Alles Infos über Aerosmith, die mit legendären Gitarren-Riffs, energiegeladenen Shows und einem exzessiven Lebensstil zur Kult-Band wurden. Klickt euch durch unsere Seite und erfahrt mehr über die bewegte Karriere der Band und ihres schillernden Frontmanns Steven Tyler!
Mit Blues-basiertem Hard Rock und legendären Gitarren-Riffs, energiegeladenen Shows und einem exzessiven Lebensstil wurde das Bostoner Quintett Aerosmith zur Kult-Band – für ganz unterschiedliche Zielgruppen. Rock-Fans sehen Aerosmith als einen der einflussreichsten Acts der 70er-Jahre, Freundinnen & Freunde weichgespülter Kuschel-Songs lieben Tyler und Co. für ihre Balladen. Und für die Generation Gameboy sind sie echte “Guitar Heros”, die den Crossover zum Hip Hop wagten.
„Ohne den Blues hätte es Aerosmith nie geben“, sagt Gitarrist Joe Perry rückblickend. „Der Blues ist Teil aller Musik, die wir heute kennen. Er hat alles direkt oder indirekt beeinflusst. Ich wage die These, dass alles, wozu man heute Tanzen kann, seine Wurzeln im Blues hat. Und ich weiß, dass ich Recht habe.“
Mit ihrem Stilmix gelten Aerosmith als eine der erfolgreichsten und einflussreichsten Bands der Musikgeschichte. Ohne ihre Gesamtleistung zu schmälern, ist es auch bei diesem Quintett die kreative Spannung zwischen Sänger (Steven Tyler) und Gitarrist (Joe Perry), die Aerosmith zu Höhenflügen treibt – ebenso zu herben Abstürzen. „Ich wollte nie so klingen, wie man es erwartet. Das ist der Schlüssel“, sagt Steven Tallarico alias Steven Tyler rückblickend zu einem ihrer größten Hits: “Sweet Emotion”.
Ihr erstes Konzert geben sie im November 1970 an der Nipmuc Regional High-Shool, bei dem Tyler wegen seiner „Stoßstangenlippen“ jedoch mehr Gelächter als Beifall erntet. „Ich war eine Weile sauer darüber“, meint er später. „Aber dann dachte ich, es gibt wichtigere Dinge. Mir macht das nichts aus.“
Egal, ob große Klappe oder nicht: Aerosmith erhalten von Columbia Records einen mit 125.000 Dollar dotierten Deal und veröffentlichen 1973 ihr Debütalbum “Aerosmith” mit dem Klassiker “Dream On”. Das wird jedoch von der amerikanischen Presse als „zweitrangige Rolling-Stones-Kopie“ belächelt und erreicht gerade mal die Top-200 der Billboard Charts.
Seht und hört im folgenden Video den Aerosmith-Klassiker und erste Single der Band: “Dream On”.
Aerosmith arbeiten um so härter am Nachfolger “Get Your Wings”. Man will es den Kritikern zeigen. Das Album erreicht tatsächlich Goldstatus. 1975 ist es dann soweit: Ihr drittes Album “Toys In The Attic” mit Rock-Klassikern wie “Sweet Emotion” und “Walk This Way” (geschrieben, nachdem die Band die Mel-Brooks-Komödie “Frankenstein Junior” gesehen hatte), wird zum Meilenstein. Die Band hat damit ihren Stil aus klug für zwei Gitarren arrangierten Riffs und Songs zwischen hartem Rock und groovendem Blues gefunden.
Aerosmith traten 1994 auch in Woodstock auf:
https://www.youtube.com/watch?v=w_3l7H0wSXQ
Das nächste Album verkauft sich sogar noch besser: vier Millionen Mal geht “Rocks” bis heute über die Ladentische. “Last Child” und “Back In The Saddle” werden Klassiker und das US-Magazin Rolling Stone empfiehlt das Werk heute in den „500 Greatest Albums Of All Time“.
Obwohl das Quintett von einem Erfolg zum nächsten eilt, stehen Probleme an, denn Tyler und Perry machen ihrem neuen Spitznamen als „Toxic Twins“ (in Anspielung auf die „Glimmer Twins“ Jagger und Richards) alle Ehre.
Es lässt sich nicht mehr verbergen: beide sind heroinsüchtig. Mit dem zweideutigen Titel “Draw The Line” wollen Aerosmith 1977 den negativen Pressemeldungen trotzen, doch intern brodelt es zwischen den beiden Junkies. Eine Katastrophe jagt die nächste. Tyler bricht wiederholt auf der Bühne zusammen und dann auch noch seine Knochen bei einem Motorradunfall.
Perry verlässt im Juli 1979 die Band mit dem Ziel sein “Joe Perry-Project” zu etablieren. Bassist Hamilton hat keine Lust mehr, Kollege Whitford verkündet sein Projekt mit Ted-Nugent-Sideman Derek St. Holmes. Selbst Schlagzeuger Kramer verlässt vorübergehend das Luftschiff, während Tyler damit beschäftigt ist, sich selbst und Aerosmith irgendwie am Leben zu halten.
Er verpflichtet als Gitarrenersatzmänner Jimmy Crespo und Rick Dufay für “A Night In The Ruts” und “Rock In A Hard Place” – für viele Fans bis heute die beiden uninspiriertesten Scheiben einer flügellahmen Band. Zumal eine spätere Reunion-Tour in Originalbesetzung wegen erneuter Rückfälle von Tyler und Perry abgesagt werden muss. Manager Tim Collins und ein Ärzteteam stellen Perry und Tyler vor die Wahl: sofortiger Entzug oder das war’s. Beide entscheiden sich für Ersteres.
Zu der Zeit verscherbelt Perry seine 1959er Paula an Slash. Und bereut es später bitterlich. „Ich habe Slash öfters gefragt, ob er sie mir wieder verkaufen würde. Er hatte sogar mal zugesagt, aber das ist nun schon wieder Jahre her. Ein paar Freunde von mir haben vor kurzem noch einmal mit ihm geredet. Aber er liebt diese Gitarre und will sie behalten. Er hat mir daraufhin eine 1955er Les Paul Gold Top geschenkt, das war ziemlich nett vom ihm.“
Nach ihrem Drogenentzug raufen sich Tyler, Perry und der Rest der Band 1984 wieder zusammen. Aerosmith veröffentlichen bei Geffen Records “Done With Mirrors” – ihr angeblich „erstes drogenfreies Album“. „Das war nicht einfach“, gesteht Tyler, „aber wir haben uns entschieden, anstelle professioneller Drogensüchtiger lieber professionelle Musiker zu sein. Die Drogen hatten uns alles genommen: die Band, unser Leben, unsere Frauen, sie nahmen mir die Fähigkeit, Texte und Songs zu schreiben. Ich war eine Weile total erledigt.“
“Done With Mirrors” wird ein solides Album, bleibt aber eher unbeachtet. Einen wirklich medialen Schub erhalten die Rückkehrer als 1986 die Rapper Run DMC “Walk This Way” als Crossover-Mix aus Rock und Hip Hop aufpolieren. Doch inzwischen buhlen Acts wie Ratt, Mötley Crüe und Guns N‘Roses um die Gunst junger Rock-Fans.
Aerosmith müssen sich anstrengen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Auch das Album “Permanent Vacation”, das mit “Dude (Looks Like A Lady)” einen Hit liefert, bringt die Band nicht voran. Erst das Großwerk “Pump” mit dem genialen Gitarren-Riff von “Love In An Elevator” und erfolgreichen Auskopplungen wie “Janie’s Got A Gun” und “The Other Side” beschert dem Quintett 1989 die Rückkehr in die Arenen dieser Welt – inklusive eines lustigen Auftritts bei der TV-Kult-Show “Wayne’s World”:
Aerosmith räumen sämtliche Awards ab, ihre Videos rotieren bei MTV sie rocken auf allen Festivals. Worauf beruht die Kraft und Energie ihrer Songs? Tyler: „Weil wir darauf abfahren, was wir machen. Am Anfang war es ein Traum für mich in einer Rock’n‘Roll-Band zu spielen, berühmt zu werden und unsere Songs im Radio zu hören. Alles entstand aus diesem Traum heraus und der wurde wahr. Und wir sind immer noch hungrig!“
2001 werden Aerosmith in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen und 2002 mit einem MTV Icon Award geehrt. Dennoch: das 2001 veröffentlichte “Just Push Play” kann die Erwartungen von Fans und Medien nicht erfüllen. Ein echter Flopp. Die Band ist in Erklärungsnot und besinnt sich in der Krise auf ihre Wurzeln: den Blues.
Wann genau es war, weiß Joe Perry nicht mehr. Aber er weiß noch genau, was es für ein Gefühl war, als ihn der Blues zum ersten Mal mit voller Wucht traf. „Ich hörte “Smokestacked Lightning” von den Yardbirds und mir lief ein Schauer über den Rücken“, erinnert er sich. „Blues und Rock vermischten sich, die jungen Bands spielten laut und schnell. Deswegen spiele ich heute auch so. Ich sah den Blues nie als puristische Angelegenheit.“
Schon lange warten die Fans auf ein Blues-Album der Bostoner. Doch erst 2004, im 34. Karrierejahr, erfüllt die Band den lang gehegten Wunsch und nimmt mit “Honkin’ On Bobo” ein Album mit Blues-Cover-Songs auf. Die Band trifft sich in Perrys Heimstudio unter der Regie von Produzent Jack Douglas.
Interessanterweise beziehen sich Aerosmith vor allem auf Blueser der 1920er bis 1960er Jahre wie Little Walter (“Temperature”), Sonny Boy Williamson (“Eyesight To The Blind”), Willie Dixon (“I’m Ready”) und Mississippi Fred McDowell (“You Gotta Move”). „Alle diese Typen haben etwas ganz eigenes“, findet Perry. „Sie sind wie alter Wein. Sie werden immer besser.“
Dass Perry und Whitford hierzu ausschließlich alte Instrumente und Verstärker benutzten, verleiht dem Album zusätzlich Authentizität. Dabei geht es gar nicht um originalgetreue Reproduktion. „Wir haben ja inzwischen selber unseren Stil gefunden“, erklärt Perry.
Im Gegenteil. Hier zollt eine Rock-Band ihren Idolen Tribut, indem sie zeigt, welche zeitlose Qualität der Blues besitzt und wie viel Spaß er macht. „Das Gefühl, das im Blues steckt, seine Ursprünglichkeit, seine Ehrlichkeit und seine Schlichtheit berührt die Menschen“, ist sich Perry sicher. „Ohne den Blues hätte es Aerosmith nie gegeben.“