Auf ihrem siebten Album ‚Faster‘ erweitert die Gitarristin aus Kansas City ihr Spektrum und bringt neue Elemente in ihren Sound ein. An ihrer Seite stand mit Martin Kierszenbaum ein Produzent, der sich auf der ganz großen Bühne auskennt. Das Ergebnis könnte der 32-Jährigen eine neue Hörerschaft erschließen.
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INTERVIEW
Samantha, ‚Faster‘ ist ein sehr abwechslungsreiches Album. Es startet krachend mit dem Titeltrack und endet leise mit der Ballade ‚All The Words‘. Auf dem Weg dorthin gibt es poppige Momente und R&B-Vibes, ‚Hypnotic‘ hört sich sogar etwas nach Prince an. Damit erweiterst du deine Stilpalette deutlich.
Genau das war das Ziel. Ich wollte mich weiterentwickeln und meine Grenzen verschieben – und dabei authentisch und meinem Sound treu bleiben. Um als Künstlerin zu wachsen, wollte ich neben dem Blues, für den man mich kennt, auch andere Stile aufnehmen und einarbeiten. Ich hoffe natürlich, dass diese nächste Ära der Entwicklung meiner Musik die Menschen anspricht.
Wie viel Anteil daran hat Produzent Martin Kierszenbaum, der schon mit Weltstars wie Sting, Madonna und Lady Gaga gearbeitet hat?
Einen großen. Im Sommer des letzten Jahres brachte uns ein gemeinsamer Freund in Kansas City zusammen. Martin hat Verwandte in der Stadt, und ich stamme ursprünglich von dort. Uns wurde schnell klar, dass wir gemeinsam an einem Album arbeiten wollten. Also begannen wir mit der Zusammenarbeit und schrieben Songs. Martin ist ein absoluter Profi in Sachen Produktion, dazu brachte er jede Menge positive Energie ein. Er hat einen ganz anderen Ansatz als jeder Produzent, mit dem ich zuvor gearbeitet habe. Ich habe noch nie so detailliert und akribisch an meinen neuen Songs gearbeitet, bevor ich ein Studio betreten habe.
Hattest du diesen Wunsch nach einem Verschieben deiner Grenzen schon bevor du Martin getroffen hast, oder war er die treibende Kraft dahinter?
Daran habe ich schon vor unserem Treffen gearbeitet. Das war definitiv ein Ziel, das ich im Kopf hatte. Ich wollte in diese neue Richtung gehen und andere Einflüsse einbringen – natürlich verankert in meinem gewohnten Stil, denn ich habe eine Fangemeinde in der Blues-Szene und bin als Blues-Künstlerin bekannt. Mein Ziel auf ‚Faster‘ war es, diese Wurzeln zu nehmen und einen Weg zu finden, sie mit anderen Elementen zu verflechten und daraus etwas für mich Einzigartiges zu machen. Als Martin dazukam, hat es perfekt gepasst und sofort geklickt – das war es, wonach ich gesucht hatte. Es war fast schon Schicksal. Niemand hat dieses Treffen erzwungen, es war kein Arrangement zwischen einer Plattenfirma und einem Künstler.
Martin hat es „Future Blues“ genannt. Mit dieser Erweiterung könnte das Album neben deinen alten Fans auch eine neue Hörerschaft erreichen.
Ich denke, das ist immer die Herausforderung als Künstler:in – neue Fans zu gewinnen. Ich will mit meiner Musik jedenfalls so viele Leute wie möglich erreichen.
(Bild: Kevin King)
Das könnte auch mit ‚All The Words‘ gelingen, dem letzten Track des Albums. Auch diese Ballade ist nicht gerade konventionell für eine Blues-Gitarristin wie dich.
Ich versuche zwar immer, mindestens eine langsame Nummer pro Album zu haben, allerdings habe ich noch nie eine in dieser Form produziert. Sie ist sehr reduziert und auf das Klavier fokussiert, die Gitarre spielt dort nur eine unterstützende Rolle. Aber das ist das, wonach der Song verlangt hat. So hatte ich ihn in meinem Kopf. Es war die allerletzte Nummer, die wir für das Album aufnahmen. Im Raum waren dabei nur ich, Diego Navaira, der Bassist, und Martin am Flügel. Wir machten das Licht aus und spielten ein paar Takes. Einen solchen Song kannst du nur im Dunkeln aufnehmen.
Wie hat sich dieser neue Ansatz auf dein Spiel ausgewirkt? Hast du etwas anders gemacht als sonst?
Ich versuche immer, mich herauszufordern und Dinge im Studio anders zu machen als bei vorherigen Aufnahmen. Ich will dort reingehen und lernen – etwa einen abgefahrenen Akkord, den ich noch nie in meinem Leben gespielt habe. Oder ein Rhythmus-Pattern, das mich herausfordert. So etwas macht mich zu einer besseren Gitarristin. Auf der anderen Seite bleibt mein Stil immer mein ganz eigener. Das gilt ebenso für meinen Gesang. Auch bei den poppigeren Songs hörst du klar meine Eigenheiten raus. Und genau das macht es so interessant.
Zur Stimmung des Albums gibt es folgendes Zitat von dir: „Nach 2020 dachte ich, es wird düster, aber das Ergebnis ist vor allem unterhaltsam und stärkend.“ In dieser Hinsicht ist ‚Faster‘ ein ziemlich passender Titel. Stand der Name von Anfang an fest?
Im Studio sagt man ja immer Sachen wie: „Das ist das Titelstück.“ Es gibt ständig solche Unterhaltungen. Das wechselte auch öfter mal, aber wir kamen immer wieder auf ‚Faster‘ zurück. Es ist ein toller Track und ein perfekter Startpunkt für’s Album. Die Nummer strotzt vor Kraft und Selbstvertrauen und teilt den Hörern mit: Ich möchte dein Herz schneller schlagen lassen. Es ist die perfekte Art, den Leuten zu zeigen, was sie erwartet.
Dann lass uns zum Equipment kommen. Beginnen wir mit dem Coverfoto. Was für eine Firebird ist das, die du dort hältst?
Das ist eine normale Gibson Firebird, ganz klassisch, alles serienmäßig. Ich wollte schon sehr lange eine solche Gitarre haben. Ich mag ihren Sound, sie klingt sehr klar, schneidig und auch etwas schroff. Wir haben für das Cover viele Aufnahmen mit meiner Gibson SG gemacht, auch einige mit einer Fender Jaguar, aber ich fand, für dieses Album brauchten wir eine draufgängerischere Gitarre. Und viel wilder als mit einer Firebird wird es nicht.
Besitzt du sie schon länger oder hast du sie für dieses Album gekauft?
Ich bekam sie von Gibson, kurz bevor ‚Kill Or Be Kind‘ (Vorgängeralbum aus dem Jahr 2019, Anm. d. Autors) herauskam. Beim letzten Mal habe ich damit noch nicht aufgenommen, aber ich habe sie im Anschluss bei meinen Live-Shows verwendet.
Ist sie dieses Mal zu hören?
Eher wenig. Ich habe sie mit ins Studio gebracht, aber die meisten Sachen habe ich mit meiner weißen SG eingespielt. Dazu kamen einige Gitarren, die Martin dabei hatte, unter anderem eine Jazzmaster Reissue aus dem Jahr 2016. Die wollte ich unbedingt spielen, denn ich liebe dieses Modell. Und dann war da noch eine 2012er Gibson ES-335. Mit ihr haben wir unter anderem ‚All The Words‘ aufgenommen.
Bild: Thunderbird Management
Die Hauptgitarre auf dem neuen Album war eine Gibson SG.
Bild: Thunderbird Management
Die Cigar Box wird von Samantha vor allem fürs Slide-Spiel verwendet, kam allerdings auf ‚Faster‘ nicht zum Einsatz.
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich doppelt so lange gebraucht, um alles einzuspielen. Ich wäre ständig zwischen all den Gitarren umhergeschwirrt und hätte sie mit sämtlichen Amps im Studio ausprobiert. Das ist einer der Gründe, warum ein guter Produzent so hilfreich ist: Er weiß, wann es reicht. Er kann dir sagen: „Entspann dich, wir haben einen guten Sound im Kasten. Lass uns weitermachen.“ Ach ja: Gelegentlich haben wir auch eine Fender Butterscotch Telecaster verwendet.
Anders als sonst gibt es auf ‚Faster‘ keine Slide-Parts.
Meine Zigarrenkisten-Gitarre, die ich dafür häufig hernehme, hat es generell nicht auf das Album geschafft. Ich habe sie mitgenommen und immer wieder versucht, sie unterzubringen, aber sie hat einfach nicht reingepasst. Das Gleiche gilt für meine Taylor-Akustik. So groß und üppig die Platte auch klingt – ‚Faster‘ ist absolut auf das Wesentliche reduziert, und zwar mehr, als ich das je zuvor gemacht habe. Ich habe auch keine Effektpedale verwendet, sondern bin direkt in einen Fender-Deluxe-Amp und einen 65er Fender Super Reverb gegangen. Wir haben beide kombiniert, der Deluxe hat mir allerdings besser gefallen. Es war ein Vintage-Modell ohne Hall, deswegen haben wir auch den Super Reverb dazugepackt. Kleine Amps mit wenig Watt klingen im Studio unglaublich, speziell wenn man sie aufreißt. Ich habe diesen Trick gelernt, als ich das Album ‚Chills & Fever‘ (2017) eingespielt habe. Damals haben wir Supros verwendet, diese kleinen Amps, die auch Led Zeppelin im Studio eingesetzt haben – winzige Verstärker, die du wohl nicht unbedingt in dein Live-Setup einbauen würdest. Aber im Studio: Wow!
Die Gitarren, die du erwähnt hast, sind allesamt relativ neu. Du bist offenbar noch nicht vom Vintage-Virus befallen.
In erster Linie ist das so, weil es jede Menge andere Dinge im wahren Leben gibt, die ich bezahlen muss. Ich bin in dem Thema noch nicht drin. Aber ich weiß auch: Wenn ich einmal damit anfange, wird das schnell mein Bankkonto.
Gibt es denn einen Vintage-Laden in deiner Nähe?
Nicht wirklich. Es gibt ein paar kleine Gitarrenläden, aber mein Wohnort New Orleans hat nicht wirklich viele Musikgeschäfte. Kannst du das glauben? Man muss aus der Stadt rausfahren, um zu einem Guitar Center zu kommen. All diese Versuchungen liegen außerhalb der direkten Reichweite. Wenn ich nach Nashville komme, sieht das natürlich ganz anders aus, denn dort gibt es all diese Vintage-Läden. Ich kann da kaum reingehen, denn es tut mir in der Seele weh. Jedes Mal, wenn ich es doch tue, will ich mindestens sechs Gitarren kaufen. Carter Guitars kriegt mich allerdings immer, vor allem ihre Akustik-Abteilung. Sie haben diese unglaubliche Auswahl alter Gitarren. Die sind so alt, dass das Holz all seine Feuchtigkeit verloren hat. Sie sind leicht wie ein Cracker und klingen so unglaublich offen, dass ich Unsummen an Geld dafür ausgeben könnte. Aber ich gehe jedes Mal wieder mit leeren Händen nach Hause.
Von altem Holz zu neuen Effektgeräten: Vor der Pandemie waren auf deinem Live-Board als Drive-Einheiten ein Analog Man King Of Tone und ein JHS Mini Foot Fuzz montiert. Sind das noch immer die Zerrer deiner Wahl?
Ja, die sind noch immer auf meinem Board. Ich bin da ein bisschen langweilig. Wenn ich mal was gefunden habe, das mir gefällt, nutze ich es solange, bis es kaputt geht. Und dann muss ich mir einen Ersatz suchen.
Nutzt du sie separat oder kombinierst du sie auch?
Das kommt auf die Show und den Raum an, und darauf, was ich gerade brauche. Es gibt Situationen, wo es mir nicht laut genug sein kann. Dann verwende ich irgendeine Art von Kombination, um dahin zu kommen, wo ich gerne sein möchte – vor allem während der Soli. Das ist manchmal vielleicht sogar zu laut. Und natürlich kommt es auch auf den Song an. Wenn es so richtig heftig und fast schon aggressiv sein soll, dann verwende ich das JHS. Wenn ich hingegen etwas mehr Klarheit brauche und ein Solo spielen will, bei dem man jede Note hören kann, dann werfe ich das Analog Man an. Das ist immer noch over the top, bleibt aber definierter. Dazu kommt: Wenn du viel Fuzz drin hast, kriegst du auch jede Menge Nebengeräusche. Das kann zwar cool sein kann, aber ich brauche das nicht ständig.
Die letzte Frage bezieht sich auf das MXR Carbon Copy Delay auf deinem Board. Wie ist das eingestellt? Es besitzt ja kein Tap Tempo. Hast du da ein Standard-Setting?
Ich habe eine grundsätzliche Einstellung, die ich für die meisten Songs verwende. Ich nutze es gerne so, dass es einen kleinen Nachhall erzeugt. Wenn ich mehr Delay haben will, knie ich mich auf den Boden und stelle das auf der Bühne per Hand ein. Für mich geht es auch ohne Tap Tempo.
Ganz klar ist die kleine Samantha Fish eine fabelhafte Gitarristin.Ihre durchdringend recht schrille Stimme hingegen,wird nicht jedem Hörer gefallen wollen.
Alles Geschmackssache.Ich erlebte sie vor längerer Zeit einmal live im bekannten (derzeit noch existierenden! ) „Quasimodo“ in Berlin-Charlottenburg.Einem renommierten winzigen Live-Music-Club mit wirklich grauenhafter Akustik.Aber,egal,das besagte „Quasimodo“ ist bis heute zweifellos in Berlin eine echte Berühmtheit,in einer rasanten Welt der immer häufiger von Schließungen bedrohten Berliner Clubscene.
Mir gefallen Samantha‘s ältere Werke bedeutend besser,als sie sich noch hingebungsvoll dem guten alten Blues Rock widmete.Ihre neuen Songs sind leider gar nicht mehr meine Favoriten.Irgendwie scheint bei ihr jetzt „die Luft raus zu sein“,-es groovt längst nicht mehr so wie damals.Schade,dabei hätte sie ganz sicher das Potenzial,endlich wieder zu ihren damaligen Wurzeln des Blues Rocks zurückzufinden.Ihre schrille Simme,wie schon gesagt,hat auf jeden Fall einen besonderen Wiedererkennungswert,und kommt teilweise dem heftigen Sound einer Alarmsirene gleich.
Aber,außergewöhnlich bleibt Samantha Fish optisch,sowohl auch klangtechnisch ohne Frage.Da gibt es momentan nichts Vergleichbares!
Ganz klar ist die kleine Samantha Fish eine fabelhafte Gitarristin.Ihre durchdringend recht schrille Stimme hingegen,wird nicht jedem Hörer gefallen wollen.
Alles Geschmackssache.Ich erlebte sie vor längerer Zeit einmal live im bekannten (derzeit noch existierenden! ) „Quasimodo“ in Berlin-Charlottenburg.Einem renommierten winzigen Live-Music-Club mit wirklich grauenhafter Akustik.Aber,egal,das besagte „Quasimodo“ ist bis heute zweifellos in Berlin eine echte Berühmtheit,in einer rasanten Welt der immer häufiger von Schließungen bedrohten Berliner Clubscene.
Mir gefallen Samantha‘s ältere Werke bedeutend besser,als sie sich noch hingebungsvoll dem guten alten Blues Rock widmete.Ihre neuen Songs sind leider gar nicht mehr meine Favoriten.Irgendwie scheint bei ihr jetzt „die Luft raus zu sein“,-es groovt längst nicht mehr so wie damals.Schade,dabei hätte sie ganz sicher das Potenzial,endlich wieder zu ihren damaligen Wurzeln des Blues Rocks zurückzufinden.Ihre schrille Simme,wie schon gesagt,hat auf jeden Fall einen besonderen Wiedererkennungswert,und kommt teilweise dem heftigen Sound einer Alarmsirene gleich.
Aber,außergewöhnlich bleibt Samantha Fish optisch,sowohl auch klangtechnisch ohne Frage.Da gibt es momentan nichts Vergleichbares!