Yuer Audio ist einer der zahlreichen chinesischen Hersteller, die den Markt mit kaum nachvollziehbaren Kampfpreisen aufmischen. So liegt das teuerste hierzulande erhältliche Yuer-Produkt gerade mal bei € 99. Die neuen portablen Combo-Zwerge rangieren sogar deutlich darunter.
Weit unter einem Kilogramm bringt jeder der drei Verstärker auf die Waage, die auf E- und A-Gitarre sowie E-Bass spezialisiert sind. Das A-Modell ist sogar Keyboard-kompatibel. Da muss sich eine Band nicht unbedingt im Probenraum treffen, wenn z.B. an neuem Songmaterial gearbeitet werden soll, vorausgesetzt das Drum-Personal gibt sich mit Cajon oder E-Schlagzeug zufrieden.
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SPARTANISCH
Die Gehäuse bestehen aus einem Stück ABS-Kunststoff. Lediglich die Rückwand lässt sich demontieren, sofern man die fünfte Schraube findet, deren Zugang vom Seriennummernaufkleber verdeckt wird. Da ich unbedingt einen Blick ins Innere werfen wollte, hat der Sticker halt jetzt ein Loch. Uuups, Garantie erloschen!
Jeder der Transistor-Amps liefert nominal etwa 10 Watt, die von einem namenlosen 4,5“/15W- Breitbandlautsprecher klaglos übertragen werden. Eine passive – also nicht verkabelte – ovale Membran unterstützt die Bassfrequenzen. Die komplette Elektronik findet auf einer Platine Platz, die von der Input-Klinkenbuchse und den verschraubten Volume-, Tone- und Gain-Potis gehalten wird, während die Bluetooth- und Mode-Schalter sowie die beiden 3,5 mm Phones- und Aux-Anschlüsse auf der Platine Halt finden.
Den Netzschalter und die Buchse fürs beiliegende DC9V/2A-Netzteil finden wir ebenso auf der Rückseite wie das Fach für sechs AA-Batterien. An der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen, falsch machen kann man hier ohnehin wenig. Allerdings hätte ich mir an den Gehäuseunterseiten irgendeine form von Rutschhemmung gewünscht, da die Rasselbande schon vom herunter hängenden Gitarrenkabel über eine glatte Tischplatte gezogen wird und daher wenig standfest ist.
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(Bild: Dieter Stork)
BEDROOM SESSION
Der Yuer YS-10E für Elektrogitarre bietet die Betriebsarten Clean und Overdrive, die der LED-beleuchtete Druckschalter mit grünem bzw. rotem Leuchten signalisiert. Während der Amp im Clean Mode und bei unbelegtem Input nur einen Hauch von Brummen erzeugt, macht der OD-Betrieb schon bei halb aufgedrehtem Gain-Poti einigermaßen Rausch- und Brummalarm. Nähert man sich mit der Handfläche dem Bedienfeld, nimmt das Brummen mangels Abschirmung noch etwas zu.
Zwischen der 7- und 15-Uhr-Position arbeitet das Volume-Poti relativ gleichmäßig, legt darüber hinaus aber noch eine heftige Schüppe drauf. Vintage-style Strat Singlecoils entlocken dem YS-10E auch dann noch Klarklänge, wenn ich Drive voll aufdrehe. PAF-Humbucker bringen den Amp dann doch leicht ins Schwitzen, was er mit leichtem Anzerren quittiert. Dennoch bleibt das Klangbild luftig und transparent, vielleicht ein wenig kratzig, aber durchaus brauchbar. Erst jetzt – Volume und Drive voll auf – scheint der Kleine seine 10 Watt abzuliefern.
Im OD Mode bedient der Drive-Regler ein Spektrum von dezentem Crunch bis zur fetten High-Gain-Zerre mit Lead-Ambitionen, was die bei einem Breitbandlautsprecher unverzichtbare Speaker-Simulation, die auch am Phones-Ausgang anliegt, recht authentisch und akzentuiert überträgt. Die Dynamik hält sich in Grenzen, anderes habe ich aber auch gar nicht erwartet. Das Tone-Poti setzt die Höhen in Szene bzw. filtert sie, ohne dabei großartige Effizienz zu zeigen. Die Wiedergabe von Audio-Files funktioniert sowohl über den AuxInput bestens als auch über die tadellos funktionierende und blitzschnell koppelnde Bluetooth-Drahtlosverbindung.
Die Bezeichnung lässt es vermuten: Der YS-10A ist primär für elektrifizierte A-Gitarren konzipiert und überhaupt für alle mit Pickups ausgestatteten akustischen Instrumente. Er kann aber auch für Keyboards u.ä. eingesetzt werden. Während Drive die Eingangsempfindlichkeit anpasst, kontrolliert Volume den Ausgangspegel. Tone bearbeitet Höhen (Rechtsdrehung) und Bässe (Linksdrehung) gleichermaßen und zeigt hohe Effizienz.
Im Normal Mode (LED grün) wird mit straffen Bässen, prägnanten Mitten und klaren Höhen das reale Klangbild der Gitarre übertragen, die sich im Bandkontext besser behauptet. Für Fingerpicking-Solisten werden im Bright-Betrieb (LED rot) Bässe und Höhen betont, der Klang erscheint etwas weicher, smoother, noch transparenter und liefert seidige Höhen. Erstaunlich ist die wirkungsvolle Basswiedergabe, die für ein überraschend voluminöses Klangbild sorgt. Phones Out, der natürlich den Bordlautsprecher abschaltet, Aux In und Bluetooth funktionieren wie bei den Kollegen tadellos, die Qualität der Musikwiedergabe ist nicht zu beanstanden.
Damit auch E-Bässe nicht zu kurz kommen, hat der chinesische Hersteller den YS-10B im Programm, der mit Drive Mode sogar einen Verzerrer an Bord hat. Zuvor sollte der kleine Combo aber erstmal cleane Bassklänge beherrschen. Dazu dürfen das kontinuierlich regelnde Volume-Poti nicht 15 Uhr und Gain nicht 9 Uhr überschreiten, möchte man bei nicht übermäßig hartem Anschlag und vintage-style P-Bass-Pickups cleane Sounds erzielen.
Sobald man die Saiten etwas intensiver in Schwingung versetzt, sind erste Verzerrungen festzustellen, wobei die Lautstärke problemlos mit denen der YS-Kollegen mithalten kann. Auch hier kontrolliert Tone eher die Mitten und Höhen des Basses, wenn auch nicht sonderlich wirkungsvoll. Der Drive Mode, per Gain gleichmäßig regelbar, erzeugt eine Mixtur aus Distortion und dichtem Fuzz. Sicherlich ein nettes Gimmick, hinsichtlich des Einsatzbereichs jedoch eher fehl am Platz.
Klanglich kommt der Bass-Combo schnell an seine Clean-Grenzen, liefert zwar erstaunlich volle Bässe, gleitet dabei aber auch vibrierend auf der Tischplatte herum, was erst Recht nach einem rutschfesten Gehäuseboden schreit. Bevor ich es vergesse: Phones Out, Aux In und Bluetooth sind ebenso ohne Fehl und Tadel wie die Qualität der Musikwiedergabe. Zufällig stand während dieses Tests eine Songwriting-Bandprobe mit Sängerin aber ohne Drummer an. Ideen sammeln, ausarbeiten und grob arrangieren. Flugs das Yuer Zwergentrio, Gitarre und mein kleines Session-Pedalboard eingepackt und die Kollegen überrascht.
Mit meinen Effekten und YS-10E im Clean Mode war ich ebenso positiv überrascht wie der Akustikkollege mit dem YS10A. Erwartungsgemäß hat unser Bassist jedoch relativ schnell zu seinem eigenen Combo gewechselt, obwohl er den DistortionSound des YS-10B nicht uninteressant fand. By the way: Unsere Sängerin konnte auch ohne Mikrofon gut mithalten. Obendrein hat keiner der Hausbewohner aufbegehrt.
RESÜMEE
Fairerweise sollte man bei der Beurteilung der winzigen Yuer YS-10 Combos stets den Preis berücksichtigen. Obgleich klanglich sicher keine Offenbarung, konnten mich angesichts von € 39,90 Ladenpreis die E- und A-Modelle durchaus überzeugen, vor allem der YS10E im Clean Mode mit meinen Stompboxes. Während der YS-10A für seine Größe und Ausstattung ansprechend klingt, fällt der Bass-Combo durchs Raster