Im Interview

Devon Allman: Vintage-Gitarren auf die Bühne!

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(Bild: Kealan Barowsky)

Über The Allman Betts Band haben wir vergangenes Jahr bereits berichtet. Jetzt hatten wir die Gelegenheit in einem Einzelgespräch mit Devon Allman unser Lieblingsthema noch einmal zu vertiefen.

Dass dieser Tage auch noch das zweite ABB-Album ‚Bless Your Heart‘ erscheint, scheint der perfekte Aufhänger, um noch einmal ausführlich mit dem Sohn von Southern-Rock-Legende Gregg Allman (1947-2017) über „guitars and gear“ zu reden. Am anderen Ende der Leitung, auf der anderen Seite des Atlantiks, sitzt ein fröhlicher Gentleman in Plauderlaune und berichtet über die gefeierte US-Tour seiner Allman Betts Band und das neue Album. Vor allem aber gibt er Auskunft über seine neue „Number One“-Gitarre, den bisherigen Höhepunkt seiner Musikerkarriere und warum Vintage-Instrumente auf die Bühne gehören.

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Devon, seit 2018 wart ihr (mit kurzen Unterbrechungen) fleißig auf Tour. Wie hat sich die ABB-Band als Live-Act entwickelt?

Wenn du jede Woche fünf bis sechs Shows spielst, passiert etwas mit einer Band. Es brauchte nur zwei, drei Monate, dann hatten wir unseren Rhythmus gefunden. Dabei entsteht ein Vertrauen in das, was jeder der Jungs in die Band einbringt. Jeder weiß, wann er sich in einem Song ein bisschen mehr nach vorne bringen kann. Als Resultat auf deine Frage haben wir also einen Rhythmus in unseren Konzerten gefunden, Vertrauen ineinander entwickelt und ein Selbstverständnis als Band.

Wie hat sich das Zusammenspiel zwischen euch Gitarristen entwickelt?

Jeder bringt eine eigene Dynamik und einen eigenen Stil mit. Trotzdem weiß jeder bei einem neuen Song intuitiv, was der braucht und wer am besten welchen Part übernimmt. Diese Entwicklung ging überraschend schnell. Wir mussten nicht groß überlegen und analysieren. Es passierte ganz automatisch.

The Allman Betts Band (Bild: Kealan Barowsky)

Die Songs von ‚Bless Your Heart‘ entstanden während eurer US-Tour. Aufgenommen habt ihr wieder im Muscle Shoals Sound Studio in Alabama.

Wir hatten eine Menge Spaß beim Debüt und fühlten uns dort verdammt wohl. Da machte es Sinn, auch diesmal dort aufzunehmen. Das Studio ist mitten im Nirgendwo, du wirst von nichts abgelenkt, kannst in Ruhe arbeiten. Wir haben alle Songs live eingespielt, bis auf den Gesang. Für den haben wir uns später Zeit genommen. Wir haben nicht mehr als zwei, drei Takes pro Song gebraucht. Und für den Gesang wollten wir dann etwas Abstand, um mit einem frischen Gefühl ins Studio zu gehen.

‚Savannah’s Dream‘ ist ein zwölfminütiger Instrumental-Track. War das eine Jam-Session?

Glaub es oder nicht, der Song ist durchkomponiert! Duane hatte fünf verschiedene Parts und brauchte nur ein bisschen Input von uns, um sie als einen großen Song zum Leben zu erwecken. Wir mochten die Parts von Anfang an und machten uns direkt ans Komponieren. Es ist nichts improvisiert. Wenn das jetzt nach einem lockeren Jam klingt, macht uns das stolz. Denn dieses Gefühl soll der Song transportieren. Zwölf Minuten lang. Es war der dritte Take. Alles am Stück eingespielt.

Reden wir über dein Equipment. Deine wichtigste Gitarre war bisher eine Gibson Custom Shop Les Paul die du „Number One” nennst und 2007 von Les Paul persönlich signiert bekommen hast. Erinnerst du dich noch an jene Begegnung im New Yorker Iridium Jazz Club?

Oh ja! Ihn zu treffen war für einen Les-Paul-Liebhaber wie mich eine unfassbar aufregende Erfahrung. Ich habe ihn als sehr freundlichen, warmherzigen und lustigen Menschen kennengelernt. Er bat mich sogar auf die Bühne, um mit ihm zu spielen. Eine Ehre! Das werde ich nie vergessen. Dieses Treffen wird immer ein Höhepunkt meines Musikerlebens sein.

1966er Fender Electric XII, 1957er Gibson Les Paul Junior mit P-90, 1964er Gibson ES-330 (Bild: Chris Brush)

Du hast inzwischen eine neue Lieblingsgitarre, habe ich gelesen.

Stimmt. Ich habe „Number One“ nicht auf ‚Bless Your Heart‘ benutzt. Meine neue Nummer Eins ist eine 1957er Les Paul Junior mit einem P-90-Pickup. In diese Gitarre habe ich mich schockverliebt! Insgeheim habe ich diesen Sound schon immer gemocht. Ich habe die Gitarre auf Reverb.com gefunden, und wie sich herausstellte gehörte sie Jay Farrar von Son Volt. Coole Sache!

Der Grund, warum ich meinen Sound etwas verändern wollte, liegt darin, dass wir drei Gitarristen in der Band sind und zwei von ihnen Gibson-Gitarren mit Humbuckern spielen. Ich wollte ein wenig Kontrast, also begann ich zunehmend auf meiner Fender Telecaster zu spielen, die einen schlankeren Sound hat und die Mitten nicht überfrachtet. Aber da wir einfach eine Gibson-Band sind und ich immer Gibson-Gitarren gespielt habe, kam mir eines Tages die Idee, es mit einer Les Paul mit P-90-Pickups zu probieren.

Das Resultat ist klasse: ihr Ton ist deutlich schlanker, irgendwo zwischen Telecaster und Les Paul Standard. Und meine neue „Number Two“ ist meine 1964er Gibson ES-330. Wenn ich einen etwas luftigeren Rhythmus-Ton brauche ist sie genau die richtige. Diese beiden Gitarren habe ich auf ‚Bless Your Heart‘ gespielt.

Du hast 43 Gitarren aus dem Nachlass deines Vaters Gregg geerbt. Kannst du uns etwas darüber erzählen? Wie geht man mit so einem Schatz um? In den USA spielst du sie tatsächlich live.

Da fällt mir zunächst noch eine Gitarre ein, die ich auf dem Album gespielt habe. Und zwar eine 1966er Fender Electric XII, die mit dem seltsamen Headstock. Die stammt auch aus der Sammlung meines Vaters. Man kann sie prominent im Intro von ‚Magnolia Road‘ hören. Mein Vater hat mir eine Menge Instrumente hinterlassen. Wie du schon sagtest, 43 Stück. Darunter etwa 30 Acoustics, Gibsons, Martins, Taylors. Zwei dieser Gitarren spiele ich auch live, eine Gibson J-200 und ein Martin-Johnny-Cash-Modell.

Außerdem habe ich von ihm einen 1966er Fender Jazz Bass geerbt, den ich liebe, wenn ich Songs schreibe. In den späteren Jahren hat mein Vater dann auch Stratocasters gespielt, vor allem bei seinen Solokonzerten. Seine beiden Strats, eine schwarze und eine weiße von 2007/2008 habe ich verschenkt. Die Schwarze an meinen Bruder Elijah Blue, die Weiße an meine Schwester Layla Brooklyn.

Du spielst diese alten Gitarren live auf der Bühne. Ist dir das nicht zu gefährlich?

Nun, du kannst Vintage-Gitarren in Vitrinen wegschließen, sie in einem Museum ausstellen oder sie benutzen! Ich stehe darauf sie zu spielen! Gitarren gehören auf die Bühne. Sie müssen gespielt und gehört werden. Das ist ihre Bestimmung. Welchen Sinn macht es, dass so viele Musiker von alten Instrumenten schwärmen, man sie dann aber nirgends hört?

Ich habe einiges in die Sicherheit meiner Tour-Gitarren investiert, und jetzt spricht nichts dagegen, sie live zu spielen. Ich habe meist sechs Vintage-Gitarren dabei, zwei Akustikgitarren, dann die 1966er Fender Electric XII, die 1957er Les Paul Junior, die 1964er ES-330 und meine alte Fender Jazzmaster für ‚Down By The River‘. Für sieben Gitarren wäre Platz, für den Fall, dass ich unterwegs ein Instrument finde, in das ich mich verliebe. (lacht)

Spielst du noch deine Telecaster von Kurt Linhof?

Oh ja! Ich liebe diese Tele! Ich glaube Kurt hat gerade mal 180 Stück davon gebaut. Meine hat er mir 2006 geschenkt. Ein unfassbar tolles Geschenk. Diese blonde Tele ist ein famoses Arbeitstier, eine perfekte Allround-Gitarre. In meiner Solo-Band spielt sie nach wie vor eine prominente Rolle. Sie hat eine Menge Qualitäten. Kurt und ich waren bis zu seinem Tod eng befreundet. (Linhof verstarb 2014, Anm. d. Verf.) Danach begann ich nach Linhof-Teles zu suchen, aber sie tauchen kaum auf dem Gebrauchtmarkt auf. Ich habe in zwei Jahren nur eine Tele entdeckt, die ich sofort ungesehen gekauft habe.

Was Amps angeht, sieht man dich zumeist mit deinem 1965er Fender Super Reverb sowie einem Marshall Plexi Reissue. Was kam diesmal im Studio zum Einsatz?

Da habe ich den Fender Super Reverb und einen Victoria-Röhren-Combo benutzt. Beide Amps spiele ich inzwischen auch live. Der Victoria ist genial. Es ist ein neuer Amp, klingt aber wie ein Fender Tweed aus den Fünfzigerjahren. Der Super Reverb ist laut, groß und fett, der Victoria fein und definiert. Mixt du beide, ist das genau der Sound, der zu dieser Band passt.

Victoria-Röhren-Combo: Neuer Amp, klingt aber wie ein Fender Tweed. (Bild: Chris Brush)

Du benutzt auch nur wenige Effekte.

Ich habe einen Analog Man King Of Tone, einer der alten Originale. Den benutze ich für Soli. Für manche Rhythmus-Parts, wie in ‚Pale Horse Rider‘, benutze ich einen dezenten Chorus-Effekt, einen Boss DC-2, den ich einsetze, um Akkorden einen leichten Schimmer zu verpassen. Wirklich nur ganz subtil. Das macht sie ein bisschen voller. Da stehe ich drauf.

Hast du deinen Ton gefunden oder bist du noch auf der Suche?

Meine Gitarrensammlung umfasst 110 Instrumente. Ich betrachte sie wie unterschiedliche Pinsel für verschiedene Anstriche, Farben, Texturen. Natürlich ist man als Gitarrenliebhaber immer auf der Suche. Aber was The Allman Betts Band angeht, habe ich die perfekten Instrumente bereits gefunden.

Du hast in den Neunzigerjahren in den USA eine Filiale des Guitar Centers geleitet. Was für ein Instrument würdest du mit deiner Erfahrung einem Anfänger empfehlen?

Was letztlich eine Gitarre ausmacht, hängt vom subjektiven Empfinden eines Menschen ab. Sie sollte in etwa so klingen wie du dir das vorstellst. Und du solltest spontan ein Gefühl für die Gitarre und ihren Hals haben. Es sollte sich „richtig“ anfühlen.

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2020)

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