Jens Ritter arbeitet in Deidesheim an der Weinstraße. Aus diesem geschichtsträchtigen, vom Weinbau dominierten Ort in Rheinland-Pfalz heraus, eroberte er mit seinen exklusiven Designs die Welt, und das ist in dem kleinen Städtchen natürlich jedem bekannt.
Deidesheim? Ja genau, da hat doch der Helmut Kohl seinerzeit immer seine Staatsgäste zum Saumagen-Essen genötigt. Ansonsten reiht sich dort Weingut an Weingut und inmitten dieser pfälzischen Seligkeit residiert Jens Ritter in einem Haus von 1783 mit Werkstatt, Lager, Show-Room, Büro, Wohnung und eigenem Weinkeller inklusive. Alles fing 1996 mit zwei ersten selbstgebauten Bässen an, und schon diese frühen Prototypen zeugten von großer handwerklicher Kunstfertigkeit und ungemein sicherem Gefühl für Stil. Einen solch individuellen, formal und funktional stimmigen, nachgerade spontanen Zugang zum Metier finden nur wenige – Leo Fender einmal ausgenommen.
Einstieg
Jens Ritter (*1972) ist von Haus aus Industriemechaniker und ausgebildeter Maschinenbautechniker. In der Schule lief es schlecht – in der Ausbildung war er dann der Beste: „Ich bin total motivationsabhängig.“ Mit sieben Jahren hatte er schon seine erste Bohrmaschine vom Vater bekommen, Werkzeug stand immer reichlich zur Verfügung; in der Schreinerwerkstatt beim Großvater lernte er viel über Holzbearbeitung. Basteln und Bauen war von Anfang an ambitioniertes Hobby für Jens. Als Jugendlicher fing er dann an, sich für Musik zu interessieren und kaufte in einem Trödelladen eine alte E-Gitarre. Die baute er nach eigenen Vorstellungen um und stattete sie mit neuen Pickups aus. Das sprach sich schnell herum und schon bekam er einen Reparaturauftrag nach dem anderen. Mittlerweile spielte Jens selbst auch Bass in Bands, war aber selten zufrieden mit den vorgefundenen Instrumenten. „Irgendwann wollte ich’s dann wissen: Kann ich vom Brett bis zum ersten Ton ein komplettes Instrument selbst bauen? Ich wollte einfach was Eigenes machen. Instrumente, Bässe waren schlicht das Coolste für mich.“ Jens kaufte sich einige Bücher, Internet gab’s ja noch nicht, und entwickelte eigene Vorstellungen zur Tongenerierung durch alternative Materialien. „Keiner baute damals aus massivem Vogelaugenahorn einen Bass. Ich hatte die Idee, so einen ganz knalligen HiFi-Bass zu bauen. Ich hab viel Fusion gespielt damals, mit Tapping-Gedöns und all dem und da wollte ich so einen glasklaren Sound haben.“ Zwei Jahre lang hat er dann ab 1994 an jenen ersten Prototypen gearbeitet, mit denen er dann auch seinen ersten G&B-Test bekam, obwohl der Test-Autor bis heute nicht glauben mag, dass das wirklich seine ersten gewesen sein sollen. „Er hat mich in seinem Testbericht als Bassbauer bezeichnet“, erzählt Jens Ritter. „Dass ich das war, wusste ich vorher noch gar nicht.“
Obskur geht es weiter. Der erste Auftrag kommt von einem Kaminbauer, der im Elternhaus einen neuen Schornstein bauen soll. Jens kommt mit einem Korpus in der Hand aus dem Kartoffelkeller, seiner damaligen Werkstatt, und der Schornsteinbauer sagt, Moment mal, der sieht ja aus wie der in dem G&B-Artikel! Die Geschichte endet tatsächlich als einvernehmliches Tauschgeschäft Kamin gegen Bass. Etwa drei Jahre hat Jens das Bassbauen danach hobbymäßig neben der Arbeit als Maschinenbautechniker betrieben, dann fasste er von heute auf morgen den Entschluss, in seiner begrenzten Lebenszeit nur noch zu machen, was ihm wirklich Spaß bringt und kündigte umgehend seinen einträglichen Job.
Business
Jens konnte drei bis vier Jahre von seinem Ersparten leben und nutzte die Zeit, um seine Vorstellungen zu konkretisieren. Vorher, im Hobby-Status, hatte er immerhin auch schon etwa zehn Instrumente im Jahr fertiggestellt und 1997 sah man ihn dann auch schon auf der Musikmesse in Frankfurt. Hochmotiviert hatte er seine Designs vorangetrieben, damals noch mit Graphit-Hälsen. „Ich habe nie aktiv vermarktet, nur immer kommuniziert was ich liebe. Ich hab auch immer meine Richtung beibehalten und nach den ersten beiden erfolglosen Messen nicht angefangen, Stratocaster-Kopien zu bauen.“ Nun war Durchhaltevermögen gefragt und die Geduld sollte bald belohnt werden: „Der deutsche Kunde wusste, da ist jetzt ein deutscher Bub der so ein bissel was ausprobieren will, den beobachten wir erst mal. Der Ami kam dagegen auf die Musikmesse und hat eine Firma gesehen, die aus exotischen Hölzern Instrumente baut. Der hatte keine Vorurteile und der hat gekauft.“
Zu Ritters ersten Kunden gehörte Doug Wimbish von Gitarrist Vernon Reids legendärer Black-Rock-Crossover-Band Living Colour, und das ließ aufhorchen. Jens ging konsequent auf die Frankfurter Messe und auch auf die amerikanische NAMM Show, was ihm weitere prominente Käufer bescherte. So kam auf seiner zweiten NAMM Phil Lesh von Grateful Dead an den Ritter-Stand, bestellte einen Bass und trat später auch viel damit auf, was für einen Durchbruch der Ritter-Designs in Amerika sorgte.
Anekdote am Rande: zeitgleich mit Jens nahm auch der Rodgauer Gitarrenbauer Nik Huber den Kampf um internationale Anerkennung auf, hatte ebenfalls sein letztes Geld für den Flug und die Standgebühren auf der NAMM Show in Anaheim zusammengekratzt und seine Instrumente in der Nähe von Jens Ritters Stand aufgebaut. Nik hielt Jens für einen Amerikaner, also unterhielten sie sich in bemühtem Englisch bis der verwunderte Bassbauer Gerald Marleaux dazu kam und fragte, ob sie noch ganz dicht seien? Nach diesem flotten Start teilten sich die beiden deutschen Instrumentenbauer, die sich in Einstellung und Ambition so ähnlich waren, auf der NAMM Show fortan einen Platz und bauten ihre Messestände gemeinsam aus Klavierkartonagen auf, für die sie in riesige Abfallcontainer klettern mussten.
Was Phil Lesh für den Bass war, das sollte George Benson dann später für die Gitarre werden. Zunächst hatte sich Jens den Ruf eines exquisiten Bassbauers erworben, aber den Aufwand und die Gestaltungskraft die er später in Gitarren-Designs steckte, verschaffte ihm einen zweiten Atem und den Ruf des nicht minder sensationellen Schöpfers von E-Gitarren. Kaum hatte er sein Aufsehen erregendes Design Princess Isabella 2010 vorgestellt, kam Jazz-Pop-Star George Benson mit seiner Entourage am Ritter-Stand in Anaheim vorbei und verliebte sich sofort in die schneeweiße Prinzessin.
Sinneswandel
„Als ich noch viel in Bands spielte, habe ich irgendwann gemerkt, dass ich gar nicht mehr die Musik gehört habe. Nach einem Konzertbesuch stellte ich fest, dass ich nur analysiert habe: Technik, Instrumente, Zusammenspiel – aber eigentlich keine Musik gehört. Daraufhin habe ich aufgehört Live-Musik zu machen und erst nach einiger Zeit konnte ich die Musik wieder genießen. Ich musste erst wieder lernen, Musik zu hören, weg von der Technik und von der Klangreinheit … Ich sag dir: es ist ein riesiger Unterschied, ob du ein kreativer Künstler bist, der erschafft, oder ob du auf eine vorgegebene Art und Weise etwas wiedergibst.“
Diese heilsame Erkenntnis spiegelte sich dann bald auch im Bassbau des Jens Ritter wider, den auch er zuvor vornehmlich technisch betrachtet hatte. Anstelle von auf Tausendstel Milimeter genau gedrehten Potiknöpfen „und so einen Quatsch“ ging es ihm fortan zunehmend um das Seelische, um den Inhalt, um die Vibes. Das war keine spontane Entwicklung, sondern nahm über Jahre hinweg immer deutlicher Gestalt an. „Ich hab mich schon mein Leben lang mit Kunst beschäftigt und mich gefragt, warum der Künstler, vereinfacht gesagt, keine geraden Linien macht, sondern irgendetwas hinschmiert und wie er mit dieser Freiheit leben kann. Ich bin ein deutscher Ingenieur, da muss alles kalkuliert und berechnet werden. Die Lackoberfläche musste hochglänzend perfekt sein. Das war damals meine Technik, aber dann habe ich angefangen, mich davon wegzubewegen und etwas zu wagen – in Form von nicht perfekt sein. Ich hab zum Beispiel einen Korpus willkürlich verkratzt, keine Spielspuren-Relics, sondern einfach im Hof rumgeworfen und dann schön gebeizt und überzogen.“ Ist das nun Kunst? Nein, sagt Jens, das Instrument hat ja eine Funktion. „In Deutschland ist das dann keine Kunst – Punkt!“
Kunst oder Handwerk
… so lautete der Titel einer letztjährigen Ausstellung mit Jens-Ritter-Instrumenten im Kunstmuseum in Kaiserslautern. Von den zwölf High-End-Instrumenten waren allerdings drei nicht bespielbar. Ist das jetzt Kunst, nur weil die Funktion weggenommen ist und darf wirklich nichts Kunst sein, was eine Funktion hat? Spannende Frage. „In der Entwicklung meiner Instrumente bin ich gerade an einem ganz speziellen Wendepunkt. Ich habe die ganze Zeit superfunktionale Werkzeuge gebaut. Auf einmal bekamen die Werkzeuge extravagante Kleider, Oberflächen, Inlays, Dinge die einfach nicht wichtig waren oder unnötig für die Funktion. Warum ziehe ich mir diese Klamotten an? Ich bin einfach jemand anderes auf der Bühne, wenn ich ein spezielles Instrument habe und das wiederum manipuliert auch die Musik.“
Jens überhöht seine Designs ab und an bis ins Unwirkliche, Symbolische. Nicht nur sind seine form- und funktionsstarken Bässe inzwischen in Museen zu sehen, er entwirft auch Instrumente mit Widersprü- chen, die ihrer Funktion beraubt, oder anderweitig eingeschränkt, den Blickwinkel auf Musikinstrumente und ihre Wirkung brechen. Da ist jene voll ausgestattete Gitarre, über und über mit glitzernden Swarovski-Steinen besetzt, die aber keine Anschlussbuchse besitzt. Reduziert auf ihre optische Strahlkraft, stellt sie die Frage nach Schein und Sein. Oder der einsaitige Bass, dessen gewaltig schwingendes A tieffrequent und vibrationsstark über ein von großen Lautsprechermagneten unterbautes Podest erfahrbar ist. Gegenüber steht ein Instrument, dessen Saiten aus spieltechnischer Sicht höchst unpraktisch neben dem Griffbrett her verlaufen. Der angeschlagene singuläre Akkord wird durch einen Flanger geschickt und repetiert. Alternativ dazu gab es auch schon eine Klanginstallation, in der die jeweiligen Saiten eines Ritter-Basses von E-Bows in permanenter Schwingung gehalten wurden. Was ist das jetzt? „Wenn Amerikaner meine extravaganten Instrumente sehen sagen die: Oh, it’s Art! Für mich ist es aber immer noch Craft, also Handwerk, Kunsthandwerk: sehr gutes Objekt, es hat eine Funktion, es ist keine Kunst.“
Das sagt der deutsche Ingenieur, aber es schützt ihn natürlich keineswegs vor Sammlern, die seine Instrumente als Kunstobjekte kaufen, Leute, die keinen Ton spielen können. Vor vier Jahren hat das Smithsonian Museum in Washington ein Instrument von Jens Ritter in die Sammlung aufgenommen und ein Jahr darauf das Metropolitan Museum of Art in New York. „Auf einmal kam als neues Klientel der Kunstsammler. Die E-Gitarre ist ja ein sehr junges Objekt und war einmal das Schwert der Revolution. Das ist längst vorbei, aber Sammler, Menschen die diese Revolution noch mitgemacht haben, kaufen sich heute die Gitarre als ein Stück Kulturgeschichte, als Kultursymbol.“ Zunächst war Jens nicht erfreut, als stolze Sammler ihm Bilder von seinen in Vitrinen ausgestellten Instrumenten schickten, hatte er doch alles für beste Bespielbarkeit und perfekten Sound getan. Später aber leuchtete ihm ein, dass Instrumente ja nicht nach 20 Jahren verschrottet werden und ihre wahre Funktion vielleicht erst in einem späteren Leben entfalten. Dann eventuell gar so unerwartet, wie für Leo Fender die StratSounds eines Jimi Hendrix gewesen sein müssen. „Ich war jetzt im Metropolitan Museum, da steht mein Instrument neben einer Stradivari und einer Amati, Instrumente in Top-Zustand, deren Erbauer seit Jahrhunderten tot sind. Diese Vorstellung, wenn ich mich verabschiedet habe vom Planeten, dass dann immer noch so ein bißchen kreative Energie in Gestalt meiner Instrumente zurückbleibt, das ist ein ganz abgefahrenes Gefühl, eine wahnsinnige Sinngebung, die Lebenssinn-Info für meinen Job auf diesem Planeten!“ Manchmal will Jens aber auch einfach nur wissen was passiert, wenn man ungewöhnliche Wege geht. Beispiel einer aktuellen Aktion: Aus dem gleichen Stamm Eichenholz fertigte ein örtlicher Fassbauer ein Weinfass und Jens einen Korpus. Der Gitarrenkorpus wurde in diesem Fass ein Jahr lang mit dem Wein bester Lage des Weinguts von Winning vergoren, die daraus gewonnenen Flaschen werden demnächst zu je € 100 und die noch zu bauende Gitarre mit besagtem, vollständig mit Weinstein überzogenen Body ebenfalls für die Kinderkrebshilfe verkauft, bzw. versteigert. Jens grinsend: „Welcher seriöse Gitarrenbauer würde Eiche nehmen? Bei solchen Dingen geht es nicht in erster Linie um ein Sound-Design oder so was. Die Gitarre mag einen nur mittelmä- ßigen Klang haben, aber die Story, die Energie dahinter, ist natürlich unbezahlbar. Man darf solche Wirkungen nicht unterschätzen. Vielleicht lerne ich dadurch auch wieder einen Sound, oder eine Technik kennen, die ich für meinen Instrumentenbau verwenden kann. Es geht um Inspiration, Grenzerweiterung.”
Produktion
„Ich liebe es einfach, neue Hölzer auszuprobieren, besuche Holzhändler auf meinen vielen Reisen, kaufe auch auf Messen, suche mir die Filetstücke raus, ein bißchen wie ein Diamantensucher, das macht mir sehr viel Spaß.“ Jens lässt seine Hölzer mit Vakuumtrocknung behandeln, eine Methode, mit der in einem längerfristigen Prozess das Wasser gleichmäßig aus jeder Zelle herausgezogen wird, was zur größtmöglichen Spannungsharmonie im Holz führt. Im Lauf der Jahre hat sich so etwas wie ein Ritter-Stil ausgeprägt, was seinen Niederschlag in gesetzten Modellen wie Roya, Cora, Jupiter oder Princess Isabella findet. Die Ritter-Kreationen stoßen allerdings nicht nur auf Liebe. Seine mit Swarovski-Steinen besetzten Instrumente etwa können auch provozieren. „Ich will die Instrumente auch emotionaler machen – positiv oder negativ. Die einen sagen, was soll der Scheiß, eine Glitzerklampfe braucht kein Mensch, die anderen hängen sich so ein Ding für € 30.000 ins Wohnzimmer.“
Jens plant die Instrumente, sucht die Hölzer aus und macht auch immer noch alle Shapings selbst. Ein kleines Team von Mitarbeitern unterstützt Jens heute bei der Arbeit: Lucas, der Mann für die vielfältigen Holzarbeiten und mehr, vom Zuschnitt über das Schleifen bis hin zur Bundierung und Endmontage, kam schon mit vierzehn Jahren für ein Praktikum in die Werkstatt, machte dann eine Schreinerlehre und ist heute die rechte Hand des Meisters. Danuta ist seit 2014 dabei und kümmert sich neben Montage von Elektrik, Feinabstimmungen und Zierarbeiten auch um Administration. Franz, der Vater von Jens, sorgt für die reibungslose Funktion der Maschinen, hilft auch beim Versand und Christophe ist extern verantwortlich für die Website, Kommunikation und Social-Media.
Bassisten gelten generell als freier. Sie lassen mehr zu, was Formensprache und Klangauslegung ihrer Instrumente angeht. Anders als ihre Kollegen im Gitarrengeschäft, können Bassbauer selbst bei abgefahrensten Designs auf interessierte Kunden hoffen. Dennoch sagt Jens: „Es gibt keinen besseren Bass auf der Welt, als den Fender Jazz Bass. Es ist einfach nicht möglich, den Jazz Bass zu verbessern, abgesehen von technischen Features, wie besser laufende Mechaniken, präzisere Bridges, bessere Tonabnehmer, aber wenn du das änderst, änderst du den Sound, dann ist es kein Fender Jazz Bass mehr, dann ist es etwas Neues.“ Jens geht natürlich grundsätzlich seinen eigenen Weg, vermeidet klischeebesetzte Sounds und Fertigungsmethoden. „Früher hieß es immer: dicke Polyesterschichten töten den Klang eines Instruments. Heutzutage liebe ich richtig fette Polyesterschichten auf Funk-Bässen. Bei Akustikgitarren oder einem jazzigen Bass kannst du das streichen, aber bei Funk-Bässen gibt es nichts Geileres, als einen viel zu dicken Polyesterlack. Der sperrt das Instrument ein, der Sound wird komprimiert und dann knackt es und funkt ohne Ende. Stereotypen sind immer mit Vorsicht zu genießen, es kommt auf das einzelne Instrument an.“
Pickups und Hardware lässt Jens allesamt nach seinen Spezifikationen anfertigen. Harry Häussel macht für ihn die Tonabnehmer: Slimbucker und Triplebucker, auf Kundenwunsch wird auch anders gewickelt. Zur Wahl stehen verschiedene Elektroniken, Mechaniken lässt Jens in Japan fertigen, die Bridges kommen in der Regel von ETS.
Ideen
„Früher hab ich rausgeschossen. Ich hatte zehn Ideen, also mussten alle zehn umgesetzt werden. Heute hab ich zehn Ideen und baue dann zwei Instrumente. Die anderen werden zurückgestellt. Ich hab für die nächsten vier-, fünfhundert Jahre Ideen in der Schublade. Jetzt baue ich pro Monat fünf Kundenaufträge und ein Instrument aus einer neuen Idee für mich selbst.“
Am Anfang wollte der Kunde von Jens wie üblich bestimmte Ideen realisiert haben, suchte Holz, Form und Farbe aus. Seit etwa zehn Jahren aber hat sich das massiv geändert und geht soweit, dass Jens heute sogenannte Omakase-Instrumente für eine bestimmte, im Voraus bestimmte Summe fertigt. „Ich hab das vor drei, vier Jahren als Gag auf der NAMM Show angeboten. Ab € 15.000 und der Kunde weiß nicht, was er bekommt, abgesehen von Basisinformationen und dem Ausschluss individueller Allergien. Das wird immer mehr angenommen, denn die Leute, die meine Instrumente kaufen, wollen keine Werkzeuge mehr, sondern die kaufen eigenständige Ideen – Klangideen, Formideen, Objekte. Jemand der in diesem Sinne sagt: mach mal, bestellt sich aber mit Sicherheit nicht das erste Instrument von mir.”
In Deidesheim entstehen aktuell 70 bis 75 Instrumente im Jahr. Bei den Bässen fängt es preislich bei € 4.500 an, bei den Gitarren bei € 7.000. Im Moment liegt der Anteil produzierter Gitarren schon bei 45 %. Angestoßen durch George Benson, wächst deren Prozentsatz in der Ritter-Produktion aber beständig weiter: „Das wird noch viel mehr!“ In Deutschland bleiben nur 5 bis 10 % der Ritter-Instrumente, Hauptmärkte sind neben den USA Südamerika und Japan.
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