Immer noch eigen

Zum Jubiläum: Lakland Skyline Series Decade im Test

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(Bild: Dieter Stork)

IMMER NOCH EIGEN

Am Gurt hängt der Decade ruhig und knapp über der Waagerechten, das mittlere Gewicht von 4 Kilo und die leichten Mechaniken passen optimal zusammen. Der Hals hat Jazz-Bass-ähnliche Maße bekommen und liegt entsprechend gut in der Hand. An der Einstellung aus dem Karton, in dem es leider kein Gigbag gibt, ist absolut nichts zu meckern, trotzdem drehe ich nochmal an allen Stellschrauben: Der Zugang zum 2-Wege-Stahlstab ist offen zugänglich, was ich immer begrüße, zumal wenn es so elegant gemacht wird wie hier. Es ist nur etwas Vorsicht geboten, den Lack nicht einzudrücken. Die Oktave passt perfekt, in Sachen Saitenlage lässt die sauber ausgeführte Geometrie aus Halswinkel und Brückenhöhe noch etwas Raum nach unten, was die saubere Bundabrichtung schnarrfrei zulässt.

Ungewohnter wird es für die rechte Hand. Die Saitenabstände sind normal, aber die Möglichkeiten, den Daumen auf den Pickups abzustützen sind zwar angenehm breit und dank der von unten gegendrückenden Federn auch sehr stabil, aber vor allem am Hals doch sehr anders gelegen als beim normalen Preci oder Jazz Bass. Wenn man sich drauf einlässt, ist der Gewöhnungsprozess aber ein kurzer. Der unverstärkte Ton ist schön breitbandig mit gutem Attack und Sustain. Deadspots sind Fehlanzeige, ebenso Unsauberkeiten in den hohen Lagen durch magnetischen Zug, was gerade bei Abnehmern so dicht am Griffbrettende gerne problematisch ist. Für sich gespielt fangen sich die Pickups singlecoil-typische Einstreuungen ein, durch die gute Abschirmung aber nicht mehr als nötig. Sind beide aufgedreht, ergänzen sie sich zum Humbucker.

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Der laute Steg-Pickup gibt sich am Amp Jazz-Bass-ähnlich, mit mehr und tieferem Fundament und freundlichem Bellen. Mit der gleichmäßig arbeitenden Tonblende, die über den gesamten Regelweg nutzbare Ergebnisse bringt, wird es Jaco-esker, ohne die ganz knackige Mittennase zu bekommen, für die dann noch am Amp gedreht werden muss.

Der nicht minder laute Halspickup, der beim Decade seinem Namen alle Ehre macht, klingt fett, aber trocken, und mit schönem, seidigen Höhenbild, was dem Bass einen fast akustischen Touch gibt. Außerdem höre ich Anklänge an den an ähnlicher Stelle sitzenden Abnehmer beim Höfner Beatle Bass, aber deutlich erwachsener und fester. Wenn das Ganze noch mehr in die Sixties-Blues/Beat/ Jam-Band Richtung soll, hilft auch hier wieder die Höhenblende. Dank langer Mensur und Ahorn/Palisander-Schraubhals sind die Ergebnisse andere als beim berüchtigten Mudbucker, dennoch hat der Abnehmer so tonnenweise Retroattitüde.

Mit beiden Pickups voll aufgedreht kommt ein ordentlicher hohler Honk ins Spiel. Das klingt mit Fingern und Pick gespielt gleichermaßen originell und ist erstaunlich vielseitig einsetzbar, wenn mit den Volume-Reglern gearbeitet wird. Die agieren leider nicht so selbstverständlich gleichmäßig wie die Höhenblende. Zwar drehen sie mit sehr schönem, sahnigen Widerstand auf dem ganzen Weg, klanglich passiert aber nur auf den ersten Millimetern etwas. Diese Millimeter haben es aber in sich!

Bis zu dem Punkt, wo bei einem Volume-Poti noch ordentlich Regelweg vorhanden ist, es aber praktisch klingt wie der andere Pickup solo, tun sich sehr schöne Mischungen auf. Diese setzen die unterschiedlichen Grund-Sounds der Abnehmer zu immer neuen und immer nutzbaren Farben zusammen, was dann noch mit der nun schon oft genug gelobten Tonblende verfeinert werden kann. Diese viel Fingerspitzengefühl erfordernde Arbeit lohnt sich also unbedingt!

Apropos Fingerspitzengefühl: Das braucht man auch zum Slappen. Beim Saitenanreißen ist der Hals-PU praktisch zwangsläufig im Weg, aber der Ton ist wirklich interessant.

RESÜMEE

Auch nach zwanzig Jahren ist der Decade in seiner aktuellen Inkarnation ein spannendes Instrument. Ein eigenes Styling und ein sehr eigenes Layout der firmeneigenen Chi-Sonic-Pickups sorgen für Retro-Flair, die lange Mensur, die exzellente Bespielbarkeit und die gute Hardware geben Mainstream-Appeal dazu. Flexibler als man meinen könnte, ist der Decade ein klarer Anspieltipp für Individualistinnen und Individualisten, die abseits der drölfzigsten Kopie ein ebenso hochwertiges wie idiosynkratisches Arbeitsgerät suchen. Auf die nächsten Dekaden!

PLUS

  • Sounds
  • Bespielbarkeit
  • Pickups
  • Optik
  • Verarbeitung

MINUS

  • Regelweg Volume-Potis
  • kein Gigbag


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2024)

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