Generationswechsel?

The next generation: Gibson G-45 & G-Writer im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Gibson traut sich was – und präsentiert eine Serie von Gitarren, die Tradition und Wandel gleichermaßen in sich vereinen.

Und das ist gar nicht so einfach für einen Hersteller, der seine Trademark-Acoustic mit der magischen „45“ im Namen seit 1942 praktisch unverändert im Programm hat. Und auch die Square-Shoulder-Modelle – z. B. in Gestalt der Hummingbird – haben jede Menge Vorgeschichte.

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GENERATIONSWECHSEL?

… wohl eher nicht. Aber eine sinnvolle moderne Ergänzung zu den Klassikern wollen und können die Generation-Modelle sicherlich sein. Eine gewichtige Rolle werden da auch die Preise spielen, denn man erhält hier vollmassive Gibson-Instrumente, Made in Bozeman USA, zu einem wirklich attraktiven Preis.

Die G-45 vertritt hier die Round-Shoulder-Fraktion und hat natürlich unverkennbar J-45-Gene. Es fallen einem sofort Aspekte auf, die den günstigen Preis erklären könnten: Keine aufwendige Sunburst-Lackierung, keine Bindings, schlichtes Schlagbrett, einfacher Steg usw. Letzterer wirkt (für mich) mit seiner Rechteckform ohne Belly irgendwie „falsch“. However, wir haben hier aber keine auf billig gestrippte J-45, sondern eine neu ausgedachte Version des Klassikers, die mit vielen guten Features aktiv punkten kann. Die Korpushölzer – Sitka-Fichte für die Decke, Walnuss für Zargen und zweiteiligen Boden – sind komplett massiv. Ein Highlight ist dann natürlich das zusätzliche Schallloch (Player Port) in der Zarge … nichts wirklich Neues auf der Szene, aber doch eine Gibson-Idee aus den 60er-Jahren – die entsprechende Blaupause wurde unlängst in einer Schublade gefunden.

Seltene Ein- und Durchblicke – viele Klangdetails für den Spieler (Bild: Dieter Stork)

Der Hals ist aus Utile gefertigt. Dieses noch nicht so bekannte afrikanische Holz – auch Sipo genannt – gilt als erstklassige Alternative zu Mahagoni und Sapele. Das offenporige Satin-Finish passt gut zum Rest der Gitarre. Für das Griffbrett (wie auch den Steg) kommt Ebenholz zum Einsatz, 20 schlanke Vintage-Bünde sind sauber und gut poliert eingesetzt. Die Saiten liegen auf Stegeinlage und Sattel aus Tusq und bieten die klassische Mensur von 628 mm. Die schlichte Kopfplatte ist mit Grover-Mini-Rotomatics-Mechaniken bestückt, ein Trussrod Cover aus laminiertem Holz verdeckt den Zugang zum Halsstellstab.

Und die G-Writer? Hat bei Hölzern und Hardware viele Übereinstimmungen mit der G-45 – und ist doch eine ganz andere Gitarre. Wir haben hier ein Square-Shoulder-quasi-Dreadnought-Modell, welches noch etwas deutlicher von den Traditionen weggeht und einen größeren Schritt Richtung Zukunft macht. Sie offeriert dem Player ein Cutaway für entspannte Soli, einen schlankeren Korpus mit einer Zargentiefe von 90 bis 100 mm für bequemes Spielen im Stehen, einen flachen 16″-Griffbrettradius für ein modernes Spielgefühl (hat die G-45 auch), eine 648-mm-Mensur für viel Tightness und einen L.R.Baggs-Pickup für eine stressfreie Live-Performance. Ein Schmankerl sind die Griffbretteinlagen, die bis zur oberen Kante durchgehen und somit weitere Dots in der Griffbrettkante überflüssig machen. Sehr cool.

Noch ein paar Worte über die richtig guten Gigbags, in denen die Generation-Modelle kommen: In den top organisierten Taschen finden sich ein Humidifier, ein Schlüsselanhänger, Stellschlüssel, Putztuch usw. Da hat sich Gibson wirklich nicht lumpen lassen.

Bestens aufgehoben in dem sehr guten Gigbag (Bild: Dieter Stork)

NEUE KLÄNGE?

Bei der G-45 habe ich den großen Vorteil, dass ich sie 1:1 mit meiner J-45 vergleichen kann. Aber andererseits … der Player Port verändert so stark den Höreindruck für den Spielenden, dass direkte Vergleiche täuschen. Dieses zweite Schallloch bringt viel Lautstärke, Frische, Höhenanteile und jegliche Details ans Ohr des Players und ist von daher sehr ehrlich und streng. Denn schlampiges Picking, unsauberes Greifen oder Ähnliches werden deutlich übertragen. Im Grunde eine gute Nachricht, vielleicht machen diese Gitarren sogar einen besseren Spieler aus dir.

Also Putztuch in das Zargen-Schallloch und objektiv vergleichen: Die G hat nicht so viel 45er-Spirit wie die J, aber sie trägt die Gene deutlich in sich und schlägt sich beeindruckend. Der Klang perlt in den Höhen schön crisp und komprimiert bei heftigem Strumming ein wenig. Insgesamt hätte ich nicht gedacht, dass das G-Modell so nah rankommt – Chapeau.

Die G-Writer liegt ebenfalls perfekt in der Hand und ist dank der schlanken Zargen „nah am Mann“. Das flache Griffbrett spielt sich wie Butter, die Werkseinstellung von Halskrümmung und Saitenlage ist exzellent.

Die Töne kommen schneller aus den Startlöchern als bei der G-45, die Bässe sind knackiger und tighter. Die ganze Gitarre wirkt etwas vitaler und angriffslustiger, hat andererseits nicht diesen bluesigen Charme der Round Shoulder.

Jetzt gilt es noch, die Square Shoulder über einen Verstärker zu spielen. Lediglich ein kleiner Volume-Regler im Schalllochrand gewährt Einfluss auf das Signal – mehr brauche ich persönlich sowieso nicht. Zumal der L.R.Baggs-Element-Pickup den Klang der Gitarre sehr stimmig übersetzt. Naturgetreu und ausgewogen tönt es aus dem Acoustic-Amp. Respekt.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Liebe Traditionalisten: Macht euch locker und lasst diese Generation-Serie mal an euch ran. Sie hat wirklich etwas zu bieten – und es steckt viel Gibson drin. Und das zu einem wirklich fairen Kurs. Da geht sicher für viele die Gibson-Tür ein großes Stück weit auf. Die Gitarren spielen sich wunderbar, man hört sich besser denn je, ein gut bestücktes, tolles Gigbag ist dabei. Bitte bei nächster Gelegenheit antesten … auch eine Double-0 und eine Jumbo stehen zur Auswahl.

PLUS

  • historische Gene, frisches schlichtes Design
  • Player Port (Zargen-Schallloch)
  • Hölzer, Hardware, Finish
  • Bespielbarkeit, Handling, Haptik
  • modelltypischer Klang mit mehr „Clarity“ für den Spieler
  • natürlicher E-Klang (G-Writer)
  • Preis/Leistung


(erschienen in Gitarre & Bass 07/2022)

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