13. YOU NEVER CAN TELL: EMMYLOU HARRIS / BRUCE SPRINGSTEEN
Schon in Berrys Erstling ‚Maybellene‘ steckte eine Menge HillbillyCountry-Beat. Das kam nicht von ungefähr: Berry wollte damit ganz gezielt die weiße Bevölkerung erreichen, bei der Country schwer angesagt war, schaffte es aber auch, seine farbige Klientel dafür zu begeistern. Mit ‚You Never Can Tell‘ gelang Chuck sogar echter Country-Pop, den Emmylou Harris später zu einem Radio-Hit machte. Live waren in ihrer Band damit Gitarristen wie Albert Lee, James Burton, Rodney Crowell oder Hank DeVito (Pedal Steel) zu hören.
Eine besondere Version dieses Songs ist die improvisierte „Proben“-Fassung von Bruce Springsteen, die er 2013 bei einem Open-Air in Leipzig auf offener Bühne zum Besten gab. Lustig zu sehen, wie er sich mit seiner Band um die Gitarristen Nils Lofgren und Little Steven erst mal auf eine gemeinsame Tonart einigen muss.
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14. THIRTY DAYS: JOHNNY WINTER
Neben ‚Johnny B. Goode‘ hatte es dieser Song Johnny Winter besonders angetan. Es gibt diverse Studio- und Live-Fassungen davon, denn ‚Thirty Days‘ war lange in Johnnys Live-Programm. Winter machte daraus eine Cow-Punk-Nummer, lange bevor es diese Stilrichtung überhaupt gab. Auf einer seiner letzten Platten (‚Roots‘, 2011) coverte Winter im Duett mit Country-Picker Vince Gill übrigens auch das musikalisch verwandte ‚Maybellene‘. Erstaunlich, dass Berrys Mixtur aus Country und Rock’n’Roll offenbar auch heute noch junge Musiker:innen wie die Skeleton Dolls inspiriert.
15. REELIN‘ AND ROCKIN‘: MIKE ZITO & TOMMY CASTRO
Zum Abschluss unserer Runde noch eine weitere Coverversion von Mike Zitos sehr abwechslungsreicher Tribute-Scheibe: Ein typischer Bühnen-Klassiker von Berry, den er oft zum Ende seiner Shows zelebrierte. Das witzige Zähl-Schema in den Lyrics hat Berry auch für spätere Nummern wie zum Beispiel ‚I’m A Rocker‘ genutzt, das etliche Formationen wie die Southern-Band Doc Holliday in den Heavy-Rock transponiert haben. Ein toller Live-Song – es muss nicht immer ‚Johnny B. Goode‘ sein.
Chuck Berry auf seine frühen Rock’n’Roll-Jahre zu reduzieren, wird ihm nicht gerecht: Er nahm in den 60er-Jahren blueslastige Live-Platten mit der Steve Miller Band auf, in den 70ern soulig-funkige Scheiben mit Jazz-Rock-Anleihen (!) oder knackigen Blues-Rock mit John Lennons Backing-Band Elephant‘s Memory. Für Tex-Mex-Songs hatte Chuck von Anfang an eine spezielle Ader, auch der ‚Havanna Moon‘ lässt grüßen. Da gibt es viel zu entdecken.
Selbst posthum erschien noch ein Album mit neuen Songs, schlicht ‚Chuck‘ betitelt. Gitarrenmäßig blieb der Altmeister übrigens zeitlebens halbakustischen ES-Modellen von Gibson treu, trotz kurzzeitiger Gretsch-Liaison. In Sachen Verstärker hatte er am liebsten Fender Showmans oder Dual Showmans auf der Bühne. Gibson ehrte ihn mit einer auf 55 Exemplare limitierten Signature-Ausgabe seiner ES-350T mit P-90-Pickups. Mit einer solchen Gibson spielte er in den 50ern seine großen Hits ein, bevor er mit den kirschroten ES-335/345/355 die Bühnen der Welt mit seinen Licks und seinem Duck Walk unsicher machte.
(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)
Kommentare zu diesem Artikel
Gerd Krock
Eine ganz starke Nummer Ist “Maybellene” von Bob Luman.
Ein HipHop-Vorläufer ist für mich “Too much monkey business”. In der Version der Kinks auf ihrer Mono-LP ist ein zu früher Schlag des Rhythmusgitarristen zu hören.
Was die Rolling Stones aus der unspektakulären Chuck Berry Nummer “Come On” gemacht haben, ist schon grandios!
Nicht zu vergessen Johnny Rivers’ Live-Version von “Memphis Tennessee”, für mich die absolut beste Cover-Version!
Eine ganz starke Nummer Ist “Maybellene” von Bob Luman.
Was noch fehlt ist Bye Bye Johnny (Johnny Be Giod). von Status Quo vor allem die Live Version vom Quo Live Album
Ein HipHop-Vorläufer ist für mich “Too much monkey business”. In der Version der Kinks auf ihrer Mono-LP ist ein zu früher Schlag des Rhythmusgitarristen zu hören.
Was die Rolling Stones aus der unspektakulären Chuck Berry Nummer “Come On” gemacht haben, ist schon grandios!
Nicht zu vergessen Johnny Rivers’ Live-Version von “Memphis Tennessee”, für mich die absolut beste Cover-Version!
Johnny B. Good von Peter Tosh fehlt sehr…;-)
… und von Judas Priest erst …. 😉
Nicht zu vergessen: “Oh, What A Thrill” von Rockpile – geniale Version!