Ein Multitalent und ein ernstzunehmender Bassist

Der Idealist: Fall-Out-Boy-Bassist Pete Wentz im Interview

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(Bild: Pamela Littky)

PETE’S LIEBLINGSSONGS


GUNS N‘ ROSES: LIVE AND LET DIE

Egal, was sie heute machen und ob das noch etwas mit dem zu tun hat, was sie früher mal waren: Guns N‘ Roses ist eine Band, die extrem wichtig für mich ist und einen riesigen Einfluss auf mich hat. Bevor ich sie entdeckt habe, hörte ich vor allem die Musik meiner Eltern – also das, was bei ihnen im Auto oder in der Küche lief. Guns N‘ Roses dagegen war die erste Band, die quasi mein Ding war. Das war zu der Zeit als sie gerade ‚Use Your Illusion‘ veröffentlicht hatten und am Soundtrack zu ‚Terminator 2‘ beteiligt waren. Alles Dinge, für die ich – so dachten meine Eltern – noch viel zu jung wäre. Aber ich war geradezu verrückt danach. Vor allem nach ‚Live And Let Die‘, das zwar nur eine Coverversion war, aber auch meine Hochachtung für Paul McCartney zum Ausdruck bringt und einfach ein hervorragender Song ist, den ich wahnsinnig gerne mag.

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METALLICA: ENTER SANDMAN

Es gibt eine Menge Metallica-Songs, die ich toll finde. Aber die meisten stammen halt von einem Album, das in den frühen 90ern allgegenwärtig war und an dem man gar nicht vorbeikam. Nämlich ‚The Black Album‘. Es war das erste Mal, dass ich auf eine Band stand, die auch von allen anderen gemocht wurde. Und ‚Enter Sandman‘ weist eines der stärksten Riffs aller Zeiten auf. Natürlich sind da noch viele andere, tolle Metallica-Songs, aber wenn ich mich auf einen beschränken muss, dann diesen. Aus dem einfachen Grund, weil er mir gleich mehrere Türen geöffnet hat. Denn Metallica war noch vor meiner Hardcore-Phase – also unmittelbar davor. Was auch bedeutet, dass mich die Band wahrscheinlich gar nicht so begeistert hätte, wenn das Album ein bisschen später erschienen wäre. Aber so war es eine riesige Sache für mich. Denn eine Zeitlang war ich ein richtiges Metal-Kid. In der achten Klasse stand ich total auf Death Metal, auf Cannibal Corpse, Sepultura, Deicide und all diese Bands. Anschließend bin ich dann beim Hardcore gelandet.


GORILLA BISCUITS: START TODAY

Da ich gerade von Hardcore gesprochen habe: Besonders begeistert war ich von einer Band namens Gorilla Biscuits, die mich nachhaltig geprägt hat. Ich meine, es gab etliche Hardcore-Bands, die ich für wichtig hielt und denen ich eine Zeitlang regelrecht hinterhergereist bin. Einfach, weil es da keine Barriere zwischen den Musikern und dem Publikum gab. Wenn man zu den Konzerten ging, war man Teil einer Gemeinschaft, die etwas sehr Familiäres hatte. Es war ein Ort, an dem sich alle heimisch fühlten, die sonst nirgendwo hineinpassten – und wo sich Ska-Kids, Punk-Kids und Hardcore-Kids trafen. Da war es dann auch OK, selbst auf die Bühne zu steigen und so seine Begeisterung für die Musik auszudrücken – die Bühne war ja meist nur zehn Zentimeter hoch. (lacht) Jeder ist darauf geklettert – und anschließend in die Menge gesprungen, die einen aufgefangen und getragen hat. Ein tolles Gefühl. Das Stagediving und der Mosh-Pit waren einfach verrückt. Außerdem waren Gorilla Biscuits eine unglaublich starke Band. Gerade Walter Schreifels, der Gitarrist, hat bis heute einen riesigen musikalischen Einfluss auf mich. Eines meiner absoluten Lieblingsstücke ist ‚Start Today‘.


GREEN DAY: BASKET CASE

Wir waren letztes Jahr auf Tour mit Weezer und Green Day. Ohne Green Day, und ihren unglaublichen weltweiten Erfolg, hätte eine Band wie Fall Out Boy wohl nie die Möglichkeit gehabt, ebenfalls eine richtig große internationale Karriere zu starten. Und ich erinnere mich noch genau an den Moment als ich das Video gesehen habe, in dem Drummer Tré Cool im Rollstuhl ins Bild gerollt wurde – was ich für komplett verrückt hielt. Eben eine Band, die sich als debil, krank und verrückt darstellt – und trotzdem zur besten Sendezeit bei MTV rauf- und runterläuft. Die sich nicht als wer-weiß-was präsentiert, sondern sich über sich selbst lustig macht. Das fand ich großartig – genau wie den Song: ‚Basket Case‘. Sie haben damals eine Menge Kritik dafür einstecken müssen, dass sie so erfolgreich waren – genau wie alle von uns, die danach kamen. Bei uns war es dann zwar nicht mehr ganz so heftig, wie bei ihnen – weil sie halt die ersten aus der Punk-Community waren, die ein solches Erfolgslevel erreicht haben. Dabei sind sie in meinen Augen extrem produktiv. Und: Sie machen genau die Musik, die sie wollen und schämen sich kein bisschen dafür. Ich glaube auch nicht, dass sie sich je verändert oder verbogen haben, um besser in die Musikwelt zu passen. Sie sind einfach, wer sie sind.


JAY-Z: 99 PROBLEMS

Jay-Z ist jemand, den ich wirklich sehr bewundere. Und die Gelegenheit gehabt zu haben, zumindest einmal mit ihm zusammenzuarbeiten, war extrem cool. Er war damals der Präsident unserer Plattenfirma Island/Def Jam − und ich halte ihn für einen echten Poeten, der eine unglaubliche Ausstrahlung besitzt und praktisch in Eigenregie ein ganzes Genre und eine regelrechte Subkultur gestartet hat. Dieser Song ist einer seiner besten: Irgendwie hat er da einen Weg gefunden, die Beastie Boys mit seinem alten Ich aus ‚Blueprint‘-Zeiten zu kombinieren – in einem Song, den ich für schlichtweg fantastisch halte. Als wir ‚Infinity On High‘ aufgenommen haben, fragten wir ihn, ob er das Album quasi anmoderieren könnte. Das hat er – indem er einfach frei zum ersten Track des Albums improvisiert hat. Er hat uns zwar gefragt, was wir von ihm erwarten und in welche Richtung er gehen solle, doch wir meinten nur: „Was immer du zu sagen hast, ist wahrscheinlich viel besser als das, was wir uns vorstellen könnten – insofern: mach einfach.“ (lacht)


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2024)

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