Vielstimmig

Test: Ulrich BassDesign Nicolo Fretless 4

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MWAH MAL ANDERS

Der Nicolo ist ein großer Bass mit einem ausladenden Single-Cut-Korpus, was mir optisch wie beim Spielen gut gefällt. Am Gurt hängt der 3,3 Kilo leichte Bass wahnsinnig entspannt, weder der Verzicht auf eine rückseitige Abschrägung für die Rippen noch die eckige Armablage vorne können den Spielspaß mindern.

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Der schlanke Hals liegt mit seinem matten Schellack-Finish maximal angenehm in der Hand, der Sattel ist präzise gekerbt und die Saitenhöhe flach. Um das Ahorngriffbrett nicht zu strapazieren, kommt der Nicolo mit geschliffenen Saiten.

Florian hat hierfür Ernie Ball Cobalt Flats ausgesucht, die dem Bass ausgezeichnet stehen. Nicht nur, dass sie sich gut anfühlen, sie haben ein ausgeprägtes Höhenverhalten, das manch an der ungeschliffene Saite in den Schatten stellt. So kommt der schnell und direkt ansprechende unverstärkte Ton mit deutlichem Punch und viel Klarheit.

Die lässt sich mit dem aktiven Höhenregler wunderbar aufnehmen und verstärken – ohne, dass großartig Rauschen dazu käme, klingt es verstärkt wie ein sehr gut abgenommener Akustikbass. Details wie Fingerrutschen und Anschlag werden nah und intim herausgestellt, ohne zu nerven.

Wenn ich stattdessen den Mittenregler voll aufdrehe, bekommt der Nicolo einen völlig anderen Charakter. Jetzt klingt er wie ein sehr guter bundloser E-Bass, der Jaco-eske Inspirationen anbietet und zu Staccato-Fingerfunk einlädt – aber dank des überaus gesunden Sustains auch den typisch balladesken Sänger abliefert.

Mit voll aufgedrehtem Bass-Regler geht es dagegen mit entsprechender Spielweise ins Kontrabass-Territorium. Warm, mit stark angedicktem tiefem Punch und dennoch trocken und beherrschbar fügt sich der Bass wunderbar in alles ein, wo sonst der traditionelle Kontrabass zum Einsatz kommt. Und dabei habe ich ja nur jeweils einen Regler angefasst …

Der kontrabassige Ton zum Beispiel lässt sich mit mehr Mitten Richtung Electric Upright Bass beeinflussen, oder ich gebe ihm mit mehr Höhen zusätzliche akustisch anmutende Präsenz. Oder den „elektrischen” Ton mit mehr Bass aufblasen? Dem „akustischen” mehr mittiges Grollen geben? Im Zusammenspiel mit der sensiblen Reaktion auf Ort und Stärke des Anschlags bietet der Nicolo eine große Palette an Klangfarben.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Den Anspruch, High-End-Bässe in Boutique-Qualität anzubieten, erfüllt Florian Hertzsch mit seiner Firma Ulrich Bass-Design, die übrigens nach seinem Großvater benannt ist, mit Bravour. Stimmig im Design und erstklassig in der Umsetzung, ist der Nicolo ein mit einer ebenso eigenen wie flexiblen Stimme gesegneter bundloser Bass der Extraklasse, den ich nur schwer aus der Hand legen kann.

Weit entfernt von klassischen Fretless-Bass-Designs, aber mit dem Know-how des klassischen Geigenbaus ist der Nicolo ein wirklich besonderes Instrument. Wer die Gelegenheit hat – unbedingt anspielen!

PLUS

● Sounds
● Sustain
● Design
● Optik
● Verarbeitung
● Gewicht
● Bespielbarkeit
● Zubehör

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2024)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Für mich seiht der Bass schon bissle nach Zahnarztschick aus.
    Passt wohl eher zu Mädels.

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    1. Negative und machistische Posts sind heutzutage anscheinend voll salonfähig!

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    2. Kann man so sehen, muss aber nicht 😎

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      1. Es ist heute so einfach, andere zu verunglimpfen und ihnen Schaden zuzufügen. Du bist und bleibst ein Blödmann!

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        1. Der treffendste Kommentar seit ewigen Zeiten, Danke Dieter.
          Was wären denn alle Instrumentalisten wenn es nicht so genial-verückte Instrumentenbauer wie Florian Hertzsch gäbe, oder Jens Ritter mit seinem weißen R8-Singlecut Concept Bass.
          …und wenn dann mal einer optisch einem nicht so gefällt???
          So what?

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          1. Jawoll! Solche Kommentare sind völlig unnütz und unnötig. Mindestens seit Trump gibt es keine Skrupel mehr unter den Leuten!
            Und ich empfinde diesen Bass als super schön, ungewöhnlich und mit viel Hirn und Liebe gebaut.

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  2. Wow!!! Was für ne schöne Arbeit!

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  3. Nach erstem Erschrecken ob der Optik finde ich den Bass auf den zweiten Blick total sexy und würde das Baby liebend gerne probespielen. Auch auf die Gefahr, dass ich ihn dann behalten möchte.
    Die im Artikel beschriebenen Specs sind für mein Dafürhalten optimal durchdacht und ausgeführt. “Blood Pressure Rising” oder “Bin verliebt” …
    Sucht es Euch aus.

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    1. Egal wie man zum Design steht (und ich finde ihn schön): Ich habe diesen Bass bzw. einen 5-Saiter Fretless von Ulrich BassDesign auf dem Guitar Summit 2023 gespielt. Ich bin kein Fretless Spieler aber das Teil war erste Sahne! Top verarbeitet, hat sich sehr gut angefühlt und der Ton war zum niederknien! Habe an dem Tag mehrere Fretless Bässe getestet, der Ulrich war für mich ganze vorne in der Rangliste

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  4. Was für ein schönes Gerät. GROSSARTIG!
    Wenn ich 5000 Euro für ein Instrument ausgeben könnte, käme es definitiv auf die Wunsch-Liste, gleich unter den Kubicky Ex-Factor 4.

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  5. warum wird hier mein letzter Kommentar nicht angezeigt? Fast jedesmal ist das so

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