Es ist ja immer so eine Sache, wenn sich eine altgediente Band zurückmeldet. Kalkül, Nostalgie, dritter Frühling? Oder doch mehr? Als Beteiligter darf man sich nicht wundern, wenn einem mehr als einmal ein verwundertes „Warum?“ an den Kopf geworfen wird. Doch wenn man etwas zu erzählen hat, dann sollte man sich nicht zurückhalten…
Cliff Barnes and the Fear of Winning (kurz CBatFoW) existierten in ihrer ersten Generation von 1986 bis 1992. Gegründet von dem Engländer Bob Giddens und Heinz Henry Rebellius, waren sie schnell die Lieblinge der Journaille – auch deshalb, weil sie immer eine gute Story zu erzählen wussten. Das fing bei dem Namen an, der an den ewigen Verlierer der TV-Soap Dallas erinnert, ging weiter über die erfundene Story rund um den Ursprung dieser Band und fand ihren Höhepunkt in den Konzerten, die für ihren hohen Entertainment-Faktor sehr geliebt wurden. Knapp 400 Gigs hatte man in knapp sechs Jahren gespielt, darunter Highlights wie mehrere Auftritte beim legendären SXSW-Festival in Austin/Texas, eine abenteuerliche Tour durch Texas und eine denkwürdige Tournee durch die DDR – mit ungeahnten Langzeitfolgen politischer Dimension. Denn auch wenn dies in den Geschichtsbüchern so nicht stehen wird, so hat CBatFoW doch einen eigenen Anteil am Fall der Mauer zwischen Ost und West gehabt, wie die Band auch heute noch behauptet. Dem – und was es mit dem neuen Album ‚World2Hot‘ auf sich hat, gehen wir im Gespräch mit Heinz Henry Rebellius auf die Spur.
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Henry, eine wichtige Frage zuerst: Was hattet ihr mit dem Mauerfall zu tun?
Heinz Rebellius: Es war der Herbst 1989, gerade war unsere vierte LP als erste Kollaboration eines Ost- mit einem West-Label auf KPMRecords/ Amiga in der DDR erschienen, als wir eine Einladung der FdJ („Freie Deutsche Jugend“) erhielten, um eine Tournee in der DDR zu spielen. Als „Original Amerikanische Country-Band“, wie man unserem Info entnommen hatte.
Dabei war das doch die Story, die ihr erfunden hattet, richtig?
Heinz Rebellius: Genau. Wir hatten uns eine Geschichte ausgedacht, um die deutsche Medienlandschaft am Nasenring ihrer eigenen Engstirnigkeit durch die Arena zu führen. Dazu angestachelt waren wir von diversen Rezensionen einer Schallplatte unserer pre-CBatFow-Band Surplus Stock, in denen sinngemäß stand, dass man von einer Band aus der norddeutschen Provinz doch von Vornherein nichts Gutes erwarten könnte. Um so offener war die Medienlandschaft dann für unsere Münchhausen- Geschichte und so berichteten alle – von der Bravo bis zur TAZ – über die beiden vermeintlichen amerikanischen Country- Helden aus Tucson/Arizona, die aufgrund ihrer antiamerikanischen Texte in den USA kein Label gefunden hätten, die von Willy Nelson aus einer laufenden Tournee geschmissen worden waren und ausgerechnet in Osnabrück gestrandet seien, wo sie samt westfälischer Begleit- Band nun ihre Musik veröffentlichen und auch live spielen könnten. Was aus den USA kommt, ist gut – das war damals schon so. Ja, und plötzlich öffneten sich für uns Türen, die vorher fest verschlossen waren. Eine Farce! Die bittere Ironie dieser frei erfundenen Geschichte war aber auch bei den FdJ-Leuten nicht so richtig angekommen, und so waren wir eben die original amerikanische Country-Band und spielten u.a. auf einem Country-Festival zusammen mit Bands, die so tolle Namen wie Steigbügel hatten.
Aber vorher gab es noch einen legendären Auftritt in Berlin, habe ich gelesen…
Heinz Rebellius: Stimmt! Auf dem Weg nach Ost-Berlin waren wir noch für zwei Abende im Berlin Country Club gebucht, und auch hier erwartete man eher Redneck-Musik für deutsche Freizeit-Cowboys als Songs wie ‚No One’s Got An Asshole Like A Cowboy‘ oder ‚Fuckin’ In The White House‘. Das Publikum im Country Club war in zwei Fraktionen aufgeteilt: Auf der einen Seite das meist durchgehend in Schwarz gekleidete, typische Berliner Szene-Publikum, das Bescheid wusste und die Geschichte als das erkannte, was sie war – pure Ironie. Auf der anderen Seite aber Flanellhemden, Jeans, Baseball-Caps und Stetsons: Die Cowboys schauten sich das Treiben auf der Bühne ziemlich verkniffen an und machten dem Wirt am Ende des Konzerts unmissverständlich klar, dass wenn diese Band am zweiten Abend gewisse Songs ihres Programms noch einmal spielen würde, man die Einrichtung seines Clubs dem Erdboden gleich machen würde. Und erschien am zweiten Abend tatsächlich ziemlich vollzählig mit Baseball-Schlägern bewaffnet … Auf das flehentliche Bitten des Wirtes haben wir unser Programm dann entschärft, wofür er uns sehr dankbar war.
Und dann ging es direkt in die DDR? Was ist von dieser Tour hängengeblieben.
Heinz Rebellius: Ganz viel, darüber könnte man ein Buch schreiben … worüber wir übrigens gerade nachdenken. Da war z.B. der Abend in Dresden. Als wir nach dem Konzert in Richtung Hotel fuhren, war die Stadt wie ausgestorben – ab und zu sah man jemand, bepackt mit einem Rucksack, von Hauseingang zu Hauseingang huschen, dann wieder einen Fünfertrupp der Volksarmee, der durch die Straßen marschierte. Schreie in der Ferne wechselten sich ab mit Totenstille und dem Geklapper von Militärstiefeln auf dem Asphalt. Insgesamt eine gespenstische Stimmung. Im Hotel erfuhren wir, dass in dieser Nacht einer der Züge, die DDR-Flüchtlinge aus der deutschen Botschaft in Prag Richtung Westen transportierte, durch den Hauptbahnhof Dresden fuhr, und dass aus der gesamten DDR Leute angereist waren, die hier auf den Zug aufspringen wollten, um dieses Land zu verlassen. Da waren 5000 Leute im Bahnhof und noch etwa 10.000 davor. Später in der Nacht gab es noch schwere Randale – aber in den TV-Nachrichten am nächsten Tag kam kein Wort davon, sondern nur Erfolgsmeldungen von irgendwelchen Kombinaten. Spätestens da ist jedem Mitglied unseres Trosses klar geworden, dass hier in diesem Land bald etwas passieren würde. Die Spannung war praktisch mit den Händen greifbar, es war kurz vor einer Explosion. Als wir dann in Ost-Berlin in der Werner- Seelenbinder-Halle spielten und Bob mit dem A-Capella-Song ‚7 Blocks Of Home‘ das Konzert eröffnete, haben wir genau gespürt, wie sehr dieser Song die Zuhörer in ihren emotionalsten Tiefen erreichte und berührte. In dem Song geht es um Heimat in der Fremde und um Fremdsein in der Heimat. Wenn ich heute an diesen Moment denke, sträuben sich mir noch immer die Nackenhaare. Am nächsten Tag – es war der vierzigste Jahrestag der DDR – reisten wir aus, die Tournee war zu Ende, und die Mission erfüllt, denn kurz danach fiel die Mauer … Dazu kann sich jetzt jeder seinen Teil denken.
Bild: Manfred Pollert, Angela von Brill, Rebellius
Bild: Manfred Pollert, Angela von Brill, Rebellius
Bild: Manfred Pollert, Angela von Brill, Rebellius
So etwas schweißt eine Band sicher zusammen. Trotzdem habt ihr euch 1992 aufgelöst.
Heinz Rebellius: Ja, wir sind regelrecht implodiert. Bands wie Fury in the Slaughterhouse, Rainbirds und andere, mit denen wir lange auf Augenhöhe unterwegs waren, zogen dank ihrer Verträge bei Major-Labels an uns vorbei, und wir konnten die Intensität, die diese Band von uns allen verlangte, nicht mehr aufrecht erhalten. Bob Giddens, Marcus Praed, der andere Gitarrist von CBatFoW, und ich gingen dann nach Austin, um als Illegal Artists ein entspanntes, neues Album aufzunehmen, das hierzulande aber leider kaum auffiel. Dann trennten sich unsere Wege, Bob zog es ins Fahrradgeschäft, Marcus baute sein Studio auf und ich arbeitete als Journalist und bin auf Umwegen bei Gitarre & Bass als Redakteur gelandet.
Und wie seid ihr wieder zusammengekommen?
Heinz Rebellius: Wieder wegen einer Geschichte… aber diesmal keiner erfundenen. Bob und ich hatten zusammen mit amerikanischen Freunden unser sogenanntes Pedal- Power-System entwickelt, bei dem über vier Fahrräder der Strom für eine komplette PA-Anlage erzeugt wird. Diese Anlage ist dabei voll mobil, die Fahrräder sind als normale Fahrräder zu gebrauchen und auch in der Lage, das Equipment zu transportieren. Vier Leute aus dem Publikum sorgen dann für den Strom und sind damit aktiver Teil der Show.
Das ist ja eine witzige Idee!
Heinz Rebellius: Und das ist die typische Reaktion, wenn man von dem Pedal-Power-System erzählt. Ja, es ist witzig, aber es ist viel mehr als nur witzig. So ermöglicht dieses System z.B. Konzerte an Orten, an denen keine Steckdose liegt – am Strand, im Wald, im Steinbruch… Du kannst, wo immer du willst, ein Konzert veranstalten! Und das dazu noch absolut Co2-neutral.
Wurde euer aktuelles Album ‚World2Hot‘ auch Co2-neutral aufgenommen?
Heinz Rebellius: Weitestgehend. Wir haben hauptsächlich in einem Studio, dessen Strom mit Photovoltaik erzeugt wird, die Pre-Production gemacht. Bei speziellen Aufnahmen kam das Pedal-Power-System zum Einsatz, das seinen Strom eben selbst erzeugt. Und das Studio, in dem wir gemischt haben, kann eine Wasserturbine zur Stromerzeugung einsetzen. Wir wollten zeigen, dass ernsthafte Kunst und sogar rebellischer Rock’n’Roll auch dann funktionieren, wenn man gleichzeitig auf eine geringe Belastung der Umwelt achtet. Denn das muss die Zukunft sein! Mal im Ernst: Den meisten Musikern ist doch immer noch völlig egal, wo der Strom herkommt, der ihre Marshall-Stacks antreibt. Hauptsache, der Sound stimmt. Oder schau dir den Gigantismus der heutigen Produktionen an! Gerade das, was die großen Bands und die großen Festivals da treiben, ist unverantwortlich, gleicht einem Wettrüsten und ist schlicht extrem umweltschädigend. Und das im Namen der Kunst, im Namen des ach so coolen Rock´n´Roll. Wir sind der Meinung, dass keiner das in dem Maß braucht, wie sich das entwickelt hat. Und gute Musik lässt sich eben auch anders transportieren …
Aber mit eurem Pedal-Power-System ließe sich doch kein Stadion beschallen …
Heinz Rebellius: Theoretisch schon, du musst nur die Anzahl der Fahrräder erhöhen (grinst). Aber uns ist klar, dass das nicht praktikabel ist. Wir wollen nur in dem Bereich, in dem wir unterwegs sind – eben Musik und Fahrräder – Tendenzen und Möglichkeiten aufzeigen. Wir sind dabei alles andere als Moralapostel, und in größeren Clubs spielen wir ja auch mit normalem Strom, weil es noch keine Alternative dazu gibt. Aber unsere Message geht noch weiter: Wir sind der Meinung, dass vieles, mit dem wir uns heute umgeben, eigentlich gar nicht nötig ist. Die Gigs mit dem Pedal-Power- System haben uns gezeigt, dass man sich reduzieren kann, ohne dass die Kunst darunter leiden muss! So können die Fahrräder z. B. nicht genügend Strom produzieren, um Verstärker für Gitarristen und Bassist zu versorgen. Also bleiben die alten Röhren-Amps eben zu Hause und wir spielen direkt ins Pult! Dazu habe ich in Ermangelung guter DI-Boxen für E-Gitarre zusammen mit einem Techniker die Bleeding-Cowboys-DI-Boxen entwickelt und auf den Markt gebracht. Die klingen wie gute Amps, und verbrauchen so gut wie keinen Strom, sodass sie von den Fahrrädern leicht mit versorgt werden können. Man kann also mit viel weniger Aufwand mindestens genau die gleiche künstlerische Qualität erreichen wie mit ausuferndem Equipment. Und diese Erfahrung kannst du jetzt hochrechnen auf die Gesamtentwicklung, in der sich unsere Gesellschaft zurzeit befindet. Das Höher-Schneller-Weiter hat doch eine unglaubliche Fahrt aufgenommen, die Geldwirtschaft wird immer skrupelloser, die Leute geraten allerortens immer mehr unter Druck, um mithalten zu können. Wir versuchen, dieser Entwicklung mit unseren bescheidenen Mitteln etwas entgegenzuhalten. Denn es geht auch anders.
Barnes Gear
Marcus Praed, auch Gitarrist von Tito & Tarantula, spielt live seine Mitt-Siebziger Fender Bigsby Telecaster mit P94-Pickup am Hals sowie eine Reverend Charger mit P90s und Bigsby. Bei den Aufnahmen aber auch eine End-Sechziger Gibson ES-335, eine Duesenberg Starplayer Custom und eine Guild D-25 Dreadnought mit Takamine Schallloch- Pickup. Sein Amp der Wahl ist schon immer ein End-Sechziger Vox AC30 gewesen, jetzt gekoppelt mit dem groß klingenden Reußenzehn Tube Reverbration. Das Pedalboard, das genauso mitgenommen aussieht wie der alte Vox und die Tele, bringt RMC Wah, TC PolyTune, Lehle Sunday Driver, Boss OC-2 Octave, Orion Muff der Freundschaft, Aphek Peanut Butter Overdrive, DIY Booster, Boss DD-5 Delay, TC Flashback Delay und Line 6 MM4 unter einen Hut. Mit einem Lehle Dual wird das Signal entweder auf den AC30 oder – wenn die Akustikgitarre gespielt wird – direkt in die PA geleitet.
Henry Rebellius hat auf den Aufnahmen zu ‚World2Hot‘ sowohl viele der Gitarren als auch Bass gespielt. An Bässen kam dabei ein Deimel Firestar, ein Guild JS-1 und ein Kala U-Bass zum Einsatz, meist direkt oder über einen Groove Tubes The Brick Preamp aufs Band gespielt. Für die Aufnahmen wurden größtenteils andere Instrumente benutzt als jetzt live. So prägt auf ‚World2Hot‘ vor allem eine um einen Ton tiefer gestimmte 1995er Martin D-18V das Klangbild vieler Songs, aber auch eine 1967er Gibson Tenor-Gitarre, eine Yairi Nylonstring und ein Concertone Tenor-Banjo aus den 1930er-Jahren. An E-Gitarren wurde vor allem eine Duesenberg TV Starplayer, eine Launhardt 335 und eine GCCG Road Warrior gespielt. Live spielt Rebellius dagegen eine alte Tama TW-07 Steelstring oder eine Gretsch Ranger (mit TV-Jones-Pickup und Bigsby), eine Ortega Nylonstring, eine Reverend Tricky Gomez und eine Nik Huber Krautster „Young Black“, die optisch Neil Youngs „Old Black“ Les Paul nachempfunden ist. Auch hier steht ein Vox: Ein TB35 Bruno.
Pedale sind ein ständiges Thema, zurzeit befinden sich folgende auf dem Pedaltrain-Board: TC PolyTune, Lehle Sunday Driver, Servus! Photophobia Compressor, Thorpy Peacekeeper Overdrive, Mooer Tender Octave, BSM FuzzBender, Neo Mini Vent, EHX M9, Vahlbruch SpaceTime Delay (mit TapTempo- und Expression-Mod), TC Nova Delay (für lange und Reverse-Echos) und Mr. Black Deluxe Plus. Power kommt vom Voodoo Lap Pedal Power+. Eine Bleeding Cowboys AA-F dient als Lebensversicherung, falls der Amp einmal ausfallen sollte. Nach dem Pedalboard läuft das Signal über ein TC BodyRez in den RMI AcouSwitch Junior und wird hier aufgesplittet in Richtung Amp (E-Gitarre) und PA über die interne XLR-Buchse (Akustikgitarre), denn beide laufen vorher durch alle Effekte. (Bei Gigs mit dem Pedal-Power-System wird sehr reduziert gespielt, mit Orion Western Drive, Boss RE-20, Bleeding Cowboys AA nano und Sanyo Eneloop Akku-Netzteil). Live-Bassist Harry Schuler setzt einen Sandberg California 5-Saiter und einen Wal 5-Saiter über einen Ashdown Combo ein, während Sänger Bob Giddens eine schwarze Godin 5th Avenue in einen Fender Princeton XD spielt.
Dann landet man aber unweigerlich bei alten Hippie-Postulaten nach Friede, Freude, Eierkuchen…
Heinz Rebellius: Na ja, was ist gegen Frieden und Freude einzuwenden?
Spielt dann bei euch die Musik bei dem politischen Hintergrund überhaupt noch eine Rolle?
Heinz Rebellius: Na ja klar, sie ist ja der Motor! Unser Motor. Unsere Musik bringt uns zu den Leuten, die sie hören wollen, und die Musik hat uns auch wieder zusammengebracht. Das war so: Bob und ich haben ab 2009 rund um das Pedal-Power-System eine Band mit wechselnden Musikern aufgebaut, die wir Artland Country Club nannten. Artland ist nicht etwa ein Wortspiel, sondern tatsächlich der Name einer Region nördlich von Osnabrück, in der wir wohnen. Die Hauptstadt ist übrigens Quakenbrück, einigen vielleicht bekannt durch die Basketball-Mannschaft Artland Dragons. Mit dem Artland Country Club hatten wir keinerlei Ambitionen außer möglichst oft mit dem Pedal-Power- System aufzutreten. So spielten wir dann auf Stadtfesten, auf Fahrradmessen, zur Eröffnung von Fahrradläden, bei Firmen- Jubiläen und so weiter. Ab und an nahmen wir zu zweit in unserem kleinen Studio Demos von neuen Songs auf und beschlossen dann eines Tages vor etwa drei Jahren, sie mal unserem amerikanischen Ex-Produzenten Mike Stewart vorzuspielen. Der war ungewöhnlich begeistert davon, sodass wir ihn zu uns einluden und uns eine Woche im Studio einschlossen, um diese Demos zu bearbeiten und probeweise abzumischen. Und dieses Material hat uns selbst so überzeugt, dass wir beschlossen, ein neues Album herauszubringen und dafür auch unseren alten, geschichtsträchtigen Namen zu reaktivieren. Zumal mit Marcus Praed der dritte der Originalbesetzung kurze Zeit vorher in den Artland Country Club eingestiegen war.
Habt ihr dann das ganze Material neu aufgenommen?
Heinz Rebellius: Nein. Wir haben auf der Basis der Demos die Songs komplettiert bzw. die meisten einzelnen Spuren nach und nach durch neue ersetzt, denn wir wollten das ursprüngliche Gefühl der Stücke unbedingt beibehalten. Auch wenn dieses Track-für- Track-Aufnehmen nicht unsere Lieblingsmethode ist. Als erstes haben wir z.B. alle programmierten Rhythmusspuren durch Live-Drums ersetzt. Lars Plogtschies, der Schlagzeuger, hat dem Album durch seine unnachahmliche Art zu spielen und durch seine im besten Sinn merkwürdigen Schlagzeug-Sounds einen wichtigen Kick in die richtige Richtung gegeben. Meist passte dann der Bass und auch viele Gitarren der Demo-Aufnahmen rhythmisch nicht mehr zu den neuen Drums, sodass wir vieles davon neu aufnahmen. Das ist keine ökonomische Recording-Methode, sie hat viel Zeit in Anspruch genommen. Aber sie hat dem Album, seiner Atmosphäre und seinem Sound sehr gut getan.
Und ihr habt mit einigen Gastmusikern gearbeitet…
Heinz Rebellius: Ja, was für das Album auch sehr wichtig war. Die klasse Bläser-Sektion der Tommy- Schneller-Band und insbesondere die amerikanische Musikerin Susan Voelz, die mit ihren ganz Geigen- und Gesangsbeiträgen einige der Songs auf eine sehr spezielle Weise prägte. Nicht zu vergessen Pedalsteeler Martin Huch, der auf seine geschmackvolle Art zwei, drei Songs sehr bereicherte.
Wie geht es weiter mit CBatFoW?
Heinz Rebellius: Das weiß ich nicht. Ich weiß nur eins: Wir haben das Kapitel ‚World2Hot‘ jetzt geschrieben. Das Album ist raus, ein denkwürdiges Release-Konzert ist gespielt, ein schönes Video unseres Songs ‚Mr. Rodriguez‘ mit solch illustren Gästen wie Tito Larriva von Tito & Tarantula, Bela B von den Ärzten, Schlagergott Christian Steiffen und dem Flames Dance Team – das sind die Cheerleader der Artland Dragons – rotiert derzeit auf YouTube. Wir werden im Frühling und Sommer sicher einige Konzerte spielen, überall da, wo man uns lässt, und wo man an nachhaltigen Konzert-Konzepten interessiert ist. Jede CD, jedes T-Shirt, das ich heute verpacke und an einen Fan schicke, ist eine Art heiliger Akt, denn ich weiß, dass es da draußen jemand gibt, dem das, was wir mit der Band machen, aus irgendeinem Grund wichtig ist. Und wir wissen, dass wir auf ‚World2Hot‘ richtig tolle Musik verewigt haben. Aber genauso wissen wir auch, dass Musik alleine nicht alles ist. Denn es gibt noch viel anderes zu tun, denn unsere Welt ist einfach zu heiß geworden.
CBatFoW Diskografie
The Record That Took 300 Million Years To Make (1986)
Spike! (1988)
Guns, Love & a Cactus in your Heart (1989)
Cliff Barnes and the Fear of Winning (1989, nur DDR)
Ein toller Artikel! Danke!
Ich war damals dabei, in der Werner-Seelenbinder-Halle im Berlin/Ost.