Gestatten: You
Test: You’s Guitars 0100E VB & J24
von Guido Lehmann, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
J-24
War die 0100E ein vergleichsweise eigenständiger Entwurf, so ist die J-24 ganz klar auf der Spur eines Steelstring-Klassikers: der Gibson J-45. Somit sehen wir hier einen Roundshoulder-Korpus mit einer Thermo-behandelten massiven Decke aus europäischer Fichte, und Zargen und Boden aus massivem Mahagoni. Weitere typische Merkmale sind das Decken-Finish in Tobacco Sunburst und der „umgedrehte“ Steg, bei dem der Bauch Richtung Schallloch zeigt (reverse belly). Korpuskanten, Schallloch und Griffbrett sind mit elfenbeinfarbenem Binding geschmackssicher eingefasst. So muss das aussehen!
Beide Gitarren kommen übrigens zunächst ohne Pickguard, es liegt aber jedem Modell ein maßgeschneidertes Schlagbrett bei.
Der Mahagonihals ist mit einem modelltypisch flach-breiten Halsfuß angesetzt, hat ein Palisandergriffbrett mit 20 sauber eingesetzten Bünden und Dot-Inlays in den üblichen Lagen – keine Überraschungen hier. Eher untypisch (aus der Martin-Tradition) aber absolut sinnvoll ist die Volute zur Stärkung des Hals/Kopfplatte-Übergangs. Das Firmenlogo finden wir bei diesem Modell auf der Kopfplatte, die ebenfalls mit den zuverlässigen Der-Jung-Mechaniken ausgestattet ist. Eine deutliche Abweichung vom Vorbild finden wir bei der Mensur, die mit 650 mm deutlich länger ist als die einer Gibson (628 mm).
Insgesamt gesehen, bekommt man hier eine vollmassive Steelstring mit tadelloser Verarbeitung, Lackierung, Bundierung und Werkseinstellung für etwa 1000 Euro. Stark!
Und wenn man die J-24 dann spielt, wird einem zunehmend klar, dass diese Roundshoulder bei aller Ähnlichkeit zu einem bekannten Klassiker, doch sehr eigenständig ist. Schon die längere Mensur sorgt für ein eigenes Spielgefühl, einen anderen Attack und Klang. Der recht kräftige Hals füllt die linke Spielhand, die wiederum ausgezeichnete Werkseinstellung sorgt für Spielkomfort und bequemes Handling – alles fühlt sich sehr stimmig an. Was den Sound angeht, so liefern die Basssaiten viel von dem, was man von einer Roundshoulder erwartet. Die Mitten und Höhen kommen tighter, direkter und heller im Ton aus den Startlöchern, da spielt die lange Mensur ihre Trümpfe aus. Insgesamt ergibt sich hier ein kraftvoller, dynamischer Gesamtklang, wo man mit einem entschlossenen Strumming richtig Dampf machen kann und wo Sololinien sich locker durchsetzten. Der straffe Saitenzug und das klare Klangbild sind natürlich auch bei Fingerstyle-Techniken äußerst vorteilhaft. Zwischenfazit: Je länger man die J-24 spielt, desto mehr weiß man deren Eigenarten zu schätzen.
RESÜMEE
Ganz klar: Defeng You weiß, was er tut. Er stellt sich hier mit zwei ganz unterschiedlichen Modellen vor, die beide überzeugen. Design, Verarbeitung, Sound und auch die aufgerufenen Preise sprechen eindeutig dafür, beim nächsten Gitarrenkauf You’s Guitars unbedingt mit ins Kalkül zu ziehen. ●
PLUS
- Design, Hölzer
- Konstruktionen mit historischem Bezug und Eigenständigkeit
- Verarbeitung, Finish
- Spielkomfort
- charakterstarke Sounds
- Preis-Leistungs-Verhältnis

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2025)
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Mr. Defeng You bietet hier anscheinend zunächst mal zwei richtig gute Gitarren in bester Qualität zu sehr fairen Preisen an!
Für diese Preise wird sogar jeweils ein solider Knochensattel-und Stegeinlage geliefert.
Da frage ich mich doch ernsthaft,weshalb man nun noch zigtausende Euros für eine anderes Gitarrefabrikat ausgeben sollte,das vermutlich hörbar nicht unbedingt besser klingt?!? Aber,nebenbei bemerkt: die aktuellen Verkaufspreise für etliche Eastman Gitarren (manufactured in China) haben leider auch extrem angezogen. Eastman bietet ebenfalls top Qualitäten und sehr gute Klangeigenschaften,-jedoch sind die Preise (auch in der Einsteigerklasse!) beachtlich gestiegen.
Da wäre eine Gitarre von Defeng You doch wirklich eine echte Alternative.
Fazit: Vielen Dank,alles vollkommen richtig gemacht!
Die Alternative wäre also “zigtausende” Euro für ein anderes Fabrikat, alles klar… 😉
Sorry Kollege, aber Dein Kommentar ist (für mich) nicht wirklich verständlich.
Was willst Du genau ausdrücken ?
Zigtausende Euro? Hm… 🤔
Gibt’s eigentlich einen genauen Grund warum meine Kommentare immer gelöscht werden? Ist mir jetzt schon öfter ausgefallen, mache ich irgendwas falsch? Ist jetzt auch nicht so wichtig weil die Kommentare unter Gitarre/Bass Artikeln eh kaum jemanden interessieren, aber ab und zu würde man halt kurz was posten und man kommt sich halt schon irgendwie blöd vor.