Q&A of today: Was könnt Ihr mir zu meiner Epiphone EM-2 sagen?
Ungeliebte Heavy-Axt
von Heinz Rebellius,
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Q: Ich besitze eine Epiphone EM-2 aus zweiter Hand. Auf der Halsrückseite ist ein Aufkleber mit der Seriennummer 1110840, am Korpus einer mit der Bezeichnung EM-2MBK. Könnt ihr mir etwas zu der Gitarre sagen? Baujahr? Wann gab es die Gitarre? Was für Pickups sind das? Was für Hölzer? Was hat die Gitarre neu gekostet? Sind die 150 € OK, die ich bezahlt habe?
Peter D.
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A: Es gab Zeiten, da stellte Gibson unermüdlich immer wieder neue und neuartige Gitarren vor, mit der Hoffnung, dass eins dieser neuen Modelle an die großen Erfolge der bekannten Gibson-Klassiker anknüpfen möge. So brachte jede Dekade neue Gibson-Instrumente – auch die 1990er, in der u.a. die M-III erschien, die mit ihrem schnittigen Body-Styling, der damals modernen, spitzen, „reversed“ Kopfplatte, dem Floyd-Rose-System und anderen in den 80ern kultivierten Zutaten eine radikale Abkehr vom üblichen Gibson-Programm darstellte. Gibson goes heavy – ein bisschen zu spät, ein bisschen zu nett, denn dieser Markt war längst von Ibanez, Jackson, Charvel, ESP, Kramer und anderen besetzt.
Was aber keinen Gibson-Verantwortlichen davon abhielt, zur gleichen Zeit ein identisches Modell in Korea unter dem Tochter-Label Epiphone herstellen zu lassen. Diese natürlich günstigere Variante hatte einen Erle-Korpus und kam in zwei Versionen, EM-1 und EM-2, die sich nur im Vibratosytem unterschieden (EM-1 = Vintage Style Vibrato, EM-2 = Floyd Rose). Beide sahen der Gibson M-III zum Verwechseln ähnlich. Nur die Rückseite offenbarte, dass hier der Hals angeschraubt war, während Gibson der M-III den Hals verleimt hatte. Die Schaltung war aber die gleiche wie beim amerikanischen Original: Ein Mini-Toggle-Switch und ein Fünfweg-Schalter sorgten für eine große Vielfalt an Sounds, die noch durch eine Induktanz-Spule, die zusätzliche Sound-Varianten bereit hielt, gesteigert wurde. Die gesamte Hardware war vergoldet, und die EM-2 wurde in den Farben Metallic Black, Blue oder Red und Pearl White ausgeliefert.
War schon das Gibson-Original alles andere als ein kommerzieller Erfolg, so konnten auch die günstigen Epiphone-Kopien keine besseren Zahlen aufweisen und verschwanden 1995 sogar noch zwei Jahre vor dem Gibson-Vorbild aus dem Angebot! Bei ihrer Einführung kostete die Epiphone EM-2 ca. DM 1090; der derzeitige Wert auf dem Gebrauchtmarkt von nur etwa einem Viertel des ursprünglichen Preises ist ein nachträgliches Indiz dafür, dass der Markt diese Gitarre damals nicht annahm. Dabei ist Deine EM-2, die 1991 gebaut wurde, meiner Meinung nach eine der interessanteren Solidbody-Gitarren von Epiphone.