Interview

Greg Koch: Technik und Entdeckung

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(Bild: Kristin Shafel)

Greg Koch, ein Gitarrist, dessen Name ein Synonym für Vielseitigkeit im Bereich der sechs Saiten ist. In seiner jahrzehntelangen Karriere hat sich Koch mit einer unverwechselbaren Mischung aus technischem Können und emotionaler Tiefe behauptet. Seine Herangehensweise an die Gitarre ist eine Verschmelzung von Einflüssen, die Elemente aus Blues, Jazz, Rock und vielem mehr nahtlos integriert.

Wir treffen nicht nur einen Gitarristen, sondern einen Musiker, der tief in der Vergangenheit verwurzelt ist und dennoch stets in die Zukunft blickt.

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Du bist bekannt für deine spielerische Vielfalt und Ausdruckskraft. Wie schaffst du den Spagat zwischen dem Beibehalten deines typischen Stils und dem Experimentieren mit neuen Techniken?

In der Vergangenheit hatte ich immer ein offenes Ohr für musikalische Leckerbissen, die mir positiv auffielen und die ich unbedingt einfangen und in mein eigenes Arsenal aufnehmen wollte – sei es ein Albert-King-Bending, eine Hendrix-Akkordverzierung, ein Mike-Stern-Lauf, Albert-Lee-Double-Stops, ein Mick-Taylor-Slide-Vibrato oder ein Allan-Holdsworth-Chord-Voicing. Sobald ich sie gelernt hatte, versuchte ich, sie mir zu eigen zu machen, indem ich an der Phrasierung herumspielte oder die Notenwahl änderte. Das tue ich auch heute noch, aber ich verfeinere eher meinen Stil, obwohl ich durch das ständige Spielen immer wieder neue Dinge entdecke. Einfach nur rumsitzen und Gitarre spielen ist immer noch meine Lieblingsbeschäftigung.

(Bild: Ali Hasbach)

Du hast im Laufe deiner Karriere eine Vielzahl von Gitarren und Equipment benutzt. Wie entscheidest du, welches Equipment für ein bestimmtes Projekt oder einen Song am besten geeignet ist? Gibt es eine bestimmte Gitarre, einen Verstärker oder ein Effektpedal, die du für unverzichtbar hältst, und warum?

Als ich damals anfing, mehr Sessions zu spielen, begann ich, ein Arsenal an Gitarren, Verstärkern und Effekten zusammenzustellen, von denen ich wusste, dass sie alle Parts abdecken würden, die gefragt sein könnten. Das Spektrum reichte von Strats, Teles, Les Pauls, Archtops, Baritons, Gitarren-Sitars, Teles mit B-Bender, verschiedenen Akustikgitarren, Resonatoren, seltsamen namenlosen E-Gitarren bis hin zu einer Reihe von Verstärkern und Effektpedalen. Früher habe ich immer Radio gehört und mir die Gitarrenparts angehört, auf der Suche nach interessanten Effekten, die ich identifizieren und dann so schnell wie möglich besorgen konnte.

Gott sei Dank bin ich heute nicht mehr so unterwegs! Wenn ich mit meiner eigenen Band spiele, wechselt mein Equipment, je nachdem, was mich gerade inspiriert, aber die Dinge, die ich wahrscheinlich am längsten und konsequentesten benutze, sind eine T-Style-Gitarre und mein Gristle King Pedal, ein Clean-Boost und Overdrive.

Gibt es im digitalen Sektor technologische Innovationen, die du besonders spannend findest, oder bevorzugst du einen eher puristischen Ansatz?

Ich spiele nicht wirklich mit digitaler Aufnahmesoftware. Ich war gezwungen, mir ein paar technische Informationen anzueignen, um meine Livestreams aus dem Orange Room während Covid zu machen, aber ich bin immer noch ziemlich untechnisch. Ich nehme Songideen auf meinem iPhone mit Sprachmemos auf und gehe immer in ein Tonstudio mit einem Tontechniker, um wirklich aufzunehmen. Ich mag es, die Dinge im Studio so “live” wie möglich zu halten, aber ich genieße die Leichtigkeit der Bearbeitung, die digitale Aufnahmen ermöglichen.


Greg Koch spielt auf dem Guitar Summit, der vom 27.-29.September im Rosengarten in Mannheim stattfindet. Tickets: www.guitarsummit.de/tickets


Könntest du einen Einblick in deinen Kompositionsprozess geben, insbesondere wie du von einer anfänglichen musikalischen Idee zu einem kompletten Stück kommst? Wie wichtig ist die Improvisation in diesem Prozess, und gibt es bestimmte musikalische oder außermusikalische Elemente, die du häufig als Ausgangspunkt verwenden?

Mein Schreibstil schwankt. Ich habe Riffs oder Melodien, die ich schon seit Jahren habe und nie fertiggestellt habe, die ich dann schließlich zusammensetze und auf eine ganz andere Art und Weise verwende als ursprünglich gedacht. Oft fällt mir aus dem Stegreif etwas ein, das sofort fertiggestellt und in die Live-Show des Abends eingebaut wird. Ich würde sagen, dass ich meine Kompositionen im Vergleich zu meinen früheren aus verschiedenen Gründen vereinfacht habe. Alle Stücke werden während der Show verändert. Ich sehe sie als etwas, das sich ständig weiterentwickelt.

Wie gehst du mit Zufällen oder Fehlern beim Spielen oder Komponieren um? Gibt es ein Beispiel, bei dem ein Fehler zu etwas geführt hat, das du als kreativ wertvoll ansiehst?

Fehler sind auf jeden Fall Gelegenheiten. Ich gehe immer Risiken ein, und manchmal können die zufälligen Schritte im Dunkeln, sowohl kompositorisch als auch improvisatorisch, glorreiche Ergebnisse bringen! Das ist mir beim Improvisieren immer wieder passiert. Kommt einfach zu einem unserer Gigs und ihr könnt es in Echtzeit erleben!

Danke für das nette Gespräch.


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2024)

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