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Vintage Guitar Storys: 1964 Gibson Firebird III

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Ende der 50er-Jahre endete das Experiment mit den „Modernistic“-Designs Flying V und Explorer in einem finanziellen Fiasko. Dennoch ging Gibson Anfang der 60er nochmals ins Risiko und brachte mit der ungewöhnlich konstruierten Firebird zwar keinen Renner, aber immerhin noch einmal ein ikonisches Gitarren-Design hervor.

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Im Jahr 1962 entschloss sich Gibsons Präsident Ted McCarty zu einem neuen, durchaus kühnen Versuch, um eine Antwort auf die 1958 eingeführte und anfangs recht erfolgreich verkaufte Jazzmaster von Leo Fender zu geben. Das Jazzmaster-Modell sollte mit Palisandergriffbrett und größeren Tonabnehmern für Fender eine Brücke zu den traditionell mit Gibson verbundenen Jazz-Spielern schlagen. Die ließen sich aber nicht locken, mochten weder die asymmetrische Form noch den Schraubhals, dafür aber kamen eher unerwartet Musiker der Rock’n’Roll- und Surf-Szene auf den Geschmack. McCarty: „Erneut suchten wir nach etwas, das zwar nicht ganz so wild ist wie die Flying V und die Explorer, aber schon ein wenig anders. Wir brauchten etwas, das mit Fender konkurrieren konnte.“

Für ein neues Konzept stellte McCarty den Automobil-Designer Ray Dietrich ein. Der hatte sich nach 50 erfolgreichen Jahren bei namhaften Unternehmen wie Lincoln, Packard, Ford und Chrysler nach Kalamazoo in Michigan zurückgezogen, wo Gibson zu dieser Zeit bekanntlich seinen Hauptsitz hatte. Die neue Firebird-Linie, auch der Name war ein Vorschlag von Dietrich, wurde im Frühjahr 1963 eingeführt. Die Serie umfasste vier Gitarrenversionen:

Firebird I – ein Tonabnehmer, Einteiler-Brücke, ungebundenes Griffbrett mit Punkteinlagen.

Firebird III – zwei Tonabnehmer, ABR-1 Bridge und Maestro Short Vibrola Tailpiece, gebundenes Griffbrett mit Punkteinlagen.

Firebird V – zwei Tonabnehmer, ABR-1 Bridge und Maestro Deluxe Vibrola Tailpiece mit „lyre engraved“ Metallabdeckung, gebundenes Griffbrett mit trapezförmigen Einlagen.

Firebird VII – drei Tonabnehmer, ABR-1 Bridge, Maestro Deluxe Vibrola Tailpiece mit „lyre engraved“ Metallabdeckung, gebundenes Griffbrett mit Block Inlays, vergoldete Hardware.

Alle Modellversionen teilten dieselben Body-Spezifikationen und unterschieden sich nur durch den Stil ihrer Griffbretter, die elektrische Ausstattung und ihre Hardware-Komponenten. Zwei ähnlich konstruierte Thunderbird-Bässe machten das Programm komplett.

Mit der einzigartigen, von der Kopfplatte bis zum Gurtknopf durchgeführten Neck-Through-Body-Konstruktion und den seitlich angesetzten, asymmetrisch gestalteten Korpusflügeln hatte die Gitarre ein besonderes, futuristisches Aussehen. Um den optisch aufreizenden Eindruck zu vervollständigen, wurden auf der Kopfplatte sechs Banjo-Tuner in Reihe auf der gegenüberliegenden Seite ‚reversed‘, also wie gespiegelt zur bekannten Fender-Kopfplatte montiert.

Die ungewöhnliche Konstruktion der Firebirds machte ihre Herstellung allerdings schwierig und teuer. Nachdem die Gitarren ausgeliefert worden waren, stellte sich heraus, dass der Bereich des Kopfplattenübergangs schwach war und leicht brach, woran auch die schweren Banjo-Tuner ihren Anteil hatten. Zu diesen Problemen kamen auch noch eher mäßige Verkaufszahlen und Leo Fender machte Druck wegen der Verletzung des Urheberrechts an seinem Offset-Taillen-Design, was Gibson schließlich dazu veranlasste, die gesamte Firebird/Thunderbird-Linie zu überarbeiten. Im Übergang Mitte 1965 wurde noch eine kleine Anzahl von Firebird-Modellen mit reverse-Korpus, aber non-reverse-Kopfplatte hergestellt. Auch gab es einzelne Exemplare mit P-90-Pickups und Standardmechaniken.

Nach Mitte 1965 wurde dann die nun konventioneller konstruierte und kostengünstiger herzustellende Firebird mit eingeleimtem Hals, non-reversed Body und Kopfplatte hergestellt. Die altbewährten P-90-Pickups waren nun elektrischer Standard. Wegen zu geringer Umsatzzahlen wurde auch die Produktion dieser non-reversed-Modelle bereits 1969 wieder aufgegeben.

PROTAGONISTEN

Die Umsatzzahlen mögen für Gibson enttäuschend gewesen sein, aber wie schon bei den Modernistic Guitars Flying V und Explorer hatte die Firma wieder einmal ikonische Gitarren-Designs hervorgebracht, die prominente Spieler hinter sich zu scharen wussten. Größter Promoter der Firebird und ihr zeitlebens treu ergeben war zweifellos Blues-Größe Johnny Winter. Aber auch Musiker wie der junge Eric Clapton, Rolling Stone Brian Jones, Phil Manzanera von Roxy Music, Gary Moore, Tom Petty, Mike Campbell, Sonny Landreth oder auch Allen Collins, Warren Haynes und Dave Grohl kamen um die Firebird nicht herum.

FLIEG PHOENIX FLIEG

Die hier dargestellte Gibson Firebird III von 1964 gehörte einst George „Rick Rivets“ Fedorick, Gründungsmitglied der legendären New York Dolls. Sein Name steht jedenfalls noch im Elektronikfach und sogar die Adresse findet sich unter dem Schlagbrett. Immer schön, wenn einer Gitarre die Herkunft, noch besser eine Rock’n’Roll-Geschichte zuzuordnen ist. Davon abgesehen handelt es sich (trotz wilder Glam-Rock-Herkunft) um ein durchaus gepflegtes Instrument, aber mit jeder Menge Mojo. Es wartet mit tollem Ton und dem etwas eigenartigen Spielgefühl auf, das diesem exklusiven Modell grundsätzlich eigen ist.

Mit 3,6 kg ist diese Gitarre eigentlich ein Leichtgewicht, aber der Eindruck ist doch eher stattlich. Abgesehen von einem ersetzten Vibratohebel, der nachträglich ergänzten Abdeckplatte des Elektronikfachs am Boden und einer professionellen Neubundierung mit Jumbo-Bünden ist alles in originalem Zustand bis hin zu den unberührten Lötstellen der Elektrik.

Die originalen Patent-Sticker-Humbucker zeigen Widerstandswerte von 6,7 kOhm (N) und 6,4 kOhm (B). Mini-Humbucker haben etwas weniger Output und einen Schuss mehr Höhen im Vergleich zu großen Humbuckern, sind von der Stimmlage auch leicht höher angesiedelt, aber dafür definiert und kompakt in ihrer Tonumsetzung.

Den Gurtpin an der Zarge kann man übrigens getrost vergessen. An ihm hängt die massige Gitarre mit schwer nach unten ziehendem Kopf. Der am Halsfuß sorgt jedoch für eine überraschend komfortable Handhabung im Stehen. Die stattliche Firebird wartet mit angemessen großkalibrigen Sounds auf, die alles andere als schmal daherkommen, wie ihre Pickups suggerieren könnten. Der farbenreiche Ton kann sich dank der Konstruktion mit durchgeführtem Hals natürlich auch auf ein stabiles und lang aushaltendes Sustain stützen.

STATISTIK

1963 wurden 434 Einheiten aller Firebird-Modelle ausgeliefert, davon 272 der Firebird III. 1964, dem erfolgreichsten Jahr der Gitarre, waren es 2434, davon 1254 der Firebird III; 1965 verhielt es sich mit 2283 Exemplaren von den Zahlen her ähnlich, aber darin sind auch die bereits ab Mitte 1965 hergestellten non-reverse-Modelle enthalten. Wir können von insgesamt etwa 2000 ausgelieferten Exemplaren der Firebird III ausgehen.

Die Preise am Vintage-Markt für 63er- oder 64er-Modelle der Firebird III in der Standardfarbe Sunburst (ursprünglich zu einem Preis von 249,50 Dollar eingeführt) beginnen heute bei etwa 16.000 Dollar, erreichen in den seltenen Sonderfarben (meistgesehen ist Cardinal Red) aber auch schnell mal mehr als das Doppelte.


(erschienen in Gitarre & Bass 11/2022)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Danke für diese Artikel zu eine der schönsten Gitarrenmodelle.

    Anmerkung: Die FB III hatte keine ABR-1 Bridge sondern eine Lightning Bridge, die auch wraparound verwendet werden konnte.

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