasser reichen kann.
Die zweite ist eine Custom Starplayer TV Custom, also eine Custom-Version einer Starplayer TV Custom mit vernickelter Hardware und drei Duesenberg-SingleTwin-Pickups, die dank ihrer Konstruktion mit je zwei Spulen pro Pickup eine Schaltung erlauben, bei der mittels zweier Dreiwegschalter alle sechs Pickup-Hälften frei miteinander kombinierbar sind.
Gibt es auf ‚1990‘ auch Akustikgitarren?
Selten, aber wenn, dann eine Martin D18VS oder eine Gibson J45RW mit Fishman-Piezo-Pickup.
Wie sieht es bei den Verstärkern aus?
Die meisten Gitarren-Sounds auf ‚1990‘ sind tatsächlich digitale Plugins, obwohl sie sich sehr nach Vintage anhören. Aber im Unterschied zu vielen Kollegen ist mir analoges Equipment im Studio nicht wichtig, sondern nur im Live-Einsatz. Gerade wenn man alleine aufnimmt, muss der praktische und technische Aufnahmeprozess einfach und schnell gehen, um den kreativen Flow nicht zu unterbrechen. Und das geht mit digitalen Plugins viel besser, zumindest bei meiner Arbeitsweise. Wenn man später beim Mischen feststellen sollte, dass doch etwas fehlt, kann man immer noch mit Re-amping nachhelfen.
Im Zentrum meines Live-Settings steht ein Twangtone-DeLuxe-Amp, ein Clone des Fender Tweed Deluxe 5E3 mit 12“-Tone-Tubby-Speaker. Hinten im Amp ist ein Red Stuff Varisucker verbaut, eine Kombination aus Power Attenuator und Loadbox.
Die Bestückung meines Pedalboards ist mittlerweile relativ konstant. Es gibt ein oder zwei Positionen, die je nach Anforderung unterschiedlich besetzt werden, aber im Prinzip sind die meisten Pedale im Laufe der Jahre gesetzt. In Richtung des Signalflusses sind das: BSM FuzzBender (oder ein Penny Pedals Paperplane Fuzz), Vahlbruch Quantum Compressor, Mooer Slow Engine, T.C. PolyTune 3, Mad Professor Tiny Orange Phaser, Twangtone Manifesto Dual-Drive, Strymon Deco, Strymon Brigadier Delay, Electro Harmonix Freeze, Okko T3 Tremolo, Earthquaker Devices Levitation Reverb, Vahlbruch Xroads A/B/Y Switcher, Hughes & Kettner Rotosphere und VanAmps Sole-Mate Spring Reverb.
Letzte Frage: Möchtest du mit den Songs auch auf die Bühne?
Auf jeden Fall! Ich liebe es, live zu spielen, genau deshalb mache ich Musik! Allerdings weiß ich noch nicht so genau, wo diese Songs eigentlich hinpassen sollen. Wenn man keine bekannte Stil-Schublade bespielt und nicht über zig-tausend Klicks auf den Socials verfügt, hat man bei regulären Live-Clubs schlechte Karten. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Und ist es nicht z.B. großartig, wie gerade Hermanos Gutierréz, die beiden in der Schweiz wohnenden ecuadorianischen Brüder, mit ihrer ruhigen, atmosphärischen Gitarrenmusik ganze Hallen füllen können? Vor allem, seit sie von Black-Keys-Gründer Dan Auerbach produziert werden? Ich habe also durchaus die Hoffnung, dass es für atmosphärische Instrumentalmusik tatsächlich doch ein Publikum gibt.