In einer Zeit, da viele Gitarristen „kempern“ oder andere digitale Kompaktlösungen zu bevorzugen scheinen, bringt eine der renommiertesten US-Marken für Studio-Technik eine aufwendige D.I.-/Loadbox für analoge (Röhren-) Amps heraus. Beschreibt dies einen Trend? Fragt die Profi-Szene vermehrt nach solchen Produkten, weil eben der analoge Verstärker-Sound doch nicht zu schlagen ist? Schwer zu sagen, wenngleich denkbar und logisch. Ox macht jedenfalls schon auf den ersten Blick den Eindruck eines höchst potenten Signalprozessors.
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Gitarristen sollte die Marke Universal Audio wegen ihrer detailgetreuen Amp-Plug-Ins ein Begriff sein. Das Portfolio umfasst ansonsten Produkte für den professionellen bzw. anspruchsvollen Studioeinsatz: Audio Interfaces, Plug-Ins und „konventionelle“, analog arbeitende Hardware-Prozessoren, wie Kompressoren, Preamps usw.
Hardware für den Gitarrenbereich war bislang nicht im Programm. Die exzellente Reputation des Unternehmens lässt aber auch vom Erstlingswerk Ox viel erwarten. Bei der Vorstellung auf der Winter-NAMM 2017 in Anaheim hat das Ox jedenfalls schon reichlich (Vorschuss-) Lorbeeren eingestrichen. Es wurde mit dem „Best In Show“-Award gekürt. Serienreif in den Handel kommt es jetzt.
analog und digital
Ziel und Aufgabe des Ox ist es, aus dem Speaker-Signal von (bevorzugt Röhren-) Verstärkern hochwertige D.I.-Signale zu generieren. Dabei kann dank der integrierten Loadbox auf den Anschluss eines Speaker-Cabinets verzichtet werden. Hier arbeitet das Ox auf der analogen Ebene. Die D.I.-Aufbereitung ist dagegen Aufgabe einer digitalen Software (siehe unten), die sowohl unterschiedliche Cabinets, als auch unterschiedliche Mikrofontypen emuliert.
Die Kombination aus beidem heißt beim Ox „Rig“. Sechs davon sind über den Drehschalter links außen an der Frontplatte anwählbar. Aber wenn schon digitale Bearbeitung am Start ist, dann kann man damit natürlich noch viel mehr machen. Eine kostenlose Software erlaubt dem User selbst auf die beiden Parameter (Box/Speaker und Mikrofon) zuzugreifen und sie abzuspeichern. Das gleiche gilt für den Regelbereich Room, der dem D.I.- Signal Raumklanganteile, auch Ambience genannt, hinzufügt. Anders als im Info-Material angegeben, ist die Edit-Software für Windows nicht erhältlich. Es gibt sie ausschließlich für Apple-Computer (ab OS 10.9) und als iOS-App für iPad und iPhone.
Die an der Frontplatte braun unterlegten Abstimmbereiche sind für den Abgleich der analogen Signalsektion zuständig. Wahlweise darf/kann eine Box angeschlossen werden und die Loadbox erlaubt dann mit dem 6-Positionen-Drehschalter „Speaker Volume“ deren Lautstärke zu verändern, bis hin zum Mute-Modus (sechs Schritte/dB: 0, 6, 12, 24, 36, ∞/Speaker off). Das Poti „Line Out“ bestimmt die Signalstärke an den entsprechenden beiden Balanced-Klinke-Outs an der Rückseite, und „Headphones“ kontrolliert natürlich die Lautstärke des Kopfhöreranschlusses.
Stichwort Rückseite. Neben den symmetrierten (!) Line Outs befinden sich hier die Anschlüsse der Loadbox, „From Amplifier“ und „To Speaker“. Die digitale Anbindung an die DAW u.ä. kann entweder über den S/PDIF-Cinch-Out oder den optischen Toslink erfolgen. Links außen an der Rückseite befindet sich der Power-Schalter und eine vierpolige XLR-male-Buchse für den Anschluss des externen Netzteils. Was die Footswitch-Buchse macht? Überraschung, nix. Sie bleibt, wie auch die USB-Anschlüsse vorläufig ein Dummy. Erst mit kommenden Upgrades und Software-Updates sollen/werden sie tatsächlich Funktionen ausüben.
Zurück zur Technik. Der Begriff Loadbox beschreibt eine Gerätegattung, die viele unterschiedliche Ausführungen kennt. In der einfachsten Variante greift der Hersteller schlicht zu Lastwiderständen um Lautsprecher zu ersetzen. Klar, auch mit so einer simplen Lösung kann man durchaus arbeiten, aber – der Hinweis muss in diesem Zusammenhängen jedes Mal erfolgen – eine statische Ohmsche Last alleine ist kein wirklich adäquates Substitut für den Lautsprecher!
Im Zusammenspiel mit Röhrenendstufen sorgt der Speaker für komplexe elektrische Wechselwirkungen, weil zum Beispiel auch Induktivitäten eine wichtige Rolle spielen. Hiervon wird das Wiedergabeverhalten essentiell beeinflusst. Aufwendigere Load-Boxen wurden/werden daher so gebaut, dass neben den hochbelastbaren Widerständen auch Spulen Verwendung finden. Universal Audio geht beim Ox noch weit darüber hinaus.
Eine komplexe elektronische Schaltung bildet die Speaker-Eigenschaften nach und sucht so – mit auf diesem Sektor bislang unvergleichlich hohem technischen Aufwand – die besagten Wechselwirkungen zu erzeugen. Dementsprechend präsentiert sich das Innenleben des Ox. Zwei gedrängt mit SMD-Bauteilen bestückte Platinen präsentieren sich dem Auge des Betrachters. In einem Metallkasten abgeschirmt und auf Kühlkörpern angebracht, nehmen die vier Lastwiderstände ungefähr ein Drittel des Raumes ein. Die Verarbeitungsqualität ist vorbildlich und absolut vertrauenerweckend. Wie im Übrigen auch das Gehäuse, sein optisches Design mit dem eleganten Holzrahmen an der Frontplatte, sehr gediegen wirkt und höchste Wertigkeit ausstrahlt. Es fragt sich allerdings, ob es eine gute Idee ist, die Lüftungsschlitze nicht mit Gittern zu verkleiden um zuverlässig zu verhindern, dass etwas in das Innere hineinfallen kann.
edit
Die kostenlos zum Download zur Verfügung stehende Software erlaubt umfangreiche Einflussnahmen auf das D.I.- Signal. Dabei greift Universal Audio zum Teil auf erprobte hauseigene Modeling-Technik zurück. In der neu entwickelten Sektion des sogenannten „UA Dynamic Speaker Modeling“ kann der User unterschiedliche Cabinets auswählen. Vollbedienung, 17 Cab-Typen sind im Angebot. Darunter viele klassische Gehäuse Ausführungen, vom Tweed-Cab bis hin zur modernen 4×12-Box.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Begriff „Dynamic“. Damit beschreibt Universal Audio, dass es sich nicht um das weit verbreitete statische Modeling handelt, sondern eine Art Hüllkurvenvariante, die im Laufe der Signalausklingzeit klanglich variiert. Was logischerweise dem natürlichen, analogen Signalverlauf viel näherkommt – wenn es denn funktioniert. Wir werden sehen.
Unter der Überschrift „Cabinet“ sind zwei Funktionen zusammengefasst. „Input Level“ (50/100 Watt) bewirkt lediglich eine Pegelanpassung wie z. B. der Pad-Schalter an Mischpulten. Mit dem Parameter „Speaker Breakup“ ahmt die Software nach, wie sich das Verhalten des Lautsprechers bei unterschiedlichen Belastungen verändert, sowohl hinsichtlich des Klangs als auch der Auswirkungen für das Spielgefühl des Gitarristen (stramme oder nachgiebige Rückmeldung).
Als nächstes können zwei Nahfeldmikrofone und ein Room-Mikrofon (Raumklang, Ambience) definiert werden. Als Nahfeldtypen stehen gängige Stars der Mic-Szene zur Wahl. Das suggerieren zumindest die Bezeichnungen: Dynamic 57 (Shure SM57?), Dynamic 412 (MD421, Sennheiser?), Ribbon 212 (Bändchenmikrofon Royer 21?), Ribbon 160 (Beyer 160?), Condensor 67 (Neumann U67?), Condensor 414 (AKG C414?). Zusätzlich gibt es einen „Direct“-Modus, der ohne Mikro-Modeling arbeitet. Die sechs verfügbaren „Room Mic“-Models setzen sich aus je drei Bändchen- und Kondensator-Typen zusammen (2 x stereo, 4 x mono).
In jeder der drei Mikro-Sektionen steht ein vollparametrischer Vierband-EQ mit Hi- und Low-Cut zur Verfügung, ferner die Regler Balance und Volume, die Schalter Mute, Solo, Low Cut und Off Axis. Letzterer ändert die Mikrofonposition, von direkter Ausrichtung auf die Speaker-Membran zu einer gewinkelten. Die Sektion Room Mics hat statt dessen einen Damping-Schalter, der die Reflexionen vom Boden dämpft (carpeted) oder nicht (live). Hübsch anzusehen, wie sich die Foto-Darstellung des Setups im Software-Menue verändert, z. B. weil man einen Teppich unter dem Cab liegen sieht oder eben nicht.
Die Master-Sektion gleicht einem DAW-Kanalzug. Auch hier gibt es den oben genannten vollparametrischen Vierband-EQ, der allseits geschätzte UA-Kompressor/Limiter 1176SE besorgt bei Bedarf Dynamik-Bearbeitungen. Ein Stereo-Delay (Dual, XOVR/Crossover, Ping Pong, Chorus, Flanger als Type-Presets) mit variabler Modulations-Sektion, Pan Potis, Lound High-Cut-Regler und maximaler Verzögerungszeit von je drei (!) Sekunden pro Kanal sowie ein Stereo-Reverb geben dem Sound den letzten Schliff.
Natürlich sind die Einstellungen speicherbar (100 Plätze). Selbst kurbeln tut aber zunächst einmal gar nicht Not, denn das Ox wird mit 100 editierbaren Rigs/Factory-Presets geliefert. Für die einzelnen Effekte gibt es ebenfalls bereits diverse fertige Preset-Vorlagen.
tonträume
Im Grunde vereint das Ox zwei Geräte in einem. Einerseits bietet es bei angeschlossenen Lautsprechern die klassische Loadbox-Funktion, also das „Leisemachen“ des voll/weit aufgedrehten Amps. Zum anderen ist da die D.I.-Recording-Interface-Funktion, die das Ausgangssignal des Verstärkers so aufbereitet, als wäre das Signal durch eine präzise Mikrofonierung gewonnen; dies dann eben wahlweise bei parallelem Betrieb einer Box oder ganz ohne.
Daraus ergibt sich: Das Konzept des Ox kann in der Praxis nur aufgehen, wenn vor allem anderen die Loadbox, als Hauptelement, funktional auf der Höhe ist. Universal Audio verspricht dazu in seinen Info-Materialien Großes: Man habe erreicht, dass die Dynamik des Verstärkers voll zur Geltung kommt, dass die Wiedergabe quasi deckungsgleich mit dem puren Amp-/Speaker-Sound ist. Hört hört, dann wäre etwas geschafft, woran sich andere bislang immer nur mit begrenztem Erfolg abgearbeitet haben. Selbst die oben zitierten aufwendigeren Widerstand-/Spulen-Lösungen vermochten nur bedingt die Interaktion des Speakers mit der Röhrenendstufe nachzubilden.
Okay, ich will den Leser nicht weiter auf die Folter spannen – Katze aus dem Sack – das Ox leistet in der Hinsicht tatsächlich Außergewöhnliches. Es wird gleich mit dem ersten gespielten Ton deutlich. Lebendiges Spielgefühl, eine reaktive Rücksprache und Tonhüllkurve, die sehr authentisch dem Amp-/Speaker-Erlebnis gleicht. Dies auch und vor allem bei Nutzung der Loadbox ohne Cabinet. Ein Hinweis dazu: Vorsicht bei eigenen Vergleichstests und Bewertungen. Man vergesse nicht, dass unterschiedliche Lautstärkepegel das Hörempfinden entscheidend beeinflussen. Am besten vergleicht man unter Berücksichtigung dessen wirklich ein mikrofoniertes Signal mit dem Output des Ox.
Das Leistungspotenzial der Loadbox ist zumindest momentan schwer Benchmark-verdächtig. Ich hatte schon viele dieser Geräte im Gebrauch wie auch im Test – und keines funktionierte so souverän wie das Ox (weil mir entsprechende Erfahrungswerte noch nicht vorliegen, schließt diese Einschätzung die kürzlich neu erschienenen Produkte von Fryette, Rivera, Radial Engineering u. a. ausdrücklich nicht ein). Auch wenn es um die Funktion als leistungsreduzierender Power Soak geht, erlebt man die genannten Qualitäten; hört und fühlt sich an wie purer Luxus. Kein Abmatten der Frische im Sound, sensible Dynamik mit sattem Bassgehalt, dieses „korrekte“ Spielgefühl … Ox macht einfach Spaß.
Es trifft einen erst recht der Hammer, wenn das D.I.-Recording-Modeling aus der Abhöre dringt. Diese Speaker-/Mikrofon-Simulation ist ganz sicher mit das Beste, was es derzeit auf dem Markt gibt. Das betrifft zum einen die reine Signalqualität an sich. Plastisch, warm, extrem durchsichtig und detailreich beweisen die Signale stets klare Konturen. Im Mix wertvoll, weil sich der Gitarren-Sound sauber ortbar zwischen die anderen Tonquellen einbettet. Insofern wird das Ox schon einmal rein technisch hohen Ansprüchen gerecht.
Zum eigentlichen Highlight kommen wir aber erst jetzt. Schon für sich genommen, ohne die Mikrofonoptionen ins Spiel zu bringen, fackeln allein die verschiedenen Speaker-Cabinets ein Feuerwerk an Klangfarben ab. Höchst markant und charakterstark voneinander abgegrenzt, entsprechen sie tatsächlich deutlich den Vorgaben, die durch die Bezeichnungen gesetzt sind. Ob 2×10″-Combogehäuse, 1×12″-Tweed-Cab oder die Simulation des AC30 mit Blue Bulldogs usw. – die Authentizität ist frappierend.
Und nun addieren sich dazu eben noch die vielfältigen Klangfarben, die durch die unterschiedlichen Mikrofon-Models zur Wahl stehen. Nein, ich will bestimmt nicht ins Lobhudeln kommen, aber auch in dieser Sektion stellt Universal Audio Top-Funktionalität zur Verfügung. Und somit kommen wir zu einem „beglückenden“ Zwischenfazit: Die vier Bereiche, Loadbox, Cabinets, Direct-Mics, Room-Mics interagieren in der Summe extrem effizient und stellen als Team ein höchst potentes Tool dar.
Nun wäre es ja total paradox, wenn die Effekte der Master-Sektion qualitativ nicht auf dem selben Niveau liegen würden. Nein, Software dieser Art ist schließlich eine Spezialgebiet von Universal Audio, und die Marke steht ja auch dementsprechend in dem Ruf, allerhöchsten Ansprüchen gerecht zu werden.
So erleben wir in der Effektsektion eine glänzende Signalqualität, die in ihrer Mischung aus Präzision und Wärme fast vergessen macht, dass digitale Technik der Ursprung ist. Die Delay-Abteilung erweist sich mit ihren vielfältigen Möglichkeiten der Abstimmung als überaus leistungsfähig und variabel. Beim Hall geht es etwas schmalspuriger zu. Er kennt nur einen Reflexionstyp, Plate Reverb, und dessen Raumcharakter ist lediglich in drei Parametern variabel: Reverb Time, Low Cut, Pre Delay. Treble, Bass, Balance, Mix stehen als Regler zur Verfügung.
Ein Highlight in der Signalbearbeitung stellt der 1176SE Limiting Amplifier dar. Toll, wie er die Präsenz des Signals im Klangbild, Volumen und Kraft fördert. Richtig, Limiter/Kompressoren „künstlerisch wertvoll“ zu bedienen ist nicht die einfachste Aufgabe. Aber keine Angst vor der Handhabung, die Ox-Software bietet Unterstützung, weil einige sinnvolle Factory-1176-Presets integriert sind.
Nachdem wir nun wissen, dass das Ox eine herausragende Qualität der Signalbearbeitung liefert, muss aber auch zur Sprache kommen, dass die digitale Bearbeitung Zeit kostet und eine minimale, aber doch spürbare Latenz erzeugt. Sensible, erfahrene Spieler bemerken die auf jeden Fall – schließlich arbeitet man ja „ewig“ daran, supertight sein zu können. Doch die Verzögerung ist wirklich gering, und man nimmt sie eigentlich schon nach kurzer Zeit nicht mehr wahr. Man muss halt hinterfragen, ob man damit einverstanden sein kann.
Okay, damit sind wir eigentlich schon mittendrin in der Frage, wie das Ox in der Praxis besteht. Für die entschlussfreudigen User, die sich nicht scheuen, schon beim Aufnehmen Entscheidungen von großer Tragweite zu treffen, ist die Sache klar. Sound suchen, nach Wunsch mit Effekten anreichern und ab in die DAW damit. Das ist aber sicher nicht jedermanns Sache. Schließlich kann man hinterher beim Mischen nichts mehr korrigieren. Also werden es doch viele bevorzugen, die Gitarrenspuren trocken aufzunehmen. Der Haken an dem Ox-Konzept ist, dass man mit den Effekten dann nichts anfangen kann. Es besteht keine Möglichkeit in der Postproduction auf sie zuzugreifen. Schade eigentlich.
Eine dritte Art, sich am Ox zu erfreuen, ist, es sich einfach in Wohnzimmerlautstärke mit ihm gemütlich zu machen. Den alten Marshall Superlead rauskramen, schön in den Sweetspot aufdrehen und sich nachbarkompatibel lau die Luxusklänge zufächeln lassen, aaaahhh Labsal.
Manch einer hat zwischenzeitlich vielleicht auch schon daran gedacht, wie er das Ox denn live nutzen kann. Na klar, ein verlockender Gedanke und grundsätzlich auch kein Problem. Man muss allerdings bedenken, dass eine deutliche Signalpause eintritt, wenn man zu einem anderen Rig umschaltet und man nicht ohne Weiteres von extern auf die Rigs zugreifen kann.
Gitarristen benutzen für das Umschalt-Controlling maximal MIDI-gestützte Systeme. Eine solche Schnittstelle hat das Ox bzw. die Software nicht. Im Studio bzw. beim Recording spielt das natürlich keine Rolle, für den Gitarristen in der Live-Situation ist das Ox aber kaum bzw. nur umständlich brauchbar. Einfach, weil die einzige Art der Bedienung, des Zugriffs auf die Presets und Parameter, die unmittelbare Arbeit in den Software-Menues ist.
Im Klartext: Rigs können nur von da aus angewählt/umgeschaltet werden, oder mit dem Rig-Drehschalter am Frontpanel der Hardware. Die sechs Positionen können frei belegt werden, so im Song den Sound zu wechseln, wirkt aber vorsintflutlich. Mal ganz subjektiv: Nur zu gern würde ich nur mit dem Ox und einem Amp auf die Bühne gehen – ich hätte Supersounds zu bieten, aber wie soll ich die praxisgerecht an den Start bekommen? Ein iPad neben mich stellen und mit dem Finger das Preset abrufen während ich mit dem Fuß das Pedalboard schalte?! Nö danke. Führt zu der Conclusio, das Universal Audio diese Anwendung wohl gar nicht ins Kalkül gezogen hat.
alternativen
Etwas, das deckungsgleich ist im Konzept wie in der Qualität, ist zurzeit nicht auf dem Markt. Es gibt aber Produkte, die im Prinzip denselben Ansatz verfolgen und durchaus als Alternative infrage kommen. Es ist der französische Hersteller Two Notes, selbst ein Pionier in dem Metier, der mit den Modellen Torpedo Live und Torpedo Reload zwei heiße Feuer im Ofen hat. Einerseits wegen ihrer Qualität, andererseits aber weil sie zu erheblich geringeren Preisen gehandelt werden (Live ca. € 900; Reload ca. € 700).
resümee
Die Performance des Ox ist beeindruckend. Weil einerseits die Loadbox funktional überzeugt, in ihrer Eigenschaft als reaktive Last sozusagen in neue Dimensionen vorstößt, und andererseits die Cabinet- Mikrofonierungssimulationen, genannt Rigs, höchste Signalqualität erreichen. D.I.-Recording leicht gemacht. Obendrein garantiert ein großes Archiv charakterstarker Factory-Presets eine maximale klangliche Bandbreite.
Man könnte auch sagen, das Ox beweist, welch große Bedeutung für den E-Gitarren-Sound gerade Cabinets, ihre Bauweise und Bestückung haben. Darin liegt ja auch der Luxus: wer hat schon die Möglichkeit, sich solch eine Auswahl an Boxen hinzustellen?! Und selbst wenn, müsste man die ja erst einmal schlau mikrofonieren, um entsprechenden Nutzen daraus zu ziehen. Klanglich wäre das sicherlich immer noch die überlegenere Lösung, aber was für ein Aufwand, finanziell wie arbeitstechnisch! Da ist es wirklich viel leichter und praktikabler, sich ein Ox hinzustellen.
Um es also auf den Punkt zu bringen: Diese „Amp Top Box“ ist ein professionelles Werkzeug und bietet damit zweifellos ein gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Hinweise zu den Soundfiles.
Die Clips wurden pur aufgenommen, wir hören stets nur das Ox alleine. Sprich, sind Effekte zu hören stammen sie von dem D.I.-Interface selbst.
Um einen objektiven Eindruck von den Klangvarianten zu vermitteln, sind die Distortion-Clips mit ein und derselben Klangeinstellung des Amp zu hören – Diezels VH2 war am Start.
Das Ox verfügt unter anderem über die Option virtuelle Room-/Raummikrofone zuzumischen. Der (dramatische) „Effekt“ ist hier dargestellt mit einem Clean-Sound über das Factory-Preset Rig 1: Erst sind nur die Direct-Mikrofone zu hören, dann vor/für den zweiten Teil blende ich die Room-Mikrofone hinzu.
Die folgenden Clips 2 bis 7 präsentieren diverse Factory-Presets mit wiederkehrenden Spielpassagen für den besseren Vergleich, nur unterbrochen von Clip 4, der einen längeren Solo-Part mit gleichbleibender Einstellung zum Inhalt hat. Im Clip 7 dagegen ist ein Lick in vier Preset-Einstellungen zu hören.
Clip 8 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich normalerweise einspiele, damit man den Charakter unterschiedlicher Amps quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann. Diesmal dient das RefRiff dazu die Speaker-Cab-Typen des Ox kennenzulernen. Nur ein Auszug, es sind nicht alle.
Ich wünsche viel Vergnügen, und…, wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).
Fragen, Anregungen und ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de. Es klappt nicht immer, aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.