Ein Tonabnehmer, ein Poti, ein Schalter, eine Buchse – fertig!

Weißer Riese: Mozer Chariot Mono im Test

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(Bild: Dieter Stork)

RIESENSOUND

Die Chariot hängt noch recht ausgewogen am Gurt. Durch die Position des Gurtpins ist ein leichter Zug in Richtung Kopfplatte spürbar – von einer ausgeprägten Kopflastigkeit würde ich hier noch nicht sprechen. Durch die umlaufende Abschrägung des Rahmens gibt es keine unterarmfeindlichen Kanten. Mit einem Gewicht von 3,7 kg ist unsere Gitarre sicherlich kein Leichtgewicht und bietet insgesamt ein recht substanzielles Spielgefühl. Schon beim Auspacken staunte ich nicht schlecht: Was sind das für Abschleppseile? Die Chariot Mono ist im Auslieferungszustand auf Drop C gestimmt und mit entsprechend dicken Saiten bespannt.

Ein Blick auf die Endorser-Liste liefert eine Erklärung: Hier sind vor allem Musiker aus diversen modernen Metal- und (Post-)Hardcore-Bands vertreten, bei denen tiefe Stimmungen zum täglichen Handwerkszeug gehören. Bereits akustisch gespielt, liefert die Testgitarre einen mächtigen Sound: Die Chariot resoniert tief und gleichmäßig, liefert ein kerngesundes Bassfundament, das nahtlos in ein kräftiges Mitten- und Hochtonspektrum übergeht. Irgendwie ist alles da, kein Frequenzbereich scheint mir unterrepräsentiert. Vor allem die brillanten Höhen gefallen mir sehr gut. Gerade im Zusammenspiel mit tiefer Stimmung und dicken Saiten ist diese Eigenschaft nicht selbstverständlich.

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Mit seinen knapp 17 kOhm macht der Hypherion II Humbucker schon ordentlich Alarm: Clean gespielt muss ich am Gainregler meines Verstärkers schon ordentlich zurückrudern, um einen wirklich unverzerrten Sound zu bekommen. Der klingt erwartungsgemäß ganz gut, wird aber sicher keinen Preis für besondere Feingeistigkeit gewinnen. Ganz anders sieht (oder klingt?) es aus, wenn man in den Parallelbetrieb wechselt. Nicht nur der Ausgangspegel sinkt hörbar, auch das verschobene Mittenspektrum und die etwas gezügelteren Bässe sorgen für ein aufgeräumteres Klangbild, das mir clean gespielt besser gefällt als die meisten gesplitteten Humbucker. Im Overdrive-Kanal des Amps zeigt die Chariot, dass hier eindeutig ihre Kernkompetenz liegt.

Das tiefe C bringt die Wände zum Wackeln, ohne dabei in den Bässen ungewollt matschig zu werden. Die Ansprache auf das Attack des Plektrums ist schnell und ich habe das Gefühl, auch bei schnellen Stakkato-Riffs die volle Kontrolle über das Instrument zu haben. Die bereits erwähnten Höhen klingen auch verstärkt gespielt schön brillant, wirken aber auch bei richtig stark verzerrten High-Gain-Sounds nicht überbetont oder gar nervig. Das Pickattack bekommt in den oberen Mitten eine gewisse Unterstützung, allerdings hat der Hypherion II Humbucker nicht die berühmte „Mittennase“, wie wir sie z.B. von Seymour Duncans JB Humbuckern kennen. Auch in Verbindung mit modernen Zerrsounds erweist sich der Parallelmodus des Humbuckers als eine sehr schöne Alternative. Die Mitten klingen nun deutlich „hohler” und machen Platz für stärkere Höhen, was schon leichten Singlecoil-Charme versprüht, ohne jedoch das Bassfundament zu sehr zu beeinträchtigen. Verzerrte Akkordzerlegungen gefielen mir hier ebenso gut wie Single-Note-Linien in den hohen Lagen.

Auch in noch tieferen Stimmungen wie B oder sogar Drop A schlägt sich die Chariot Mono hervorragend. Ich bin erstaunt, wie gut sich die Konstruktion mit ihrer 25,5″ Mensur hier schlägt. Meine Fender Baritone Telecaster mit 27″ Mensur bringt im Vergleich dazu kein definierteres tiefes H zustande. Wer also mit dem Gedanken spielt, noch tiefer als im Auslieferungszustand zu gehen, kann hier trotz konventioneller Mensur bedenkenlos zuschlagen.

ALTERNATIVEN

Das wird schwierig, aber ich will es dennoch versuchen! Da wäre zunächst einmal eine Alternative aus dem eigenen Stall: wem die Double-Cutaway-Form der Chariot nicht so zusagt, bekommt mit der Radiant, ebenfalls aus der Mono-Linie, eine Alternative geboten, die sich optisch mehr an der Fender Telecaster orientiert. Einen ähnlichen Vibe wie die Mozer-Gitarren und -Bässe versprühen meiner Meinung nach die Instrumente von Dunable Guitars. Die Gitarren der DE-Serie aus Südkorea spielen preislich in einer vergleichbaren Liga und dürften eine ähnliche Zielgruppe ansprechen. Eine Gnarwhal DE in Vintage White finde ich nicht nur hübsch, sondern der Chariot Mono nicht gänzlich unähnlich. Auch die Gitarren von Reverend Guitars – beispielsweise das Signature-Modell von Bob Balch (Fu Manchu) – finde ich durchaus vergleichbar. Auch hier wird zu einem ähnlichen Preis ein Design geboten, das tief in der Vintage-Ära verwurzelt ist und trotzdem modern und eigenständig daherkommt.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Michiel Mozer hat etwas geschafft, was in der heutigen Zeit gar nicht so einfach ist. In einem unglaublich großen und vielfältigen E-Gitarren-Markt hat er mit seinen Custom-Instrumenten nicht nur ein eigenständiges und unverwechselbares Design geschaffen – er hat es auch geschafft, dieses Design durch die Produktion in Indonesien zu einem wirklich attraktiven Preis anbieten zu können. Die Chariot Mono ist einfach eine richtig gute Gitarre. Sicher – für puristische Fans von Tele, Strat und Les Paul ist sie vielleicht nicht die erste Wahl. Wer aber ein Instrument sucht, das nicht nur professionellen Ansprüchen genügt, sondern auch noch einen eigenständigen, modernen Look hat, sollte die Chariot Mono unbedingt einmal ausprobieren. Wenn man dann noch bedenkt, dass im Preis von 1299,- Euro ein hochwertiges und robust wirkendes Gigbag enthalten ist, gibt es wirklich nichts zu meckern.

PLUS

  • Design
  • Verarbeitung
  • Optik
  • Spielbarkeit
  • Tonabnehmer
  • Seriell/Parallel-Schalter


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2025)

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