(Bild: Michael Wilson)
Deine Akustikgitarren nimmst du mit Pickups der Firma Sunrise ab. Wie kam es dazu?
Es ist vielleicht nur eine persönliche Einstellung, aber ich fühle Schmerzen, wenn ich ein Loch in eine hochwertige Gitarre bohren muss. Bill Collings war da sehr viel weniger zimperlich als ich, in meiner erste Gitarre von ihm ist auch eine Pickup-Buchse drin, aber seitdem habe ich mir gesagt: „Ich kann das nicht mehr machen.“ Das kann ich einem so perfekten Stück Holz nicht antun. Zu Sunrise kam ich wie folgt: Ich war 1989 drei Monate auf Tour mit Leo Kottke. Wir wurden Freunde, und ich liebte es, ihm jeden Abend zuzuhören. Mir fiel schnell sein Setup ins Auge, auch wenn der Mann natürlich einen Besen spielen kann und damit fantastisch klingen würde. Aber sein Ton war so wunderbar, so gleichmäßig und rein. Ich bin einfach hingegangen und habe genau das gleiche Setup gekauft – einen Sunrise-Pickup und eine Demeter-Tube-Direct-Box.
Seit dieser Zeit vertraue ich darauf. Was ich daran außerdem schätze, ist, dass der Pickup nicht dauerhaft in der Gitarre installiert ist. Man muss nichts an der Gitarre verändern, nicht bohren, nicht fräsen. Du brauchst keine Batterie innendrin, was die Gitarre schwerer macht und den Sound dämpft. Du schraubt den Tonabnehmer einfach in das Schallloch und führst das Kabel raus. Wenn eine Tour vorbei ist, und auch zwischen Konzerten, kann ich den Pickup sehr einfach aus der Gitarre rausnehmen und habe dann meine absolut im Urzustand verbliebene Gitarre, mit lediglich ein paar Klebeband-Spuren am Korpus. Ein weiterer Vorteil: Ich kann auf diese Art jede Gitarre verwenden, die ich besitze. Sie muss nicht speziell zur Verstärkung vorbereitet sein. Und: Ich habe ein reineres Gewissen, wenn ich meine Gitarre nicht mit einem dauerhaften Abnahme-System verunstalte.
Abgesehen von den Pickups – hast du sonst irgendwelche Akustik-Ratschläge für unsere Leser?
Beim Gitarre spielen geht es die meiste Zeit um persönliche Präferenzen, es hat also vor allem mit dem Stil des Spielers zu tun. Ich spiele immer mit einem Daumen- und drei metallenen Finger-Picks. Das passt zu meinem Spielstil. Außerdem spiele ich seit Jahren D’Addario-Medium-Gauge-Saiten der Stärke .013 – .056. Ich gehe hart mit meinen Saiten um, daher wechsle ich sie nach jedem Gig. Nach meiner Erfahrung zählen diese D‘Addarios zu den langlebigsten Saiten, sie klingen am Ende eines Abends besser als andere Typen.
Wie würdest du dich als Gitarristen beschreiben?
Ich habe mein Spiel auf der Gitarre immer als Songbegleitung gesehen, ob ich nun mit einer Band spiele oder alleine. In meiner Band bin ich stets der schlechteste Musiker, daher bin ich immer fasziniert und dankbar, von diesen wunderbaren Musikern umgeben zu sein und ihnen zuhören zu dürfen. Wenn wir live spielen, halten wir uns zwar überwiegend an die Arrangements der Aufnahmen, aber in der Gestaltung ihrer Soloparts haben die Mitglieder meiner Band jede Menge Freiheit im Ausdruck – was ich selbst jeden Abend genieße. Meiner Meinung nach wird das meiste, was du auf deinem Instrument spielst, dadurch bestimmt, mit wem du musizierst. Häufig ist es eine Reaktion. Ein Auftritt ist nichts anderes als eine musikalische Unterhaltung. Wenn du umgeben bist von Leuten, die diese Art von Kommunikation beherrschen, dann ist das erhebend – auf diese Weise fühlt sich die Musik jeden Abend lebendig an.
Man kennt dich mit einer Akustik in der Hand, aber du hast eben gesagt, dass du auch auf E-Gitarren stehst.
Ich spiele sie zu Hause, trete damit aber nicht auf. Ich arbeite mit Leuten, die damit viel besser sind, als ich es bin.
Was ist dabei deine bevorzugte Wahl?
Ich habe ein paar Collings-Modelle, darunter eins namens City Limits. Wie heißt das andere noch? Sie haben so spezielle Namen. Eine ist wie eine Gibson ES-335 (meint wohl ein I-35-Modell, Anm. d. Verf.), die andere eine Solidbody und geht in Richtung Les Paul. Daneben liebe ich auch Strats und Teles. Ich bin ein ziemlicher Traditionalist. Mein Gitarrenlehrer spielte eine ES-335, und auch eine 355, also die Stereo-Version. Sie war Cherry Red und hatte diesen großen goldenen Knopf. Einfach wunderschön. Seitdem betrachte ich sie als eine der ultimativen Gitarren – und eine sehr vielseitige dazu.
Du hast deine Musiker erwähnt. Viele von ihnen spielen schon sehr lange mit dir, darunter die Gitarristen Dean Parks und Ray Herndon.
Ich will kein Album ohne sie machen. Die Menschen, mit denen ich arbeite, ob im Studio oder auf der Bühne, sind Teil meiner Geschichte. Bei dieser Platte habe ich versucht, so viele Musiker wie möglich von meiner erweiterten Band-Familie aus all den Jahren unterzubringen, wie ich konnte. Die Rhythmustracks will ich nicht aufnehmen, wenn Dean oder Ray nicht die Gitarre spielen. Es wäre nicht dasselbe. Ich vertraue ihnen so sehr, dass sie meine Musik toll interpretieren. Alleine der Umstand in einem Raum mit ihnen zu sein, gibt mir Selbstvertrauen und Sicherheit – schon bevor wir anfangen zu spielen.
Am Ende noch mal zurück zum Anfang: Was war deine erste richtige Akustikgitarre?
Als ich in der vierten Klasse war, kauften mir meine Eltern eine einfache Gibson-Klassikgitarre. Ich glaube, sie hieß C-2 und muss aus den frühen bis mittleren 1960ern gewesen sein. Die habe ich viele Jahre lang gespielt – bis 1975, als meine Eltern mir die erwähnte Martin D-35 als Geschenk zum Highschool-Abschluss gekauft haben. Das war meine erste Flattop-Steelstring-Akustik. Ich erinnere mich bis heute, wie wir sie bei H&H Music in Houston gekauft haben. Sie hat damals 750 Dollar gekostet. Die 1970er waren zwar nicht die beste Zeit für Martin-Gitarren, aber diese D-35 ist bis heute etwas ganz Besonderes für mich geblieben. Auch wenn sie nicht wirklich gut klingt.
(erschienen in Gitarre & Bass 02/2023)