(Bild: Dieter Stork)
PASST, WACKELT, KLINGT!
So, nun aber Butter bei die Fische! Mit allen Reglern in Mittelstellung (bei gutem Licht und mit Brille eingestellt) und ohne Zerre klingt es schon mal schön rund und auf angenehme Art „poliert”. Wie viel Kompression im Spiel ist, hängt vom Output des angeschlossenen Basses ab. Mein passiver Jazz Bass wird nur leicht verdichtet, während der Yamaha Attitude oder ein Spector schon deutlich mehr bearbeitet werden.
Die Einstellung ist aber kinderleicht: Aufdrehen, bis die LED jeden Anschlag anzeigt, dann wieder etwas zurückdrehen – fertig. Oder bei getragenen (Fretless)-Balladen noch weiter aufdrehen. Wichtig zu wissen ist nur, dass gleichzeitig auch der Ausgangspegel geregelt wird. Mehr Kompression ergibt entsprechend mehr Pegel am Amp, Interface oder Mischer – also Vorsicht.
Apropos Mischer: Einen DI-Out hat das Pedal nicht. Dahinter steckt zum einen die Überlegung, das Pedal nicht größer (und teurer) zu machen, zum anderen, dass DI-Boxen auf größeren Bühnen ohnehin vom Verleiher gestellt werden.
Als erster Regler darf Mid an den Start. Hier findet eine mehr oder weniger starke Absenkung im Bereich zwischen 200 Hz und 1 kHz statt, deutlich milder als z.B. beim regelbaren Preshape von Markbass. Der Ton wirkt aufgeräumter und edler, ohne an Substanz zu verlieren.
So schnell, wie ich hier für jedes Instrument eine gute Einstellung finde, komme ich auch mit dem Mix-Knopf zurecht. Mehr Präsenz oder mehr Fundament sind nur einen kleinen Dreh entfernt. Da hier jeweils komplementäre Frequenzen beschnitten werden – also die Höhen reduziert statt Bässe geboostet – bleiben die Ergebnisse natürlich und nerven nicht. Clever!
Ganz zugedreht wirkt Mix wie ein Lowpass-Filter, das so tief liegt, dass Mid keinen hörbaren Einfluss mehr hat. Genauso verhält es sich mit der Drive-Schaltung, auch von der hört man in dieser Einstellung nix. Das liegt daran, dass die Zerre die Bässe außen vor lässt, die bleiben immer clean. Also Mix wieder in Mittelstellung. Mit Drive auf null und Tone voll aufgedreht ist der Sound komplett clean, aber die höchsten Brillianzen werden gekappt. Weiter zugedreht runden die Höhen zunehmend ab, was schon gut als zweite, schaltbare Klangebene nutzbar ist.
Wie der Drive-Regler reagiert, hängt auch von der Kompression ab. Je weiter die aufgedreht ist, desto mehr Gain steht zur Verfügung. Ziemlich genial gelöst ist die Kompensation der Ausgangslautstärke, die unabhängig vom Drive auch bei extremen Einstellungen immer gleich bleibt. So kann man nach Herzenslust die ganze Bandbreite von clean über leichtes Anknuspern bis zur Distortion ausloten.
Mit dem vorhandenen Rauschen, vor allem bei Betonung der Höhen, kann man für meinen Geschmack noch leben. Im Zusammenspiel aller Regler habe ich schnell klassische Grundsounds zusammen: den unauffälligen Allround-Ton, den sauberen Slap/Pick/Tap-Sound, die tragende Fülle für ruhige Songs, den dreckigen Rock-Ton – alles entspannt einstellbar.
Mit satter Kompression, viel Drive und Tone, wenig Mitten, und Mix in Richtung Höhen geht es sogar stark in die Richtung „finnischer Industriestandard in Sachen Metal-Zerre“ mit einem Hauch Doug Pinnick dabei.
RESÜMEE
„Great sound made easy“ verspricht Jon-Tore Dombu mit seinem SkarBassOne-Pedal – und löst das auch ein. Seine Studioerfahrungen in Sachen Bass-Recording hat er in ein kompaktes Gerät mit interaktiver, aber stets intuitiver Bedienung gepackt, das ich in dieser Form derzeit marktweit nicht kenne.
Intuition (und Zuhören) ist auch nötig, denn die glücklicherweise überschaubaren und einprägsamen Regler sind nur unter optimalen Bedingungen ablesbar. Abgesehen von diesem Manko (und davon, dass die Regler etwas wackelig sind und ich Gummifüße für den Standalone-Betrieb vermisst habe), überzeugt mich die klangliche Ausbeute vollauf – und die Bedienung ist schnell so intuitiv, dass man auch zwischen zwei Songs noch Einstellungen vornehmen kann.
Neutrale Preamps gibt es schon reichlich, der SkarBassOne will färben, deckt dabei eine große Bandbreite ab und fügt sich mit unterschiedlichen Bässen immer satt und konkret in den Bandmix ein. Wenn man sich auf die Eigenheiten einlassen kann: Unbedingt ausprobieren!
PLUS
● Sounds
● viele Möglichkeiten
● Konzept
● Inspirierend
MINUS
● wackelige Potis
● Potis schlecht ablesbar
● LED etwas hell
(erschienen in Gitarre & Bass 08/2024)