Multi-Layer-Multieffekt

Test: Zoom G2X Four

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(Bild: Dieter Stork)

Zoom entwickelt seine Produkte stetig weiter. In der aktuellen Iteration der G-Serie gibt es nicht nur neue Sounds, sondern auch eine überarbeitete Bedienung. Neu ist immer besser? Mal schauen …

Schon optisch hebt sich das G2X Four deutlich von seinen Vorgängern ab. Hatte das G1 noch freundlich rote Buttons, kommt das G2 nun kühler daher und lehnt sich eher an die Design-Sprache der G3-Serie an. Dies liegt auch darin begründet, dass sich die Bedienung geändert hat und die Navigation nun über die vier großen Buttons erledigt wird. Neben der Optik gibt es auch ein neues Innenleben und so wartet Zoom hier mit eigens neu entwickelter Multi-Layer-IR-Technologie auf.

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HARDWARE UND BEDIENELEMENTE

Durch seinen matten Carbon-Look kommt das Zoom recht elegant daher. Klar, wir reden hier über ein Gerät für weniger als € 300, da ist der Versuch, die Optik durch scheinbar hochwertige Materialien aufzuwerten, immer ein schwieriges Unterfangen. Ich finde es ist hier aber ganz gut gelungen. Von etwas weiter weg wirkt das Gerät einfach gräulich schwarz, und bei näherer Betrachtung kann man sich am Carbon-Look erfreuen. Ebenfalls Grund zur Freude gibt das geringe Gewicht von knapp unter einem Kilogramm. So ist das Zoom nicht nur durch seine Abmessungen sehr portabel.

Die Anschlüsse sind aufs Nötigste reduziert. Es finden sich ein Eingang für die Gitarre, zwei Outputs für Verstärker oder (Aktiv-) Boxen sowie ein Miniklinke-Anschluss für einen Kopfhörer und ein USB-Anschluss für den Rechner. Letzterer kann das Zoom auch direkt mit Strom versorgen. Sehr praktisch, wenn man es mittelfristig als Interface nutzen möchte. Natürlich kann es auch alleinstehend per beiliegendem Netzteil betrieben werden. Dieses ist schön klein, das Kabel könnte allerdings für meinen Geschmack ein wenig länger sein.

Was mich sehr freut: Es gibt einen Power-Schalter. So kann man das G2X auch sicher ausschalten, wenn man es dauerhaft verkabelt lassen möchte, oder vergessen hat, dass es an einem USB-Port hängt, der ständig Strom liefert. Sollte man den Schalter dann doch mal vergessen, ist ein Eco-Modus eingebaut, welcher das Gerät nach zehn Stunden Nichtnutzung ausschaltet (dies kann man aber auch deaktivieren).

(Bild: Dieter Stork)

BEDIENUNG

Das Zoom ist in seiner Bedienung fast selbsterklärend und dadurch besonders einsteigerfreundlich. Ist man im „Memory Screen“, kann man mit den Fußschaltern die drei Presets, welche auf dem Display gezeigt werden, direkt anwählen. Möchte man zu den nächsten wechseln, erfolgt dies über die vier Buttons um den oberen Fußschalter herum. Diese scrollen entweder einzelne Presets (Button rechts & links) oder um zehn (Button oben & unten) weiter.

Durch die Größe der Buttons lassen sie sich auch komfortabel mit dem Fuß bedienen, ein bisschen delikater als mit den dedizierten Fußschaltern sollte man aber schon damit umgehen. Drückt man den oberen Fußschalter, wechselt man zum „Effect Screen“. In diesem schalten die Fußschalter nun die drei im Display zu sehenden Effekte an und aus. Möchte man den Patch verändern und einen anderen Effekt auswählen oder einen neuen hinzufügen, drückt man einfach auf die oben/unten-Buttons und scrollt damit durch die Liste der verfügbaren Effekte.

Einstellungen an Sounds, beziehungsweise Effekt-Settings selbst, nimmt man direkt über die vier kleinen Potis unterhalb des Displays vor. Sie sind immer dem darüber angezeigten Wert zugeordnet. Insgesamt eine sehr einfache Bedienung, wobei ich sagen muss, dass mir der Direktzugriff auf die einzelnen Blöcke durch die Buttons in der G1-Serie auch gut gefallen hat.

Dadurch, dass die Buttons für oben und unten nebeneinander (statt übereinander) liegen, habe ich zunächst öfter mal auf den „rechts“- Button gedrückt wenn ich „runter“ wollte. Aber alles eine Frage der Gewohnheit. Was es dann doch zu bemängeln gibt, ist der Regelweg des Expression-Pedals. Dieser ist sehr kurz und so lassen sich weite, gefühlvolle Sweeps nur schwerlich umsetzen. Ein einfaches Whammy- „Ja/Nein“ ist natürlich kein Problem.

(Bild: Dieter Stork)

SOUND

Zoom hat sich viel Mühe bei der Gestaltung der Presets gegeben und liefert 250 Werkseinstellungen, welche jeweils einen berühmten Song aus der Zeit der 1950er-Jahre bis heute nachbilden. Auch wenn ich nicht alle Originale (er)kenne, so sind die Songs doch generell gut getroffen und bieten auch unabhängig von der konkreten Nachbildung eines Sounds einen guten Querschnitt der Möglichkeiten des Zooms. Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich mit einigen Sounds – unabhängig vom Song auf dem sie basieren – nicht so viel anfangen kann.

Das G2X klingt oftmals recht hart und kratzig. So habe ich den Tool-Song „Vicarious“ gut im Ohr – und so wie hier klingt die Gitarre da nicht. Aber alles eine Frage der Einstellung und so finden sich auch für jeden Sound-Bereich Settings, die ich wirklich gut finde. Im „Racecar2010“- Preset beispielsweise läuft ein Kompressor in einen AC30, der dann mit EQ, Tape Echo und Plate Reverb angereichert wird. Klingt super. Zum Test der CPU-Last füge ich noch einen Chorus in den letzten freien Slot ein: kein Problem und auch das klingt.

Man kann sich allerdings auch recht schnell Presets zusammenbauen, die der Prozessor nicht mehr verkraftet. Schickt man einen Tube Screamer in den Krampus-Amp, reicht das dem Zoom schon. Der Versuch, einen Church Reverb einzufügen, wird verweigert. Es kommt also stark darauf an, welche Effekte man auswählt. Während man im Menü zwischen diesen wechselt, hört man eine Art „Vorschau“ vom Effekt. Hat man ihn dann erstmal eingefügt, klingt es teils deutlich anders. Das finde ich ziemlich verwirrend.

Was ich wiederum super finde, ist, dass Amp-spezifische Parameter gemodelt wurden. Ein Orange-Amp weist einen sechsstufigen Color-Regler auf, beim Recti kann man zwischen Vintage und Modern wechseln. Und wenn man ehrlich ist, dann ist alleine der Diezel-Herbert-Amp hier schon eine Menge Geld wert. Wer es weniger hart mag, baut sich einen Fender-Amp mit Kompressor, Analog Delay und Particle Reverb zusammen.

Im „Critical“-Modus des Reverbs steht der Amp richtig schön differenziert vor dem Hall im Hintergrund. Mega! Tragen nun die neuen Multi-Layer-Impulsantworten zum Sound bei? Irgendwie ja, aber ich wüsste nicht, wie ich das quantifizieren soll. Ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, dass sich das Zoom dynamischer spielen lässt als die Konkurrenz.

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ALTERNATIVEN

(Bild: Dieter Stork)

Klar, Zoom macht sich selbst das Leben etwas schwer, wenn das G2X Four € 260 kostet, während man das G1X Four für knapp € 110 bekommt. Und das ist auch kein schlechtes Pedal. Ohne sie direkt nebeneinander vergleichen zu können, lässt sich das neue Zoom praktischer bedienen und klingt (aus der Erinnerung heraus) auch besser.

Als Hauptgerät lohnt sich also wohl das G2X – für eine Ergänzung des bestehenden Setups reicht vielleicht das G1. Auch Mooer, Nux, Harley Benton, Valeton etc. bieten brauchbare Geräte in einem sehr ähnlichen Preissegment an. Einen wirklichen Sprung in der Qualität macht man dann wohl erst ab ca. € 480 mit dem Line 6 Pod Go.

RESÜMEE

Zoom hat mal wieder gut abgeliefert. Mit dem G2X Four geht man einen neuen Schritt in der Bedienung und erlaubt es dem Nutzer sehr vieles mit dem Fuß einzustellen, für das er sich zuvor bücken musste. Die Werks-Presets liefern ein breites Spektrum an Sounds. Einigen davon kann ich wenig abgewinnen, andere überzeugen mich wiederum sehr und spätestens, wenn man eigene Presets erstellt, bekommt man hier mehr als brauchbare Sounds zu hören. Dabei muss man ein wenig auf die Wahl der Effektblöcke achten. Manche verbrauchen sehr wenig, andere sehr viel Rechenleistung.

Für den aufgerufenen Preis erhält man aber wirklich gute Sounds und wenn man mal schaut, was beispielsweise Particle Reverbs als Einzelpedale kosten, klingt das hier nach einem sehr guten Angebot. Es wird also einige Zeit dauern, bis man aus dem Zoom hinauswächst.

PLUS

● Bedienung
● Sounds
● Formfaktor und Gewicht

MINUS

● Regelweg des Expression-Pedals recht kurz

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

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