Fürs Handgepäck

Test: Zoom B2 Four

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(Bild: Dieter Stork)

Mit reichlich DNA aus dem großen B6 kommt das handliche B2 Four daher und bietet dem Bassisten viel Performance zum attraktiven Preis. Trotz Ähnlichkeiten gehören aber, gerade bei der Bedienung, auch Kompromisse zum Lieferumfang.

Ich denke, es ist nicht zu weit hergeholt, wenn ich behaupte, dass die Multieffekte des Traditionsherstellers Zoom in erster Linie in die Kategorie der Preis-Leistungs-Sieger fallen. Zwar werden mit beispielsweise dem B6 (Test in Ausgabe 05/22) auch etwas hochpreisigere Geräte angeboten, allerdings wird auch hier in erster Linie eine No-Nonsense-Strategie verfolgt.

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Anstelle von komplexem Routing, dutzenden Untermenüs und Parametern stehen praxisnahe Funktionen im Vordergrund: Drumcomputer, schnelle Presetwechsel, gut klingende Werkspresets und ausreichend viele Effekte, um dennoch mal was Ausgefallenes zu probieren. Während das B6 aufgrund seines Preises direkt in Konkurrenz zu HX Stomp & Co. steht, weiß das B2 Four mit einem deutlich attraktiveren Preis zu gefallen.

ERSTER BLICK

Optisch liegt die Verwandtschaft auf der Hand. Es kommen die gleichen Fußtaster zum Einsatz, die auch das Antlitz des B6 zieren. In meinen Augen eine gute Sache, die recht hohe Federspannung verhindert versehentliches Betätigen. Auch das Gehäuse in Carbonoptik kennen wir bereits vom großen Bruder. Mir persönlich sagt die Optik nicht sonderlich zu, fehlt nur noch eine Unterbodenbeleuchtung … Aber das ist schließlich eine Frage des Geschmacks und zumindest in der Theorie dürften leichte Blessuren auf der texturierten Oberfläche nicht so sehr auffallen.

Im Gegensatz zum B6 hat das B2 Four zum einen natürlich weniger Fußtaster, aber auch andere Anschlüsse. So kommt das Gerät beispielsweise komplett ohne FX-Loop aus, dafür ist der Klinkenausgang in Stereo ausgeführt. Je einen XLR- sowie Kopfhörer-Ausgang bietet das neue Modell ebenfalls, wobei letzterer nun nur noch als Miniklinke ausgeführt ist und sich nicht mehr auf der Rückseite befindet, sondern links am Gerät.

Direkt daneben platziert ist die USB-C-Buchse. Endlich! Hatte ich die Micro-USB-Schnittstelle am B6 noch bemängelt, so finden wir hier den aktuellen Stand der Technik vor. Diese Verbindung dient zum einen natürlich dem Aufspielen von Firmware-Updates, aber auch zur Verwendung als class-compliant Audio-Interface. Es sind also keine weiteren Treiber notwendig, um das Gerät am Rechner in Betrieb zu nehmen.

Sehr angenehm ist dabei die Stromversorgung über USB. Bei der Verwendung am Rechner oder Tablet ist kein weiteres Netzteil notwendig, das erleichtert den mobilen Einsatz natürlich deutlich. Einen Wermutstropfen gibt es dennoch: Derzeit steht noch keine Editorsoftware für den Computer zur Verfügung. Zwar gibt es eine mobile App, die das Editieren über die USB-Verbindung ermöglicht, allerdings kostet diese App noch einmal etwa einen Euro. Das ist etwas schade, denn in meinen Augen ist die App nicht nur ein schönes Extra, sondern fast schon notwendig. Zumindest, wenn man mit dem B2 Four mehr machen möchte als die Werks-Presets durchzugehen.

(Bild: Dieter Stork)

HANDS ON

Die klingen zwar gut und sind größtenteils mit einer sinnvollen Effektwahl versehen, aber manchmal möchte man eben doch seinen eigenen Sound basteln und nicht nur die Liste der über 200 ikonischen Sounds der letzten 50 Jahre Musikgeschichte durchgehen. Denn in etwa das verkörpern die Werkseinstellungen auf dem Zoom, wobei die Namen der Presets Aufschluss darüber geben, welcher Song Pate gestanden hat. Was mit „BadGuy2019“ oder „24kMagic2016“ wohl gemeint sein könnte?

Die Navigation der Presets geht schnell und intuitiv von der Hand. Über die vier großen Cursortasten in der linken Ecke wird durch Menüpunkte bzw. Patchbanks gescrollt und mit dem in der Mitte der Schalter liegenden Fußtaster in den Stompbox-Modus gewechselt. Hier werden mit den drei Haupttastern an der unteren Reihe anstelle der Presets nun die einzelnen Effektblöcke geschaltet. Wie auch beim B6 dient der Fußtaster in der unteren rechten Ecke dem Deaktivieren des gesamten Processings oder durch langes Drücken nur dem Umgehen der Effektblöcke.

Als zusätzliches Schmankerl stellt Zoom dem Ausgang nämlich noch die Simulationen sechs verschiedener, beliebter DI-Boxen zur Verfügung. Beim B6 hat mir die Funktion bereits gefallen, da sie dem Sound eine angenehme Färbung aufdrückt. Vor allem aber bieten einige der Modelle eine schöne, dezente Kompression. Warum man bei einem Gerät, bei dem der Platz eh schon knapp ist, einen ganzen Fußtaster dem Umschalten der DI-Modelle widmet, habe ich beim B6 schon nicht verstanden und gerade beim noch kleineren B2 Four erschließt sich mir der Sinn nicht so recht. Ein normaler Taster hätte es an dieser Stelle nach meinem Dafürhalten auch getan.

Stattdessen hätte ich mir beispielsweise eine Favoriten-Funktion oder eine Tap-Tempo-Funktion gewünscht. Beides bietet das B2 Four nämlich leider nicht direkt. Im Stompbox-Modus befindet sich ein Metronomblock als letztes Glied in der Effektkette. Wird dieser über die Cursortasten ausgewählt, kann das Tempo über den darunterliegenden Fußtaster eingetapt werden, für die Bühne ist das aber sicherlich nichts.

Ebenso wie die Bedienung der Cursortasten zwecks Bankwechsel mit den Füßen … Durch langes Drücken der Taster 1 bis 3 können Patches neu erstellt und abgespeichert, Änderungen rückgängig gemacht oder das Stimmgerät aufgerufen werden. Letzteres verrichtet seinen Dienst ohne Probleme und lässt sich zwischen 430 und 450 Hz kalibrieren. Einen Strobe-Modus gibt es nicht.

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(Bild: Dieter Stork)

ZU VIEL DES GUTEN

Grundsätzlich ist die Menüführung logisch aufgebaut und die Funktionen sind gut erreichbar. Nur sollte etwas Geduld beim Editieren mitgebracht werden, denn Zoom hat es zum einen etwas mit den langwierigen Animationen beim Umschalten übertrieben und zum anderen ist das Auswählen der Effekte recht müßig. Befindet man sich im Stomp-Modus, ist das Auswahlmenü der Effekte über die „hoch“- und „runter“-Tasten erreichbar und präsentiert sich im Grunde als Matrix der verschiedenen Effektblöcke. Jeder Spalte ist dabei ein Effekttyp zugewiesen, also Booster/ Verzerrer, Kompressor, Filter, Modulation, Amps etc.

Mit den Cursortasten wird nun durch diese Matrix navigiert. Aufgrund der Displaygröße können jedoch nur drei Effekte gleichzeitig dargestellt werden. Um einen Überblick über die Möglichkeiten zu bekommen oder einen weiter hinten liegenden Block auszuwählen, muss sich also durch die komplette Matrix mit ca. 90 Einträgen durchgeklickt werden. In Kombination mit der trägen Übergangsanimation bei jedem Klick, gestaltet sich das Editieren doch etwas behäbig. Eine simple Liste hätte den Workflow wahrscheinlich bedeutend beschleunigt.

In der App gibt es all diese Probleme glücklicherweise nicht. Hier geht die Bedienung schnell und intuitiv von der Hand, dazu muss das B2 Four lediglich per USB-Kabel und USB-Adapter bzw. Camera-Connection-Kit ans iPhone oder iPad angeschlossen werden. Für Android gibt es bisher leider keine App.

SOUND

Wie für Zoom typisch sind die Sounds durchweg gut bis sehr gut. Gerade die Dynamik- und Synth-Effekte, also Kompressoren, Filter und Synths machen wirklich Spaß und bieten, nicht nur in Anbetracht des Preises, eine wirklich gute Performance. Es gibt deutlich teurere Multieffekte, die hier schlechter abschneiden.

Genau wie im B6 liefern auch die Verstärker- und Zerrmodelle tolle Ergebnisse, insbesondere für klassische, mixtaugliche Sounds. Mit Simulationen eines B7K, BDDI und diversen Metal-Drumpatterns gehören nun auch stark verzerrte Klänge für diverse Metal-Spielarten mit zum modernen Repertoire. Zwischen Sounds von Billy Eilish, Bruno Mars, Marcus Miller, den Beatles oder Polyphia deckt Zoom inzwischen wirklich so gut wie alle Spielarten mit ausreichender Authentizität ab.

Zum Üben oder Jammen bietet der integrierte Drumcomputer eine Vielzahl an Patterns dutzender Spielweisen, sodass für jedes Genre etwas dabei ist. Wie auch beim B6 sind die Reverbs für meinen Geschmack etwas platt und metallisch, aber dafür können die Modulationen überzeugen. Im Kontext des Bassspielens sicherlich ein adäquater Kompromiss. Jedoch vermisse ich einige Algorithmen aus den älteren Geräten des Herstellers, wie die Reverbs der MS-Serie.

Als größten Unterschied zum B6 sehe ich im Sound die Boxensimulationen, diese sind nämlich fest an das Verstärkermodell gebunden und lassen sich nicht verändern. Einen zusätzlichen IR-Loader gibt es nicht. Da die vorhandenen Sounds aber stimmig sind, finde ich das nicht so tragisch. Immerhin verrennt man sich so nicht in der Suche nach „der“ idealen IR.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Mit dem B2 Four liefert Zoom wieder einen typischen Preis-Leistungs-Sieger. Die Sounds sind größtenteils wirklich ordentlich und bereiten Spielspaß ohne dass eine Ausbildung als Toningenieur dafür notwendig wäre. Mit praktischen Funktionen wie dem Drumcomputer, einem Looper und integriertem Audio-Interface bietet sich das Gerät insbesondere als praktisches Werkzeug zum Üben oder zur Aufnahme von Demos im Heimstudio an. Wer auf der Bühne nicht zwischen zig verschiedenen Sounds umschalten muss, dürfte mit dem B2 Four gut versorgt sein.

PLUS

● Funktionsumfang
● gute Werkspresets
● praxistaugliche Soundvielfalt

MINUS

● Editor-App kostenpflichtig und nur für iOS erhältlich
● Bedienung träge

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2023)

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