„Du kannst dir kaum vorstellen, wie oft ich […] unzählige Gitarrenspuren aufgenommen habe und wir am Ende feststellen mussten, dass die Demo-Gitarren besser klingen.“
Babylonisches Notengewitter: George Lynch im Interview
von Matthias Mineur, Artikel aus dem Archiv
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Habe ich es richtig vernommen: Die Gitarren auf ‚Babylon‘ sind einen Halbton tiefer gestimmt?
Ja, das ist richtig. Es gibt aber auch diesbezüglich ein paar Ausnahmen, beispielsweise Drop-D-Tunings und auch zwei Nummern mit Open-E- beziehungsweise Open-G-Tuning. Bei den Overdubs habe ich die Gitarre der jeweiligen Grundlage entsprechend nach Gefühl gestimmt, ich könnte dir allerdings nicht einmal sagen, um welches Tuning es sich konkret handelt.
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Gibt es neben traditionellen Röhren-Verstärkern auch Plug-ins oder Modelling-Amps auf ‚Babylon‘?
Es gibt drei Hauptverstärker: Der eine ist mein 1968er Marshall JMP Plexi, der modifiziert ist, über eine 4x12er Marshall-Box läuft und mit einem Royer R-121 und einem Shure SM57 mikrofoniert wurde. Der zweite Amp ist ein von Reinhold Bogner modifizierter Vintage Marshall JCM 2000, der jede Menge High Gain abwirft. Und der dritte Amp ist mein alter Soldano SLO 100, den ich bereits auf ‚Wicked Sensation‘ gespielt habe.
Und wie ist deine Meinung zu Plug-ins und Modelling-Amps?
Ehrlich gesagt habe ich mich noch nicht so intensiv damit beschäftigt, um beurteilen zu können, wie gut sie sind. Meine Erfahrungen begrenzen sich daher auf einige wenige Gelegenheiten für ganz spezielle Einsätze, beispielsweise für ultra-cleane Effekt-Sounds im Stile von David Gilmour. Um einen solchen Sound mit analogem Equipment herzustellen, müsste man sehr viel mehr Zeit und Geduld investieren.
Heißt aber, dass du auf der Bühne ausschließlich Röhren-Amps vertraust.
So ist es! Mein Live-Amp ist der 68er Plexi, die Effektpedale sind fast ausschließlich Vintage-Gear, ein Cry Baby Wah, ein alter Octavider, der noch aus den 1970ern stammt, ein Klon-Overdrive, ein Tube Screamer, ein MXR Phase 90. Das einzige zeitgemäße Effektgerät ist ein digitales Boss-Delay.
Und auch traditionelle Boxen?
Ja, die werden allerdings zumeist angemietet. Meistens sind es 4x12er Marshall-Cabinets. Nur wenn wir in der Nähe unserer kalifornischen Heimat spielen, nehme ich meine eigenen EVH-Boxen mit, was ich immer sehr genieße.
Ich hörte, dass du auf der 2024er NAMM-Show deine neueste ESP-Signature-Gitarre vorstellen wirst. Sie heißt Desert Eagle, richtig?
Ja, das stimmt. Ich habe den Prototypen bereits seit einem Jahr mit auf Tour, so dass wir noch an kleinen Feinheiten schleifen konnten. Die Tonabnehmer wurden noch einmal getauscht, auch Teile der Brücke wurden verbessert, so dass die Bridge jetzt noch besser schwebt. Vorher war sie in ihrer Bewegung etwas zu stark eingeschränkt, aber dieses Problem ist mittlerweile behoben. Außerdem haben wir noch einige kosmetische Verbesserungen vorgenommen. Das Holz und auch die Korpusform sind an meine Kamikaze angelehnt. Wir haben so lange an der Desert Eagle geschraubt, bis wir vom Resultat 100%ig überzeugt waren. Es hat sich wirklich gelohnt, die Gitarre ein Jahr lang unter den härtesten Bedingungen zu testen.
Und was gibt es als nächstes Musikprojekt von dir zu hören?
Im Herbst ist mein Instrumentalalbum ‚Guitars At The End Of The World‘ erschienen, danach kam die neue Lynch-Mob-Scheibe auf den Markt, außerdem wird demnächst das dritte Album von The End Machine veröffentlicht, auf das ich sehr stolz bin. Übrigens auch mit einem neuen Sänger.
George Lynch hatte ja schon immer sehr bizarre E.-Gitarren (die allerdings nicht jedem gefielen) in seinem Repertoire. Ich erinnere mich noch gut an seine Tigerstripes und Skull-Snake-Swords Designs,die sehr bizarr aussahen.
Daß er nun mal wieder nach relativ langer Zeit ein neues Album herausbringt,ist ja schon ganz nett. Ich finde es aber immer irgendwie recht belustigend,wie ernsthaft die Gitarren,die Verstärker und Batterien an Pedalen vorgestellt werden,die ohnehin jeder bekannte Gitarrist individuell für seine Belange zusammenstellt. Welche Ernsthaftigkeit,bzw. enorme Wichtigkeit hierbei immer vorherrscht,kommt stets recht peinlich herüber.
Mir ist doch wirklich völlig egal,was der Gitarrist XY derzeit oder auch zukünftig an Heeresschaaren von speziellen Amps,Pedaltretern oder sonst dergleichen mehr bei seinen Live-Events auffährt. Die Finger machen den Großteil der Sounds aus,die Bodenpedale und Amps sind insofern nicht vorrangig Hauptbestandteil der besonderen Klangeigenschaften.
Bestes Beispiel war damals der irische Ausnahmegitarrist Rory Gallagher (R.I.P.) der mit seiner uralten abgerockten 61er-Fender Stratocaster,die er fast ausnahmslos bis zu seinem tragischen Tod immer live on Stage spielte.
Seine sehr spezielle Spielweise ist bis heute unerreicht. Er benutzte damalig nur sehr wenige Effektpedale,weil er es absolut nicht nötig hatte mit einer Armarda an Effekten aufzutreten,die seinen wuchtigen Sound eh nur verwässert hätten.
Wem also nützt dieser ständige Gebrauch an „Spezial Effekten“ überhaupt?
Die unterschiedlichsten Hersteller bringen in regelmäßigen Abständen ihre „neuesten“ Geräte mit immer ausgefalleneren Namensbezeichnungen auf den Markt,und preisen ihr aktuelles XY-Effektpedal lobhudelnd erneut an,das es lustigerweise bereits seit Jahren in ähnlicher Art lediglich mit einem anderen Phantasievollen Modellnamen gibt. Dieser ganze Zirkus um das nun angeblich zur Zeit „beste“ Effektpedal,scheint einen einzigen Sinn zu haben,nämlich der werbestrategisch clever inszenierte Verkauf diverser Produkte,die so manchen Gitarristen aufgrund der fummeligen Einstellung schon zur Weißglut brachten.
George Lynch ist nun nicht unbedingt der absolute Überflieger,-da existieren heutzutage ganz andere,teils noch relativ unbekannte Gitarren-Virtuosen,die mit überraschend wenigen Effektgeräten ihren sehr speziellen Sound kreieren.
Aber,es ist schön,daß George Lynch seine Gitarre ein Jahr lang unter „härtesten“ Bedingungen testen konnte,um zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu gelangen. Experimentieren scheint manchmal recht nützlich zu sein.
Mich würde es sehr interessieren,wie die G&B-Leser/-innen zu diesem Überangebot an Tretminen und Amps stehen,und ob die stete Verwendung von Effektpedalen schlussendlich dauerhaft wirklich besondere Vorteile bietet.
Effektgeräte wurden schon immer verwendet und liefern Inspiration für neue Sounds und damit für neue Ideen. Auch Hendrix hat ein Fuzz Pedal benutzt, aber damals gab es auch keine große Auswahl. Auch alte Gitarristen-Ikonen wie Peter Frampton oder Knopfler nutzen gerne diverse Effektgeräte, um mehr Soundvielfalt zu bekommen. Oder nehmen wir David Gilmore! Mit Overdrive, Compressor, Reverb, Delay, Wah oder Chorus sind viele legendäre Songs entstanden . Wer nur mit einer Gitarre und einem Amp spielt, begrenzt halt auch sein Spektrum.
Ich lasse mich gerne von neuen Pedalen inspirieren (oder langweilen). Auch die Feinarbeit an Gitarren kann ich bestens nachvollziehen. Da gibt es auch an Gitarren, die einem ein Top-Spielgefühl geben, noch Potential für Verbesserungen, so habe ich gerade eine Suhr Vintage HSS Limited als Livegitarre für Coversachen entdeckt, aber rüste sie noch mit Vintage-Locking-Tunern und einem Noiseless- Pickup am Hals nach.
Ich spiele sowohl Modeler als auch gerne mal puristisch mit Klampfe direkt in einen alten Princeton oder Marshall.
Bleibt neugierig und vielsaitig;-)))
George Lynch hatte ja schon immer sehr bizarre E.-Gitarren (die allerdings nicht jedem gefielen) in seinem Repertoire. Ich erinnere mich noch gut an seine Tigerstripes und Skull-Snake-Swords Designs,die sehr bizarr aussahen.
Daß er nun mal wieder nach relativ langer Zeit ein neues Album herausbringt,ist ja schon ganz nett. Ich finde es aber immer irgendwie recht belustigend,wie ernsthaft die Gitarren,die Verstärker und Batterien an Pedalen vorgestellt werden,die ohnehin jeder bekannte Gitarrist individuell für seine Belange zusammenstellt. Welche Ernsthaftigkeit,bzw. enorme Wichtigkeit hierbei immer vorherrscht,kommt stets recht peinlich herüber.
Mir ist doch wirklich völlig egal,was der Gitarrist XY derzeit oder auch zukünftig an Heeresschaaren von speziellen Amps,Pedaltretern oder sonst dergleichen mehr bei seinen Live-Events auffährt. Die Finger machen den Großteil der Sounds aus,die Bodenpedale und Amps sind insofern nicht vorrangig Hauptbestandteil der besonderen Klangeigenschaften.
Bestes Beispiel war damals der irische Ausnahmegitarrist Rory Gallagher (R.I.P.) der mit seiner uralten abgerockten 61er-Fender Stratocaster,die er fast ausnahmslos bis zu seinem tragischen Tod immer live on Stage spielte.
Seine sehr spezielle Spielweise ist bis heute unerreicht. Er benutzte damalig nur sehr wenige Effektpedale,weil er es absolut nicht nötig hatte mit einer Armarda an Effekten aufzutreten,die seinen wuchtigen Sound eh nur verwässert hätten.
Wem also nützt dieser ständige Gebrauch an „Spezial Effekten“ überhaupt?
Die unterschiedlichsten Hersteller bringen in regelmäßigen Abständen ihre „neuesten“ Geräte mit immer ausgefalleneren Namensbezeichnungen auf den Markt,und preisen ihr aktuelles XY-Effektpedal lobhudelnd erneut an,das es lustigerweise bereits seit Jahren in ähnlicher Art lediglich mit einem anderen Phantasievollen Modellnamen gibt. Dieser ganze Zirkus um das nun angeblich zur Zeit „beste“ Effektpedal,scheint einen einzigen Sinn zu haben,nämlich der werbestrategisch clever inszenierte Verkauf diverser Produkte,die so manchen Gitarristen aufgrund der fummeligen Einstellung schon zur Weißglut brachten.
George Lynch ist nun nicht unbedingt der absolute Überflieger,-da existieren heutzutage ganz andere,teils noch relativ unbekannte Gitarren-Virtuosen,die mit überraschend wenigen Effektgeräten ihren sehr speziellen Sound kreieren.
Aber,es ist schön,daß George Lynch seine Gitarre ein Jahr lang unter „härtesten“ Bedingungen testen konnte,um zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu gelangen. Experimentieren scheint manchmal recht nützlich zu sein.
Mich würde es sehr interessieren,wie die G&B-Leser/-innen zu diesem Überangebot an Tretminen und Amps stehen,und ob die stete Verwendung von Effektpedalen schlussendlich dauerhaft wirklich besondere Vorteile bietet.
In diesem Sinne…
Effektgeräte wurden schon immer verwendet und liefern Inspiration für neue Sounds und damit für neue Ideen. Auch Hendrix hat ein Fuzz Pedal benutzt, aber damals gab es auch keine große Auswahl. Auch alte Gitarristen-Ikonen wie Peter Frampton oder Knopfler nutzen gerne diverse Effektgeräte, um mehr Soundvielfalt zu bekommen. Oder nehmen wir David Gilmore! Mit Overdrive, Compressor, Reverb, Delay, Wah oder Chorus sind viele legendäre Songs entstanden . Wer nur mit einer Gitarre und einem Amp spielt, begrenzt halt auch sein Spektrum.
Ich lasse mich gerne von neuen Pedalen inspirieren (oder langweilen). Auch die Feinarbeit an Gitarren kann ich bestens nachvollziehen. Da gibt es auch an Gitarren, die einem ein Top-Spielgefühl geben, noch Potential für Verbesserungen, so habe ich gerade eine Suhr Vintage HSS Limited als Livegitarre für Coversachen entdeckt, aber rüste sie noch mit Vintage-Locking-Tunern und einem Noiseless- Pickup am Hals nach.
Ich spiele sowohl Modeler als auch gerne mal puristisch mit Klampfe direkt in einen alten Princeton oder Marshall.
Bleibt neugierig und vielsaitig;-)))