Torillo x Fendt

Test: Torillo Element

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(Bild: Dieter Stork)

Auf dem letzten Guitar Summit spielte ich auf dem Stand von Fendt’s Finest das neue Torillo-Modell namens Element an – und war sofort begeistert. Ein praxisnaher Allrounder, der in der Grundkonfiguration eher schlicht rüberkam, aber in seiner Stimmigkeit seinesgleichen suchte. Den wollte ich unbedingt testen!

Jetzt ist es endlich so weit: Einer der für den diesjährigen Summit gebauten Elements hat den Weg zu mir gefunden. Der Element wurde von Tom Germann und Steffen Fendt gemeinsam entworfen. Im Sinne der Transparenz sei noch dazu gesagt, dass ich Tom und Steffen letztes Jahr den eigentlich unverkäuflichen Prototypen aus den Rippen geleiert habe, und darauf schon etliche Spielstunden absolviert habe.

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BASS HOCH ZWEI

Steffen Fendt ist der Macher von Fendt’s Finest, Tom Germann der Master Builder hinter Torillo Basses, der auch die Idee zur Zusammenarbeit hatte. Handgemacht sollte der Bass natürlich sein, auf Augenhöhe mit der Oberklasse, aber dennoch ein universell einsetzbarer Player, der sich auf das „Elementare“ konzentriert. Die Zutaten sind nicht eben außergewöhnlich, aber bewährt – und die Extras stecken im Detail.

Der entfernt Jazz-Bass-ähnliche Body ist beim Testbass aus Roterle, gegen Aufpreis ist auch Sumpfesche zu bekommen. Freie Wahl hat man bei der Farbe: Eine Tafel mit 200-RAL-Classic-Farben sollte für jeden Geschmack das Richtige bieten – in diesem Fall RAL3005, Weinrot. Passend dazu gibt es eine Auswahl von acht verschiedenen Pickguard-Farben. Man sieht schon: Ganz so wenige Optionen gibt es doch nicht. Auch die Hardware gibt es in Schwarz oder Chrom. Gegen Geld gibt es einen Matching-Headstock, Binding am Hals, und/oder Block-Inlays. Diverse Deckenhölzer schlagen mit 400 Euro zu Buche, für 500 Euro gibt es eine Nitrolackierung samt Aging.

Aber zurück zum Testbass, der die „Brot und Butter“-Variante darstellt. Was den Korpus betrifft, heißt das, dass er sauber in einem matten Rot lackiert und mit einem dreischichtig weißen Schlagbrett versehen ist. Der Hals ist wie bei allen Elements aus Quartersawn-Ahorn. Bei diesem Aufschnitt liegen die Jahresringe nicht, wie es seit Leo Fenders ersten Bässen üblich ist, sondern sie stehen, was mehr Stabilität geben soll, sowohl physisch als auch tonal.

Unkonventionelle Halsbefestigung (Bild: Dieter Stork)

Das Griffbrett ist aus Palisander und trägt Dot-Inlays in der Flanke und Front. 23 Neusilberbünde wurden sauberst eingesetzt, dazu ein Nullbund und eine Saitenführung. Um die Saiten fest auf den Nullbund zu pressen, ist ein Niederhalter quer über alle fünf Saiten montiert. Schraubhalsbässe, deren Hälse mit vier Schrauben fixiert sind, sind nichts Besonderes. Wenn man sich den Element an dieser Stelle ansieht, könnte man aber ins Grübeln kommen, folgen die Schrauben doch alle der großzügigen Rundung der Halstasche mit fließendem Übergang in das untere Cutaway.

Für Stabilität ist natürlich gesorgt, des Rätsels Lösung ist ein Halsfuß, der sich unter dem Schlagbrett bis zum Halspickup erstreckt und von vorne mit zwei Gewindeschrauben unsichtbar fixiert wird. Auf der Kopfplatte verrichten Gotoh-Mechaniken ihren Dienst, wie gewohnt mit gleichmäßigem Lauf, höchster Präzision, und so stimmstabil wie es eben geht. Am anderen Ende werden die Saiten einfach eingehängt in die ebenfalls bewährte Hipshot-B-Style-Brücke, deren Saitenreiter in Oktave und Saitenlage justiert werden können und seitlich vom massiven Rahmen der Bridge so eingefasst werden, dass auch härteste Spielweisen sie nicht verrücken können. Schaller-kompatible Gurtpins vervollständigen die Hardware.

Hipshot B-Style Brücke (Bild: Dieter Stork)

Bei den Pickups vertraut Tom dagegen auf Eigengewächse. Im schicken Ebenholz-Cover präsentieren sich die beiden Single-Coils mit je zwei Pole-Pieces pro Saite, ganz wie bei einem Jazz Bass. Geregelt werden sie über eine so originelle wie durchdachte Elektronik: Die obere Reihe besteht wie gewohnt aus Volume, Volume und Tone – ganz wie man es vom JB kennt.

Per Minischalter wird der aktive EQ zugeschaltet, dessen Batterie auf der Rückseite des Bodys in einem separaten Fach sitzt und schnell ausgetauscht werden kann. 2-Band-EQs gibt es ja reichlich, einer wie dieser hier ist mir vor den Element-Bässen noch nicht untergekommen. Dazu gleich im Praxisteil mehr. Die versprochene Präzision in der Verarbeitung liefert der Element zu 100 Prozent ab. Alle Fräsungen sind so passgenau, wie es nur geht, die Lackierung ist perfekt, die Elektronik sauber verarbeitet und auch der Bundschliff ist vom Feinsten.

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ELEMENTARE FLEXIBILITÄT

Dem ist es zu verdanken, dass der Bass auch mit flacher Saitenlage schnarrfrei knackig anspricht und sauber ausklingt. Dabei hängt der Element, wie von der Korpusform zu erwarten, satt und solide am Gurt. Er ist nicht der Leichteste, aber gut lange tragbar und frei von Kopflastigkeit. Der Element ist definitiv ein ausgewachsener Bass, nicht nur hinsichtlich des nicht eben kleinen Korpus, sondern auch mit 19 mm Saitenabstand am Steg und einem recht breiten Hals.

Dank des geschickten, eher flachen Shapings und der auch ausladenderes Vibrato zulassenden Führung der äußeren Saiten mit einigem Abstand zur Griffbrettkante, merke ich davon angenehm wenig. Während der Testphase rührte sich der Hals, sicher auch dank der stehenden Maserung des Ahorns, keinen Millimeter. Trotzdem ist es gut, die Halskrümmung, falls nötig, per Speichenrad am korpusseitigen Halsende schnell justieren zu können.

Passiv an den Amp geschickt, klingt der Element erstmal wie ein Jazz Bass mit mittlerem Output, punchigen Bässen und tragenden Mitten in ausreichendem Maß sowie einer Extraschippe Höhen. Da der Ton dadurch weder dünn noch schrill wird, kann ich diesen expliziten Treble-Gehalt durchaus genießen, oder ich greife zur schön arbeitenden Höhenblende, die den Überschuss einfängt und den Ton an das angleicht, was man sonst von passiven J-Style-Bässen so kennt.

Auf Aktiv geschaltet, macht die Abstimmung der Pickups noch mehr Sinn: Sind zweibändige EQs sonst als Bass und Treble angelegt, arbeitet der von FF-Audiotechnik entwickelte Preamp bei 50 Hz im Bass und bei 3,5 kHz in den hohen Mitten, jeweils als „Boost only“. Dazu passt dann die zurückgenommene Höhenblende, die auch im Aktivbetrieb am Start ist, die weiter aufgedreht mehr Brillanz und Strahlen freisetzt. Praktisch rauschfrei ist das Ganze auch noch.

Der Bassregler bringt ein sattes Fundament, während der Hochmittenregler exakt justierbar macht, wie weit ich den Attack des Element-Basses in der Band nach vorne stelle. Vom knödeligen Steg-Jott, ob passiv oder mit leichter aktiver Bassstütze, über rauere Sounds vom Hals-Pickup, passiv mit weit aufgedrehten Höhen oder aktiv mit wenig Höhen, aber viel aktiven Hochmitten, bis zum aktiven Edel-Slap mit offener Tonblende und extra Bassfundament – das eh schon flexible Konzept eines passiven Jazz Basses erweitert der Element mit eigenen Ideen und ebenso geschmackvoller wie origineller Aktivelektronik.

Ein bisschen erinnern die auch im Aktivbetrieb nutzbare Passiv-Tonblende und der aktive „Boost only“-EQ an die kanadischen F-Bässe – was nicht ganz von ungefähr kommt, Tom und ich sind beide Fans … Als hübsches Detail sind die Knöpfe aus Ebenholz und haben Messing-Dots – gut ablesbar und es ist ein Vergnügen, daran zu drehen.

Als klassische Singlecoils fangen sich die Pickups Einstreuungen ein, wenn nicht beide voll aufgedreht sind. Durch gute Abschirmung ist dieser typische Effekt aber auf ein Minimum reduziert. Ebenfalls praktisch nicht vorhanden sind unsaubere Töne in den hohen Lagen der tiefen Saiten durch zu hohen Magnetzug. Auch die große Quartdezime im 23. Bund kommt sauber singend.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Von Grund auf neu entwickelt, soll der Element ein eigenständiger Bass sein, mit einem neuen, originellen Design und optimierter Konstruktion, aber auf das „Elementare“ reduziert und bezahlbar. Letzteres ist relativ, der Bass kostet natürlich viel Geld, aber gemessen daran, was er bietet und wie er gebaut ist, ist er meiner Meinung nach günstig.

Die Abstimmung der handgewickelten Pickups und der eigens entwickelten Elektronik ergibt eine eigene Stimme, die den Element stimmig und universell in vielen Stilen und Situationen einsetzbar macht. Edelbass-Attribute wie perfekte Bundierung, leichte Bespielbarkeit, gleichmäßig gute Ansprache und die Abwesenheit von Dead-Spots gibt es quasi on top dazu.

PLUS

● Sound
● Bespielbarkeit
● Hardware
● Pickups und Elektronik
● Verarbeitung

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2023)

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