Modeling trifft Röhren-Booster

Zoom G5 Amp- & FX-Modeler im Test

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FX- und Amp-Modeler von Zoom
(Bild: Dieter Stork)

 

In einigen Amp-Modelern wärmt eine Röhre den Klang an, im Zoom G5 hingegen ist eine 12AX7 Bestandteil einer Booster-Schaltung. Originell wirkt das Expression-Pedal, welches sich auch seitlich bewegen lässt.

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Das Zoom G5 stellt eine Weiterentwicklung des Modells G3 dar. Beide Modeler nutzen dieselbe Amp- und Effekt-Modeling-Technologie und einen 32-Bit Zoom ZFX-IV-Prozessor. Das G5 bietet jedoch erheblich mehr Features als das G3, dazu gleich mehr. In unserem Zoom G3-Test in Ausgabe 09/2011 stellte sich heraus, dass in Verbindung mit einem Verstärkermodell nur noch zwei Effekte inklusive Noise-Gate aktiviert werden konnten. Doch mittlerweile lässt sich von der Hersteller-Website für das Zoom G3 die Firmware-Version 2.0 herunterladen, mit maximal sechs Effekten gleichzeitig (bzw. Amp + max. fünf Effekte), die sich allesamt via Scroll-Funktion über die drei LCD-Displays und deren Regler bedienen lassen.

 

Konstruktion des Zoom G5 Amp- & FX-Modelers

Das Zoom G5 nutzt diese Fähigkeiten ebenfalls, nur können hier maximal neun Effekte (bzw. Amp + acht Effekte) gleichzeitig aktiv sein.

Es gibt vier Displays, einen erweiterten Amp- und Effekt-Modell-Fuhrpark, besagte Tube-Booster-Funktion mit eigenem Fußtaster, das „3D“-Pedal, einen zusätzlichen XLR-Ausgang, einen separaten Kopfhörerausgang und eine USB-Audio-Schnittstelle. Die Looper- und Rhythm-Funktionen des G3 finden wir beim Zoom G5 ebenfalls wieder. Dank seines stabilen Alugehäuses mit seitlichen Kunststoffstoßkanten, Metallpedal, verschraubten Klinkenbuchsen und trittsicher angebrachten Reglern punktet das Zoom G5 schon mal in Sachen Robustheit und Road-Tauglichkeit.

Links neben dem in alle Richtungen beweglichen Expression-Pedal lauert unter kleinen Lüftungsschlitzen die 12AX7-Röhre des Tube-Boosters, davor die beiden einzigen analogen Regler dieses Effektgerätes. Denn unter den vier Displays befinden sich ausschließlich Endlosraster-Potis mit Speicherfunktionen.

 

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Zusätzlicher XLR-D.I.-Ausgang und USB-Anschluss (Bild: Dieter Stork)

 

Der Zoom G5 Amp- & FX-Modeler in der Praxis

Diese neue Scroll-Funktion ist wirklich praktisch. Denn eigentlich müsste das Zoom G5 ja neun Displays besitzen, für jeden möglichen Effekt/Amp-Block eines. Das wäre gewiss zu viel des Guten, und so scrollt man nach links oder rechts zu dem Block, den man mit den darunterliegenden Endlosreglern editieren möchte.

Obacht: Wie beim Zoom G3 werden alle Änderungen automatisch gespeichert. Es wäre schön, wenn sich dieses durchaus praktische Feature auch abschalten ließe. Ansonsten ist die Bedienung sehr angenehm, fast wie bei analogen Einzeleffekten. Ob man das Zoom G5 nun als reines Multieffektpedal oder als Amp-Modeling-Pedal mit Effekten einsetzt liegt bei einem selbst. Und bei 297 überschreibbaren Speicherplätzen ist Raum genug für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete. Pro Speicherplatz lässt sich sinnvollerweise jedoch immer nur ein Verstärkermodell aktivieren. Was schon beim Modell G3 positiv aufgefallen ist, setzt sich beim Zoom G5 fort: die Verstärkermodelle klingen und reagieren allesamt richtig gut und reichhaltig, auch die Effekte sind von hoher Güte. Beim G5 ist die Auswahl an Modellen jedoch größer. Das Zoom G5 reagiert sehr schnell auf die Spielweise, die Latenz ist mit ca. 2,5 ms sehr gering. Auch eine Wartezeit beim Preset-Wechsel braucht niemand einzukalkulieren. Doch falls der Prozessor bei sehr rechenintensiven Kombinationen an seine Leistungsgrenze gerät erscheint „Thru – DSP full!“ im Display. Dann heißt es einen Gang zurückschalten und beispielsweise einen Effekt aus der Kette entfernen.

Jetzt wird’s spannend, denn nun ist das Expression-Pedal an der Reihe. Damit sich beim seitlichen Bewegen auch etwas tut, muss ein sogenannter Z-Effekt aktiv sein, bestens erkennbar im Display an einem großen Z. Nehmen wir als Beispiel mal das Tape-Delay, dann bewirkt das Auf- und Abwärtsbewegen der Pedalplatte eine Veränderung der Verzögerungszeit, ein Drehen nach links mehr Gleichlaufschwankungen und ein Schwenken nach rechts einen Anstieg des Feedbacks bis zur Selbstoszillation. Die Arbeit mit diesem Pedal macht richtig Laune und geht intuitiv und logisch über die Bühne, zumal das Pedal in der Seitwärtsbewegun mittig einrastet. Das Pedal lässt sich übrigens kalibrieren und per Inbus in seiner Gängigkeit einstellen. Wer noch mehr Parameter per Fuß kontrollieren möchte, schließt an der Control-In-Buchse ein weiteres Pedal an.

Der Tube-Booster ist schaltungstechnisch betrachtet völlig eigenständig. Seine Funktionen lassen sich nicht abspeichern, und er wirkt ausschließlich auf die analogen Ausgänge, nicht jedoch auf das USB-Audio-Interface. Diese zusätzliche Röhren-Einheit stellt eine beachtliche Bereicherung des G5 dar, auch wenn die Röhre nicht per Hochspannung betrieben wird. Selbst wenn man diesen Booster pegelneutral einstellt, hebt er Klangfülle, Wärme und Mittengehalt leicht an, und wer mag, gibt mit dem Tone-Regler noch eine Portion seidige Höhen hinzu. Boosten kann diese Einheit bis maximal +16 dB, und das recht rauscharm. Besonders wenn man das Zoom G5 als reines Multieffektpedal ohne Amp-Modelings einsetzt, macht dieser Tube-Booster Sinn, um die Vorstufe des eigenen Verstärkers zu übersteuern.

Zum Looper: 60 Sekunden beträgt die maximale Aufzeichnungsdauer, das sind 20 Sekunden mehr als beim G3. Der Looper läuft ohne weiteres Zutun mit der integrierten Rhythm-Machine und beispielweise den Echoabständen bei Delay-Effekten synchron, so lassen sich schnell und intuitiv kreative Loop-Patterns erzeugen.

Beim zusätzlichen XLR-D.I.-Ausgang hat sich gegenüber dem Zoom G3 leider nichts geändert. Eine separat schaltbare Speaker-Simulation gibt es nicht, und wenn die globale Speaker-Simulation deaktiviert sein sollte, weil am Klinkenausgang ein normaler Gitarren-Amp hängt, muss man halt mit dem EQ des P.A.-Mischers den Sound so zurechtbiegen, dass es ein wenig nach Gitarren-Speaker klingt.

Apropos USB-Audio-Schnittstelle: da gab es gegenüber dem Zoom G3 nichts zu verbessern, dieses komfortable Interface arbeitet full duplex, und der Rückkanal – also das Audio-Signal vom PC oder Mac – lässt sich im Global-Menü des Zoom G5 in der Lautstärke anpassen. Ein USB-Kabel sucht man weiterhin vergebens im Karton. Wer die Presets des Zoom G5 am PC oder Mac editieren und austauschen möchte lädt sich von www.zoom.co.jp die kostenlose Edit&Share-Software herunter.

 

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Links neben dem auch seitlich beweglichen Pedal lauert die Röhre des Tube Boosters (Bild: Dieter Stork)

 

Alternativen zum Zoom G5 Amp- & FX-Modeler

Auch wenn die Röhrenschaltung des Vox ToneLab EX (ca. € 356, Test in Ausgabe 07/2011) eher die Funktion einer Mini-Endstufe übernimmt, stellt dieser Amp- und FX-Modeler eine passende Alternative zum Zoom G5 dar. Ohne Röhre kommen der Line 6 POD HD300 (ca. € 329, Test in Ausgabe 12/2012), das DigiTech RP500 (ca. € 329, Test in Ausgabe 09/2008) und das Boss ME-70 aus, dafür haben sie andere Vorzüge zu bieten. POD HD300 und RP500 sind mit Klinken- und XLR-Ausgängen mit getrennt schaltbarer Speaker-Simulation bestückt, und das ME-70 lässt sich dank seiner Vielzahl an Reglern ähnlich analog bedienen wie das Zoom G5.

 

Resümee

Das Zoom G5 ist eine durchdachte und richtig gut klingende Weiterentwicklung des G3. Gleichermaßen als reines Multieffektpedal oder als Amp-Modeler mit Effekten lässt sich das Zoom G5 dank analog wirkender Bedienoberfläche und vier gut ablesbarer Displays mit Scroll-Funktion sehr einfach bedienen. Die Rhythmus-Funktion wird zunächst nicht jeden interessieren. Das sollte sie aber, denn in Verbindung mit dem im Tempo synchron laufenden Looper bzw. der Delay-Time ist sie sehr inspirierend. Der Röhren-Booster wirkt zwar etwas wie nachträglich ins Konzept mit aufgenommen, er klingt jedoch ausgezeichnet und verhilft dem Ton zu mehr Wärme und Fülle.

 

Übersicht

Fabrikat: Zoom

Modell: G5

Herkunftsland: China

Typ: Amp- und Effekt-Modeling-Pedal

Modelle: 22 Amps, 123 Effekte

Effekte gleichzeitig: 9

Speicherplätze: 297

Drum-Patterns: 40

AD/DA-Wandlung: 24 Bit

Anschlüsse: Input, Output R, Output L/Mono, Phones, XLR Balanced Out, Control In, USB, Netzteil DC 9 V 500 mA

Regler: 4× 3 Parameter, Boost, Tone

Schalter/Taster: Scroll L, Scroll R, Patch Select, Tap, Rhythm, Total, Store/Swap, Global, Type, Page, 1/Looper/Bank down, 2/Bank up, 3/Tuner,4/Patch, Tube Booster, Input passive/active, Balanced Out Pre/Post, Ground Lift, Power (On/Eco/Off )

Besonderheiten: 4 grafikfähige Displays, separater Röhren-Booster, XLR-D.I.-Out mit Ground Lift, 60 Sekunden-Looper, Rhythm-Patterns, Stimmfunktion

Maße: 470 × 90 × 190 BHT/mm

Vertrieb: Sound Service

15834 Rangsdorf

www.sound-service.eu

Zubehör: Netzteil, Anleitung, Steinberg Cubase LE (für PC und Mac)

Preis: ca. 320

 

Plus

  • Qualität der virtuellen Amps und Effekte
  • Displays, Bedienung
  • Röhren-Booster
  • separater XLR-D.I.-Ausgang
  • geringe Latenz und Nebengeräusche
  • Looper, Rhythmen, und Effekte laufen synchron

 

Minus

  • XLR-Out ohne separat schaltbare Speaker-Simulation
  • Auto-Save-Funktion nicht abschaltbar

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