Felix Pastorius & Niels Lan Doky: Jazz/Takes Supergroup
von Matthias Mineur, Artikel aus dem Archiv
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Felix, hast du für die Jazz/Takes Supergroup dein Equipment neu zusammengestellt?
FP: Ja, ich spiele in jeder Band mit jeweils unterschiedlichen Instrumenten. Ich habe immer andere Amps dabei, andere Bässe, andere Effekte, abhängig davon, was die Musik erfordert.
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Was sind die Kriterien für dein heutiges Setup?
FP: Meinen Fodera-Bass habe ich deshalb mitgenommen, weil ich mir nicht sicher war, wie viel künstlerischer Eigenanteil von mir gewünscht ist. Außerdem hatte Darryl im vergangenen Jahr einen Fünfsaiter dabei, sodass ich mindestens einen Fünfsaiter mitnehmen wollte. Letztlich habe ich mich sogar für einen Sechssaiter entschieden, um ein paar Extramöglichkeiten zu haben.
Ich finde, dass der Fodera Emperor II mit den Aguilar-DCB-Pickups wunderbar flexibel klingt und sowohl im Studio als auch auf der Bühne eine hohe Klangstabilität garantiert. Er klingt sehr klar und dennoch druckvoll, also genau so, wie ich es hier brauche. Den Aguilar-Amp habe ich deshalb genommen, weil er in Deutschland fast überall verfügbar ist und man daher schnell Ersatzteile bekommt, falls mal etwas defekt ist. Ich bevorzuge mindestens 500 Watt und 4×10“-Boxen, das sind die Standards, die ich für mein Spiel brauche.
Gibt es von Niels Seite spezielle Wünsche an den jeweiligen Bassisten?
NLD: Nein, das überlasse ich jedem einzelnen. Natürlich verbessert ein gut klingendes Equipment jeden Song. Wenn Bass und Schlagzeug eine Einheit bilden, so hilft das natürlich. Harvey Mason spielt ein sehr geschmackvoll klingendes Set, und darauf sollte der Bass abgestimmt sein.
FP: Da Harvey einen klaren und warmen Sound erzeugt, sollte ich mich dieser Vorgabe anpassen, anstatt mit Overdrive-Pedal und verzerrtem Sound die Klarheit zu verwässern. Mit einem Sechssaiter spielt man nun einmal völlig anders als mit einem Vier- oder Fünfsaiter. Sechssaiter haben eine deutlich größere Bandbreite an Ausdrucksformen, und genau dies ist hier gefordert.
Bild: Matthias Mineur
Aguilar-AG-700-Topteil und Shure-ULXD4-Sender
Bild: Matthias Mineur
Die Aguilar 4x10er-Box
Deshalb erstaunt mich das kleine Effektboard!
FP: Im Grunde genommen geht es hier ausschließlich um einen klaren Sound, insofern ist das ungewöhnlichste Effektgerät in meinem Board ein Chorus-Pedal, bei dem ich immer noch nicht weiß, ob ich es überhaupt einsetzen werde. Und wenn, dann nur für ein paar kleine Gimmicks. Meine wichtigsten Pedale sind ein Kompressor, und, abhängig von der Größe des jeweiligen Venues, ein Reverb. Ich liebe viel Sustain, vor allem bei den Soli, daher nutze ich permanent das Dunlop-Volume-Pedal. Und natürlich muss auch ein Tuner dabei sein.
Welche Effekte spielst du bei anderen Projekten?
FP: Mindestens zwei Synth-Pedale, einen Octaver, ein Fuzz und zwei Distortion-Pedale, ein völlig anderes Setup also. Für diesen Gig wäre dies jedoch völlig überdimensioniert.
Felix, darf ich dich fragen, was deine beiden Brüder heute machen?
FP: Mein Zwillingsbruder Julius, der bekanntlich Schlagzeug spielt, lebt in Florida. Mit ihm war ich vor zwei Jahren in Europa unterwegs, überwiegend in Italien und Spanien. Wir haben gemeinsam ein Trio, das vornehmlich die Musik unseres Vaters spielt. Das mache ich allerdings nur sehr selten, normalerweise spiele ich Jacos Songs nicht.
Weshalb nicht?
FP: Keine Ahnung, vielleicht um mich abzugrenzen? Es ist nicht so, dass mir seine Musik nicht gefällt, aber ich möchte kein Ersatz für Jaco sein. Ich möchte nicht etwas vermeintlich zu Ende bringen, was sein Tod möglicherweise unterbrochen hat. Auf der Bühne habe ich ihn sowieso nie spielen gesehen.
Weil du zu jung warst, als er starb.
Bei seinem Tod war ich gerade erst fünf. Ich möchte keine jüngere Kopie von ihm sein, sondern ein eigenständiger Musiker, der von seiner Kunst selbstständig leben kann, was schon schwer genug ist. Es dauert auch so schon sehr lange, bis man als Mensch weiß, wer man überhaupt ist. Aber wie gesagt: Ich mag Jacos Musik und habe sie in den zurückliegenden Jahren auch einige Mal gespielt. Doch mein Interesse geht weit darüber hinaus.
Ist dein älterer Halbbruder John auch Musiker?
Nun, er spielt zwar ein Instrument, hat dies aber nie zu seinem Beruf gemacht. Ich kenne niemanden, der so viel Musik hört wie John. Er konsumiert pausenlos, hört die unterschiedlichsten Stile. Darüber hinaus habe ich ja auch noch eine Halbschwester, sie heißt Mary und ist Songwriterin. Alle Mitglieder meiner Familie sind mit Musik verbunden, ich bin allerdings der Einzige, der davon lebt.
Niels, ich vermute, dass du Jaco Pastorius noch in seiner aktiven Zeit spielen gehört hast. Erkennst du Ähnlichkeiten zwischen ihm und Felix?
NLD: Ja, man kann eine Menge Ähnlichkeiten entdecken.
Zum Beispiel?
Das Timing. Das Rhythmusgefühl. Seine Artikulation und auch sein Phrasing. Gleichzeitig ist Felix ein eigenständiger Musiker mit einer eigenen künstlerischen DNA. Ich habe selbst einen Sohn, der auch Klavier spielt. Auch bei ihm erkennt man eine eigene Handschrift, da er in einer völlig anderen Zeit groß wird als dies bei mir der Fall war. Zugleich erkennt man aber auch so manche Eigenart, die er vermutlich von mir geerbt hat.
FP: Ich denke, dass mich Jaco auch dann beeinflusst hätte, wenn er nicht mein Vater gewesen wäre. Denn wenn man ein ernsthafter Musiker sein möchte, lässt man sich natürlich von den Besten inspirieren. Und ich finde, dass Jaco einer der Größten war.
Stört es dich, wenn man dich so konkret über deinen Vater befragt?
FP: Nein, überhaupt nicht. Ich meine: Jeder ist von irgendjemandem beeinflusst, und ich bin nun einmal in den Achtzigern und Neunzigern großgeworden. Die frühen Jahre sind für einen Menschen prägend, sie machen dich zu dem, der du später bist. Mein Vater stammte aus einer anderen Epoche und ist dementsprechend anders musiksozialisiert.
Es gibt in der Musik unterschiedlichste Genres, in denen man sich als Bassist profilieren kann. Und je älter man wird, umso größer wird das eigene Spektrum an Stilen und Spielarten. In den Achtzigern und Neunzigern war die Musik nun einmal deutlich heavier als in den Sechzigern und Siebzigern, als es viel Soul und Funk oder auch Swing gab. Ich höre auch diese Musik, aber wenn ich mir früher neue CDs gekauft habe, war es immer härtere Musik.
Erkennt man diesen härteren Background auch dann, wenn du Jazz spielst?
FP: Vermutlich kann man in meinen rhythmischen Phrasierungen tatsächlich meine frühesten Vorlieben heraushören. Melodien sind dagegen deutlich unabhängiger von unterschiedlichen Epochen.
Letzte Frage: Werdet ihr in dieser Besetzung irgendwann auch eigene Stücke komponieren?
NLD: Das machen wir ja bereits. Auf der ersten Tour mit Billy Cobham waren es noch ausschließlich Neuversionen von Popsongs, auf der zweiten und auf dieser dritten Tour mischen wir das Programm mit einigen unserer eigenen Stücke. Es ist eine große Freude zu sehen, dass beides nebeneinander funktioniert.
FP: Ich habe noch immer die Vision, aus alten Jazz-Standards knallharte Heavy-Metal-Versionen zu machen. (lacht) 220bpm und dann alle Mann Vollgas! Ich denke, das wäre ein großer Spaß!