Digitale Welt – analog bedienbar

Vollversorgung: Amplitube X-Time, X-Space & X-Vibe im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Mit dem Firmennamen Amplitube hat sich die italienische Firma IK Multimedia einen guten Ruf bei Gitarristen erarbeitet, die ihre Sounds via Software im Rechner erzeugen und verwalten. Mittlerweile hat die Company einige Pedale im Programm, die zahlreiche Optionen auch im konventionellen Gewand anbieten. Drei dieser Multieffekt-Treter stellen wir an dieser Stelle vor: das X-Time, das X-Space und das X-Vibe, drei digitale Vielkönner, die sich den Themen Hall, Echo sowie Modulation widmen.

Starten wir gleich mit den wichtigsten Fakten: In allen drei Geräten stecken je 16 Models, die auf 300 Presets abgelegt werden können. Abgerufen werden sie über zwei (X-Time und X-Vibe) respektive drei Fußschalter (X-Space). Der dritte Switch dient bei den Erstgenannten als Tap-Tempo. In Sachen Bedienung ähneln sich die drei sehr: Oben links werden die Models ausgewählt, oben rechts die Presets. Links darunter sitzt das Parameter-Poti, das je nach Model zusätzliche Regel-Optionen anwählt, rechts daneben folgen je fünf Regler für die Hauptparameter des jeweiligen Effekttyps.

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Auf der Stirnseite warten je zwei Ein- und Ausgänge für Stereo- oder Mono-Betrieb, dazu je ein MIDI-In und -Out, ein Anschluss für einen externen Controller wie etwa ein Pedal oder Umschalter sowie ein USB-Anschluss für die Verbindung zum Rechner. Da die Bedienungsanleitungen je 50 Seiten stark sind, beschränken wir uns in der Folge auf die wichtigsten Optionen des Trios und lassen die mannigfaltigen Möglichkeiten der digitalen Welt von den Grundeinstellungen über Updates und Steuerungsmöglichkeiten bis zu den Untermenüs außen vor – und konzentrieren uns auf das Wesentliche: die Sound-Optionen und das Handling.

Grundsätzlich liefern unsere Probanden ein breites Spektrum in hoher Qualität, das recht einfach und konventionell verwaltet werden kann: Die zwei bzw. drei Fußschalter wählen je einen Sound pro Bank aus, eine Kombination von ihnen schaltet die Bänke rauf oder runter. Bei den je 16 Effekt-Modellen sind neben zahlreichen Standards und Klassikern auch je ein paar speziellere Optionen an Bord. Beginnen wir mit dem X-Space Hallgerät.

(Bild: Dieter Stork)

X-SPACE

Neben den bereits erwähnten Potis bietet das X-Space Zugriffsmöglichkeiten auf die Verfallszeit des Effekts („Time“, je nach Typ zwischen 0 und 20 Sekunden), das Pre-Delay, das Frequenzverhalten („Color“), den Modulationsanteil („Mod“) sowie das Verhältnis zwischen Effekt- und Originalsignal („Mix“, von 0% bis 100%). Zur Auswahl stehen zunächst die Modelle „Shimmer 1 & 2“ – hier kann das Intervall des Effektsignals von -12 bis +12 Halbtönen geregelt werden, wobei neben reinen Abständen auch Feinabweichungen bis herunter zu einem Achtelton angeboten werden.

Weiter geht es mit konventionelleren Räumen verschiedener Größe von „Hall“ und „Room“ über „Chamber“ bis „Church“. Dazu kommen weitere Bekannte wie „Plate“ und „Spring“ sowie vier speziellere Optionen: „Swell“ bietet sich für PAD- oder streicherartige Sounds an, bei „Gate“ wird der Effekt abgeschnitten, „Reverse“ dreht den Effekt, „Early Ref“ emuliert die frühen Reflektionen kleiner Räume.

Ab hier übernehmen dann endgültig die Sonder-Sounds: Bei „Extreme“ arbeiten zwei Prozessoren – einer kümmert sich um den Plattenhall, der andere steuert einen klassischen Phaser für besonders modulierte Hallfahnen bei. „Ethereal“ bietet ebenfalls einen Plattenhall auf und liefert dazu eine maximale Verfallszeit von 18 Sekunden für besonders ätherische Klangexperimente. Den Abschluss machen „Bloom“ (Swell-artig und von Amplitube besonders für Soloparts empfohlen) sowie „Magnetic“ mit viel Raum und akzentuierter Modulation. Auf den Punkt gebracht: Das X-Space bietet alles, was man benötigt – und einiges, von dem der eine oder andere noch nicht wusste, dass er es gebrauchen kann.

Die Optionen für das Fine-Tuning sind, wie bei allen vorliegenden Geräten, mehr als reichhaltig, die Kehrseite derart vieler Möglichkeiten ist die Gefahr, dass man sich in den Parametern verliert. Aber generell richten sich diese Amplitubes eher an Gitarristen, die sich in Sachen Effekte gerne eher breit aufstellen.

X-TIME

Beim Echo der Serie sieht es ähnlich aus. Hier bestimmt der „Time“-Regler ganz konventionell die Verzögerungszeit, „Feedback“ die Menge der Wiederholungen und „Mix“ ganz rechts den Effektanteil. Dazwischen sitzen zwei Potis, die zusätzliche Optionen bieten: „Filter“ steuert das Frequenzverhalten des Effektsounds, „Mod“ hat je nach gewähltem Effekt verschiedene Belegungen, die von Sättigung über Modulation bis hin zu weiteren Optionen reichen. Das Gerät bietet eine maximale Verzögerungszeit von 2000 Millisekunden, über den „BPM SYNC“-Modus lassen sich bei den meisten Modellen auch Notenwerte einstellen.

Auch das X-Time kombiniert klassische Sounds mit eher abgefahrenen Klängen. Aus Platzgründen beschränken wir uns hier auf eine Auswahl: „VTG Tape“ simuliert ein Bandecho, „Mod“ regelt dabei die Gleichlaufschwankungen („Wow & flutter“), danach folgen diverse weitere verbreitete Analog- und Digital-Sounds vom Slapback- bis zum Ping-Pong-Delay sowie Besonderheiten wie „Pitch“, bei dem das Effektsignal gleich dreifach um bis zu zwei Oktaven nach oben oder unten moduliert werden kann, oder „Arctic“, wobei das Echo durch einen Flanger sowie einen Shimmer-Effekt geschickt wird. Lange Rede, kurzer Sinn: Hier finden auch Ambient-Freunde und Sound-Tüftler ein Füllhorn an Möglichkeiten.

(Bild: Dieter Stork)

X-VIBE

Unser dritter Kandidat widmet sich den Modulationseffekten – und das, wenig überraschend, ebenfalls sehr ausführlich. Sein Spektrum umfasst so ziemlich alles, was das geneigte Gitarristenherz erfreut: verschiedene Chorus-Optionen, diverse Phaser und Flanger, ein Uni-Vibe, Tremolo und dazu speziellere Soundoptionen wie ein Step-Filter, bei dem der Effekt rhythmisch synchronisiert mit Low- und High-Pass-Filtern moduliert werden kann, um Grooves und Synth-artige Klänge zu erzeugen. Wer es lieber konventioneller mag, wählt aus dem breiten Angebot vielleicht eher „Chorus 80“, „Phazer 9“ oder „Mistress“ an, bei dem die Namen schon die Vorbilder erkennen lassen. Insgesamt bietet sich das X-Vibe als Rundum-sorglos-Paket für Gitarristen an, die ihren Sound gerne mit Modulationen würzen, ohne dafür eine Vielzahl von Einzelgeräten verbauen und verkabeln zu wollen. Hier spielt Amplitubes Goldjunge seine Stärke voll aus.

RESÜMEE

Mit dem X-Time, X-Space und X-Vibe hat Amplitube drei extrem vielseitige Pedale im Programm, die jede Menge Optionen der digitalen Welt in eine analog zu bedienende Karosserie packen. Wer sich gerne mit einer Vielzahl von Möglichkeiten beschäftigt oder, wie speziell im Fall des X-Vibe, eine breite Palette an Sounds aus einem einzelnen Gerät holen mag, findet mit ihnen die passenden Partner. Sowohl mit der Hardware als auch der Klangqualität kann das Trio dabei massiv punkten.

PLUS

  • große Effektpalette
  • Audioqualität
  • jede Menge Optionen

MINUS

  • Möglichkeiten erfordern eine gewisse Einarbeitungszeit


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2024)

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