Als Bassist und musikalischer Direktor ist der 41-Jährige für die A-Liste des Pop und Hip-Hop im Einsatz. Dass sein Signature-Bass aus dem Hause Jackson kommt, sieht Adam Blackstone als eine gute Gelegenheit, das Label auch abseits der Hard’n’Heavy-Schiene zu etablieren. Dabei wäre es beinahe nie zu einer Karriere auf den tiefen Saiten gekommen.
INTERVIEW
Adam, du hast für zahlreiche große Stars gespielt – zu deinen Auftraggebern gehören unter anderem Rihanna, Eminem und Justin Timberlake. Aber wie fing alles bei dir an? Wer oder was brachte dich zum Bass?
Sehr gute Frage. Von Natur aus fühlte ich mich als Drummer. So wie alle schwarzen Kids an meiner Grundschule wollte ich Schlagzeug spielen. Ich hatte dort allerdings einen Musiklehrer, der anderes mit mir vorhatte. Er sagte: „Ich kenne deine Familiengeschichte und ich sehe das Talent in dir. Ich möchte, dass du zum Bass wechselst.“ Ich war damals zehn oder elf Jahre alt. Meine Reaktion war: „Auf keinen Fall. Das ist das schlimmste Instrument, das mache ich nicht. Ich bin Schlagzeuger und werde immer Schlagzeuger sein. Dabei bleibt es.“ Er sprach dann mit meinen Eltern (lacht). Mein Patenonkel spielte Bass, und so begann ich, mich mit dem Instrument zu beschäftigen. Dabei fiel mir auf, dass der Bass quasi den Groove kontrolliert. Da dachte ich mir: Ich kann auf dem Bass eigentlich genau das Gleiche machen wie mit dem Schlagzeug. Also wechselte ich schließlich doch. Im Rückblick muss ich sagen: Das war eine der besten Entscheidungen, die je für mich gemacht wurden.
Gab es neben dem Onkel weitere Bassisten, die dich beeinflusst haben?
Als ich etwas älter war, beschäftigte ich mich mit Bassisten wie Jaco Pastorius und Marcus Miller. Dazu hatte ich das Glück, auf eine sehr gut ausgestattete staatliche High School gehen zu können. Dort traf ich einige heute sehr etablierte Bassisten, die mich gefördert und unter ihre Fittiche genommen haben. Sie waren eine große Motivation und inspirieren mich bis heute. Einer von ihnen ist Dwayne Moore, der unter anderem für Beck und Pharrell Williams spielt.
Von welchem Zeitpunkt reden wir da?
Meine High-School-Zeit begann 1997.
Hast du damals noch Viersaiter gespielt?
Das habe ich. Ich habe das Instrument von der Schule mit nach Hause genommen, es gehörte ja der Schule. Es war ein Fender Jazz Bass mit vier Saiten.
Wann hast du auf fünf Saiten gewechselt?
Das muss 1998 oder ‘99 gewesen sein, ich war damals in der zehnten Klasse. Zu diesem Schritt inspiriert haben mich die Musiker in der Kirche, die ich mir häufig angesehen habe. Sie haben oft supertief gespielt. Das hat mir gefallen.
Wann hast du herausgefunden, dass du nicht nur Bassist bist, sondern auch als musikalischer Direktor agieren kannst?
Das hat wohl damit zu tun, dass ich mich gerne um Dinge kümmere. Als ich im Jahr 2000 zum Studium nach Philadelphia zog, habe ich die lokale Konzertszene erkundet und Musiker gesucht, mit denen ich zusammenarbeiten konnte. Es kam quasi ganz von selbst, dass ich diese Rolle einnahm, das war keine bewusste Entscheidung. Die erste wirklich große Position als musikalischer Direktor war für Jill Scott, die mir diesen Posten im Jahr 2004/2005 anbot.
Seitdem sind zahlreiche Jobs dazu gekommen, etwa deine Arbeit mit Maroon 5 oder Janet Jackson. Gibt es eine Kooperation, die besonders heraussticht?
Da müsste ich sagen: Kanye Wests ‚Glow In The Dark‘– Tour im Jahr 2007. Sie lehrte mich, mehr als ein Bassist zu sein. Da brauchte man Organisationsfähigkeiten, eine perfekte Vorbereitung und generell professionelles Verhalten auf allen Ebenen. Ich kam von der Tour mit dem Wissen, dass ich auf diesem Gebiet alles auf der Welt hinkriege. Es konnte passieren, dass er mir zurief: „Adam, ich glaube, ich will heute nur eine Strophe von dem Song machen“ – und das, während wir gerade auf die Bühne gingen. Ich hatte die Aufgabe, das dann an die Band zu übermitteln, es auf dem Computer zu programmieren, die Tracks auf die Reihe zu bekommen. Und das im laufenden Prozess. Es war eine harte Schule, die mich sehr geprägt hat.
Dann zur Hardware.
Oh yeah.
Das erste Detail ist offensichtlich: Jackson verbindet man eigentlich fast ausschließlich mit der Hard’n’Heavy-Fraktion. Du kommst aber aus einer völlig anderen Richtung. Ich habe gelesen, dass deine Großmutter Gladys Jackson hieß. War das der Anfangspunkt? Oder ist die Firma auf dich zugekommen?
Es kam definitiv von ihrer Seite. Ich bin schon länger ein Fender-Mann, und Jackson ist ja ein Teil der Fender Musical Instruments Corporation. Sie boten mir die Möglichkeit, ein Signature-Artist von Jackson zu sein. Das hat mich geehrt und mir geschmeichelt, vor allem bei der langen Geschichte von Jackson. Außerdem dachte ich, ich könnte die Firma in dem Genre, das ich bediene, auf das Tablett bringen. Für mich fühlte es sich gleich nach einer guten Verbindung an. Natürlich spielt der Name eine gewisse Rolle. Jackson ist der Nachname meiner Großeltern. Das ist meine Herkunft, im Kern bin ich ein Jackson. Es passte also sehr gut zusammen.
Wann habt ihr mit dem Projekt begonnen?
Genau kann ich das gar nicht mehr sagen, aber ich denke, es dürften rund zwei Jahre gewesen sein, bis alles fertig war. In der Zeit kamen einige Zeichnungen zusammen. Wir haben uns jede Menge Gedanken gemacht: Welche Farbkombination wählen wir, wie gestalten wir die Kopfplatte? Nehmen wir Block Inlays oder Dots für das Griffbrett, soll das Halsfinish glossy sein oder eher matt? Diese und viele andere Fragen haben wir uns gestellt. Ich habe mich schließlich für ein sehr klassisches Telecaster-Bass-Pickguard auf einem klassischen Fender-Jazz-Bass-Style-Korpus entschieden – und dazu für Gold-Hardware, denn er soll ja auffallen, wenn er im Musikladen hängt.
Dein Bass ist einerseits klassisch im Look, aber gleichzeitig auch mit modernen Features ausgestattet. Der Hals ist Graphit-verstärkt, das Griffbrett kommt mit einem Compound-Radius, dazu wurde ihm ein aktiver Dreiband-EQ spendiert. Verwendest du derartige Specs auch auf deinen anderen Bässen?
Definitiv nicht in dieser Kombination. Ich habe zwar Bässe mit Compound-Radius, aber alle Specs zusammen gibt es nur hier.
Spielst du regelmäßig weiter oben auf dem Hals?
Mein Leben findet definitiv in den niedrigeren Regionen statt (lacht). Wenn ich jedoch in höhere Register gehen muss, soll sich das für mich natürlich anfühlen, und nicht wie ein Kampf. Dieser Hals hat die perfekte Balance dafür.
Wer hatte die Idee mit der Graphit-Verstärkung?
Das habe ich mit dem Jackson-Team gemeinsam überlegt. Sie waren sehr hilfreich und haben sich im Vorfeld einige meiner Bässe genauer angeschaut.
Wie lange habt ihr am Sound-Design mit Pickups und EQ gearbeitet, bis du mit allen Details zufrieden warst?
Das war ein Prozess von etwa sechs Monaten, nachdem das physische Konzept von Korpus und Hals feststand. Wir haben mit dem EQ viel herumexperimentiert. Ich wollte ein natürliches, rundes Bottom End, ohne dass es zu viel geboostet werden muss.
Im Laden wird der Bass für etwas über 1.000,- € verkauft. Damit ist er preislich zwar deutlich über der Einsteigerklasse angesiedelt, angesichts seiner Specs aber verhältnismäßig günstig.
Zunächst mal bin ich Jackson äußerst dankbar, dass sie mir die Zusammenarbeit ermöglicht haben. Ich hoffe, dass ich damit vor allem Anfänger inspirieren kann. Es war mir wichtig, dass wir den Preis so gestalten, dass er bezahlbar ist. Mein Ansatz war: Wenn ich diesen Bass spiele und angehende Nachwuchsbassisten damit inspiriere, sollten sie die Möglichkeit haben, ihn sich auch kaufen zu können. Häufig ist das bei Signature-Instrumenten nicht der Fall. Ich wollte dieses Stigma ein wenig aufbrechen. Für mich ist es ein Bass, der ein sehr breites Feld abdeckt, das von Musikschulen bis hin zu professionellen Bühnen reicht.
(erschienen in Gitarre & Bass 09/2024)