Seit über 20 Jahren wurden alle Fame Modelle bei Mayones in Danzig gefertigt. In Zukunft werden dort nur noch die exklusiven Custom Shop Modelle gebaut. Alle anderen Modelle produziert die renommierte Firma NBE in Tschechien, die für diverse internationale Nobelmarken fertigt. Ohne Zwischenvertrieb und Großhandel kommen die Instrumente direkt zum Music Store und dv247 in England, die die Fame Instrumente exklusiv vertreiben.
Anzeige
Der tschechische Instrumentenbau besitzt eine fast 500-jährige Tradition und besonders die Qualität der Gitarren und Bässe wird international geschätzt. Direkt aus der neuen Fame-Produktionsstätte erreichten uns u. a. die Forum-IV-Modelle Modern und Classic.
Angesichts der hochwertigen Ausstattung und der massiven Hölzer liegt die Frage nahe, wie all das zu derartig günstigen Preisen möglich ist. Nun ja, man spart halt an arbeitsintensiver Hochglanzlackierung und Politur und schlägt so quasi zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen kann das Holz atmen und freier schwingen, zum anderen bieten die angenehm warmen, holzigen aber dennoch glatten Oberflächen dem Spieler speziell bei stark schwitzenden Händen mehr Griffigkeit. Selbstverständlich schützt das matte Satin-Finish die Hölzer
ausreichend gegen eindringende Feuchtigkeit.
Das CITES-II-Abkommen lässt mit seiner chaotischen und wenig praxisorientierten Umsetzung seit dem 01.01.2017 nicht nur Groß- und Einzelhändler, sondern auch Hersteller, Kunden und nicht zuletzt die Mitarbeiter lokaler Umweltbehörden verzweifeln. Dies veranlasst inzwischen zahlreiche Gitarrenbauer – zur Vermeidung von Preiserhöhungen durch zusätzliche Verwaltungskosten – gänzlich auf Palisander zu verzichten. Ob nun gerade die Verwendung von Ebenholz der richtige Weg ist, ist fraglich, denn so wird es nicht lange dauern, bis auch dieses Material auf der Liste betroffener Holzarten auftaucht.
Die Bodies der Modern und Classic bestehen aus Khaya, einer Mahagoni-Gattung aus dem tropischen Afrika. Tropisch?! Vernehme ich da schon die nächste Alarmglocke? Sie wurden hälftig zusammengefügt und mit intensiv geflammten massiven (!) 19,7 bzw. 18 mm dicken Ahorndecken gekrönt, denen Wölbungen und tiefe Hohlkehlen an den Rändern „sexy“ Konturen verleihen. Während die Zarge der Modern inklusive Deckenrand 36 mm misst, ist der Korpus der Classic 7 mm dicker.
Der Khaya-Body der Modern zeigt übrigens eine sehr schöne 3D-Curly-Maserung. Als „stonewashed“ bezeichnet man bei Fame die dezent schwarz bzw. hellblau eingefärbten Decken, deren Kanten naturbelassen sind (Natural Binding). Ovale Zargenbleche halten die Klinkenbuchsen, Schaller Security Locks dienen als Gurtpins. Deren Gegenstücke zählen selbstredend zum Lieferumfang.
Die einteiligen Sapelli-Hälse (tropisch afrikanische Pflanzenart der Familie der Mahagoni-Gewächse) hat man mit langem Fuß, der exakt bis zur hinteren Kante der Hals-PU-Fräsungen reicht, mit den Bodies verleimt. Dank des kurzen Halsübergangs und des stark facettierten Cutaway-Designs, lassen sich die höchsten Lagen problemlos erreichen. Die jeweils 24 Medium-Bünde wurden perfekt eingesetzt und zwar so, dass die Stege bzw. Füße der Bunddrähte und damit auch Bundschlitze unsichtbar bleiben.
Punkte aus echtem Perlmutt und Sidedots erleichtern die Navigation auf dem Spielfeld. Optimal aus- und abgerichtete Black-TUSQ-Sättel, auf deren Rückseite ausgeprägte Kragen die Übergänge zu den Kopfplatten verstärken, führen die Saiten zu geschmeidig und präzise arbeitenden Schaller-M6-Mechaniken. Standesgemäß hat man die Modern mit Locking-Tunern bestückt, die Classic derweil mit Standardmodellen.
Tune-o-matic-Stege mit Stopbars führen bzw. halten die Saiten korpusseitig. Die Bridge der Modern ist eine GraphTech Resomax mit String-Saver-Piezo-Reitern, die hier das Klangangebot mit einem aktiven Preamp um Acoustic-Sounds erweitert.
Anders als die Schaltung der Classic mit zwei Seymour-Duncan-Humbuckern, Master-Volume, Master-Tone, Dreiweg-PU- und Coil-Split-Schaltern ersetzt bei der Modern ein Mix-Regler das Tone-Poti. Mit seiner Pull-Push-Funktion kontrolliert das Master-Volume-Poti wahlweise die Duncan-Humbucker (push) oder die Piezos (pull). Dreiweg-PU- und Coil-Split-Schalter agieren abhängig vom Mix-Setting in beiden Betriebsarten. Das Mix-Poti, das auf halbem Regelweg leicht einrastet, blendet von Humbucker- auf Piezo-Betrieb und mischt damit beide Klangquellen.
Die rückseitigen E-Fächer hat man sorgfältig mit elektrisch leitendem Lack bzw. Alufolie abgeschirmt, die Kunststoffdeckel präzise Oberkante bündig eingelassen. Praktisch ist auch das separate Batteriefach, das dank einrastenden Deckels und Federkontakten blitzschnelle Wechsel ermöglicht.
amp an!
Dass die Fame Forum IV eine Gitarre ist, auf der man sich direkt wohlfühlt, ist seit Langem bekannt. Quasi „One size fits all“. Aus ergonomischer Sicht lässt sie jedenfalls keine Wünsche offen, denn sie ist super komfortabel zu spielen: Rückseitiger Rippenschoner, schlankes griffiges Halsprofil, kurze (Gibson-)Mensur, stressfreier Zugang zu den höchsten Bünden, perfekte Balance am Gurt und auf dem Bein, flache Saitenlage usw.
Einzig die Positionen der Klang- bzw. Mix-Regler und Pickup-Schalter werden nicht jedem zusagen – sie sind jedoch beherrschbar. Allerdings gibt es auch etwas zu beanstanden: Während nämlich die Bundkanten tadellos verrundet und poliert wurden, hat man vergessen, die Schleifriefen auf den Kronen zu beseitigen. So kratzen die Saiten bei Bendings spür- und hörbar auf den Oberflächen. Die Riefen in den Bundkronen sind selbstverständlich nicht die Regel, (Anm. d.Red: der Hersteller hat bereits nachgebessert).
Beide Fame-Forum-IV-Modelle geben sich höchst schwingfreudig, zeigen lebendige Dynamik und beachtliches Sustain. Unverstärkt liefern sie ausgewogene warme Klangbilder mit reichem Obertongehalt. Aufgrund des dickeren Korpus zeigt die Classic einen Hauch mehr Fundament und hat auch in Sachen Sustain leichtes Oberwasser, während die flachere Modern im oberen Mittenbereich etwas aktiver ist.
Mit dem wohl beliebtesten weil meines Erachtens klanglich flexibelsten Seymour-Duncan-Humbucker-Pärchen halten unsere beiden Fame Forum IV nicht nur Vintage Sounds bereit, sondern bedienen dank des leistungsstarken SH-4-Steg-Pickups auch härtere Gangarten.
Während der SH-2n am cleanen Amp mit bluesig warmen, runden, leicht glockigen obertonreichen Sounds Parallelen zur Les Paul erkennen lässt – auch wenn diese nicht ganz so fett und voluminös tönen – liefert der mittiger orientierte SH-4 druckvolle, drahtige, luftige Klänge mit breitem Obertonspektrum. Mit zunehmender Anschlagsintensität lassen sich problemlos mehr Biss und Brillanz herauskitzeln. Luftig und vital perlt die Kombi beider Humbucker aus den Lautsprechern und begeistert nicht nur bei Arpeggien und intensivem Strumming, sondern zeigt auch bei gefühlvollem Solieren Charakterstärke.
Der Coil-Split-Schalter lässt die äußeren, voneinander abgewandten Humbucker-Spulen verstummen, womit unsere Forum-IV-Modelle gewissermaßen Fender-Terrain betreten, wenn auch entfernt.
Klar, sie erheben keinerlei Anspruch auf Authentizität, sondern zeigen geschmackvolle Eigenständigkeit, eignen sich bestens für funky Rhythmusspiel, dürften aber auch traditionell bis rockig orientierten Country-Pickern gefallen. Im Zerrbetrieb profitiert der Hals-Humbucker von seiner 24-Bund-Position, die nicht nur den tiefen Frequenzen mehr Transparenz und Definition verleiht, sondern das gesamte Klangbild öffnet und belebt.
Hier liegt die Paradedisziplin des SH-4-Steg-Humbuckers, der mit straffen konkreten Bässen, druckvollen Mitten, klaren Höhen und exzellenter Dynamik Durchsetzungsvermögen beweist. Selbst bei stark komprimierenden High-Gain-Sounds zeigt er noch gesunde Dynamik, unterstützt – wenn auch etwas eingeschränkt – immer noch die Tonbildung und sorgt für kontinuierliches Sustain. Sowohl die Humbucker-Paarung als auch die Coil-Split-Varianten liefern im Distortion-Mode praktikable Ergebnisse, wobei sich Letztere erfreulich nebengeräuscharm präsentieren.
Durch Ziehen des Volume-Knopfes erweitert das aktive Piezo-System das Klangangebot der Forum IV Modern. Nimmt man den Mix-Regler vollständig zurück (Null), ist allein das GraphTech-Ghost-System zu hören, dreht man es voll auf, die Humbucker. Dies bestätigt leichtes Klopfen mit einem Metallstift auf die Magnete bzw. die Piezo-Elemente. Anders als bislang, ermöglicht der Hersteller eine vollständige Trennung beider Pickup-Systeme.
Die Piezos erweitern das Obertonspektrum und erzeugen einen crispen, Acoustic-ähnlichen aber keineswegs aufdringlichen, übermäßig sterilen Klang. Allerdings fehlt es an Fundament, zudem hauen die D- und G-Saiten pegelmäßig ein wenig aus dem Klangbild heraus.
Betrachtet man die Arbeitsweise des „Mix“-Potis genauer, ist festzustellen, dass es eigentlich keine Mischfunktion hat, sondern lediglich in der Mittelstellung umschaltet, in der übrigens beide Systeme simultan aktiv sind. Der eigentliche Regelbereich in dem von Mixen die Rede sein könnte, beschränkt sich auf jeweils die Hälfte einer Skaleneinheit (0,5) um die Mittelposition des Reglerknopfes. Somit ist gaaanz viel Fingerspitzengefühl gefragt.
Darüber hinaus bedeutet das entweder 100% Piezo- oder 100% Humbucker-Signal. Schaltet man per Volume-Poti aus dem Humbucker- in den Piezo-Betrieb während sich Mix im HB-Bereich befindet, wird das Klangbild luftiger, offener, höhen- und obertonreicher – ein Indiz dafür, dass die Bordelektronik zugeschaltet wird, nicht jedoch die Piezo-Bridge.
Eigentlich schade, dass die Fame Forum IV Modern weder für die Humbucker noch für die GraphTech Bridge Klangregelmöglichkeiten bietet. Jedoch lässt sich die Schaltung auf folgende Weise ein wenig austricksen: Volume-Poti auf Piezo-Betrieb, Mix-Regler in Mittelposition. Da nun beide Abnehmersysteme aktiv sind, kann der Sound per Pickup- und/oder Coil-Split-Schalter bearbeitet und auf diese Weise für ein wenig Wärme und Klangfülle gesorgt werden. Da die Gitarre keine getrennten Ausgänge für die Pickup-Systeme bietet, besteht keine direkte Möglichkeit unterschiedliche Verstärker zu benutzen. Eine externe AB/A+B-Box schafft jedoch Abhilfe.
resümee
Die neue tschechische Produktionsstätte der Fame-Forum-IV-Modelle steht der bisherigen polnischen in nichts nach. Verarbeitung auf höchstem Niveau, wenn ich mal von den rauen Bundkronen absehe. Ansonsten Perfektion bis in die Details. Die unlackierten Satin-Oberflächen vermitteln überaus angenehme Haptik, die Ergonomie hohen Spielkomfort. Schaller-Hardware, Seymour-Duncan-Pickups und GrapTech-Ghost-Piezo-Bridge mit entsprechendem Preamp – so fährt man Pluspunkte ein.
Nicht zuletzt können beide Gitarren klanglich absolut überzeugen und bedienen auch dank sehr guter Schwingeigenschaften, exzellenter Dynamik und stabilem Sustain ein breites Spektrum unterschiedlichster Musikgenres. Das GraphTech-Ghost-System klingt hier ganz ordentlich. Es kann zwar erwartungsgemäß einer A-Gitarre nicht Paroli bieten, fügt sich aber dennoch sehr gut ins Bandgefüge ein. Wenn schon keine adäquate Klangreglung vorgesehen ist, schreit die Piezo-Mix-Schaltung allerdings nach einem echten Blend- oder Mix-Regler.