Gitarre & Bass Special

Gary Moore: Gear, Tabs & Interviews

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Am 6. Februar 2011 starb Gary Moore mit 58 Jahren an einen Herzinfarkt in Estepona, Spanien. Der Gitarrist hat Spuren in der Rock- und Blues-Szene hinterlassen – die gitarristische Handschrift, der Ton und die Energie von Gary Moore sind jedem Musiker ein Begriff.

Gary Moore auf der Bühne

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Geboren wurde Robert William Gary Moore in Belfast, am 04. April 1952. Seine Laufbahn als Musiker begann 1963, als er eine „Framus Akustikgitarre mit einem Cello-Körper“ geschenkt bekam – es könnte also auch das Gitarren-Pendant zu Hofners Beatle-Bass gewesen sein. Jedenfalls war das Instrument damals eigentlich viel zu groß für den Knirps und hatte zudem Stahlsaiten, die der junge Gary Moore kaum herunterdrücken konnte. Mit 14 erhielt er eine original Fender Telecaster und gründete damit seine erste Schul-Band. Im Laufe seiner langjährigen Karriere veröffentlichte Gary Moore 19 Studioalben, 8 Live-Alben und über 40 Singles.

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Gitarre & Bass hat die Karriere von Gary Moore im vergangenen Vierteljahrhundert durchgehend verfolgt und begleitet. Die dabei entstandenen zahlreichen Artikel sind in dem Special zusammengestellt. Die Stories, Interviews, Gear-Specials, Testberichte, Workshops inklusive Gary Moore Tabs und Transkriptionen dokumentieren einen Musiker im Wandel: vom harten Rocker, den seine Vorlieben für Balladen zum Blues-Fan gemacht haben, und der mit seinem 1990 erschienen Meisterwerk ,Still Got The Blues‘ und dem Nachfolger ‚After Hours` (1992) vielen Größen dieses für die Rock- und Pop-Musik grundlegenden Genres seinen Tribut zollte.

Gary Moore hat mit diesen „weißen“-Blues-Alben und seinen Konzerten einen Boom ausgelöst; er hat den „schwarzen“ Blues in die Pop-Kultur der Gegenwart zurückgebracht und Albert King, B.B. King, Albert Collins und später auch Peter Green (mit `Blues For Greeny`, 1995) seinen Rock-Fans als Ikonen der afroamerikanischen Kultur und der Musik unserer Zeit vorgestellt. Alleine für diese Phase seines Schaffens hat Gary Moore bis heute den Respekt des denkenden Teils der Musikszene!

Gary Moore über seine Lieblingsplatten

Mit Thin Lizzy hat er Rock-Geschichte geschrieben, bei Colosseum II und G-Force Gitarrenakrobatik vorgeführt, und auch als Solokünstler hinlänglich bewiesen, dass er ein gepflegtes Blues-Solo zu spielen versteht. Beim Blick in den Plattenschrank des kleinen Iren werden dann auch schnell die Einflüsse auf Sound und Spielweise deutlich.

Ich habe gerade neulich wieder darüber nachgedacht, welches meine wichtigsten Alben aller Zeiten wären“, erzählt Moore. „Das beginnt bei den Shadows. Mit der LP ,Out Of The Shadows‘ (1962) hat für mich alles begonnen. Ihr Gitarrist Hank Marvin war mein erster Held. Der erste Song, den ich von den Shadows lernte, war ,Wonderful Land‘.

Damals bekam ich gerade meine erste Gitarre, saß bei uns im Garten und versuchte die Gitarre zu stimmen, um irgendwie dieses Lied zu spielen. Eigentlich zupfte ich nur auf einer Saite herum. (lacht) Ich ging zu dem Typ, der mir die Gitarre verkauft hatte und bat ihn mir zu zeigen, wie man sie stimmt. So fing es an! Ich lernte dann so ziemlich alle Songs von Hank Marvin. Und ich liebte den Sound seiner Stratocaster, obwohl ich damals nicht mal wusste, was für eine Gitarre er da spielte.

Gary Moore Platten

Aber ich mochte diesen Echo-Effekt, das war für mich wie ein Sound von einem anderen Planeten. Danach kamen die Beatles und ich begann ihre Lieder zu lernen und zu lieben. Sie hatten ein tolles Chord-Strumming und tolle Melodien – was mehr braucht ein Song? Bei den Beatles fand ich alles, was ich lernen wollte. Besonders George Harrison gefiel mir, so wie er im Kontext eines Songs spielte. Das war einmalig! Er zeigte eine völlig neue Denkweise, und das war genial.

Nimm nur sein Solo in ,Hard Days Night‘ (1964): Das war für jene Zeit unglaublich schnell gespielt! Viele Gitarristen staunten nur! Oder nimm den ausklingenden Akkord am Anfang des Songs! Das war alles total innovativ. Er hat damals diese 12saitige Rickenbacker gespielt, wirklich faszinierend. Er war mein nächster Gitarrenheld. Dann kamen die Yardbirds, mit Songs wie ,Shapes Of Things‘ und ,Mr. You Are A Better Man Than I‘ (vom Album ,Having A Rave Up‘, 1965) bei denen ich Jeff Beck liebte.

Auch er war unglaublich kreativ, mit seinen langen Feedback-Noten, oder wie er in ,Evil Hearted You‘ seine Gitarre wie eine Sitar klingen ließ. Ich habe ihn leider nie live mit den Yardbirds gesehen, weil ich zu jung war und weil sie nie nach Belfast kamen. Ich mochte sie und all ihre seltsamen Sounds und ihren Vibe. Alle Gitarristen bei uns in Belfast haben damals versucht so zu spielen wie sie. Unmittelbar darauf folgte ein weiterer Meilenstein für mich: Das war ,John Mayall & The Bluesbreakers‘ mit Eric Clapton (1966). Ein Wahnsinns-Album!

Das war ein weiterer wichtiger Punkt für alle Gitarristen meiner Generation. Ich erinnere mich noch, wie ich das Album bei einem Freund hörte. Ich lag bei ihm auf dem Teppich, als ,All Your Love‘ abging. Dieser Song hat mein Leben verändert. Die Gitarre klang so gespenstig, mit diesem Echo- und Reverb-Sound, so groß, mächtig und intensiv, es war unglaublich. Eric spielte sich bei jedem Song den Arsch ab und zeigte der Welt da draußen, was er kann.

In dem einen Jahr, von den Yardbirds zu den Bluesbreakers, musste er die ganze Zeit geübt haben, bis ihm die Finger bluteten. Er hat mir später erzählt, dass er bei John Mayall oft Blues-Platten gehört hatte. Aber was er daraus gemacht hat, war unglaublich. Dabei war er noch so jung! Sein Spiel war rau, emotional und wundervoll. Es gibt kein besseres Album mit ihm. Alles, was ich am Gitarrespielen liebe, findet man auf dieser Platte. Und dann folgte Cream (mit Eric Clapton, Jack Bruce und Ginger Baker). Ich habe sie in Belfast live gesehen, gerade als ,Fresh Cream‘ (1966) herauskam.

Eric spielte damals eine Les Paul über ein Marshall-Stack. Cream waren eine wirklich tolle Einheit, ein Trio im wahrsten Sinne. Die Band war mehr als die Summe der einzelnen Musiker. Ich konnte es nicht glauben wie gut sie waren. Ich erinnere mich noch gut, wie enttäuscht ich war, weil ich früher gehen musste, um den letzten Bus nach Hause zu bekommen. Ich habe sie ein Jahr später noch einmal gesehen.

Da herrschte allerdings schon ein gereiztes Klima in der Band. Eric ging’s zu der Zeit leider gar nicht gut. Ich weiß nicht, was er genommen oder getrunken hatte. Jedenfalls spielte er viel zu laut, konnte sich bei der Ansage nicht erinnern, in welcher Stadt er gerade spielte und fiel am Ende in seinen MarshallTurm. Es war traurig.

Und noch eine Band war absolut großartig: The Who. Ich habe sie zu der Zeit von ,Magic Bus‘ (1968) in einem kleinen Ort namens Lisbune nahe Belfast gesehen. Sie spielten in einem Club namens The Top Hat Ballroom. Ich kam zu spät zur Show und es regnete in Strö- men. Ich hörte von draußen, wie sie ,The Kids Are Alright‘ spielten – und es war niemand auf der Straße.

Alles war wie leer gefegt. Der ganze Ort war in diesem Laden, um die Band zu sehen. Ich bezahlte 10 Shilling Eintritt und sah Pete Townshend, wie er seine Windmühlenflügel-Show abzog. Die Band war wild und extrem laut. Nach einem Konzert von The Who hast du danach förmlich gezittert, soviel Adrenalin hattest du im Blut. Für mich waren sie die erste PunkBand.

Mehr Energie haben die Sex Pistols später auch nicht draufgehabt. Danach kam dann Jimi Hendrix. Ich habe ihn das erste Mal in einer TV-Show namens ,Ready, Steady, Go!‘ gesehen. Er spielte Playback ,Hey Joe‘ vom Album ,Are You Experienced‘ (1967) und ich dachte zuerst: Hey, ein cooler R&B-Sänger!

Aber dann spielte er all diese Gitarren-Parts, nahm die Strat vors Gesicht und spielte mit den Zähnen. Trotz Playback zeigte er uns, dass er es könnte, wenn er nur wollte. Und wir alle wussten sofort: Oh, oh – there‘s somebody new on the scene!“

 

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. An dem Tag, wo Gary Moore starb, war das keiner Zeitung oder Radiostation eine Meldung wert. Das fand ich echt schade.
    Ich habe eine Videocasette mit einem Auftritt von Gary Moore. Zwischendurch betrat auch B.B.King die Bühne. Ein alter Mann, mit einem riesigen Bierbauch, der die Gitarre kaum spielen konnte, weil seine Arme zu kurz waren. Mit seinen Wurstfingern kam er kaum an den Gitarrenhals, weil seine Lucile durch den Bauch in einem Meter Entfernung vor ihm hing.
    Alle waren froh, als wieder Gary More auf die Bühne kam. Der spielte den BB.King ganz locker an die Wand.

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    1. Hallo Sokrates,
      die traurige Nachricht von Gary’s Tod kam am 6. Februar abends in den NDR-Nachrichten. Ich war geschockt, hatte ich mich erst kurz zuvor zu Bett begeben nachdem ich mit meinem Sohn seinen Geburtstag gefeiert hatte. Das der zunächst schöne Tag mit einer solch traurigen Nachricht endete war erschütternd für mich. Für mich war Gary Moore mein Lieblingsgitarrist gleich nach dem “alten” Peter Green.

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  2. Ein Genie – still tot the blues – meine Jugend- Hymne spiele ich noch heute mit viele guten Erinnerungen …. Danke Gary

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