Seit fast zehn Jahren sind die Combos aus Warwicks BC-Reihe erfolgreich am Markt, jetzt wurden sie mit neuen Lautsprechern überarbeitet. Wir schauen uns das ganze Sortiment im Vergleich an.
Den Anfang macht mit dem BC 10 der kleinste im Bunde. Eine handliche, kleine Kiste, solide aus MDF gebaut mit Filz bezogen. Beim Bezug fallen kleine Unsauberkeiten am Ausschnitt für die Vorstufe auf, und die Rückseite mit ihren Nähten sieht auch etwas funky aus. Nichts Dramatisches, und zum größten Teil unsichtbar, wenn der Combo im Zimmer steht. Der Griff reicht absolut aus für die gut 6,5 kg, für sicheren Stand sorgen dicke Gummifüße.
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Die hinten oben zugängliche Vorstufe ist überschaubar ausgestattet: ein Eingang für aktive bzw. hochpegelige Bässe, einer für passive, eine Klangregelung mit Bässen, Mitten, und Höhen, der Volume-Regler, und zwei Miniklinkenbuchsen für Aux In und Kopfhörer, das war’s schon. Auf der Rückseite ist auch nichts weiter, außer dem Netzschalter und der Buchse fürs Netzkabel.
Wenn ich statt von Verstärkerteil nur von der Vorstufe spreche, hat das seinen Grund im Aufbau der gesamten Combo-Reihe: Der Preamp mit allen Anschlüssen ist zusammen mit der Class-A-Schaltung in einem separaten Metallgehäuse untergebracht, im Bestreben, einen äußerst laufruhigen und für Nebengeräusche unanfälligen Amp zu bauen. Netzteil und Endstufe sitzen dagegen offen hinten unten im Combo, was auch der lüfterlosen Kühlung dient. Die Leistung beträgt 10 Watt, die an einen 8ZollSpeaker abgegeben werden. Die Bassreflexöffnung neben dem Lautsprecher unterstützt die tiefe Basswiedergabe.
Während der BC 10 ein sehr kompaktes Kistchen ist, ist der nächstgrößere BC 20 schon ein ganz anderes Kaliber. In Höhe und Tiefe legt er deutlich zu, die Vorstufe sitzt über dem Speaker und ist von vorne zugänglich. Mit 9 kg bleibt er trotzdem tragbar. Der Nadelfilzbezug ist sauberer und hat nur auf der Rückseite wieder etwas rustikal wirkende Nähte, wie alle folgenden Combos auch.
Der verbaute Lautsprecher ist zwar der gleiche Achtzöller mit Keramikmagnet, bekommt aber Unterstützung von einem 2″-Neodym-Horn. Letzteres wird auf Wunsch des damaligen Entwicklers aus akustischen Gründen vom Firmenloge bedeckt. Wer mehr Höhen möchte, kann das Logo ja versetzen. Zwei Bassreflexöffnungen finden sich oben links und unten rechts. Anschluss und Regelmöglichkeiten der Vorstufe sind beim BC 20 ansonsten gleich.
Das gilt auch für den BC 40, der – man ahnt es schon – 40 Watt bietet. Auch hier arbeitet ein 2″-Horn, allerdings in Kombination mit einem Zehnzoll-Tieftöner. Hier ist der Größenzuwachs weniger extrem, in der Tiefe sind beide identisch, der 40er ist 5 cm höher und 5 cm breiter und kommt auf 15 kg.
Bei wiederum etwas größerem, aber gleich tiefem Gehäuse und einem Gewicht von 21 kg gibt es beim BC 80 auch mehr Ausstattung. Auf die beiden Eingänge folgt eine vierbändige Klangregelung, die dem bestehenden Mittenregler, der hier jetzt als Lo Mid firmiert, einen Hi-Mid-Regler zur Seite stellt. Der Aux-Eingang zum Zuspielen von Musik übers Handy hat einen eigenen Lautstärkeregler. Send und Return ermöglichen die Nutzung von Effekten im Einschleifweg, während der Line Out das Signal an einen weiteren Verstärker oder ein Mischpult weitergeben kann. 80 Watt treiben einen Zwölfzöller und wiederum ein 2″-Horn an, die Bassreflexöffnung erstreckt sich unterhalb des Gitters über die gesamte Breite.
Die umfangreichere Ausstattung des BC 80 bietet auch der größte Combo, der BC 150. Der bringt 150 Watt an den Start, die einen Fünfzehnzoll-Lautsprecher und ein 4″-Horn antreiben. Er legt vor allem in der Breite zu, und bringt 24 kg auf die Waage.
KLINGT NACH BASS
Wenn man mit dem Bassspielen anfängt, stellt sich natürlich auch die Frage nach einem Verstärker. Oft gehen dann neidische Blicke zur Gitarrenfraktion, die mit kleinen, günstigen 15-Watt-Combos einen tollen Krach veranstalten. Aber ein Bass hat da andere Bedürfnisse und gewisse Ansprüche an die Physik. Und die erfüllt der BC 10 tatsächlich! Zunächst mal macht sich der Combo mit einer himmlischen Ruhe bemerkbar, kein Lüftergeräusch und auch sonst kein Zirpen oder großartiges Rauschen. Ein Einpegeln gibt es ja nicht, also direkt den Master aufgedreht.
Der benimmt sich anders als bei den allermeisten Bassverstärkern. Während es meistens so ist, dass sie schon enorm laut sind, wenn der Master erst auf ca. neun Uhr steht, kommt aus dem BC kaum etwas raus. Das ist auch Absicht, denn die Lautstärke ist hier kontinuierlich und sehr gleichmäßig bis zum Anschlag regelbar – im Gegensatz zu den schon erwähnten Kandidaten, wo auf dem Rest des Regelwegs oft nicht mehr viel passiert. Warwick verspricht, mithilfe eines DDL (Dynamic Distortion Limiter) genannten Begrenzers, vollkommenen Clean-Ton auch bei maximaler Lautstärke. Klappt fast, mit einem pegelstarken Fünfsaiter wird es auf der H-Saite doch etwas unsauber, auch wenn ich im, vom Pegel her abgesenkten, Aktiv-Eingang bin.
Nur minimal zurückgedreht, ist der Ton aber für diese Größe erstaunlich satt und rund, es klingt nach echtem Bass. Fiese Resonanzen, wie sie bei ungedämpften Lautsprecherkammern schon mal auftreten können, bleiben außen vor. Auch die Höhenwiedergabe ist angenehm, unterschiedliche Bässe kommen in ihrem Charakter sauber rüber. Die Klangregelung greift schön zu, die Mitten sind breitbandig angelegt, der Bass konkret und die Höhen frisch. (Einstelltipp: Bässe auf 13/14 Uhr, Mitten auf 11, Höhen auf 14.) Gut gelöst ist auch der Aux In, der mono auf den Speaker gemischt wird, aber stereo über Kopfhörer wiedergegeben wird. Der Sound ist so oder so sehr angenehm, dazu kann man prima daddeln. Beide Basseingänge können auch gleichzeitig genutzt werden, was die Combos für Unterrichtszwecke attraktiv macht.
Beim BC 10 ist es kein Thema, aber ab dem BC 20 sind die Combos so tief, dass es schon etwas mühsam sein kann, zum Anschalten auf die Rückseite zu langen. Aber gut, auch kein Drama. Liefert der kleine schon erkennbar Bass ab, legt der nächstgrößere mächtig zu. Das ist schon eine richtige Bassanlage, die mit deftigem Punch ein richtig druckvolles Spielgefühl gibt. Die Vibrationen spürt man über den Fußboden, da bekommen auch die Nachbarn good vibrations gezaubert. Nach oben entlastet der Hochtöner den Zehnzöller, der im BC 10 schon eine gute Figur gemacht hat, und macht das Klangbild noch offener und luftiger.
Während der Wechsel vom ganz kleinen auf den nächstgrößeren ein Quantensprung in Sachen Druck und Tiefe ist, geht es zum BC 40 mit einem moderaten Schritt. Die zusätzliche Größe, sowohl was den Speaker als auch das Gehäuse an sich angeht, bringt noch mehr Souveränität und etwas höhere Lautstärke, aber eben ohne dramatisch draufzulegen.
Das besorgt dann der BC 80. Hier ist der Lautstärkezuwachs klar wahrnehmbar und es geht in Richtung Band-Tauglichkeit. Das mag mancher bei einer Leistungsangabe von nur 80 Watt skeptisch sehen, aber diese Leistung liefert der Combo eben auch seriös ab. Der Ton wird nochmal griffiger und puncht feste. Der zweite Mittenregler siedelt sich bei 2,5 kHz hoch an und sorgt für klingelnde Präsenzen, die gute Ortung im Band-Gefüge bringen. Der Zwölfzöller macht seinen Job noch souveräner, vom Horn weiterhin fein unterstützt. Der dazugekommene serielle Effektweg macht eine gute Figur, er ist hinter dem EQ, vor dem Master platziert. Dreht man extrem an der Klangregelung, müssen die Pegel am Effekt eventuell angeglichen werden, hier ist er aber deutlich besser aufgehoben als nach dem Master, wie bei etlichen anderen Combos dieser Klasse. Ebenfalls neu ist die Anzeige für den Limiter, die rot leuchtet, wenn der Verstärker zu hart angespielt wird.
Gelegentliches Flackern ist völlig in Ordnung, anhaltendes Leuchten quittiert der Combo mit einem Einknicken des Tons, was nicht wirklich schön klingt – da sind dann Umstöpseln in den unempfindlicheren Eingang oder Zurückdrehen des Volumes angesagt. Apropos Flackern: Nach einiger Spielzeit verabschiedete sich beim BC 80 die Netzleuchte. Nicht weiter schlimm, aber eine Gelegenheit, auf die auf vier Jahre verlängerte Garantie hinzuweisen, wenn man sein Gerät bei Warwick registriert.
(Bild: Dieter Stork)
Zu guter Letzt bleibt noch der BC 150. Der legt die letzte Schippe drauf! Vorher beschert er mir aber die Erkenntnis, dass der Riemengriff, der bei den kleinen Combos absolut ausreicht und beim BC 80 noch okay ist, beim BC 150 doch etwas unterdimensioniert ist. Die Kombination von Größe und Gewicht weckt in mir den Wunsch nach zwei Griffen links und rechts …
Im Vergleich hat er den hörbarsten Geräuschteppich im Leerlauf, der aber im Kontext der erreichbaren Leistung absolut harmlos ist. Mit dem Fünfzehnzöller kommen die Fünfsaiter noch besser zur Geltung, das noch stärkere Horn ist in den Höhen perfekt angebunden, einen Schalter zur Pegelanpassung vermisse ich nicht. Die erreichbare Lautstärke kommt auch mit einem Drumset mit. Wird noch mehr Power gebraucht, bleibt ja auch noch die Möglichkeit, an eine PA anzudocken, der Line Out gibt das Signal nach EQ und Effektweg unabhängig vom Master raus.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Aufmerksamen langjährigen Leserinnen und Lesern wird nicht entgangen sein, dass wir BC 80 und BC 150 schon mal im Test hatten. Den damals positiven Faziten kann ich mich nahtlos anschließen, und dazu noch bemerken, dass seitdem der BC 80 um € 80, der BC 150 sogar um € 170 im Preis gesunken sind. Macht das Preis-Leistungs-Verhältnis nochmal besser! Das ist eh bei allen Probanden gut. Der BC 10 punktet mit einem für die Größe schönen, nach Bass klingenden Sound und einem Format, das auch für einen Einsatz unterwegs beim Einspielen backstage oder im Hotel prädestiniert ist.
Der BC 20 ist mein persönlicher Gewinner, der Zugewinn im Ton ist immens, für den man gerade mal 20 Euro mehr auf die Ladentheke legen muss. Neben dem Einsatz als fundiert klingendem Übungs-Amp traue ich ihm auch eine Session mit Akustikgitarre und Cajon absolut zu. Mit sukzessive mehr Leistung, Größe, und ab dem 80er auch Ausstattung findet man für jeden Geldbeutel und jede Anwendung den richtigen Combo, und vielleicht hilft dieser Test ja ein wenig bei der Auswahl!