(Bild: Dieter Stork)
In der Post-Metal- und Hardcore-Szene sind Mozer-Gitarren schon seit einigen Jahren keine Unbekannten mehr. Robin Staps (The Ocean), Bill Kelliher (Mastodon) oder auch Ben Weinman (Suicidal Tendencies) sind immer wieder mit Custom-Modellen von Michiel Mozer zu sehen. Mit der Mono-Linie folgt den handgefertigten Modellen nun die Importserie aus Indonesien.
Das moderne, leicht asymmetrische Double-Cutaway-Design der Mozer Guitars, das zwar deutlich in der Ära der 60er Jahre verankert ist und ein wenig an ältere Modelle von Mosrite oder Danelectro erinnert, wirkt modern und zeitlos zugleich. Das schwungvoll geschwungene Heck und die leicht unterschiedlichen Radien der Hörner verleihen der Chariot-Form eine gewisse Dynamik. Während die handgefertigten Modelle etwas aufwändiger konstruiert sind, erweist sich unsere Testgitarre aus der Mono-Serie als ein auf das Nötigste reduziertes Instrument. Ein Tonabnehmer, ein Poti, ein Schalter, eine Buchse – fertig! Die Gitarren werden nach Mozers Vorgaben in Kleinserien von nur 25 Stück gefertigt – von Massenproduktion kann hier also keine Rede sein.
(Bild: Dieter Stork)
MINIMALISTISCH
Die Grundkonstruktion der Chariot Mono basiert auf einem dreiteiligen, durchgehenden Ahorn-Hals, der mit zwei Flügeln aus Sunkai, einem asiatischen Hartholz mit hellbrauner Färbung, das schon lange in der Möbelindustrie verwendet wird, versehen wurde. Die Gitarre ist mattweiß lackiert, wobei die Maserung des Korpus durchscheint. Das findet sich so auch bei den deutlich teureren Custom-Gitarren von Mozer. Der ebenfalls mattweiß lackierte Hals weist keine sichtbare Maserung auf, dafür prangt auf ihm ein Griffbrett aus dunklem Makassar-Ebenholz, das mit 24 Edelstahl-Jumbo-Bünden und einem sauber gearbeiteten Graphitsattel ausgestattet ist. Als optisches Highlight dient ein großes „M“-Inlay auf dem Griffbrett zwischen dem 11. und 13. Bund. Für zusätzliche Orientierung sorgen Luminlays, die in die Griffbrettflanken eingelassen sind. Die leicht abgewinkelte Kopfplatte wurde mit einer kräftigen Volute verstärkt und zeigt sich ebenso minimalistisch wie der Rest der Gitarre: Sechs Grover-Locking-Tuner teilen sich den Platz mit einer Kunststoffabdeckung für den Halsstab, auf der dezent der „Chariot”-Schriftzug eingraviert wurde. Kein Firmenlogo, keine weitere Beschriftung – dieses reduzierte Design passt perfekt zum Konzept der Chariot Mono. Die Saiten laufen durch schwarze Einschlaghülsen auf der Rückseite und über einen schwarzen Tune-O-Matic-Steg.
(Bild: Dieter Stork)
Der Hypherion II Humbucker wurde direkt in den Korpus geschraubt und sitzt in einem offenen, verchromten Metallrahmen, der einen schönen Kontrast zur restlichen Optik bildet. Auch die matt strukturierte Fiberplate des Tonabnehmers und die zwei Reihen schwarzer Inbusschrauben fallen auf. Zu elektrischen Kontrolle hat die Chariot Mono nur einen Lautstärkeregler und einen Minischalter an Bord. Letzterer dient nicht zum Splitten des Humbuckers, sondern ermöglicht die Wahl zwischen serieller und paralleler Verdrahtung der beiden Spule.
Im kompakten, sauber gefrästen Elektronikfach der Gitarre finden Potis und Schalter ausreichend Platz. Für eine 9V-Batterie zum Nachrüsten eines aktiven Tonabnehmers könnte es allerdings eng werden. Verarbeitungstechnisch hat Mozer mit der Chariot Mono eine nahezu tadellose Arbeit abgeliefert. Bis auf minimale Lackunebenheiten gibt es an diesem Instrument nichts auszusetzen.
Sound, Alternativen und Resümee auf Seite 2 …
(Bild: Dieter Stork)
RIESENSOUND
Die Chariot hängt noch recht ausgewogen am Gurt. Durch die Position des Gurtpins ist ein leichter Zug in Richtung Kopfplatte spürbar – von einer ausgeprägten Kopflastigkeit würde ich hier noch nicht sprechen. Durch die umlaufende Abschrägung des Rahmens gibt es keine unterarmfeindlichen Kanten. Mit einem Gewicht von 3,7 kg ist unsere Gitarre sicherlich kein Leichtgewicht und bietet insgesamt ein recht substanzielles Spielgefühl. Schon beim Auspacken staunte ich nicht schlecht: Was sind das für Abschleppseile? Die Chariot Mono ist im Auslieferungszustand auf Drop C gestimmt und mit entsprechend dicken Saiten bespannt.
Ein Blick auf die Endorser-Liste liefert eine Erklärung: Hier sind vor allem Musiker aus diversen modernen Metal- und (Post-)Hardcore-Bands vertreten, bei denen tiefe Stimmungen zum täglichen Handwerkszeug gehören. Bereits akustisch gespielt, liefert die Testgitarre einen mächtigen Sound: Die Chariot resoniert tief und gleichmäßig, liefert ein kerngesundes Bassfundament, das nahtlos in ein kräftiges Mitten- und Hochtonspektrum übergeht. Irgendwie ist alles da, kein Frequenzbereich scheint mir unterrepräsentiert. Vor allem die brillanten Höhen gefallen mir sehr gut. Gerade im Zusammenspiel mit tiefer Stimmung und dicken Saiten ist diese Eigenschaft nicht selbstverständlich.
Mit seinen knapp 17 kOhm macht der Hypherion II Humbucker schon ordentlich Alarm: Clean gespielt muss ich am Gainregler meines Verstärkers schon ordentlich zurückrudern, um einen wirklich unverzerrten Sound zu bekommen. Der klingt erwartungsgemäß ganz gut, wird aber sicher keinen Preis für besondere Feingeistigkeit gewinnen. Ganz anders sieht (oder klingt?) es aus, wenn man in den Parallelbetrieb wechselt. Nicht nur der Ausgangspegel sinkt hörbar, auch das verschobene Mittenspektrum und die etwas gezügelteren Bässe sorgen für ein aufgeräumteres Klangbild, das mir clean gespielt besser gefällt als die meisten gesplitteten Humbucker. Im Overdrive-Kanal des Amps zeigt die Chariot, dass hier eindeutig ihre Kernkompetenz liegt.
Das tiefe C bringt die Wände zum Wackeln, ohne dabei in den Bässen ungewollt matschig zu werden. Die Ansprache auf das Attack des Plektrums ist schnell und ich habe das Gefühl, auch bei schnellen Stakkato-Riffs die volle Kontrolle über das Instrument zu haben. Die bereits erwähnten Höhen klingen auch verstärkt gespielt schön brillant, wirken aber auch bei richtig stark verzerrten High-Gain-Sounds nicht überbetont oder gar nervig. Das Pickattack bekommt in den oberen Mitten eine gewisse Unterstützung, allerdings hat der Hypherion II Humbucker nicht die berühmte „Mittennase“, wie wir sie z.B. von Seymour Duncans JB Humbuckern kennen. Auch in Verbindung mit modernen Zerrsounds erweist sich der Parallelmodus des Humbuckers als eine sehr schöne Alternative. Die Mitten klingen nun deutlich „hohler” und machen Platz für stärkere Höhen, was schon leichten Singlecoil-Charme versprüht, ohne jedoch das Bassfundament zu sehr zu beeinträchtigen. Verzerrte Akkordzerlegungen gefielen mir hier ebenso gut wie Single-Note-Linien in den hohen Lagen.
Auch in noch tieferen Stimmungen wie B oder sogar Drop A schlägt sich die Chariot Mono hervorragend. Ich bin erstaunt, wie gut sich die Konstruktion mit ihrer 25,5″ Mensur hier schlägt. Meine Fender Baritone Telecaster mit 27″ Mensur bringt im Vergleich dazu kein definierteres tiefes H zustande. Wer also mit dem Gedanken spielt, noch tiefer als im Auslieferungszustand zu gehen, kann hier trotz konventioneller Mensur bedenkenlos zuschlagen.
ALTERNATIVEN
Das wird schwierig, aber ich will es dennoch versuchen! Da wäre zunächst einmal eine Alternative aus dem eigenen Stall: wem die Double-Cutaway-Form der Chariot nicht so zusagt, bekommt mit der Radiant, ebenfalls aus der Mono-Linie, eine Alternative geboten, die sich optisch mehr an der Fender Telecaster orientiert. Einen ähnlichen Vibe wie die Mozer-Gitarren und -Bässe versprühen meiner Meinung nach die Instrumente von Dunable Guitars. Die Gitarren der DE-Serie aus Südkorea spielen preislich in einer vergleichbaren Liga und dürften eine ähnliche Zielgruppe ansprechen. Eine Gnarwhal DE in Vintage White finde ich nicht nur hübsch, sondern der Chariot Mono nicht gänzlich unähnlich. Auch die Gitarren von Reverend Guitars – beispielsweise das Signature-Modell von Bob Balch (Fu Manchu) – finde ich durchaus vergleichbar. Auch hier wird zu einem ähnlichen Preis ein Design geboten, das tief in der Vintage-Ära verwurzelt ist und trotzdem modern und eigenständig daherkommt.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Michiel Mozer hat etwas geschafft, was in der heutigen Zeit gar nicht so einfach ist. In einem unglaublich großen und vielfältigen E-Gitarren-Markt hat er mit seinen Custom-Instrumenten nicht nur ein eigenständiges und unverwechselbares Design geschaffen – er hat es auch geschafft, dieses Design durch die Produktion in Indonesien zu einem wirklich attraktiven Preis anbieten zu können. Die Chariot Mono ist einfach eine richtig gute Gitarre. Sicher – für puristische Fans von Tele, Strat und Les Paul ist sie vielleicht nicht die erste Wahl. Wer aber ein Instrument sucht, das nicht nur professionellen Ansprüchen genügt, sondern auch noch einen eigenständigen, modernen Look hat, sollte die Chariot Mono unbedingt einmal ausprobieren. Wenn man dann noch bedenkt, dass im Preis von 1299,- Euro ein hochwertiges und robust wirkendes Gigbag enthalten ist, gibt es wirklich nichts zu meckern.
PLUS
- Design
- Verarbeitung
- Optik
- Spielbarkeit
- Tonabnehmer
- Seriell/Parallel-Schalter

(erschienen in Gitarre & Bass 02/2025)