(Bild: Schecter)
Charles Berthoud gehört seit einigen Jahren zu den absoluten „Big Names“ der Bass-Szene und hat sich längst als einer der innovativsten Bassisten seiner Generation etabliert. Mit mehr als 1,8 Millionen Followern auf seinem YouTube-Kanal und einer Mischung aus atemberaubenden Soli, verblüffender Technik und seinem unverkennbaren Sinn für Humor ist er ein echtes Bass-Phänomen.
Interview
Wie beeinflusst deine Technik den Kompositionsprozess? Gibt es bestimmte Spieltechniken, die du häufig verwendest, um neue Stücke zu komponieren oder bestimmte Stimmungen in deiner Musik zu erzeugen?
Die Verwendung unterschiedlicher Techniken ist ein wirklich guter Weg, um Abwechslung in einer Komposition zu schaffen. In ruhigeren Passagen benutze ich zum Beispiel Fingerstyle oder sanftes Tapping, während ich in einem explosiveren und lauteren Teil vielleicht Slapping benutze. Das Tapping eröffnet mir besonders viele kompositorische Möglichkeiten, da ich Bass, Harmonie und Melodie in einem Instrument kombinieren kann.
Wie sieht dein aktuelles Setup aus und welche Rolle spielen die einzelnen Geräte bei der Entstehung deines Sounds?
Die wichtigste Komponente für meinen Sound ist der Bass selbst, mein Schecter CB-4, der genau so gebaut wurde, wie ich es mir vorgestellt habe. Er hat all die knackigen hohen Frequenzen, die ich beim Slapping und Tapping brauche, während er immer noch genug Bassanteil für einen druckvollen Sound liefert. Ein weiterer wichtiger Bestandteil meines Live-Setups ist der Neural DSP Quad Cortex, der mir genau die Amp-Sounds und Effekte bietet, die ich brauche.
Inwieweit experimentierst du mit Effektpedalen oder Plugins, um neue Klänge zu erzeugen?
Auf dem Quad Cortex habe ich ein paar Presets, die sich im Grunde wie folgt zusammenfassen lassen: Clean, Reverb, Distortion und Chorus. Jedes dieser Presets besteht aus einer Kette von Amp-Modeling, Kompression, EQ und dem jeweiligen Primäreffekt (z.B. Distortion). Ich würde nicht sagen, dass ich der größte Pedal-Nerd der Welt bin, aber in letzter Zeit fand ich es sehr cool, ein Wah-Pedal vor mein Distortion-Preset zu schalten, was meiner Meinung nach bei meinem Song ‚Crash‘ ziemlich gut funktioniert hat.
Wie gehst du beim Komponieren für Solo-Bass vor? Gibt es bestimmte Techniken oder Ansätze, die du verwendest, um Melodie, Harmonie und Rhythmus auf dem Bass zu kombinieren?
Tapping ist wahrscheinlich die vielseitigste Methode, um all diese musikalischen Elemente zu verbinden. Eigentlich funktioniert das Komponieren auf dem Bass wie bei anderen Instrumenten, allerdings muss man einige Sachen beachten. Zum Beispiel ist es sehr wichtig, auf dem Bass weite Lagen zu verwenden, denn wenn man enge Intervalle wie z.B. kleine Terzen auf dem dritten Bund der G-Saite spielt, klingt das ziemlich matschig. Das Tolle beim Solo-Bass ist, dass es eine riesige Auswahl an Techniken gibt, die man beim Komponieren zu einem großen Ganzen verbindet.
Inwieweit beeinflusst dein Verständnis von Musiktheorie dein Spiel und deine kompositorische Arbeit? Gibt es musiktheoretische Konzepte oder Techniken, die dich besonders faszinieren und inspirieren?
Ich denke nicht viel über Musiktheorie nach, wenn ich komponiere, es sei denn, ich habe kürzlich eine wirklich coole Akkordfolge gehört, die ich in meine eigene Komposition einbauen möchte. Ich bin mit klassischer Musiktheorie aufgewachsen, also fließt sie definitiv in mein Schreiben ein, aber sie ist so tief verwurzelt, dass es eher ein unterbewusster Prozess ist. In den letzten ein, zwei Jahren habe ich bewusst mehr Spannung und komplexe Harmonien in meine Kompositionen eingebaut, das war eine interessante Entwicklung.
Charles Berthoud spielt auf dem Guitar Summit, der vom 27.-29.September im Rosengarten in Mannheim stattfindet.
Tickets: www.guitarsummit.de/tickets