Für den Test habe ich das Uni-Verb vor einen vollkommen clean eingestellten Verstärker geschlossen und widme mich zunächst einmal der Vibrato/Chorus-Sektion. Alle Regler in Mittelstellung und schon ist er da: Der wunderbar warme, nicht zu sehr in das klangliche Geschehen eingreifende Modulationseffekt – einfach unverwechselbar. Der pulsierende Chorus-Effekt ist eben nicht einfach nur ein schnöder Chorus, sondern schafft im Falle des Testgerätes die feine Gratwanderung zwischen weicher Modulation der Tonhöhe und einem dezenten Tremolo.
Die beiden Potis für Intensity und Chorus-Mix bieten ein Maximum an Kontrolle über die Klangtiefe und die Lautstärke des Effekts, während der Speed-Regler eine beachtliche Bandbreite der Modulationsgeschwindigkeit ermöglicht. Von ganz langsamen Swell-Sounds bis hin zum leslieartigen Zitteraal ist hier alles möglich. Nimmt man nun den Reverb-Effekt hinzu, kommt die volle, klangliche Wucht des Uni-Verbs zum Tragen. Der Federhall, der sich laut Hersteller an den Hall-Tanks der 50er-Jahre orientieren soll, klingt so voll und warm, dass man ihn einfach nicht mehr deaktivieren will.
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Am spannendsten ist hier das Dwell-Poti. Hier wird nicht einfach nur die Länge des Reverbs verändert – vielmehr greift der Regler tiefgreifend in den Charakter des Halls eins. Von dezentem Nachhall bis hin zu einem scheppernd-dreckigen Sound wird einem hier eine ganze Palette an Klängen geboten, die zu jederzeit geschmackvoll klingen. Nimmt man nun beispielsweise ein Delay- und/oder ein Overdrive-Pedal in den FX-Loop des Uni-Verbs, lassen sich interessante Kombinationen realisieren.
Vor allem mit einem Verzerrer im Einschleifweg macht das Pedal eine ausgesprochen gute Figur. Hier kommt der Vibe-Effekt noch ein wenig deutlicher zur Geltung, ohne dass der Gesamt-Sound in Verbindung mit dem Reverb zu matschig wird. Möchte man einen etwas präsenteren Modulationscharakter haben, macht ein Wechsel auf den Vibrato-Effekt Sinn. Hier ergibt sich vor allem bei höherer Effektgeschwindigkeit ein toller Retro-Leslie-Klang. Bei deaktiviertem Uni-Verb bleibt der Einschleifweg übrigens aktiv. Wenn also im FX-Loop ein Drive-Pedal sitzt, welches immer aktiviert bleiben soll (für den Grund-Sound beispielsweise), ist dies ohne Weiteres möglich.
Schön wäre jedoch ein global agierender Bypass-Switch, der beide Effektsektionen des Pedals gleichzeitig schaltet. Für einen bewusst etwas dreckigeren Klang kann man natürlich auch einen Verzerrer vor das Uni-Verb schalten: Dann bekommt der Sound einen deutlich „schmierigeren“, fast Phaser-ähnlichen Charakter, der aber viel Charme hat und je nach verwendetem Overdrive-Pedal sehr wandlungsfähig ist.
RESÜMEE
J.Rockett hat es mit dem Uni-Verb geschafft, einen Pedal-Klassiker mit einigen pfiffigen Features zu erweitern. Die Gefahr, eine solche Legende wie das Uni Vibe zu „verschlimmbessern“, ist natürlich durchaus gegeben. Dies ist hier aber keineswegs der Fall – ganz im Gegenteil: Das Uni-Verb mag zwar das Rad nicht neu erfunden haben, es aber zumindest doch ein bisschen runder gemacht.
Die Abstimmung der beiden Effekte, die unglaubliche klangliche Qualität, das extrem praxisnahe Konzept und die tolle Verarbeitung sind ziemlich großartig! Dieses Pedal macht richtig Spaß, vor allem in Verbindung mit anderen Effektgeräten im FX-Loop. Was nicht ganz so viel Spaß macht, ist der Preis. 529 Euro sorgen erstmal für Schnappatmung und es wird wieder einmal deutlich, dass Inflation und Dollarparität auch unser liebstes Hobby betreffen. Gerade bei Geräten, die vollständig in den USA gefertigt werden, tun diese Faktoren derzeit richtig weh. Ist man aber bereit, diese Summe in die Hand zu nehmen, wird man mit einem der besten Vibe-Pedale belohnt, die der Markt derzeit zu bieten hat.