Ready for the road

Yamaha AC5R, A-Gitarre im Test

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Selten tritt ein Konzept so deutlich zutage: Die neue AC5R soll und will nichts anderes als der zuverlässige Tour-Begleiter für den professionellen Live-Musiker mit gehobenen Ansprüchen sein.

(Bild: Dieter Stork)

Klare Ansage. Um das umzusetzen, hat sich das Yamaha-Team in Japan offensichtlich auf viele Details fokussiert, die in der Summe den Unterschied machen (sollen). Nehmen wir das mal der Reihe nach unter die Lupe.

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Die Machart

Die AC5R ist ein vollmassives Concert- Model mit Cutaway. Die Decke aus Sitka- Fichte wurde der Yamaha-eigenen A.R.E. Thermo-Behandlung unterzogen, um dem Instrument den Charakter einer bereits eingespielten Gitarre zu verleihen. Zargen und Boden sind aus Palisander. Edel wirkt das Korpus-Binding aus Mahagoni. Sehr gelungen – raffiniert und doch schlicht – kommt die Schalllochumrandung aus Mahagoni und Palisander. Zusammen mit dem markant geschnittenen Tortoise-Schlagbrett (mit Verweis auf eigene Designs der 70er-Jahre) ergibt das ein klassisch-cooles Erscheinungsbild mit Eigenständigkeit. Das konstruktive Finetuning verbirgt sich eher im Inneren. Die Beleistung von Decke und Boden wurde für kräftige Tief-Mitten und mehr Resonanz weiterentwickelt.

Zum Steg: Er ist aus Ebenholz und sein ausladender Grundriss bringt ordentlich Schwingungsübertragung auf die Decke. Er gibt sechs Pins Halt, die die Saiten (werksseitig Elixir) fixieren. Davor sitzt die kompensierte Stegeinlage aus Tusq. Die Entfernung bis zum perfekt gefeilten Sattel (also die Mensur) beträgt 650 mm. Damit wären wir beim Hals. Afrikanisches Mahagoni trifft auf Ebenholz. Die Verarbeitung ist hier – wie überhaupt bei diesem Instrument – erstklassig. Das mattierte Mahagoni fühlt sich angenehm griffig an, die Griffbrettkanten und die Bundstäbchen sind sorgfältig verrundet, was die Basis für einen hervorragenden Spielkomfort darstellt. Die kleinen feinen Cross-Einlagen aus Abalone geben – zusammen mit den weißen Dots in der Griffbrettkante – Auskunft über den Aufenthaltsort der Spielhand.

Sehr weit oben, auf Höhe der Mechaniken für die E-Saiten, ist die Kopfplatte angesetzt. Die Palisanderauflage bringt die Eleganz, die offenen Gotoh-Tuner im Pre-War-Style sorgen für einen Schuss Old-School-Charme, arbeiten dabei aber präzise und sahnig – machen korrektes Stimmen leicht.

Die Verstärkung

Natürlich ein entscheidender Punkt bei einer Bühnengitarre: Das Pickup-System. Hier haben die Yamaha-Techs was tolles ausgetüftelt – schlichte Erscheinung ist kombiniert mit diversen Möglichkeiten. SRT2 nennt sich das System. Es bietet einen Piezo-Pickup unter der Stegeinlage sowie Samples von zwei Mikros (Kondensator und Bändchen) – das Ganze lässt sich per Blend-Regler stufenlos mischen von nur Piezo bis nur Mikro-Emulation.

(Bild: Dieter Stork)

Das ist klasse, denn so kann man dem Sound Luft unter die Flügel geben, ohne dass das Feedback-Risiko steigt. Apropos Feedback – das kann man auf gleich zwei verschiedene Arten bekämpfen. Entweder analog, indem man den beiliegenden Schallloch-Stopfen verwendet, oder digital, indem man eine Rückkopplung provoziert und dann die AFR-Funktion aktiviert (Auto Feedback Reduction). Dazu drückt man einfach auf den Bass-Regler, der diese Doppelfunktion erfüllt. Auch der Blend-Regler hat noch eine Push-Funktion: Hier kann man die beiden Mic- Simulationen anwählen. Eine kleine LED blinkt dann ein- oder zweimal. Des Weiteren gibt es dann noch einen Treble- Knopf und ein Volume. Eine Plastikscheibe unter den vier Reglern zeigt die Bezeichnungen und Regelwege – hat man die einmal verinnerlicht, kann man das Plättchen wegnehmen und die Bordelektronik noch unauffälliger in den Hintergrund rücken.

Unten an der Zarge finden wir den erfreulich schlanken Gurtpin, der auch als Klinke-Ausgang fungiert. (Warum können nicht alle so sein? Da hält nämlich der Gurt ordentlich!) Das gut zugängliche Batteriefach beherbergt zwei AA-Kraftspender. Einen Tuner gibt es übrigens nicht an Bord.

Das Spielen

Der Hals fühlt sich einfach nur gut an. Alles rund, alles glatt, genug Fleisch auf den Rippen, prima Zugang zu den hohen Lagen. Fühlt man sich haptisch auf der Yamaha sofort wie zu Hause, so tut man dies auch klanglich nach den ersten gespielten Akkorden. Die Gitarre resoniert bis in den letzten Winkel – auch und besonders der Boden. Der Sound kommt kraftvoll, sonor, abgehangen, tatsächlich so wie schon lange eingespielt. Der Grundklang der AC5R ist nicht so knallig und hart, wie das manchmal bei Palisander- Bodies der Fall ist, liefert aber dennoch frische Projektion, Attack, Dynamik und Sustain in Hülle und Fülle. Ein Sound, der Lust macht auf Gitarrespielen!

(Bild: Dieter Stork)

Jetzt Kabel rein – was geht? So einiges! Schon der pure Piezo-Sound kommt so ausgewogen und natürlich wie er nur sein kann. Würde mich nicht beschweren, wenn’s das schon wäre. Aber jetzt kann ich noch den Mikro-Abnahme-Sound dazufahren und das Ganze wird nochmal deutlich luftiger und lebensechter. In einer Band wahrscheinlich nicht so wichtig, beim Solo/Acoustic-Gig aber ein echter Trumpf im Ärmel. Das Auto-Feedback- Reduction-System funktioniert übrigens hervorragend. Der Schallloch-Stopfen sowieso 🙂

Das Fazit

Was für ein wirklich tolles Stage-Ready-Pro- Paket. Die Yamaha ist makellos verarbeitet, lackiert, eingestellt und abgerichtet. Bei der AC5R wurde überzeugend das Klangvolumen, das Resonanzverhalten und die Bespielbarkeit weiterentwickelt – und einen tadellosen Look hat sie auch. Ach ja, sie kommt natürlich in einem sehr guten passgenauen Koffer, Schallloch- Stopfen ist auch dabei. Fehlt nur noch ein Gurt, und dann ab auf die Bühne. Zuletzt noch der Preis: nicht von Pappe, aber der Gegenwert ist 100%ig gegeben.

Plus

  • Design
  • Hölzer, Hardware
  • Verarbeitung, Werkseinstellung
  • Bespielbarkeit
  • Thermo-Behandlung der Decke
  • resonanter voluminöser Klang unverstärkt
  • SRT2-System mit starken E-Sounds & leichter Bedienung

Aus Gitarre & Bass 05/2017

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