(Bild: Dieter Stork)
Die Boutique-Pedalschmiede Walrus Audio wurde in den vergangenen Jahren vor allem mit extravaganten Hall-Pedalen bekannt. Da verwundert es nicht, dass sie nun auch in ihrer abgespeckten „Fundamental”-Reihe die Weiten des Raums erforscht.
Bereits vor eineinhalb Jahren testeten wir an dieser Stelle die damals neuen Vertreter aus der Fundamental-Reihe – Reverb und Delay (Ausgabe 07/2023). Obgleich das Verdikt insgesamt positiv ausfiel, blieb die Frage, warum Hall-Experten wie Walrus in das Reverb-Pedal als dritten Modus nicht einen Shimmer-Reverb eingebaut hatten. Nun wissen wir es: Mit dem „Ambient” legen sie einen extra für die Variationen dieses Effekts gewidmeten Vertreter der Serie vor.
ARCHITEKTUR DES RAUMS
Das Ambient folgt in seinen Abmessungen und seiner Ausstattung den anderen Fundamental-Geräten. Die sind ungefähr sechs Millimeter schmaler als Standard-Pedale von Walrus (wie z.B. der Bestseller Julia) oder der Konkurrenz. Dieser an sich pedalboardfreundliche Vorteil wird jedoch erneut dadurch zunichte gemacht, dass sich der Anschluss für die 9V-DC-Stromversorgung an der Seite befindet – und der Saft-Pinöpel dann eben mehr als diese sechs Millimeter an der Seite übersteht.
Das bedeutet: Platz spart man mit dem Fundamental Ambient nicht, auch wenn die Ein- und Ausgangsbuchsen wieder stirnseitig verbaut sind. Mit 100mA Strombedarf ist das Ambient für ein digitales Pedal nicht besonders durstig und mit einem Gewicht von nur 200 Gramm auch nicht schwer.
Die Bedienung und das Reglerangebot folgen dem Schema der Geschwister: Statt Drehpotis gibt es drei Slider, die mittig einrasten (ein schönes Gefühl), sowie einen kleinen Schiebeschalter, mit dem die drei Soundvarianten des Effekts angewählt werden können – dazu gleich mehr.
Die Slider sind, von oben nach unten: „Decay” (Ausklangzeit), „Tone” (Frequenzen-Filterblende), „Mix” (Effektstärke). Hält man den Fußschalter für einige Sekunden gedrückt, kann man in einen Modus wechseln, in dem die Hallfahne beim Ausschalten des Pedals sofort stoppt – „Trails off” sozusagen. Und das war es auch schon. Weitere Einstellmöglichkeiten oder gar Presets gibt es nicht. Dass das „Handbuch” nur den Umfang einer Visitenkarte hat, ist leicht zu verschmerzen.
(Bild: Dieter Stork)
BESUCH IM SPA
Alle Regler mittig, Wahlschalter auf „Deep”: Oh, lecker! Sofort schwelgt man in einem wohlig-dunklen Hall, der geschmeidig und unaufdringlich an die Lauscher schwappt. Laut Walrus wird in diesem Modus etwas tiefe Oktave zum Signal gemischt – man kennt diesen Effekt bereits von ihrem Klassiker „Slö” und seinen Nachfolgern. Die Einstellmöglichkeiten dieser Walrus-Geräte vermisse ich nicht, denn der Effekt ist sehr gut abgeschmeckt.
Mit dem Tone-Regler lässt er sich nach rechts schön aufklaren, nach links noch mehr abdunkeln. Überhaupt ist dieser mittlere Regler, der in allen drei Modi verschiedene Frequenzen ein- und ausblendet, ein Segen: Wie oft stört ein scheppernder, aufdringlicher Hall im Mix, fehlt dann aber, wenn man ihn ausschaltet? Für mich ist ein Tone-Regler heutzutage Pflicht bei Hallpedalen.
Wie auch in den anderen Modi lässt sich mit dem „Mix”-Regler das trockene Signal komplett ausblenden, wenn man ihn ganz nach rechts schiebt, für einen Synth-artigen Swell-Effekt. Allerdings empfindet man dabei einen Lautstärkeabfall. Ein nettes Gimmick für spezielle ruhige Song-Parts.
Schalten wir mal in die Mitte, zu „Lush”. Hier glaube ich sogleich, ich sitze im Spa und lasse die typische Ambient-Mucke auf mich wirken, während sich alle Chakren langsam öffnen. So geschmeidig und schön ist der Klang dieses typischen Shimmer-Halls – am ehesten vergleichbar mit Synth-Streichern aus den 1980er Jahren, dabei aber nicht föhnartig aufdringlich, sondern geschmackvoll.
Die mögliche Ausklinglänge beim Rechtsanschlag des Decay-Reglers ist enorm – nach weit mehr als fünf Minuten (!) war das Signal immer noch nicht ganz abgestorben. Was passiert aber (in allen drei Modi), wenn man Decay ganz nach links schiebt? Dann ertönt ein kurzes Hall-„Husten”, eher wie ein Slapback-Delay – richtig, richtig gute Sache!
So, zuletzt noch in den „Haze”-Modus geschaltet: Laut Walrus werden hier Lo-Fi-Soundelemente in die Hallfahne gemischt. Für mich ist in diesem Modus am meisten „Bewegung” im Sound, es tut sich was. Vergleichbar mit seltsamen Radio-Frequenzgeräuschen, dabei aber nie aufdringlich. Ich würde mir den Effekt fast noch stärker wünschen, und Walrus hat das beim Mako R1 ja auch so im Angebot. Für mich der spannendste der drei Modi.
Klanglich sind alle drei Sounds über jede vernünftige Kritik erhaben – da flirrt nichts, was nicht flirren soll, da stören keine digitalen Fragmente, und die früher viel beschworene Kälte solcher Geräte ist hier nicht mehr auffindbar – sondern wunderschöne, stabile und sofort vielseitig einsetzbare Sounds.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Mit dem Fundamental Ambient legt Walrus nach: Ihr großer Erfahrungsschatz mit dem Klang endloser Weiten fließt nun endlich auch in die Fundamental-Serie ein. Und das Ambient liefert dabei auch mit Bravour ab. Die Sounds beamen einen sofort in andere Welten, lassen die Zeit träumerisch mit lyrischem Spiel verstreichen. Wie ein Spa-Besuch mit der Gitarre.
Reglermöglichkeiten vermisse ich dabei nicht, im Gegenteil: Die Beschränkung auf essenzielle und sofort selbsterklärende Einstellmöglichkeiten ist erfrischend. Wie oft musste ich bei den Walrus-Klassikern nachschauen, was das Poti „X” nochmal in diesem oder jenem Modus bewirkte? Nicht so beim Ambient. Wen das kleine Manko des seitlichen Stromanschlusses nicht nervt, die überbordenden Einstellmöglichkeiten anderer Ambient-Pedale dagegen schon, der macht mit dem Kauf hier nichts falsch.
Plus
● Soundqualität
● Verarbeitung
● Einfachste Bedienbarkeit
● Gewicht
Minus
● Stromanschluss an der Seite

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2025)