Vintage Guitar Stories: 1967 Fender Coronado Bass I
von Franz Holtmann,
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(Bild: Franz Holtmann)
Rohrkrepierer deluxe? Obwohl vergleichsweise aufwendig gebaut, konnten die Instrumente aus der Coronado-Linie Fenders Erwartungen bei weitem nicht erfüllen. Interessant sind diese Instrumente schon, aber den Thinlines von Gibson konnten sie das Wasser dann doch nicht reichen.
Dass man Coronado-Bässe so gut wie nie sieht, hat gute Gründe. Die Gitarren und Bässe der Coronado-Reihe zählen schlicht zu den Fender-Produkten denen einfach kein Erfolg beschieden war. Leo Fender hatte selbst noch den Berliner Gitarren-Designer Roger Rossmeisl eingestellt, um akustische Gitarren zu konzipieren. Leo war dann, als die vom Deutschen entworfenen Coronado-Modelle herauskamen, aber schon nicht mehr wirklich im Spiel, da er sich 1965 nach einer lange verschleppten Infektion der Nebenhöhlen nicht mehr in der Lage fühlte, seine Firma noch kompetent zu leiten. Er entschloss sich zum Verkauf an CBS für die seinerzeit überaus stattliche Summe von 13 Millionen US-Dollar und stand fortan eher nur noch theoretisch als Berater seiner ehemaligen Firma zur Verfügung.
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Mit der von Rossmeisl konzipierten und für Fender eher untypischen Coronado-Serie wollte Fender Gibsons Vormachtstellung in Sachen Semi-Acoustic mit Modellen aus der Electric-Spanish-Reihe wie ES-335, ES-345, ES-355 und ES–330 brechen. Die als Thinline Hollowbody Electric 1965 angekündigte und 1966 realisierte-Serie umfasste zunächst zwei Gitarrenmodelle: Die Fender Coronado I mit einem Pickup in der Halsposition (ihre Produktion wurde bereits 1970 wieder eingestellt) und die Coronado II mit zusätzlichem Tonabnehmer am Steg.
Dazu gesellte sich 1967 dann noch die Coronado XII als 12-saitige Version. Darüber hinaus wurden auch noch Coronado-Bässe mit ein und zwei Pickups hergestellt. Alle Modelle verfügten über ein Double-Cutaway-Design und wurden mit Tonabnehmern von DeArmond ausgestattet. Bei den Coronados handelte es sich allesamt um echte Hollowbody-Gitarren. Damit ähnelten sie eher gänzlich hohlen Modellen wie der ES-330 von Gibson oder der Epiphone Casino als einer semiakustischen Gibson ES-335 mit zentralem Massivholzblock im Korpus. Neben den üblichen Cherry-Red- und Sunburst-Lackierungen gab es auch eine Reihe von Coronado-II- und Coronado-XII-Gitarren die im auffälligen Wildwood-Gewand auftraten. Bei den Wildwood-Versionen kam laminiertes Buchenholz zum Einsatz, für dessen spektakulär gefärbtes Holz dem Baum Jahre vor dem Einschlag Farbstoff injiziert wurde, der die Maserung des Holzes färbte.
Bild: Franz Holtmann
Bild: Franz Holtmann
Abgesehen von den Wildwood-Versionen kam laminierter Ahorn zur Verwendung. Decke und Boden wurden in leichte Wölbung gepresst, zwei großzügig gestaltete (bei der Version II auch eingefasste) f-Löcher zierten die Decke. Alle Coronado-Modelle verfügten über einen aufgeschraubten Ahornhals mit Palisandergriffbrett und typischen Fender-Kopfplatten mit in Reihe angeordneten Stimmwirbeln. Ausnahme war der Hockeyschlägerkopf der 12-String mit 6+6-Anordnung.
Bild: Franz Holtmann
Bild: Franz Holtmann
Die nicht verankerte Aufsatzbrücke im Tune-o-matic-Stil bei den Gitarren wurde von einem trapezförmigen Saitenhalter ergänzt. Bei den Bässen finden wir durchaus interessant gestaltete eigene Bridges, von denen aber nur das Modell mit zwei Pickups über eine mit verstellbaren Einzelreitern verfügt. Von 1966 bis zur Einstellung der Coronado-Produktion waren die Gitarren gegen Aufpreis auch mit Tremolo-Tailpieces erhältlich.
Warum die Coronado ein Misserfolg wurde – Seite 2 …
(Bild: Franz Holtmann)
ELVIS ZUM TROTZ EIN GROSSER FLOP
Trotz der für Fender-Verhältnisse eher kostspieligen, ja geradezu ambitionierten Fertigung des Instruments blieb der Coronado nennenswerter Erfolg versagt. Puristische Jazzgitarristen, immerhin das größere Zielpublikum für Hollowbodys, akzeptierten einfach keine Schraubhalskonstruktion und das in vieler Hinsicht farbenfroh geprägte Image von Fender war manch konservativem Spieler wohl auch nicht ganz geheuer. Rockmusiker dagegen schreckten zurück, da die Gitarre bei angehobenen Lautstärken schnell zu Rückkopplungen neigte.
Obwohl die Coronado nach ihrer Einführung zunächst durchaus einige Erfolge verbuchen konnte, – nicht zuletzt hatte sie mit Elvis Presley in dem Film ‚Speedway‘ von 1968 einen Auftritt und auch in seinem Movie ‚Clambake‘ ist er mit einer Fender Wildwood zu sehen – kam der gewagte Mix aus Fender- und Gibson-Elementen am Ende nicht wirklich beim Publikum an. Die Coronado geriet fast schon in Vergessenheit, galt höchstens noch als Beispiel für missglückte Designs.
Interessant jetzt: Wenngleich die Coronado-Serie gemeinhin doch als großer Misserfolg in Fenders ansonsten so stolzen Geschichte betrachtet wird, spendierte das Fender-Management dem vermeintlichen Kult-Klassiker 2013 fast schon trotzig eine Neuauflage in der Modern Player Series. Ob sich die Geschichte des Scheiterns doch noch einmal umschreiben lässt? Immerhin hat es ja auch das Offset-Design der Jazzmaster recht spät noch wieder zu einigen Ehren gebracht.
(Bild: Franz Holtmann)
VINTAGE-MARKT
Indiz für eine steigende Wertschätzung mag sein, dass Coronado-Gitarren (mehr) und Coronado-Bässe (weniger) in den letzten Jahren am Vintage-Markt deutlich zugelegt haben. Für die nur selten angebotenen Hollowbody-Bässe beginnen die verlangten Preise etwa bei 1800 Euro für Single-Pickup-Modelle und variieren für voll ausgestattete Zwei-Pickup-Versionen zwischen 2500 und 4000 Euro. Bei gut erhaltenen Gitarrenmodellen mit zwei Pickups geht es etwa bei 3000 Euro los, für Instrumente in Custom-Color-Farben werden aber auch schon mal 4500 bis 5000 Euro aufgerufen. Wir danken Rare Guitar in Münster für die Leihgabe!