Mit online veröffentlichten Videos avancierte die Band aus dem dänischen Odense nach und nach zu einem gut gebuchten Live-Act. Recht unspektakulär sieht man dort Chris Grey (voc/g), Kasper Lauersen (b/voc) und Lars von Trommenstick zusammensitzen, wie sie spektakuläre Songs zwischen viel Funk, Blues und dezentem Rock spielen.
Und wenn sie Grooves entwickeln, Pausen setzen, zweistimmig singen und Chris Grey auf der Acoustic scharfe Licks abfeuert, dann ist dies richtig tolle musikalische Unterhaltung. Den Anfang machte ,Grab ’em By The Elbow‘, das über eine Million mal angeklickt wurde. Und der scharfe Funk von ,Mammas Mammalaid‘ erreichte diese Grenze innerhalb von zehn Tagen und steht inzwischen bei mehr als doppelt so vielen Aufrufen.
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Weitere Tipps sind die Clips zu ,Funk The Mall‘, ,Watcha Gonna Do‘ oder ,Golden Tower‘. In anderen Songs – etwa ,Outta Time‘ – rocken sie dann mit E-Gitarre, Drums und E-Bass deftig ab. Dabei zeigt sich Chris als virtuoser Strat-Player mit Ton in den Fingern und einem sehr coolen angezerrten Sound.
Chris Grey hat eine Erklärung für den großen Erfolg ihrer Musik-Videos: „Inzwischen denke ich, dass zu der Zeit als wir eines der ersten Videos online stellten, die Leute unbedingt echte und ehrliche Musik brauchten. Und die bekommen sie bei uns. Es ist nur eine Kamera und wir spielen einfach nur unseren Song. Ich denke, es berührte so viele Leute, weil es so viel in der Welt gibt das konstruiert ist. Du gibst viel Geld aus um dünn auszusehen, du tust so viele Sachen damit etwas perfekt aussieht, doch am Ende ist alles nur Fake. Ich denke, unsere Musik ist natürlich, cool und lustig. Aber sie ist auch roh, und ich denke die Leute brauchen uns angesichts dieses ganzen Social-Media-Dings. Sie brauchen wieder etwas wirklich Authentisches. Das wissen wir, denn das sind die Reaktionen, die wir bekommen haben.“
Und Chris übertreibt nicht, denn auch das Film-Setup an sich ist gelinde gesagt „Rock ’n’ Roll“: „Das iPhone von unserem Schlagzeuger fungierte als Kamera und das Licht kommt von einer alten Arbeitslampe. Zwei oder drei Produktionsfirmen haben angeboten unsere Videos zu machen, mit ihren ausgefallenen Kameras, richtigem Licht und so etwas. Wir haben dankend abgelehnt, denn damit würde der authentische Charakter der Videos verschwinden.“ Bassist Kasper ergänzt: „Manchmal ist weniger mehr.“
Und erzählt weiter über seine Einflüsse: „Als ich mit 16 anfing zu üben, habe ich sehr viel die englische Band Incognito gehört, das nannte man damals Acid Jazz. Sie hatten viele Akkordwechsel. Und diesen Sound habe ich manchmal in meinem Kopf, der bringt mich auf Ideen … Einer meiner größten Einflüsse war für lange Zeit Pino Palladino. Seine Art und Weise wie er pentatonische Linien zum Gesang spielt, wie der Bass die Musik unterstützt – davon war ich sehr beeindruckt. Er ist einer der Großen. Ich habe u.a. Anthony Jackson und auch viel Bernard Edwards gehört.“
Während also die Funk-/Soul- und Jazz-Einflüsse von Lauersen und auch Drummer Trommenstick kommen, repräsentiert Grey die blaue Seite der Band. Er wuchs nach eigener Aussage mit der Musik von Albert King, John Lee Hooker, Stevie Ray Vaughan und Gary Moore auf.
Ende 2011 wurde die Band gegründet, zum Namen bemerkt Chris: „Im Dänischen bedeutet Spand ein wirklich runtergekommenes Auto. Unser altes Auto war blau, also nannten wir uns Blue Spand“.
Anfangs war das Projekt wenig ambitioniert: „Wir wollten nur aus Spaß als Live-Band auftreten. Wir spielten alle Arten von Musik, das konnte Rage Against The Machine sein, das konnte afrikanische Musik sein. Wir wollten schräge und verrückte Sachen machen. Irgendwann bot uns eine Typ aus Odense einen Auftritt an und wir dachten, wir müssten mehr normale Songs im Programm haben. Wir probierten einige Blues-Songs aus, aber die haben wir auch nicht so gespielt wie man das erwartet, sondern funky. Wir nahmen später an einem Wettbewerb teil, den wir zwar nicht gewonnen haben, aber wir lernten dort einige Leute kennen, wie z.B. Tommy Schneller. Er holte uns für eine Tour nach Deutschland. Manchmal traten wir vor ihm auf, ein anderes mal alleine.“
2014 wurde das bislang einzige Album ,Lotta Love‘ veröffentlicht. „Seitdem sind für uns viele gute Dinge passiert“, sagt Chris. „Natürlich hätten wir eine weitere Platte aufnehmen können. Aber wir fanden es effektiver, die Videos zu machen, denn das brachte uns um die Welt. Ich denke, wir haben jetzt Stücke für drei Alben …
Es gibt noch keinen Termin, aber wir werden ins Studio gehen. Und ich hoffe, dies geschieht bevor wir in Deutschland auf Tour sind.“ Die genannte Tour startet dann am 16. März im Berliner Maze und endet am 27. März im Jazzclub, Vreden. Weitere Infos unter www.bluespand.dk
(Bild: Chris Grey & The Blue Spand)
GEAR
CHRIS GREY
E-Gitarren: Fender Eric Johnson Stratocaster 2TS, 1980er Tokai Strat mit Fender Texas Special Pickups, Moxy ME Tuscany mit Custom “Benson” Pickups
Plektren: Celluloid Heavy 0.96mm, Ortega Wooden Picks 2.5mm
Verstärker: Fender Vibro King Custom mit 2×12“-Celestion-Greenback-Lautsprechern
Amp für Akustik-Gitarre: Fishman Loudbox Mini, Ortega H One
Effekte: Strymon Flint, Strymon Mobius, Mooer Ana Echo, Analog Man King of Tone, Ibanez TS 808, Ibanez TS 9, TC Electronic BonaFide Buffer, Wampler Ego Compressor, J. Rockett Audio Designs Archer, Line 6 G70, Korg Pitchblack Tuner
KASPER LAUERSEN
E-Bässe: Sadowsky US P/J Maple Board, Fender Precision Pino Palladino Signature, Ibanez ATK 300 Ahornhals, Fender Jazz Bass Marcus Miller Signature mit Sadowsky Onboard Preamp; alle Bässe sind mit Ernie Ball Super Slinky/Cobalt Flats besaitet