"Wir sind jetzt älter, weiser, ruhiger, kultivierter!"

Black Country Communion: Glenn Hughes & Joe Bonamassa im Interview

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GLENN HUGHES

Glenn Hughes (Bild: Mineur)

Glenn, wie ging es dir: Hattest du schon 2017 im Hinterkopf, irgendwann ein weiteres Black-Country-Communion-Album zu produzieren?

Nein, aber es freut mich natürlich. Joe und ich haben uns ja schon vor zwei Jahren erstmals wieder getroffen und darüber konkret nachgedacht. Und natürlich war auch unser Produzent Kevin Shirley von Beginn an involviert. Im Frühjahr 2023 haben Joe und ich uns dann erneut in meinem Haus getroffen und Songs geschrieben. Für den Mai war dann der erste Studiotermin angesetzt.

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Alle Songs der neuen Scheibe sind Co-Produktionen von Joe und dir?

Ja, ausnahmslos alle.

Ich frage das deshalb, weil ich das etwas stärkere Soul-Feeling des Albums eher deinem alleinigen Songwriting zugeordnet hätte. Oder liege ich mit meinem Eindruck falsch?

Vielen Dank für die Frage, ich nehme das als Kompliment. Es gibt in der Tat ein paar Nummern, die ich geschrieben, archiviert und dann Joe vorgespielt habe. Joe hat diese Art Musik noch nie zuvor gespielt, aber die Songs gefielen ihm. Auf dem neuen Album findet man einige Stücke, in denen die Band grooviger spielt. Und ich meine: grooviger, nicht funky. Darin unterscheidet sich die neue Scheibe vielleicht von den Vorgängern: Sie klingt grooviger, etwas bluesiger, und auch souliger. Gleichzeitig ist es aber immer noch Rockmusik.

Würdest du sagen, dass dies die größte Herausforderung ist, nämlich all diese Einflüsse auf einem BCC-Album zu vereinen?

Du triffst den Nagel auf den Kopf: Genau darin besteht die größte Schwierigkeit. Aber gleichzeitig ist es ja auch der besondere Reiz in einer so unterschiedlich besetzten Rockgruppe, dass man dermaßen verschiedenartige Elemente zusammenfügen kann.

Welche grundsätzliche Philosophie steckt eigentlich hinter dieser Band? Herrscht bei euch absolute Gleichberechtigung?

Ja, natürlich!

Du bist also nicht der Boss?

Gegründet wurde die Band im Frühjahr 2009 von Joe und mir – nur wir beide! –, etwa ein Jahr bevor Jason und Derek dazustießen. Das alles fand ganz privat, also im Geheimen statt. Wir trafen uns einmal pro Woche in einem Studio und jammten einfach drauflos. In dieser Zeit freundeten wir uns an und lernten voneinander. Im Herbst 2009 wurde daraus dann Black Country Communion.

In der Presse und auch auf Internetplattformen lese ich häufig, dass Black Country Communion eine Art moderne Version von Led Zeppelin und Deep Purple ‚Mark III‘ sei. Gefällt dir dieser Vergleich?

Natürlich mag ich solche Kommentare. Unser Drummer Jason Bonham ist der Sohn von Led-Zeppelin-Schlagzeuger John Bonham, da liegen solche Vergleiche natürlich nah. Ich finde zwar nicht, dass wir wie Led Zeppelin klingen, aber sicherlich gibt es ein ähnliches Grundgefühl. Ich meine: Led Zeppelin gehören in die Siebziger, ihre wichtigste Phase war 1973. Damals klang eine Band im Studio genauso wie auf der Bühne, man kannte noch keine Overdubs in ihrer heutigen Form.

Gutes Stichwort: Eine größere Bedeutung für das Konstrukt Black Country Communion kommt eurem Produzenten Kevin Shirley zu. Wie wichtig ist er für die Band? Und welche Befugnisse hat er?

Kevin ist großartig, er ist ein humorvoller, sehr intelligenter Typ, ziemlich oldschool, was bedeutet: immer pünktlich, immer sehr direkt, bei ihm fühlt man sich ein wenig wie in der Schule. Sein größter Pluspunkt: Er weiß, dass wir Vier großartige Musiker sind und seine Aufgabe darin besteht, das Optimum aus uns herauszuholen.

Streitest du dich mitunter mit ihm?

Ja, ein bisschen. Aber bedenke: Streit ist okay, wenn es zu einem guten Ergebnis führt. Es gibt immer mal wieder Momente, in denen es heiß zugeht. Wir schreien uns zwar nicht an, es wird auch niemals zu persönlich, aber die Temperamente schießen durchaus schon mal hoch.

Wer hat im Zweifelsfall das letzte Wort, wer hat den Hut auf? Die Band oder Shirley als euer verantwortlicher Produzent? Oder ist er nur euer Toningenieur?

Kevin ist beides. Aber ich sage dir eines: In dieser Band gibt es keinen Boss. Jeder hat das gleiche Stimmrecht. Natürlich: Joe und ich schreiben die Songs, von mir stammen sämtliche Texte. Trotzdem ist Black Country Communion eine Gruppe, kein Einzelunternehmen.

Du kannst dich wirklich glücklich schätzen, mit einigen der größten Gitarristen der Welt gespielt zu haben und noch zu spielen!

Und das Beste daran: Ich hatte zu allen von ihnen eine sehr enge Freundschaft. Für mich war Freundschaft immer der wichtigste Aspekt, um mit anderen Musikern arbeiten zu können. Ich möchte nicht von unfreundlichen Menschen umgeben sein, denn diese Art der Zusammenarbeit ist einfach zu persönlich. Aber ich hatte Glück, ich durfte mit Ritchie Blackmore, Tony Iommi, Joe Satriani oder Joe Bonamassa arbeiten.

Nicht zu vergessen: Der großartige Gary Moore, auf dessen Album ‚Run For Cover‘ du zu hören bist.

Ja, Mann, Gary Moore … wow! … wow-wow! … Wie glücklich kann ich mich schätzen, einige der größten Musiker aller Zeiten meine Freunde nennen zu dürfen!?

Gehört dazu auch David Coverdale, den du 1973 bei Deep Purple kennengelernt hast und dem du dich als mindestens ebenbürtiger Sänger unterordnen musstest?

Ich bin schon mein ganzes Leben lang Leadsänger, und es war für mich tatsächlich eine Herausforderung, die Situation bei Deep Purple zu akzeptieren, denn ich wollte so viel wie möglich singen. Ich wäre niemals bei Deep Purple eingestiegen, wenn ich nicht auch hätte singen dürfen. Ich erklärte ihnen frei heraus: „Ich komme nur zu euch, wenn ich auch singen darf!“

Und genau daraus entstand dann die magische Kombination aus Coverdale und dir auf dem meisterhaften Album ‚Burn‘.

Ich war mir nicht ganz sicher, ob Deep Purple mit David die richtige Entscheidung getroffen hatten, und ich hoffte, dass er der Sache gewachsen ist. Aber er war es absolut, wie wir alle wissen.

Hatte Coverdale nicht riesigen Respekt vor einem dermaßen starken Sänger wie dir?

Ich hatte ja schon einige Jahre in diesem Business auf dem Buckel, David dagegen war absoluter Neuling, von ihm gab es zuvor höchstens eine kleine Demo aus seiner Jugend. ‚Burn‘ war sein allererstes Album, für ihn also eine große Sache. Aber er respektierte mich als Hilfe. Er war sicherlich ein wenig nervös, aber ich beruhigte ihn, ich wollte, dass er sich wohlfühlt. Und so entstand eine wundervolle Partnerschaft.

Auch zwischen dir und dem eigenwilligen Ritchie Blackmore?

Oh ja, auf ‚Burn‘ herrschte ein toller Zusammenhalt zwischen allen fünf Bandmitgliedern. Wir hatten großen Spaß und haben sehr viel gelacht. Kannst du dir einen lachenden Ritchie Blackmore vorstellen? Wohl kaum. Aber er lachte viel und wir hatten eine tolle Freundschaft.

Weshalb hielt diese offensichtlich gut harmonierende Bandkonstellation nicht einmal zwei Jahre?

Na ja, weil Ritchie die Band verließ. Ich konnte ihn verstehen.

Aha?

Ja, denn ich kenne etwas von der Notwendigkeit eines Künstlers, sich ständig neu zu erfinden, neue Dinge auszuprobieren. Deshalb habe ich niemals in meiner Karriere ein Album zweimal gemacht, weder bei Deep Purple noch als Solokünstler, und auch nicht mit Black Country Communion. Ich liebe es, wenn etwas neu und ein wenig anders ist, und vielleicht sogar ungewöhnlich.

Der nagelneue Orange-Glenn-Hughes-Signature-Bass mit geschraubtem Ahorn- Hals und Purpleheart-Griffbrett
Nash-Bass, Baujahr 2017 mit Seymour-DuncanSPB-1-Pickups
Hughes‘ Orange-Bass-Anlage mit den zwei Terror-Bass-Tops
Sein Pedalboard, u.a. mit Black Cat Bass Octave Fuzz, Boss NS-2 Noise Suppressor und Riffatronics Proto Boos #1
Sein Pedalboard, u.a. mit Black Cat Bass Octave Fuzz, Boss NS-2 Noise Suppressor und Riffatronics Proto Boos #1

 

Womit wir beim Thema sind: Ich habe gerade auf der Bühne deinen neuen Signature-Bass fotografiert, dem Deep-Purple-Thema entsprechend lilafarben. Überraschenderweise stammt er von der Verstärkerschmiede Orange Amps.

Eine wirklich tolle Sache, dass Orange mir den Glenn-Hughes-Bass gebaut hat. Er ist im Londoner West End in Zusammenarbeit mit Adrian Emsley entstanden, dem technischen Direktor und leitenden Designer von Orange, natürlich auf Grundlage meiner langjährigen Erfahrungen und meiner Vorlieben, womit ich vor allem das geringe Gewicht und die lange Mensur meine. Ich hoffe natürlich, dass möglichst viele Bassisten mich mit diesem wundervollen Instrument spielen sehen und hören.

Welches Holz ist verbaut, und welcher Pickup?

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, um welches Holz es sich handelt. Aber der Tonabnehmer ist ein Seymour Duncan SPB-1, den ich in allen meinen Bässen verbaut habe.

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2024)

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