„Ein wirklich beachtlicher Jazz-Gitarrist!“

Archtop Lover: Ratko Zjača im Interview

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Ratko Zjaca mit seiner Cris Mirabella Modern von 2009 (Bild: Jesper de Jong)

IDOLE & LEHRER

„Meine erste Jazz-Platte, die ich als Teenager hörte, war das Solo-Album ,Virtuoso‘ (1973) von Joe Pass. Ich konnte es nicht glauben, dass ein Mann allein so Jazz-Gitarre spielen konnte, und das auf einem unglaublichen Niveau. Am Anfang war ich von Joe besessen und verbrachte die Zeit damit, tagelang zu üben, um sein Spiel zu studieren, und als ich hörte, dass er am Rotterdamer Konservatorium unterrichtete, beschloss ich, für die Aufnahmeprüfung von Zagreb in Kroatien nach Rotterdam zu fahren. Dort hatte ich während der nächsten fünf Jahre die Gelegenheit, bei Joe zu studieren, der alle paar Monate ans Konservatorium kam und dort Unterricht gab.“

Der im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsene Musiker schrieb sich nach seinem Abschluss am Rotterdamer Konservatorium, wo er neben Jazz-Gitarre und Komposition auch klassische indische Musik studiert hatte, an der University School of Music in New York ein. In dieser Zeit besuchte Ratko weitere Workshops und Meisterkurse von Jim Hall, Pat Metheny, Mike Stern, John Abercrombie und Mick Goodrick. Solide Ausbildung! Seine Erfahrungen hat er in einem eigenen Lehrbuch verarbeitet: ‚30 Jazz Standards Arranged for Chord Melody Guitar‘ kann man momentan nur direkt beim Künstler über www.ratkozjaca.com bekommen.

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„Ich habe von Joe Pass und all diesen Musikern viel über Chord-Melody-Playing, über Kontrapunkt, Jazz-Repertoire und viele andere Dinge gelernt. Aber mir wurde bald klar, dass ich an meinem eigenen Stil arbeiten musste.“

ARCHTOP AVENUE

Dieses Album ist besonders. Als erstes fällt der warme Instrumental-Sound auf, trocken, ohne Hall aufgenommen.

Der Recording-Prozess dieses Albums ist so unpuristisch wie der Künstler selbst: „Ich habe über einen Avalon-Preamp mit sanfter Vorkomprimierung gespielt, das Signal ging zum Universal-Audio-Interface Apollo 8 UAD-2 Quad und dann direkt in den Rechner zu Steinbergs Cubase 12. Diese Art der Aufnahme führte zu einem klaren und transparenten Klang, aber eine natürliche Stereo-Abbildung wurde so noch nicht erreicht. Daher habe ich anschließend die Aufnahme genommen und per Mono-Ausgang durch meinen 1965er Fender-Pro-Reverb-Combo geführt – klassisches Re-Amping also. Danach nahm ich zwei kleine Neumann-Mikrofone KM184 mit Nierencharakteristik und experimentierte mit mehreren Stereo-Mikrofon-Kombinationen und -Anordnungen. Letztendlich wählte ich ein nahezu identisches Stereo-Paar, das ich im 90-Grad-Winkel und einem Membran-Abstand von 25 Zentimetern einsetzte. So bekam ich ein breiteres Stereobild.“

Und so klingt das Ganze dann auch im Wohnzimmer sehr vertraut, denn die Aufnahme hört sich an, als würde der Künstler mit Gitarre und kleinem Verstärker mit im Raum sitzen und als ersten Track mal ,Body And Soul‘ interpretieren. Dabei zeigt sich schnell Zjacas sehr eigener Ansatz, Akkorde und Melodien zu kombinieren, Basslines einzuarbeiten, sparsame Voicings, Arpeggio-Ansätze und lineare Passagen zu integrieren und so anscheinend alle Möglichkeiten die sich zwischen maximal sechsstimmigen Harmonien und Single-Note-Linien ergeben auszuschöpfen.

Jim Hall hätte dieser freie Ansatz gefallen, und auch den etwas rougher agierenden Attila Zoller, dessen Solo-Alben ,Conjunction‘ und ,Lasting Love‘ Ratko kennt, höre ich hier manchmal raus. Ratko Zjaca ist mehr als nur ein Jazz-Gitarrist. Er ist ein begeisterter Musiker und ein Mensch aus dem Leben. Entdecken!


RATKO‘S LIVE GEAR

    • Cris Mirabella
    • Jazz Moderna Archtop
    • Henriksen Jazzamp 112

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2023)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. ” ‚30 Jazz Standards Arranged for Chord Melody Guitar‘ kann man momentan nur direkt beim Künstler über http://www.ratkozjaca.com bekommen.”

    Wie denn? Der Mann scheint nur in eine Richtung zu existieren…

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