Heimische Tonhölzer

Gitarrenhölzer hier bei uns um die Ecke!

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Im E-Gitarrenbau finden noch immer Hölzer Verwendung, die besser im Regenwald bleiben sollten und eigentlich auch könnten. Denn es gibt Ersatz, und zwar hier bei uns „um die Ecke“!

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Doch die gesamte Gitarrenbau-Industrie orientiert sich immer noch an den amerikanischen Traditionsfirmen, die damals in ihren Anfangstagen viel mit Tropenholz arbeiteten. Aber nicht, weil es wunderbare Tonhölzer waren, sondern weil sie in den 50er-Jahren günstig zu haben waren. Dies hat sich zwar längst geändert, doch immer noch werden Tonnen von Palisander, Ebenholz und anderen seltenen Hölzern unnötig im Gitarrenbau „verheizt“.

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Vogelaugenahorn-Decke und Walnuss-Brücke auf Kiefern-Korpus

Ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit der Suche nach Alternativen zu den etablierten Tonhölzern. Dabei sind mir alte deutsche Akustik-Gitarren aus der Vor- und Nachkriegszeit aufgefallen, bei denen keine Tropenhölzer zur Verwendung kamen und die auch nach solch einer langer Zeit klanglich immer noch überzeugen können. Damals wurden Ulme (Rüster), Birne, Zwetschge und viele andere Hölzer aus Deutschland und Europa verbaut. Sie waren zum Teil schwarz gebeizt, was die Identifizierung erschwert, aber erschienen auch oft in ihrer natürlichen Farbe.

Korpus

Zunächst suchte ich nach einem Substitut für Swamp Ash, einem Holz, das zwar nicht aus den Tropen kommt, aber ebenfalls immer seltener und teurer wird. Der Ersatz sollte ein genauso leichtes und stabiles Holz sein, um Gitarren-Bodies daraus fertigen zu können. In der Familie der Nadelhölzer wurde ich schließlich fündig. Nach Testreihen mit Hölzern wie Zeder, Haselfichte, Kiefer und Douglasie war ich erstaunt, wie vielfältig und hervorragend diese Hölzer klingen können. Das Ergebnis lässt sich durchaus mit den Klangstrukturen im Akustik-Gitarrenbereich vergleichen, wobei bei der E-Gitarre noch andere Aspekte wie Bearbeitbarkeit, Stabilität und Lackierbarkeit zu beachten sind.

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Detail eines Kiefern-Korpus samt Ahorndecke.

Bodies aus Haselfichte z. B. haben einen U-förmigen Frequenzgang, also viele Bässe und Höhen bei wenig Mitten – und eine sehr schnelle Ansprache. Die Kiefer wiederum bietet ein eher lineares, ausgewogenes Klangspektrum, und die Zeder mit ihrem N-förmigen Soundspektrum hat viele Mitten bei mäßigen Bässen und Höhen; sie ist mit einem warmen, fetten Klang ein wunderbarer Ersatz für Magahoni. Je nach Klangwunsch des Kunden verwenden wir jetzt verschiedene Nadelhölzer, zusammengefasst unter einem Oberbegriff, und machen damit sehr gute Erfahrungen.

Griffbrett

Ersatzholz für Griffbretter zu suchen, war ebenfalls sehr interessant. Als Sound-Zielfenster diente Ostindisches Palisander, das klanglich ein sehr ausgeglichenes Bild liefert. Es kommt hier natürlich auch der optische Aspekt zum Tragen, da der Gitarrist eine dunkelbraune Färbung wie die von Palisander bevorzugt. Fündig wurden wir nach vielen Versuchen bei diversen Nussbaum-Sorten. Hier stimmt die Farbe, aber auch der Klang.

Mein persönlicher Favorit für ein richtig gutes Griffbrettholz ist allerdings Zwetschge, die klanglich zwischen Rio-Palisander und Ebenholz einzuordnen ist – aber ohne das aggressive Ansprechen von Ebenholz, sondern mit weicherer und dennoch differenzierter Ansprache. Wer statt eines braunen vielleicht einen rötlichbraunen Farbton mag, der liegt mit der Zwetschge genau richtig. Klanglich haben übrigens ebenso Kirsche und Apfelbaum überzeugt.

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Obstler: Birnen-Hals an Zwetschgen-Griffbrett.

Hals

Was die Hölzer für Hälse anbetrifft, so gebe ich dem europäischen Ahorn für Schraubhälse nach wie vor den Vorzug. Durch die Verwendung von Ahorn ist eine mechanisch einwandfreie Basis gegeben, die klanglich durch die Auswahl des Griffbrettholzes noch verfeinert werden kann. Abraten will ich von der Verwendung von Birdseye oder Quilted Maple. Deren mechanische und klangliche Eigenschaften können, so schön das Holz auch ist, mich nicht überzeugen. Zur Zeit laufen auch noch Tests mit Nadelhölzern für Hälse, und die ersten Ergebnisse sehen sehr erfolgversprechend aus.

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Ein Hals aus Nussbaum.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass mich heimische Hölzer absolut überzeugt haben. Die Bandbreite der Klangunterschiede ist deutlich höher als bei den uns zur Verfügung stehenden Tropenhölzern, da die biologische Varianz der Bäume um vieles höher ist. In Punkto Nachhaltigkeit sind sie Tropenhölzern u. ä. deutlich überlegen: Sie sind lokal verfügbar, wachsen in heimischen Gärten und Wäldern und nicht in Plantagen mit unterbezahlten Arbeitern. Außerdem kann man Spezialitäten wie z. B. Mondphasenholz bekommen, und die Transportwege sind kurz.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Habe mir eine Tele nach meinen Wünschen bauen lassen. Diese hat eine Decke aus wunderschönem Birnenholz bekommen. Dagegen ist Riegel- oder Wolken-Ahorn langweilig. 🙂 Und klingen tut´s auch super!

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  2. Sehr schön, ein guter Anfang! Es ist längst Zeit, nach Alternativen zu suchen. Ich hätte für den Anfang auch eine Telecaster im Blick. Nichts aufwändiges zunächst, ein Korpus aus Kiefer, Hals aus Ahorn. String Through und vielleicht Messing für den Sattel und die Saitenreiter. Das Instrument wird nur geölt. Spannendes Projekt!

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  3. Für den Bau einer Solidbody E-Gitarre im Les Paul Design,habe ich mich letztendlich für folgende Hölzer entschieden: Black Cherry (Schwarzkirsche) zweiteilig und massiv für den Korpus.Padouk (Korallenholz) zweifach gesperrt mit Ahornstreifen (Maple Wood) für den Hals.Ebenholz (Ebony) für das Griffbrett.Diese Kombination der Hölzer verspricht am Ende ein ausgewogen vielfältiges Klangspektrum.Zudem,eigentlich aber nur ein Nebeneffekt,duftet speziell das rötliche Korallenholz bem Schleifen/Verarbeiten sehr angenehm nach süßer Vanille,was leider aber,so auch bei der Bearbeitung von Rosewood,auf Dauer sogar gesundheitliche Schäden verursachen kann! Kirschbaumholz besitzt mitunter eine recht interessante Maserung,das auch schöne Riegel aufweisen kann.Die Entscheidung,anstelle von Splint,-besser gut abgelagertes Kernholz zu verwenden,ist sicher individuell,und ganz klar auch eine Preisfrage.Es muß ja nicht immer die gleiche langweilige Konstellation von einem einteiligen Mahagonikorpus und einer Riegelahorndecke sein.Selbstverständlich werden die Hölzer keinesfalls lackiert,sondern in mehreren Arbeitsgängen ausschließlich sorgsam geölt/gewachst,um die Natürlichkeit der Hölzer zu gewährleisten,und dadurch die bestmögliche Klangentfaltung sicherzustellen.Habe bereits eine fertiggestellte Solidbody Gitarre in der besagten Holzauswahl Kirsche/Padouk/Ebenholz/Ahorn bei meinem erfahrenen Gitarrenbauer ausgiebig testen können,und war schlußendlich sehr beeindruckt vom Klangerlebnis! Die Wahl der Tonabnehmer,Hardware,Saitenstärke und Halsdicke ist meines Erachtens nicht unerheblich am Sound beteiligt,was letztendlich jeder für sich persönlich entscheiden sollte.Gitarren aus der Fabrik hingegen,gehören für mich seit geraumer Zeit absolut nicht mehr in meinen Fuhrpark.Wer ernsthaft Gitarre spielen will,sollte sich von den Massenprodukten der Gitarrenfabrikanten strikt distanzieren.Der finanzielle Aspekt ist dabei selbstverständlich zu berücksichtigen.Fakt ist aber auch,daß “preisgünstige” Saiteninstrumente nicht in jedem Fall immer mies klingen müssen,jedoch sind edelste Custom-handmade Gitarren aus einer kleinen Manufaktur in Relation zu sehr einfacher Massenware aus Asien,zwei wirklich völlig verschiedene Paar Schuhe! Und die Unterschiede zwischen den verwendeten Holzarten und Zubehörteilen sind dabei wirklich gravierend! Unter dem Strich ist immer das optimale Preis-Leistungsverhältnis entscheidend,was heutzutage bei den Konsumenten zu Recht immer stärker fokussiert wird.Darauf stellen sich die etablierten Gitarrenhersteller bereits ein,da für etliche Firmen der ständige Wettbewerb um die höchsten Verkaufszahlen stets an erster Stelle rangieren muß,um auch zukünftig noch an vorderster Front zu stehen,bzw.die Profite steigern zu können.Ist ein weltbekannter Gitarrenfabrikant dann zusätzlich noch mit einem neuen Managerteam Virus in Form und Gestalt eines kapitalen Mißmanagements infiziert,kann es für das einst so erfolgreiche Unternehmen unter ungünstigsten Umständen sogar das endgültige Aus bedeuten,was in Windeseile folglich den Untergang eines ehemaligen Imperiums heraufbeschwören könnte.Alles schon mal da gewesen! Leider nichts Neues! ?

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