Jamaikanischer Bass aus Oberbayern

Test: UW Instruments Give Me Five Custom

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(Bild: Dieter Stork)

Der kanadische Wappenbaum ist der Ahorn. Kennt man, nicht wahr? Die deutsche Eiche ist auch ein Begriff, oder der japanische Kirschbaum. Den jamaikanischen Nationalbaum hätte ich aber auch als Reggae-Fan nicht gewusst. Es ist Blue Mahoe, und dessen Holz macht einen großen Teil am Give Me Five Custom von UW Instruments aus.

Überhaupt sind sämtliche Hölzer an diesem Instrument aus der Karibik, ein sonniger Bass also! Ulf Weisser, der Mann hinter UW Instruments, hat es sich vor allem in den Kopf gesetzt, Reisegitarren zu bauen, gerne auch mit versteckt eingebautem iPhone-Interface. Aber er hat auch ein Herz für Bassisten und Bassistinnen. Mein Testerherz freut sich beim Auspacken, mal ein radikal anderer Bass!

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HÖLZER UND KONSTRUKTION

Reisefreundlich-kompakt ist er, der Give Me Five Custom, dank der Headless-Bauweise. Um diese umzusetzen, ist ETS-Hardware verbaut, die nach wie vor zum Besten gehört, was man dafür bekommen kann. An der Brücke wird eingehängt, am Kopfende werden die Saiten mit Madenschrauben geklemmt. Ein Knochensattel gibt Saitenführung und Höhe der Saiten über dem ersten von 24 Bünden vor. Aus dem schon erwähnten Blue Mahoe, einem ausschließlich in der Karibik heimischen Holz, besteht der vierstreifige Hals ebenso wie das aufgeleimte Griffbrett.

Der Hals hat es ganz schön in sich … Ulf nennt das „heftiges U“. Dem würde ich nicht widersprechen wollen, füge aber noch hinzu, dass die ausgeprägte Abflachung der Rückseite ihm ein ordentliches Kastenprofil verpasst. Große Abalone-Dots zeigen die Lagen an, wobei witzigerweise statt dem 21. der 22. Bund markiert ist. Wer da spielt, weiß aber eh, was er/sie tut …

Mit dem Korpus verbunden ist der Hals mit einer Kombination aus geleimt und geschraubt, wobei sich die Schraubverbindung unter einer Abdeckung aus Zebrano versteckt, die nicht abnehmbar ist. Ein bisschen Geheimnis muss man sich bewahren. Der Body mit seiner originellen Form ist aus zwei Teilen Mahagoni mit einer herrlichen einteiligen Decke aus jamaikanischer Zeder. Um die Hölzer schön zur Geltung zu bringen, ist der Korpus in eine hochglänzende Nitrolackierung gehüllt, während der Hals geölt und gewachst ist.

Headless-Bässen haftet immer ein wenig der Geruch der 80er an. Damals hatten auch die Bartolini-Pickups ihre Blüte, haben aber bis heute wenig von ihrer Popularität eingebüßt. Zwei Humbucker im Jazz-Bass-Format finden sich im Give Me Five, an Positionen, die mich an die Bässe von Wolfgang Staab erinnern, der SKC und später Bogart gründete, bevor er sich der Restauration von Kontrabässen widmete. Wohin uns die dezidiert unklassischen Platzierungen führen, werden wir noch hören.

Zur Unterstützung der passiven Pickups gibt es eine feine aktive Klangregelung von Noll, die auf drei Potiplätzen fünf Regler bietet. Gestackt gibt es Bässe und Höhen, das Mittenpoti steht für sich. Wiederum ein Doppelpoti mit Push/Pull-Funktion für den rein passiven Betrieb vereint Volume- und Balance-Regler.

(Bild: Dieter Stork)

BESPIELBARKEIT UND KLANG

Im Sitzen liegt der Bass gut auf dem Oberschenkel, am Gurt im Stehen wird es eigen. Dadurch, dass der zweite Gurtknopf etwa in Höhe der G-Drehmechanik liegt, schmiegt sich der Give Me Five nicht an, sondern kippt leicht vom Körper weg. Ich zumindest komme so beim Spielen nicht in den Genuss der Shapings, weder rückseitig noch für den Unterarm. Das lässt sich durch eine andere Position für den Pin sicher beheben, aber da schraube ich natürlich nicht dran rum.

Kopflastigkeit (haha) ist bei Headless Bässen kein Thema, auch beim UW zeigt der Hals stabil nach oben, und durch den schon erwähnten Pin etwas vom Spieler weg. Ganz unvertraut fühlt sich der Hals für mich nicht an, er kommt mir vor wie eine sehr fette Version meines alten Status Series 2000. Fast automatisch findet sich der Daumen in der korrekten Position auf der Halsrückseite ein, der lässige Fuhrmannsgriff, bei dem er über die Griffbrettkante lugt, wird direkt mit herzlicher Unbequemlichkeit quittiert. Die Vorderseite ist fast in Klassikgitarrenmanier flach, was sich erstmal ungewohnt anfühlt, aber schon nach kurzer Zeit habe ich mich darauf eingestellt.

Die Ansprache ist Headless-typisch, jeder Ton kommt mit einem ultra-direkten Punch! Dem folgt ein langes, sauberes Sustain – mit Ausnahme des 12. Bundes auf der G-Saite. Meine Erfahrung mit Headless-Bässen mit Holzhälsen zeigt, dass der Deadspot, der sonst oft um das D im 7. Bund lauert, sich einfach nur nach weiter oben verkriecht, so auch hier. Der Sattel könnte für die H-Saite noch tiefer gekerbt werden, die greift sich in den ersten Lagen etwas steif, die Saitenlage insgesamt ist mittelhoch.

Man ahnt es schon von der Optik: So, wie die Pickups platziert sind, werden sie nicht wie ein traditionelles JJ-Pärchen klingen. Starten wir mal mit gezogenem Volume-Poti, also passiv. Der Halstonabnehmer solo macht einen schönen, runden Allroundton. Alle Frequenzen kommen gleichmäßig mit dem schon beschriebenen Anschlags-Punch, die eher weiche und warme Charakteristik der Bartolinis verträgt sich gut mit dem Give Me Five. Brummen bleibt außen vor, dank des Humbucker-Aufbaus und der sehr guten und sauberen Abschirmung des E-Fachs mit Kupferfolie.

Der hintere Pickup klingt erstmal doch etwas arg dürftig. Nicht nur sitzt er sehr stegnah, außerdem ist er ziemlich weit in den Korpus geschraubt. Kann man ja im Prinzip ändern, allerdings drückt die Unterfütterung ihn nicht hoch und die Schrauben sind zum Teil auch etwas kurz. Das ist schade, denn mit einer improvisierten Fixierung mittels Gummiband näher an den Saiten gewinnt er deutlich an Output und Tragkraft, kombiniert mit trockener Prägnanz mit jedem Anschlag.

In Mittenrastung des Balance-Reglers kommt ein ganz eigentümlicher Ton zum Vorschein, geprägt von einer leicht hohlen Note in den Mitten. Da kommt der Abstand der Abnehmer zum Tragen. Klingt sehr interessant und anders und macht gezupft wie gepickt richtig Laune! Auch Slappen macht mit dem Sound Spaß, das Anreißen der Saiten ist durch den halsnahen Pickup und die Abdeckung hinter dem Griffbrett jedoch nur mit viel Fingerspitzengefühl möglich.

Mir fehlt passiv nix, aber Noll baut bekanntermaßen gute Aktivelektroniken, also schalte ich die mal zu. Ein Lautstärkesprung bleibt aus, der Ton verändert sich durch den jetzt niederohmigen Ausgang minimal. Der Mittenregler macht beim Halsabnehmer eine sehr gute Figur, mit 400 Hz kann der Druck in den tieferen Mitten verstärkt oder mit einer leichten Absenkung für Aufklarung gesorgt werden.

Weniger gut gefällt er mir mit beiden zusammen oder dem Stegpickup alleine, da sitzt er irgendwie falsch und nölt ziemlich. Statt der TCM 3 (die ich aus anderen Bässen auch in den Mitten als ganz famos kenne) könnte ich mir die TCM 3 PM vorstellen, mit der Parametrik sollte sich das richtige Band für jede Pickup-Position problemlos finden lassen.

Bass- und Höhenregler wissen dagegen vollumfänglich zu überzeugen. Die Höhen setzen eher tief an, nehmen Anschlagsgeräusche mit und machen den Ton sehr atmosphärisch, klingen aber auch bei Absenkungen sehr gut (ein passives Tonpoti gibt es ja nicht). Der Bassregler kann den Bass richtig aufblasen, was beim Give Me Five dank der präzisen punchigen Ansprache auch bis zum Vollanschlag genutzt werden darf, wenn die Bassanlage das denn hergibt – da wackeln die Wände!

 

RESÜMEE

Charakterstarkes Teil, was Ulf Weisser, der auch in Captain Körgs Guitar Lounge Gitarren- und Bassreparaturen macht, da gebaut hat! Tolle, mir bis dato zum Teil völlig unbekannte Hölzer, eigene Ideen in Form von Korpus und Hals, im Ergebnis ein schönes, eigenwilliges Instrument! Wer sich mit dem Give Me Five Custom anfreunden möchte, wird sich erst auf den Bass einstellen müssen, die ungewohnte Halsform lag mir aber erstaunlich schnell gut in der Hand. Doch der Testbass ist eh ein unverkäufliches Unikat, Kundenwünsche auf seiner Basis werden gerne erfüllt!

PLUS

● eigene Optik
● Klang, vor allem Hals-Pickup
● besondere Hölzer

MINUS

● Abstimmung Mittenregler
● Platzierung Gurtpin

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2020)

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