In seiner Heimat ist der südafrikanische Blues-Rock-Gitarrist/Sänger Dan Patlansky bereits ein gefeierter Star. Seit 1999 veröffentlicht er regelmäßig Alben und tourt ein- bis zweimal pro Jahr durch die namhaftesten Clubs seines Landes.
Mit seiner aufregenden Art, einer sichtlich betagten Fender Stratocaster funky-bluesige Töne zu entlocken, sowie mit seiner warmen, klaren Stimme und seiner Fähigkeit, tolle Grooves mit eingängigen Melodien zu verbinden, hat er sich eine imposante Schar treuer Anhänger erspielt.
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Seit Veröffentlichung seines aktuellen Albums ,Dear Silent Thieves‘ bekommt Dan Patlansky nun auch vermehrt Lob und Auszeichnungen in Amerika und Europa. Im Oktober 2015 reiste er mit seinem Trio als Special Guest der Tour von Joe Satriani durch Deutschland – und beeindruckte das Gitarristenpublikum nachhaltig.
Wir verabredeten uns mit Dan im großen Saal der Hamburger Laeiszhalle, sprachen mit ihm über seine Interpretation eines zeitgemäßen Blues-Rock, begutachteten sein Equipment und schauten uns nach dem Gespräch seine spektakuläre Show an. Unsere Prognose: Von diesem Könner wird man in Zukunft noch viel Gutes hören!
Dan, wann bist du zur Musik gekommen? Stammst du aus einer musikalischen Familie?
Dan Patlansky: Meine Eltern spielen zwar kein Instrument, sind aber riesige Rock-Fans. Bei uns zu Hause liefen ständig Scheiben von Led Zeppelin, Stevie Ray Vaughan, Eric Clapton, Jimi Hendrix oder Deep Purple, aber auch Jazz. Ich konnte dieser Art von Musik also gar nicht entkommen. (grinst) Mit zwölf wollte ich unbedingt selbst ein Instrument spielen. Von Anfang an stand fest: Es muss eine Gitarre sein, damit ich den Blues-Rock spielen kann, den ich zu Hause viele Jahre gehört hatte und der mir die natürlichste Sache der Welt zu sein schien …
Meine gleichaltrigen Schulkameraden standen auf Backstreet Boys und all diese Pop-Sachen. Ich fing an, BluesStücke, aber auch Songs von Pink Floyd oder Led Zeppelin zu spielen. Es folgten die ersten kleinen Garagen- und SchulBands, es machte riesigen Spaß, wobei keiner von uns wirklich gut spielen konnte. Aber je besser ich an der Gitarre wurde, umso mehr reifte bei mir der Wunsch, die Sache möglichst ernsthaft zu betreiben. Irgendwann stand fest, dass ich Profimusiker werden wollte. Ich wollte herumreisen, Scheiben aufnehmen und mein Geld mit Musik verdienen. In Südafrika ist dieses Ziel allerdings ziemlich unrealistisch, da dort die Musikindustrie sehr klein ist, speziell im Segment von Rock und Blues-Rock.
Was sagten deine Eltern zu deinem Berufswunsch?
Dan Patlansky: Vermutlich hätten sie es gerne gesehen, wenn ich Jurist oder Arzt geworden wäre, aber sie unterstützten mich bei dem, was ich machte. Das war auch notwendig, denn es dauert natürlich ein paar Jahre, bis man sich einen Namen gemacht hat und einigermaßen etabliert ist. Aber ich habe nie die Geduld und meine Leidenschaft für diese Musik verloren, und mittlerweile fängt es an, sich weltweit auszuzahlen. In Südafrika habe ich bereits eine fantastische Fan-Gemeinde, jetzt geht es darum, auch in Europa bekannter zu werden.
Bei der Wahl der Gitarre war offenbar die Fender Stratocaster eine Art Liebe auf den ersten Blick; hast du auch andere Gitarrenmodelle ausprobiert?
Dan Patlansky: Ich mag auch Les Pauls sehr, es sind tolle Instrumente, aber die größ- ten Helden meiner Jugend spielten nun einmal allesamt Stratocaster. David Young war mein erster Hero, dann entdeckte ich Eric Clapton, Jimi Hendrix und Stevie Ray Vaughan, alles Strat-Spieler. Von Beginn an liebte ich diesen Sound. Als großer B.B.- King-Fan, als Anhänger von Freddie King oder Joe Bonamassa mag ich aber natürlich auch den Klang von Les Pauls oder ES-335. Mein Focus liegt jedoch ganz eindeutig auf der Stratocaster.
Kannst du dich noch an deinen ersten Verstärker und an die ersten Fußpedale erinnern?
Dan Patlansky: Ja klar. Der erste Amp war ein kleiner Übungsverstärker, danach kaufte ich mir einen alten Fender Bassman Silverface mit einer Marshall-Box. Das war mein erster Röhrenverstärker. Es haute mich um: Wow, was für ein Sound! Und dann der Geruch, den ich nie vergessen werde. Alte Amps haben einen eigentümlichen Geruch, ich habe ihn noch heute in der Nase. Dieser Amp stammte übrigens vom gleichen Instrumenten-Dealer in Johannesburg wie meine aktuelle Gitarre. Als Hendrix-Fan musste mein erstes Footpedal natürlich ein WahWah sein, irgendein No-name-Produkt, das noch nicht einmal besonders gut klang. Ich war trotzdem total begeistert.
Kannst du nach Noten spielen?
Dan Patlansky: Ich kann keine Noten lesen, verstehe allerdings ein wenig von Musiktheorie. Ich besitze durchaus vage Kenntnisse über das, was ich spiele und wie sich die Akkorde oder Skalen zusammensetzen, würde aber gerne mehr über Harmonien und Akkordbildung lernen. Ich betrachte Musik auf meine eigene Art, nicht nach Skalen sondern eher unter chromatischen Gesichtspunkten, nach den Grundsätzen der Pentatonik. Ich bin halt ein Blues-Typ, kenne mich ein wenig mit Grundlagen aus, wenn auch nicht perfekt.
Wann hast du begonnen, eigene Songs zu schreiben?
Dan Patlansky: Eigentlich von Anfang an. Ich wollte immer eigene Stücke komponieren, aber natürlich coverte ich auch Songs von Stevie Ray Vaughan und all den Blues-Giganten, als ich deren Musik entdeckte. Ich wollte wie Clapton oder Stevie Ray sein, was meiner Entwicklung sicherlich durchaus geholfen hat. Eine Zeitlang konzentrierte ich mich sowieso mehr aufs Spielen als aufs Komponieren, fand dann aber vor etwa sechs Jahren zum Komponieren zurück. Ich erinnerte mich daran, wie viel Spaß es macht und wie erfüllend es sein kann.
Was sind die typischen Elemente in deinen Kompositionen, die typischen Trademarks deines Gitarrenspiels?
Dan Patlansky: In erster Linie handelt es sich natürlich um Gitarrenmusik, soviel steht schon mal fest. (lacht) Es ist bluesorientierte Musik, allerdings kein traditioneller Blues. Es kommen auch Einflüsse aus Classic Rock, Funk und Jazz hinzu. Es ist definitiv Blues-Rock mit einem ordentlichen Spritzer Funk. Für mich macht der gute Ton die Musik. Ich höre mir lieber einen mittelmäßigen Gitarristen mit gutem Ton an als einen Wahnsinnstechniker, der keinen guten Ton hat.
An wen denkst du da speziell?
Dan Patlansky: An niemanden gezielt. Aber ich stand beispielsweise nie sonderlich auf Malmsteen, weil mir sein Sound nicht gefällt. Die Giganten des Blues haben beides, einen eigenen Ton und eine gute Technik. Gilmour, Stevie Ray, aber auch Philip Sayce, einer meiner besten Freunde. Für mich hat Philip zurzeit den besten Strat-Ton der Welt. Er steht auf meiner Liste einer neuen Generation ganz oben. Mit ihm chatte ich ständig über Equipment und so weiter.
Wo entsteht dein Ton? In der linken Hand, also der Greifhand, oder eher rechts mit der Anschlaghand?
Dan Patlansky: Das ist eine wirklich gute Frage. Man denkt ja, dass es größtenteils vom Equip ment anhängt, dabei klingt jeder Gitarrist völlig anders, selbst wenn alle das identische Equipment verwenden würden. Ich vermute, dass mein Ton vor allem durch die Greifhand entsteht, auch wenn Attack und Haltung des Plektrums mitentscheidend sind. Aber vermutlich kommt er bei mir aus den Fingern der linken Hand, weil ich zu Hause immer über einen billigen Discman übe und schon häufig festgestellt habe, dass ich mir dadurch noch mehr Mühe geben muss, um einen guten Ton zu erzielen. Das Resultat hört man dann, wenn man über einen regulären Amp und teure Effektpedale spielt, dann zeigt sich, ob der Grundton wirklich etwas taugt.
Es gibt in der Zwischenzeit auch eine rein akustische Scheibe von dir. Hat die Arbeit daran deinen Ton weiter geschult?
Dan Patlansky: Unbedingt! Meine große Liebe gehört der E-Gitarre, dementsprechend sind Akustikgitarren für mich eine besondere Herausforderung. Ich sage immer: Akustikgitarren trennen Männer von kleinen Jungs. (lacht) Wie schon vorhin erwähnt: Südafrika hat nur einen kleinen Musikmarkt, deshalb haben wir uns entschieden, ein wenig Abwechslung in meine Arbeit zu bringen und auf Akustik-Tour zu gehen.
Die sich dann als riesiger Erfolg herausstellte.
Exakt. Und weil die Tour so unglaublich erfolgreich war, nahmen wir ein Akustikalbum auf, mit dem wir dann sogar ein zweites Mal losziehen konnten. Alles in allem habe ich mich also eineinhalb Jahre mit der Akustikgitarre beschäftigt. Das hat mir als Musiker sehr geholfen. Am Anfang versuchte ich, die Akustikklampfe wie eine Stratocaster zu spielen, was natürlich nicht funktionieren konnte. Man muss mit Akustikgitarren ganz anders spielen, weniger Saiten dehnen, und vor allem: ganz anders denken. Diese Erkenntnis hat mir die Augen für neue Dinge geöffnet.
Zum Beispiel?
Dan Patlansky: Da man mit Akustikgitarren völlig anders spielt, musste ich mich mehr denn je auf meinen Gesang verlassen können. Und das wiederum hat meine Stimme ungemein geschult. Seither weiß ich besser, wie man Stücke arrangiert. Das hat mir enorm geholfen, als ich zur E-Gitarre zurückkehrte.
Großen Spaß dürfte auch die Show mit Bruce Springsteen gemacht haben, der dich angeblich persönlich als Opener ausgesucht haben soll.
Dan Patlansky: Mann, das war ein Ding! Vor 64.000 Zuschauern in einem Fußballstadion in Johannesburg! Es war für meine Karriere, aber auch für den Blues-Rock in Südafrika ein echter Meilenstein … Ehrlicherweise muss man ja sagen: Das Publikum wartet nur darauf, dass die Vorband endlich aufhört zu spielen und Springsteen auf die Bühne kommt. Ein solches Publikum muss man sich hart erkämpfen.
Wie lange durftet ihr spielen?
Dan Patlansky: 45 Minuten. Der erste Song war natürlich total aufregend, doch man spürte sofort, dass es den Leuten gefiel. Irgendwann schaute ich zur Bühnenseite und sah dort Springsteen und Tom Morello von Rage Against The Machine stehen. Morello war als Band-Mitglied von Springsteen mit auf Tour. Oh Mann, was für ein Druck: vor mir 64.000 Zuschauer, neben mir Springsteen und Morello! Zum Glück lief alles glatt und das Publikum mochte uns.
Auch diese Show dürfte eine wichtige Erfahrung für dich gewesen sein.
Dan Patlansky: Absolut. Jede Band muss irgendwann einen solchen Schritt wagen. Sie muss auch in der Lage sein, ein Publikum für sich zu gewinnen, das nicht auf sie vorbereitet ist. Das gilt ja auch für diese Tour mit Joe Satriani, obwohl wir immer großen Beifall bekommen. Aber wir kommen raus auf die Bühne, fangen an zu spielen, und du siehst, wie einige Zuschauer denken: Das ist jetzt aber nicht Satriani, oder? (lacht) Wenn man ein solches Publikum für sich gewinnt, ist es umso schöner. Wir hoffen natürlich, dass einige Zuschauer wiederkommen, wenn wir alleine in Hamburg, München oder wo auch immer auftreten.
Hattest du bei Springsteen eine andere Setliste als auf dieser SatrianiTour? Gleichst du deine Songs an das zu erwartende Publikum an?
https://www.youtube.com/watch?v=dLgUVFTVDZw
Dan Patlansky: Definitiv. Außerdem: Springsteen war 2013, Satriani dagegen 2015, in der Zwischenzeit sind eine Reihe neuer Songs entstanden. Aber auch sonst hätten wir natürlich andere Stücke gespielt, denn bei Springsteen bestand das Publikum aus Oldschool-Rock’n’Roll-Fans, während man bei Satriani auf Gitarren-Fans trifft. Wer nicht auf Gitarrenmusik steht ist hier fehl am Platze.
Darüber hinaus ist bei Satriani der Anteil an Musikern im Publikum sicherlich überproportional hoch.
Dan Patlansky: Auch das. Insofern passe ich mit meinen heavy Gitarren-Riffs natürlich auch besser in dieses Umfeld.
Siehst du die Show als sportlichen Wettbewerb mit Satriani?
Dan Patlansky: Nein, mit Joe Satriani kann man sich nicht messen. In keiner Hinsicht. Seine Technik ist atemberaubend, er ist eine echte lebende Legende. Nebenbei bemerkt: Er ist einer der nettesten Typen, die ich je getroffen habe. Aber vor allem kann man seine Musik nicht mit meiner vergleichen, da bei mir Gesang im Spiel ist. Und auch wenn er für mich immer schon eine wichtige Inspirationsquelle war, ist unser Spiel doch sehr verschieden. Aber natürlich muss man als Gitarrist in seinem Leben auch Joe Satriani gehört haben, sonst hat man etwas Wichtiges verpasst.
Lass uns am Ende des Gesprächs noch über dein aktuelles Equipment sprechen, das einige Überraschungen beinhaltet.
Dan Patlansky: Gerne. Als Gitarre habe ich nur die eine Fender Stratocaster dabei. Ich wechsle jeden Abend die Saiten, damit keine reißt.
Keine Ersatzklampfe? Ganz schön mutig!
Dan Patlansky: Wobei ich mich frage, ob es mutig oder doch eher ziemlich dumm ist. Aber der Transport von Instrumenten aus Südafrika nach Europa ist sündhaftteuer. Deshalb habe ich alles zu Hause gelassen, was ich nicht notwendigerweise brauche.
Ich dachte, dass du einen Endorsement-Deal mit Fender hast. Die hätten dir doch hier in Europa eine Ersatzgitarre hinstellen können.
Dan Patlansky: In England wird dies auch der Fall sein. Hier in Deutschland muss ich das Risiko eingehen … In meinem Pedalboard befinden sich unter anderem ein Boss-Tuner, ein Real McCoy WahWah-Pedal, ein Keeley Compressor, eine super billige Kopie des Klon Centaur Overdrive von Tone Bakery, die aber toll klingt, ein MI Audio Blues Pro aus Australien, das ein wenig wie ein Fuzz-Pedal klingt, ein OctaviaPedal-Nachbau, den mir jemand aus Skandinavien geschickt hat, sowie ein Tec 21 Reverb Pedal.
Kein Delay?
Dan Patlansky: Kein Delay. Mein Amp ist von Doctor Z, es ist ein EZG-50, der sehr nach einem Fender Twin klingt. Ein tolles Teil, das ich schon seit Jahren spiele. Die Box ist ein Noname-Teil mit EV-12L-Speaker. Also alles in allem relativ simpel.
Sammelst du Gitarren?
Dan Patlansky: Ich würde gerne alte Gitarren sammeln, aber für Modelle, die zum Teil 25.000 Dollar und mehr kosten, fehlt mir das nötige Kleingeld. Zu Hause habe ich drei oder vier Strats, zwei davon sind Vintage, eine hat einen 63er Korpus. Ansonsten besitze ich eigentlich immer nur so viele Instrumente, wie ich auch tatsächlich spiele.
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