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Vintage: Eric Clapton Fender Blackie Stratocaster

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Gibt es eine E-Gitarre, die berühmter als diese ist? Eine, die begehrenswerter ist als diese? Eine, die mehr Rock-’n’-Roll-Geschichte so hautnah erlebt hat als diese? Eine, die alle möglichen Höhen und Tiefen des Rock-Stars Eric Clapton miterlebt und überlebt hat? Kaum vorstellbar, dass solch eine Gitarre trotz der gemeinsamen Zeiten, trotz aller ihrer Verdienste, trotz aller Erinnerungen von ihrem Herrn und Gebieter zum Kauf angeboten wurde …

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Eric Clapton Christie’s Guitar Auction – Part 1/3:

Doch, am 24. Juni 2004 kam Blackie, Eric Claptons langjährige Hauptgitarre, für $ 959.500 unter den Hammer – zusammen mit 56 (!) anderen Gitarren aus der exquisiten Sammlung des britischen Gitarristen! Clapton verkaufte nach eigenen Aussagen „the cream of my collection, the A-team“ und wollte letztendlich nur noch die Instrumente behalten, die er benötigt, um zu arbeiten. Schon 1999, als neben vielen anderen auch Blackies kaum weniger berühmte Stall-Gefährtin Brownie, eine 1956er Stratocaster, für den Preis von $ 450.000 versteigert wurde, hat Clapton sich von einem großen Teil seiner Instrumente getrennt.

Der Erlös der Versteigerung wurde komplett dem Crossroads Centre in Antigua zur Verfügung gestellt, eine Klinik, in der Drogenabhängige behandelt werden. Es scheint schon länger, dass in Claptons Leben eine Verschiebung der Prioritäten und Wichtigkeiten stattgefunden hat. Natürlich hat er längst bewiesen, dass er seine Musik durchaus auch mit Instrumenten spielen kann, die nicht aus dem Vintage-Zeitalter stammen. Und dass eine gute Drogen-Klinik vielleicht wichtiger ist als das Sammeln von irgendwelchen alten Gitarren, hat EC in den 1970ern am eigenen Leib in aller Deutlichkeit erfahren.

Black Is Beautiful

Im Gegensatz zu Brownie, die eine reinrassige Fender Sunburst Stratocaster aus dem Jahre 1956 war, ist Blackie aus drei 50er-Jahre-Strats zusammengesetzt worden. 1970 hatte Eric Clapton auf einer US-Tour mehr als eine Handvoll alter Fender Strats aufgekauft und mit nach England gebracht. Damals waren selbst diese Gitarren noch günstig. Es war die Zeit nach Cream, nach Blind Faith, nach Delaney and Bonnie und während der eher düsteren Derek-And-the-Dominos-Phase, in der sich auch Claptons Wechsel von Les Paul und ES-335 hin zur Stratocaster vollzog, wenngleich er auch später noch gelegentlich mit Firebirds und Explorers spielte.

Doch in genau dieser Zeit manifestierte sich die Strat als seine eindeutige Hauptgitarre, vor allen Dingen dann, als er Blackie bekam. Aus dem Haufen Strats, den Clapton 1970 nach England brachte, verschenkte er einige (!) an seine Kumpels Pete Townshend und Stevie Winwood. Aus dem verbliebenen Rest wählte er den Korpus einer 1956er Strat, der ihm optisch am besten gefiel, den Hals einer 1957er, der ihm am besten in der Hand lag, und die Pickups aus der Gitarre, die seiner Meinung nach am besten klangen, und baute daraus eine neue Gitarre: Blackie war geboren!

Unmittelbar nach dem Zusammenbau wurde diese Gitarre das Handwerkszeug Nr. 1 seines musikalischen Schaffens und begleitete Clapton für die nächsten ca. 15 Jahre, ehe sie in die wohlverdiente Rente geschickt wurde. Slowhand spielte von da an bis heute bekanntlich verschiedene Versionen seiner Signature Stratocaster, die Fender seit 1988 baut – und der Blackie treu wie immer als Muster gedient hatte.

Blackie hat eine Unzahl von Alben eingespielt und Konzerte gegeben, zahlreichen klassischen Clapton-Songs hat sie ihren unverwechselbaren Sound verliehen. Nicht nur im Live-Betrieb, sondern auch im Studio war sie die bevorzugte Wahl, wie sich Willie Spears, Claptons Gitarren-Techniker in den 1970ern, erinnert: „Klar, er hatte bei Aufnahmen immer eine Menge Gitarren um sich, aber er kam immer wieder auf Blackie zurück.“ Um dann zu erklären, warum der Vibrato-Arm der Gitarre schon immer fehlte: „Eric mag den speziellen Sound von Gitarren mit Vibrato-Systemen, benützt hat er das System aber selbst nie. Also haben wir es mit einem Stück Holz zwischen Vibrato- Block und Korpus festgeklemmt und die Federn fest angezogen.“

Natürlich hat die Gitarre über die Jahre hinweg durch die zahlreichen Performances gelitten. Mehr als einmal wurden die Bünde überarbeitet, und auch der serienmäßige 3-Weg-Schalter wurde irgendwann in den späteren 1970ern durch eine 5-Weg-Version ersetzt. Außerdem habe er einmal das Volumen-Poti ausgetauscht, erzählt Lee Dickson, der ab 1979 für die Gitarren von Slowhand verantwortlich ist. Dass Clapton auch in seiner wilden Zeit mit seiner Lieblings-Gitarre, von der er einst behauptete, dass sie ein Teil von ihm geworden sei, recht pfleglich umgegangen ist, beweisen alte Fotos.

Die meisten Macken am Korpus waren schon vorhanden, bevor Eric diese Gitarre bekam; lediglich die Brandstellen von Zigaretten an der Kopfplatte sind von Jahr zu Jahr etwas größer geworden. Das Auktionshaus Christie’s New York hat Blackie für eine hohe Summe an den Mann gebracht. Der eigentliche Wert der Gitarre für die Rock-Geschichte – und vielleicht für Eric Clapton selbst, der sie bekam, als er schwer drogenabhängig war und sich mit ihr aus dem Drogen-Sumpf der 1970er zog – lässt sich dagegen nicht in Dollars, Pfund oder Euro bemessen. Unsterbliche Sounds wie das Anfangs-Riff von ,Cocaine‘, das Solo in ,Lay Down Sally‘, das Live-Aid-Konzert, ,Further Up On The Road‘ beim The-Bands-Abschiedskonzert, ,The Last Waltz‘ etc. etc. – diesen und vielen, vielen anderen musikalischen Events hat diese Gitarre in den Händen eines der besten Musiker der Rock-Geschichte ihre Spuren hinterlassen.

Und dass der Erlös dieser Gitarre nun wiederum in direkter Weise den Leuten zugute kommt, die sich selbst in der teuflischen Abhängigkeit von Drogen befinden, schließt doch nur den Kreis, den diese zu Recht legendäre Gitarre einst begann zu zeichnen.

Crossroads Guitar Auction

Neben Blackie wurden einige weitere legendäre Gitarren aus dem Clapton-Haushalt versteigert, so z. B. die 1964er cherry-rote Gibson ES-335, Erics zweite Gitarre, die er während seiner Yardbirds-Zeit kaufte und bei John Mayall und vor allen Dingen Cream spielte. Crash 3 ist eine der Graffiti-Strats, die Clapton zurzeit noch live spielt und nun ebenfalls angeboten wird. Der bekannte Airbrush-Künstler Crash ist für ihr Design verantwortlich.

Auch einige bemerkenswerte akustische Gitarren befinden sich in der Auktionsmasse: U. a. Eine Martin OOO-28/45 von 1966, die auf dem Backcover von ,461 Ocean Boulevard‘ abgebildet ist, eine Martin OOO-42 von 1939 – genau die, die er auf dem legendären ,Unplugged‘-Album einsetzte und eine Zemaitis 12-String von 1969. Neben Clapton haben sich auch einige seiner Freunde nicht lumpen lassen und zugunsten des Crossroads Rehab Centres ebenfalls Instrumente gestiftet: Pete Townshend gab eine seiner Gibson Signature SGs, Sonny Landreth seine 1965er Gibson Firebird, Brian May eine seiner Gibson Les Pauls, J. J. Cale eine 1979er Fender Stratocaster und B. B. King ein Gibson Lucille-Modell.

 

Crossroads Guitar Festival

Um den Event standesgemäß abzuschließen, fand im Fair Park in Dallas/TX vom 4. bis 6. Juni 2004 das Crossroads Guitar Festival statt, eine Kooperation zwischen Gitarren-Herstellern und Musikern. Erstere stellten ihre Instrumente aus und veranstalteten Workshops, und die Musiker … musizierten. Und wenn Eric, der in der Vergangenheit schon so vielen künstlerisch unter die Arme gegriffen hat, ruft, dann kommen viele. Das All-Star-Konzert präsentiert inzwischen auch auf DVD Performances von Eric himself, Doyle Bramhall II, J. J. Cale, Larry Carlton, Robert Cray, Buddy Guy, David Hidalgo (Los Lobos), Eric Johnson, B. B. King, Sonny Landreth, Brian May, Otis Rush, Carlos Santana, Hubert Sumlin, Steve Vai, Jimmie Vaughan, Joe Walsh und einigen mehr.

Dieser Artikel stammt aus der Gitarre & Bass 06/2004

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