Lack matt, Sound glänzend

Verfeinert: Ibanez SR5CMDX-BIL im Test

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

Wohl auf kaum einer Plattform hat eine Firma so viele unterschiedliche Modelle herausgebracht wie Ibanez mit ihrem seit 1987 auf dem Markt befindlichen Soundgear-Bass. Auch nach gut 35 Jahren schaffen sie es immer noch, frische Entwürfe am Puls der Zeit ins Rennen zu schicken.

Der neue Testbass entstammt der indonesischen Premium-Reihe, und glänzt neben guter Ausstattung mit einer aufwendigen Holzkonstruktion.

Anzeige

NEUE STREIFEN

Das ist schon ein ganz schönes Streifenhörnchen, was ich da aus dem guten und fahrradtauglichen Gigbag ziehe. Da haben selbst die Zwischenlagen noch Zwischenlagen! Ich hätte erwartet, dass der optische Eindruck der teilweise deutlich unterschiedlich gemaserten Holzstreifen wesentlich unruhiger ist, dem ist aber nicht so. Liegt sicher daran, dass mein Testbass doch deutlich anders ausfällt als das Ibanez-Katalogmodell, und auch an der dezenten Lackierung in „Black Ice“ (zu Deutsch: Glatteis), die auch an den Farbübergängen absolut sauber ausgeführt ist. Ein paar Einschränkungen anderer Art gibt es, aber dazu später.

Erst mal zum Holz an sich: Die Korpusbasis ist Esche, dann folgen zur Decke wie zum Boden hin je eine Lage Walnuss und Purpleheart. Aus Purpleheart sind auch die breiten Mittelstreifen, die auf Entfernung den Eindruck eines durchgehenden Halses erwecken und wiederum beim Testbass wesentlich unauffälliger aussehen, eher rot-braun als purpur. Darauf folgen immer im Wechsel schmale Walnuss- und breite Curly-Maple-Streifen. Der vierfach angeschraubte Atlas-5- Hals mit seiner typischen langen Zunge, die ohne jedes Spiel in der überaus präzise gefrästen, tiefen Halstasche sitzt, ist dagegen einfacher konstruiert. Drei Streifen ostafrikanisches Panga Panga werden abgesetzt mit zwei schmaleren Streifen aus amerikanischem Purpleheart.

Aus Panga Panga, einem auch optisch engen Verwandten von Wenge, ist auch das Griffbrett, das mit einem fast unsichtbaren Binding und schönen Abalone-Ovalen versehen wurde.

Die 24 Medium-Jumbo-Bundstäbchen sind sauber abgerichtet und haben das Premium-Fret-Edge-Treatment bekommen, eine sehr feine Verrundung, die auf Dauer für ein angenehmes Spielgefühl sorgen soll. Ein Overlay auf der Kopfplatte komplettiert die Holzausstattung. Unter dem Griffbrett befinden sich noch Titanstäbe von KTS, die den Hals zusätzlich stabilisieren und Deadspots vermeiden sollen. Die Gotoh-Mechaniken bedürfen keiner weiteren Vorstellung, sie gehören immer noch zu den absoluten Top-Tunern.

(Bild: Dieter Stork)

(Noch) nicht ganz so legendär, aber nicht minder gute Hardware, ist die MR5S-Brücke aus fünf Monorails. Die Ball-Ends werden hier einfach eingehängt, verstellen lassen sie sich in 3D, also in Saitenlage, Oktave und in Maßen auch im Saitenabstand. Ab Werk sind das 16,5 mm, so passt es auch perfekt zu den Pickups. Ups, die habe ich eben beim Holz-Thema glatt unterschlagen, dabei haben die Nordstrand Big Singles mit den charakteristischen schrägen Polepieces Holzkappen.

3-Band-EQ mit wählbarer Mittenfrequenz (Bild: Dieter Stork)

Dafür gibt es bei den griffigen und gut ablesbaren Potiknöpfen wie gehabt Plastik. Die Elektronik umfasst Volume und Balance, sowie Bässe, Mitten und Höhen. Ein Minischalter wählt für den Mittenregler eine von drei Frequenzen, ein weiterer schaltet den EQ aus. Dann ist der Bass auch rein passiv, ohne Batterie zu betreiben, zur Klangformung steht dann die Cut-Hälfte des Höhenpotis als passive Tonblende zur Verfügung.

Soundcheck und Resümee auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

LACK MATT, SOUND GLÄNZEND

Matte Lackierungen wie beim Korpus und matte Öl-Finishes wie beim Hals laden immer dazu ein, das Holz zu spüren. Das ist auch beim SR5 der Fall, an ein paar Stellen aber nicht auf die angenehme Art. Raue Spots am Body lassen sich noch als „sollte nicht so“ hinnehmen, raue Bereiche im Spielbereich auf der Halsrückseite sollten definitiv nicht vorkommen. Da müsste noch mal nachgearbeitet werden. Ansonsten ist der Bass ab Werk schon gut spielbar, aber wie eigentlich immer geht noch ein bisschen mehr. Dank des beiliegenden Multitools ist das kein Thema: etwas weniger Halskrümmung, etwas flachere Saitenlage, die G-Saite in der Oktave nachgestellt (was den Reiter dann fast ganz nach vorne befördert), schon entspricht die Bespielbarkeit der edelbassigen Anmutung noch mehr.

Trocken angespielt spricht der SR5 enorm schnell und mit glockigen Obertönen an und klingt dann, wie leicht komprimiert, lange und gleichmäßig aus – in allen Lagen. Das tut er schnarrfrei, ohne den Hauch eines Deadspots, und auch auf der sehr, sehr konkreten H-Saite. Das macht schon mal Laune! Die verdirbt mir auch weder der obligatorische Test mit dem rutschigen Nylongurt, den der SR5 mit einem Einpendeln knapp oberhalb der Waagerechten quittiert, noch der Anschluss an den Amp.

Die Nordstrands setzen den Ton schon passiv absolut adäquat um, mit viel Attack und Klarheit, ohne Fundament und reichlich Knurr vermissen zu lassen, selbst in der Mittelstellung des Balance-Reglers. Unnötige Härte bleibt dabei außen vor. Ich bin schon jetzt beeindruckt!

Soll es traditioneller klingen, hilft ein Griff zur Höhenblende. Die hat allerdings einen witzigen Effekt: Ganz zugedreht sind alle Mischeinstellungen an der Pickup-Blende leiser als die Pickups solo und die Mittelstellung des Reglers. Dafür klingt sie gut! Das lässt sich auch vom aktiven EQ behaupten. Schon kleine Bewegungen um die rastende Mitte bringen ausreichend Veränderung, um den Sound anzupassen; an den persönlichen Geschmack, die Bassanlage, an das, was der Song braucht.

Beim Bass darf es auch mal ein leichter Cut sein, der Höhenregler meistert rund (wenn auch nicht passiv) klingende Cuts ebenso wie das Instrument sehr nah heranholende Boosts, die dennoch nicht nerven. Der Mittenregler ist mit seinen drei Frequenzen vielseitig einsetzbar, im Plus- wie im Minusbereich.

Mit etwas Reduktion der Höhen und Boost von Bass und Mitten kann der SR5 sogar bei entsprechender Spielweise richtig ruppig klingen, ohne die Gleichmäßigkeit in der Ansprache zu verlieren. Aktiv betrieben, oder passiv ohne bzw. mit sparsam eingesetzter Höhenblende, glänzt der Balance-Regler mit fein einzustellenden Mischungen, die das Mittenspektrum schön verschieben. Da die Pickups reine Singlecoils sind, muss man je nach elektronischer Umgebung mit Einstreuungen leben, die aber im normalen Rahmen bleiben und beherrschbar sind.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Der SR5CMDX zeigt beeindruckend, wie quicklebendig Ibanez’ Soundgear-Reihe auch nach Jahrzehnten noch ist! In bewährter Form mit dem klassisch flunderigen Korpus, mit neuer, aufwendiger Holzgestaltung, mit bewährter, flexibler Elektronik und Pickups im neuen Holzgewand, punktet der Bass mit einer großen Bandbreite an überzeugenden Sounds, die getragen werden von natürlicher Kompression und zackigem, aber nicht gnadenlosem Attack.

Die leicht rauen Stellen an Hals und Korpus schmälern den guten Gesamteindruck nicht, dafür überzeugt der SR5 in der Summe zu sehr. Wer auf der Suche nach einem leicht bespielbaren Bass mit (nicht nur) edelbassig-modernen Sounds ist, sollte den SR5 definitiv selbst antesten.

PLUS

  • Sounds
  • Pickups
  • präzise Verarbeitung
  • Optik
  • Bespielbarkeit
  • Haptik

MINUS

  • raue Stellen im Finish


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2023)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hi, ich spiele einen Soundgear.
    Das mit dem Schalter für die Mittenregelung habe ich irgendwie nicht verstanden.
    Wann und wozu? Brauche den?

    Schon mal Danke

    Bernd

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.