Alles zum neuen Signature-Bass des Anthrax-Bassisten

Gear-Talk: Frank Bello im Interview

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(Bild: Fender)

Frank Bello ist seit 1984 die treibende Bass-Kraft bei den Thrash-Metal-Urgesteinen von Anthrax. Neben seiner energetischen Performance fällt der 57-Jährige auch immer wieder als Bassist auf, der sich Gedanken um sein Equipment macht und auch nach einer beachtlichen Karriere immer Neues ausprobiert und Experimente wagt. Das neueste Ergebnis seiner Sound-Suche ist ein Signature-Bass von Charvel, der die letzte Tour schon souverän bestritten hat.

INTERVIEW

Hallo Frank, normalerweise würden wir uns hier über die News deiner Band unterhalten, aber heute soll es um dein Equipment gehen. Du hast ganz aktuell einen neuen Bass am Start. Was ist die Story dahinter?

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Wie du weißt, bin ich in New York aufgewachsen. Die 48. Straße in Manhattan war damals die Straße der Musik. Dort trieb ich mich ständig herum und bewunderte die wunderbar glänzenden Instrumente in den Schaufenstern. Die meisten dieser Geschäfte gibt es heute leider nicht mehr, aber ich erinnere mich noch genau, wie ich dort Fender, Jackson, Charvel und weitere Firmen entdeckte.

Ich stand vor den Schaufenstern und dachte: „Ich würde alles dafür geben, um eines dieser großartigen Instrumente zu besitzen!“ Natürlich hatte ich nicht das nötige Kleingeld, um sie zu kaufen, aber ich schwor mir: Eines Tages werde ich einen Fender-Bass besitzen. Von Charvel gab es seinerzeit keine Bässe, ihr Angebot bestand ausschließlich aus Gitarren. Viele Jahre später spielte ich tatsächlich Fender-Bässe, bekam sogar ein eigenes Signature-Modell, von dem ich ein paar Exemplare besitze, die ich bis heute liebe. Bei Fender arbeiten viele großartige Leute, mit einigen von ihnen bin ich seither befreundet. Generell habe ich in dieser Zeit Freunde fürs Leben gefunden. Einer von ihnen ist Mike Tempesta. Weißt du, wer Mike ist?

Ja, natürlich. Er hat Gitarre bei Powerman 5000 gespielt, war Techniker deines Anthrax-Kollegen Scott Ian und ist einer der Produktmanager bei Fender und somit auch für Jackson und Charvel zuständig.

Exakt. Mike ist einer meiner besten Freunde, ich wuchs mit ihm zusammen auf, wir besuchten gemeinsam die Highschool, hingen ständig zusammen ab und waren unter anderem in derselben Musikklasse. Ihn habe ich angerufen und gesagt: „Ich habe da eine tolle Idee für einen neuen Bass und möchte als erstes mit dir darüber sprechen.“ Ich erklärte es ihm in groben Zügen, und da Mike mich in- und auswendig kennt, wusste er sofort, was gemeint war.

Jetzt ist er tatsächlich Realität geworden, der Charvel Frank Bello Signature Pro-Mod So-Cal Bass PJ IV, eine Hommage an den unvergessenen Phil Lynott. Ich war immer schon ein riesiger Thin-Lizzy-Fan, stand total auf Phils Bass-Sound und auf die Art, wie er zu seinen großartigen Songs spielt. Ich finde, dass er völlig unterbewertet ist. Als Bassist hat er nie die Aufmerksamkeit bekommen, die er verdient hätte. Sein Spiel passte perfekt zu seinen Gesangsmelodien. Auch Mike ist riesiger Thin-Lizzy-Fan und verstand sofort, was ich ihm sagen wollte. Ich hatte niemand anderem von dieser Idee erzählt, denn ich wusste: Wenn ich es nicht bin, der einen solchen Bass vorschlägt, dann macht Mike es irgendwann von sich aus sowieso. Also entwickelten wir gemeinsam die Idee für einen Bass, der im Grunde genommen ein Fender Precision im Charvel-Kleid ist. Ich liebe ihn, denn er besitzt exakt die Features, die ich seit mindestens acht Jahren im Hinterkopf habe.

Was bedeutet das konkret?

Ich bin ein Spieler, ein Musikstudent, der nie aufgehört hat dazuzulernen. Ich möchte jeden Tag etwas Neues lernen. Ich möchte ein Instrument in die Hand nehmen und mich sofort damit wohlfühlen. Genauso soll es auch Käufern gehen. Der Hals? Ich schwöre, dass ich noch nie einen so guten Hals in der Hand hatte. Natürlich möchte ich meinen neuen Bass anpreisen, denn wir wollen ihn schließlich auch verkaufen. Aber er spricht wirklich für sich selbst. Der Hals liegt dermaßen gut in der Hand, dass man sofort damit spielen möchte. Seit ich diesen Bass besitze, spiele ich mehr als jemals zuvor. Das ist die reine Wahrheit!

Du weißt, wie lange ich bereits Musik mache. Niemals zuvor habe ich so gerne ein Instrument in die Hand genommen. Und ich weiß, wovon ich spreche, denn inklusive der ersten Prototypen besitze ich meinen neuen Bass schon seit geraumer Zeit, habe ihn auf zwei kompletten US-Tourneen und auf einer mehrwöchigen Englandtour mit Anthrax getestet. Dieser Bass hält durch, ist voll belastbar. Das größte Kompliment bekam er gleich bei seiner ersten Anthrax-Show von unserem Soundmann Paul, der sagte: „Dein neuer Bass klingt großartig und setzt sich im Gesamtsound perfekt durch!“ Ein wichtiges Kriterium für ein gutes Instrument, denn es soll ja nicht nur mir gefallen – das wäre zu egoistisch – sondern auch perfekt klingen.

Wenn also ein langjähriger Toningenieur wie Paul einen Bass lobt, kann es sich nur um ein für jeden Musiker perfektes Instrument handeln. Ich weiß, dass ich vor Begeisterung fast überschäume, aber ich bin verdammt stolz! Natürlich werden die Leute sagen, dass ich deshalb voll des Lobes bin, weil ich den Bass ja auch verkaufen möchte. Aber in erster Linie bin ich Musiker und möchte die bestmögliche Qualität.

Wie würdest du den Sound deines neuen Charvels beschreiben?

Der Bass hat einen Korpus aus Pappelholz, das sich unfassbar warm anfühlt und perfekt zum Ahorn-Hals mit seinen stärkeren Höhenanteilen passt. Eine optimale Mischung, um die unterschiedlichsten Stilrichtungen spielen zu können. Zudem sind meine EMG-Signature-PUs verbaut, auf die ich sehr stolz bin. Es hat eine Zeit gedauert, bis wir die perfekte Mischung gefunden hatten, aber nun klingen sie sehr punchy und zugleich absolut warm. Ich habe gerade gestern ein paar Songs der Jackson Five gespielt, um die Flexibilität des Basses zu testen. Es war absolut überzeugend.

Was hat dies nun mit Phil Lynott zu tun?

Also: In den Achtzigern konnte man meine Helden Phil Lynott, Steve Harris oder Geezer Butler mit ihren Bässen auf vielen Titelseiten sehen, und immer waren die Mechaniken der Kopfplatte deutlich zu erkennen. Ich liebe dieses Design und habe mir geschworen, dass mein Bass offene Mechaniken haben muss. Letztlich ist es ein Fender-Preci-Headstock, mit dem ich nicht glücklicher sein könnte. Hinzu kommt als weitere Hommage an Phil Lynott ein Mirror-Pickguard, plus die sogenannte HiMass-Bridge, die den Bass perfekt in tune hält.

Bellos Rack mit den Hartke-LH-1000-Tops (Bild: Matthias Mineur)

Soviel erstmal zu Thema Bass. Wie sieht dein restliches Rig im Bezug auf Pedals, Amps und Boxen derzeit aus? Hat sich in den letzten Jahren etwas geändert?

Ich spiele seit geraumer Zeit den Hartke LH 1000, zwei Amps mit viel Power. Hartke sind eine kleine Firma, mit der ich schon seit langem zusammenarbeite. Sie haben zwar keinen übermäßig üppigen Etat für Werbung, aber ihre Geräte funktionieren tadellos. Und um nichts anderes geht es für mich als Berufsmusiker. Das, was ich spiele, muss sich auf Tournee bewähren und die nötige Power abliefern. Mein aktueller Hartke hat 1000 Watt, ich kombiniere ihn mit einer 4x10er-Box, die optimal zu meinem neuen Bass passt, denn dessen glasklarer Sound wird über die Hartke-Speaker perfekt wiedergegeben. Diese Klarheit, die für den Heavy Metal, wie Anthrax ihn spielen, sehr wichtig ist, findet man bei kaum einem anderen Hersteller. Mit unserem Gitarristen Scott Ian und unserem Schlagzeuger Charlie Benante haben Anthrax eine der härtesten Rhythmusgruppen der Welt. Wo also bliebe der Bass, wenn er sich nicht deutlich durchsetzen könnte? Kennst du die Firma Tech 21?

Schon lange Bestandteil seines Pedalboards: der Tech 21 SansAmp Bass Driver (Bild: Matthias Mineur)

Natürlich.

Okay. Also: Ich war immer schon riesiger Fan des SansAmp. Ich spiele ihn seit Jahren und spreche auch schon genauso lange darüber. Jedem Bassisten und jedem Produzenten gefällt der SansAmp. Deshalb kann ich dir etwas Spannendes verraten: Tech 21 und ich arbeiten an einem Pedal, das 2023 auf den Markt kommen wird. Es ist noch nicht ganz fertig, aber ich bin wie ein Kind im Süßwarenladen und kann kaum abwarten, darüber zu sprechen. Derzeit teste ich einen der Prototypen. Alle, die ihn bereits gesehen und gehört haben, sind restlos begeistert.

Das klingt spannend, an dem Thema bleiben wir dran! Danke erstmal für das nette Gespräch!


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2023)

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